Castor-Alarm: Tag X im "Südwesten"

Südwestdeutsche anti-Atom-Initiativen 28.10.2003 12:22 Themen: Atom
Nach letzten Informationen soll der der Tag X im Südwesten/Wörth am 10.November ab 12 Uhr beginnen. Um diese Zeit wird der Bahnverkehr Wörth - Lauterbourg "aus betrieblichen Gründen" eingestellt.
Die Südwestdeutschen Initiativen sind schon früher da - ab Sonntag, den 9. November, 14 Uhr, findet in Maximiliansau-West eine Dauermahnwache statt.
Für den Transporttag kommt wie im vergangenen Jahr das Streckenkonzept "zum Zug"...
Geplanter Grenzübertritt des CASTORS:
Montag, 10.11., ab 12.00 Uhr!

Castor-Transport von La Hague nach Gorleben

Zeitreise: aus dem Jahr 1986 ins dritte Jahr des 2. Jahrtausends

Wir erinnern Euch an den Super-GAU in Tschernobyl 1986, nachdem ein gewisser Joschka Fischer ein Buch mit dem Titel "Der Ausstieg aus der Atomenergie ist machbar" (Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1986, ISBN: 3-499-15923-6) herausgab. Mitwirkender: Otto Schily.

Wie war damals die Situation?
Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl stand die Lobby der atomaren Verseucher mit dem Rücken zur Wand. In verschiedensten Städten waren immer wieder zehntausende auf den Straßen, der Druck aus der Bevölkerung war allen Repressionsmaßnahmen zum Trotz so groß, dass es zu greifbaren Erfolgen kam:
Die lange heiß umkämpfte WAA Wackersdorf musste von der Atomlobby aufgegeben werden.
In Italien wurden alle vorhandenen AKW auf Druck der Bevölkerung abgeschaltet, in Österreich wurde das erste dort geplante AKW nicht gebaut und der komplette Verzicht auf die Atomkraftnutzung in der Verfassung festgeschrieben. Atomkraftbefürworter bekamen damals keinen Fuß mehr auf den Boden.

Was hat sich seit damals getan?
Nach Tschernobyl war die Stimmung in der Bevölkerung mehr als nur passiv ablehnend gegen die Atomkraftnutzung.
Das Wissen um die Gefährlichkeit und die Unbeherrschbarkeit dieser Technologie ist dasselbe geblieben. Die Stimmung allerdings ist heute anders: Tschernobyl ist in seiner Brisanz verdrängt worden. Viele Menschen haben darauf vertraut, dass der Kampf um ein Ende der Atomkraftnutzung für sie von Delegierten in Parlamenten geführt werden könne und würde. Der Öffentlichkeit wurde gepredigt, mit dem sogenannten "Atomkonsens" sei der Ausstieg aus der Atomkraftnutzung geschafft, das Thema sowohl vom politischen als erst recht auch vom privaten Tisch gefegt. Die rot-grüne Bundesregierung hat versucht, die Anti-Atom-Bewegung mit der Lüge vom Atomausstieg klein zu kriegen.
Dieses Vertragswerk wurde auf beispiellos undemokratische Weise zwischen Industrie und Regierung ohne Diskussions-Beteiligung von Parlament oder gesellschaftlichen Gruppen ausgehandelt.
In Wirklichkeit hat dieses Papier rein gar nichts mit einem Atomausstieg zu tun. Es wurde lediglich festgeschrieben, dass

in Deutschland (!) keine neuen AKW gebaut werden. Das jeweilige AKW bei Euch vor der Haustür darf eventuell noch über 30 Jahre laufen - die Atommüllmenge wird sich verdreifachen!

die Atomkraftwerksbetreiber die AKW sicherheitstechnisch nicht auf den jeweils neusten Stand bringen müssen.

die AKW-Betreiber auch weiterhin nur für einen Bruchteil der durch mögliche Katastrophen entstehende Schäden haften müssen!

Uran bzw. die daraus gefertigten Brennstäbe als Energieträger weiterhin steuerfrei bleiben.

Man sich mit der Endlagersuche ruhig noch weitere 20 Jahre Zeit lassen kann?





Wie ist die Lage heute?
Heute sehen wir uns folgender Situation gegenüber:
In Deutschland wird gerade regelrechte Hetze gegen die Windkraftnutzung betrieben und außer einer Förderung von regenerativen Energien findet keine ökologische Energiewende statt. Das geplante Endlager Gorleben wird durch immer weitere Atommüll-Transporte dorthin de facto realisiert, es wurde sogar eine Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben genehmigt, die Atommüll für die Endlagerung verpacken soll. Und das, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass der dortige Salzstock zur Lagerung radioaktiver Abfälle völlig ungeeignet ist. "Rot-Grün" hat der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau die Ausweitung der Produktionskapazität genehmigt. In diesem extrem heißen Sommer sanken die Wasserstände in den Flüssen so stark ab, dass die Abwassereinleitungen der AKW zu einer Überschreitung der genehmigten Flusswassertemperaturen führten. Daraufhin wurden nicht die AKW abgeschaltet, sondern kurzerhand die Temperaturgrenzwerte hochgesetzt.

In anderen Teilen Europas sieht es nicht besser aus:
In Frankreich steht der Neubau eines AKW, dem deutsch-französischen Druckwasserreaktor (EPR), bevor. Der EPR soll als Exportschlager (etwa in die "dritte Welt") dienen. Außerdem ist in Finnland ein Neubau geplant.
Viele Menschen haben sich frustriert aus dem politischen Leben zurückgezogen. Die Gründe hierfür liegen nicht nur an der Atompolitik. In ganz Europa wird der Sozialabbau mit zunehmender Schärfe vorangetrieben. Europa und die USA haben nicht erst seit dem 11.September 2001 den Krieg zum gesellschaftsfähigen Politikinstrument gemacht und rüsten dafür weiter auf. Europa wird mit rigoroser Brutalität zu einer Festung gegen verfolgte und verarmte Menschen aus den Ländern des Südens ausgebaut. Viele Menschen fühlen sich ohnmächtig angesichts der rücksichtslosen Profitgier der Mächtigen.


Was steht an?
Es bