attac-Düsseldorf - offen nach rechtsaussen ?

Artur & Anna 29.10.2003 16:04
Attac-Düsseldorf lädt zur Veranstaltung mit Rechtsaussen.
Attac-Düsseldorf lädt auf ihrer Homepage  http://www.attac.de/duesseldorf/ zu einer Veranstaltung "Ist der Sozialstaat tatsächlich unfinanzierbar? Über den Zins als "größten Umverteiler", Vortrag / Diskussion mit Klaus Popp". Die Veranstaltung soll im soziokulturellen Zentrum zakk stattfinden, einem Ort der bislang für rechtsaussen Tabu war.

Wer ist Klaus Popp und wer steht hinter ihm?

Popp ist "Freiwirtschaftler", also Anhänger der Lehre Silvio Gesells, die - grob verkürzt - die Existenz des Zinses als Grundübel der Gesellschaft betrachtet. Popp war bis 1999 einer der wichtigen Strippenzieher der nordrheinwestfälischen Gliederung der rechtsextremen FSU (zur FSU siehe  http://www.idgr.de/lexikon/stich/h/hwp/hwp.html)

Die aktuelle (Tarn-)Organisation des Herrn Popp ist die "Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung", die seit einiger Zeit versucht, attac-Gruppen im Bundesgebiet zu unterwandern. Dabei knüpfen sie an Unkenntnisse der attac-Gruppen an und Versuchen mit Aussagen wie "Nur der Spekulant geht wegen höherer Zinsen ins Ausland. Der Investor geht umgekehrt in Länder mit niedrigen Kapitalkosten, um preiswerter produzieren zu können" der alten Rede vom Unterschied zwischen raffendem und schaffendem Kapital ein neues Gewand zu verschaffen.

Der Organisator der Veranstaltung, Felix B. von attac-Düsseldorf, "beschwichtigt" KritikerInnen der Veranstaltung damit, daß man doch keine Zensur ausüben dürfe. Darüber hinaus empfiehlt er als interessante Lektüre ein freiwirtschaftliches Rechtfertigungsschreiben, in dem es u.a. unter der Überschrift "Brauner und roter Faschismus" heißt: "Die rote Barbarei begann jedoch bereits mit Lenin, und sie lässt sich durchaus mit der der braunen messen". Der Autor, Klauss Schmitt, zückt schon mal auf einer linken Veranstaltung, die sich kritisch mit den Gesellianern befaßt, die Gaspistole...

Kurz und gut: attac-Düsseldorf ist nach rechtsaussen weit offen, es gibt innerhalb von attac keinerlei Bestrebungen, die Veranstaltung abzusagen und das Kulturzentrum zakk sieht bisher auch keine Notwendigkeit, zu reagieren. Antifa, übernehmen sie ?
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Ergänzungen

Fake-Artikel

Hinweis 29.10.2003 - 16:21
Dieser Artikel bedient sich der Strategie der "Imagebeschmutzung". Immer wieder werden irgendwelche Behauptungen widerholt, meist sehr schlecht oder gar nicht belegt. Auch wenn sich die jeweiligen Behauptungen als Blödsinn herausstellen, bleiben bestimmte Dinge dennoch im Gedächtnis der meisten hängen.

Hier konkret: Anhänger der Freiwirtschaft sind mitnichten rechtsaussen. Diese Behauptung ist falsch und soll scheinbar Fakten liefern für eine unhaltbare Behauptung.

Sondern: Es gibt einige eso-angehauchte Rechte, die auf Silvio Gesell abfahren. Deswegen ist seine Idee allerdings nicht automatisch rechtsaussen. Silvio Gesell liesse sich leicht wiederlegen, wird aber von Leiten wie von obigen Autor nicht gemacht. Genauso wie auch nie Argumente dafür geliefert werden, warum soziale Bewegungen immer böse sind (aus der Ecke des Autoren kömmen nämlich oft Behauptungen, daß soziale Bewegungen böse seien)

Was treibt Artur & Anna?

Jemand 29.10.2003 - 16:26
Der inflatorisch gebrauchte Nazi-Vorwurf ist bei K-Sekten längst Normalität. Was treibt aber "Artur & Anna?" zu solch abenteurlichen Realtitäts-de und -konstrukten?
Eine Erklärung findet sich vielleicht hier:  http://www.heise.de/newsticker/data/uma-29.10.03-000/

Wo liegt der Skandal?

doesn't mind 29.10.2003 - 19:58
Kann mir jemand erklären, wo hier der Skandal liegt? Warum ist es skandalöser, dass attac sich einen erklärtern Freiwirtschaftler einläd als die damit ebenfalls gegebene Tatsache, dass ein erklärter Freiwirtschaftler sich von attac einladen läßt?

Wie sich den diversen zur Verteidigung von Gesell verfassten Websites entnehmen läßt, war Gesell wirklich kein Völkischer. Nachzulesen in Zitaten wie diesen:

"Die Entwicklung der freiwirtschaftlichen Theorien zu einer politischen Bewegung, das Hinauswachsen aus dem Stadium der Literatur zwingt mich zu einer entscheidenden Stellungnahme hinsichtlich des Programmes dieser politischen Bewegung und dafür zu sorgen, daß der leitende Gedanke der Freiwirtschaft im Programm in möglichst klarer und unzeideutiger Weise zum Ausdruck komme.(...) Mein Irrtum ist es auch gewesen, das ich der freiwirtschaftlichen Gedankenwelt eine viel größere erzieherische Kraft zumaß. Mir war es eine Selbstverständlichkeit, daß die nationalistischen Federn, die den freiwirtschaftlichen Mauserungsprozeß überlebten, über kurz oder lang abgestoßen würden. Solches ist bei vielen FFF-Leuten leider nicht eingetreten. Diese Federn sitzen sehr fest und ich bin auch noch nicht dahintergekommen woran das liegt. Daß es ein Erziehungsprodikt ist, das ist mir klar, aber das dieses Erziehungsprodukt der reifen Ueberlegung des heranwachsenden Mannes nicht weichen kann, das ist, wie gesagt, schwer verständlich. Mir deucht fast, daß der nationalistische Wahn mit dem religiösen Wahn zu einer Einheit rattenkönigverschwanzt ist, und daß hier Religion und Nationalismus gleichzeitig angegriffen werden müssen." (Silvio Gesell an Will Noebe, in: Die Freiwirtschaft durch Freiland und Freigeld, 20.Heft, 10 (1925), S431f  http://home.t-online.de/home/h.-j.werner/fnetz.htm)

Auf dieser Website gibts noch mehr entsprechendes. Gesell selbst war es offensichtlich deutlich unangenehmer, dass seine Theorie faschistische und nationalistische Anhänger fand, als es dies seinen heutigen Anhängern ist. Gesell war "noch nicht dahintergekommen woran das liegt". Ich kann nicht beurteilen, ob er es in der Folge ernsthaft versucht hat und zum Beispiel Überlegungen zum Charakter des antisemitischen Ressentiments gegen den Zins angestellt hat. Seine heutigen Verteidiger jedenfalls, auch dass geht aus den einschlägigen Websites hervor, begnügen sich mit der bloßen Gesinnung Gesells anstatt sich diese Fragen zu stellen. Denn was unter Umständen für Gesell sprechen mag, eine lautere Gesinnung die sich den realen Verhältnissen nicht gewachsen zeigte, spricht gegen seine heutigen AnhängerInnen. Gesell "war"(!) der emanzipatorische Charakter seiner Theorie eine "Selbstverständlichkeit", ihm kamen Zweifel. Seinen Adepten ist er es heute kontrafaktisch noch immer. So sind sie, unfähig zu jeder Einsicht, VertreterInnen der Reaktion.

Denn selbstverständlich kommt niemand von ihnen auf die Idee, die Freiwirtschaft einfach mal Freiwirtschaft sein zu lassen um sich mit dem zu beschäftigen, was nach Gesells Einsicht verhindert, dass die Freiwirtschaftsbewegung "die nationalistischen Federn" abstreift, nämlich mit dem nationalistischen Wahn.

Gleiches gilt aber auch für Attac. Genauso regelmäßig wie Freiwirtschaftler lockt Attacs Agitation gegen die Übermacht des Finanzkapital rechte Freunde an. Und genauso regelmäßig vermeiden sie es, dahinterzukommen, "woran das liegt". Es handelt sich hierbei um die staatsfetischistische Seite des gleichen Problems. Seit es die Arbeiterbewegung mit der Verstaatlichung hält, also schon ziemlich lange, propagierte diese die Übermacht des Kapitals / der Zirkulation über den das vermeintliche Allgemeingut repräsentierenden Staat. Heute heist dieses Hirngespinst Globalisierung, eine Entwicklung, die dem Kapitalismus "die nationalistischen Federn" zu nehmen scheint. Anstatt den "mit dem religiösen Wahn zu einer Einheit rattenkönigverschwanzt[en]" "nationalistischen Wahn" "anzugreifen", befördern sie ihn.

Wenn also ein Skandal vorliegt, liegt der mindestens genauso darin, dass sich ein Freiwirtschaftler, dessen Theorie eine anarchistische und damit staatsfeindliche Geschichte hat, dem Staatsfetischismus von attac andient.

Nur: Es ist schlimmer. Während sich die Freiwirtschaftler heute offen zur "Marktwirtschaft" bekennen, also wirklich nur noch das damit endgültig antisemitische Ressentiment gegen den Zins beibehalten haben, hält es attac mit dem Sozialstaat. Zusammengenommen heißt das dann "soziale Marktwirtschaft".

Die "kontroverse Diskussion", die Attac Düsseldorf auf ihrer Homepage angekündigt hat, ist also wohl weniger eine neue Folge des üblichen "Anarchismus oder Kommunismus" als kreuzbiedere postfaschistische Staatsbürgerei. Und genau darin liegt die Gefahr die eine Warnung wert ist, im u.a. autoritären und antisemitischen Potential der bürgerlichen Mitte der sozialen Marktwirtschaft in der Krise.

Freie Wirtschaft, geknechtete Menschen

NN 29.10.2003 - 22:43
Zum ideologischen Hintergrund der "Freiwirtschaft":

 http://trend.partisan.net/trd1298/t291298.html

Silvio Gesell

Pedder 29.10.2003 - 23:36
1918 schrieb Silvio Gesell folgenden Brief an den Herausgeber der Berliner "Zeitung am Mittag"
Trotz dem heiligen Versprechen der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz dem Ruf der Millionen: "Nie wieder Krieg"; entgegen all den Hoffnungen auf eine schöne Zukunft muss ich es sagen: Wenn das heutige Geldsystem die Zinswirtschaft beibehalten wird, so wage ich, heute schon zu behaupten, dass es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen werden. Ich sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik lässt die Wirtschaft rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste rasch erfolgen und durch ein Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen und große Heere Arbeitslose werden auf der Straße stehen....In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden, und die Giftpflanze Übernationalismus wird wieder wuchern. Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein."

Gefunden in Margrit Kennedy`s Buch "Geld ohne Zinsen und Inflation"
Silvio Gesell´s Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung" taucht darin genauso auf wie Klaus von Dohnanyi und ein ins schwanken geratener Vorstandsvorsitzender Alfred Herrhausen und sein Spiegel Interview "Ich sehe die Risiken ganz genau.(Spiegel Nr. 25 Hamburg 1987)

Das von Margrit Kennedy, bei Permakultur Publikationen 1990 in Steyerberg herrausgegebene Buch es macht auf einfache Weise die ganze Dramatik klar welche mit dem Zins im Zusammenhang steht.
Wer diese Schrift gelesen hat der wird zum Kritiker der Reichen, genauso wie Gesell das "Freigeld" auch als Befreiung vom Unrecht des Zinses und der Diktion der Reichen verstand.
Was daran nationalistisch sein soll,gerade bei der Tatsache dass die Nation gerade von denen so hoch gehalten wird die sich in einer Tradition der besitzenden Herrscher befinden und ihren Reichtum am Zinsunrecht mehren. Alles Unrecht baden dann die aus die sich zwangsläufig (sollten sie noch einigermaßen ticken) sich als links definieren.
Es ist eine hoch antidemokratisches Unrechtssystem, das was mit dem Zins und Zinseszins einhergeht.
Wir müssen arbeiten und jene welche Reichtum besitzen nennen es ihr Geld für sie arbeiten lassen. Dass wir es sind die geschröpft werden- für sie mitarbeiten-, der nächste Krieg und Börsencrash schon vorprogrammiert ist macht dieses Thema so wichtig. Informiert euch, es lohnt sich !

Erklärung von attac Düsseldorf

Artur 03.11.2003 - 17:29
Ist der Sozialstaat tatsächlich unfinanzierbar? Über den Zins als "größten Umverteiler". Vortrag /
Diskussion mit Klaus Popp

Attac-Düsseldorf sagt nach Rücksprache mit der Attac-Hochschulgruppe die Veranstaltung am 27.1.1
2003 im zakk in der ursprünglich geplanten Form ab.
Wir bemühen uns zum selben Zeitpunkt eine Diskussionsveranstaltung zu Fragen der Geld- und
Zinsproblematik und des wirtschaftstheoretischen Spektrums bei Attac zu organisieren. Unabhängig davon
laden wir die Kritiker der ursprünglichen Veranstaltung zu einem gesonderten Termin ein, um über den
unberechtigtenVorwurf "Attac-Düsseldorf sei nach rechtsaußen weitoffen" öffentlich zu dikutieren. Der
Vorwurf selbst ist für jeden, der Attac kennt, unhaltbar.

Attac-Düsseldorf und Attac-Hochschulgruppe Düsseldorf

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Nun seid ihr ganz durch wa? — Psycho Pate

häääh?? — ali

@Gabi — 4JapanerImVergleich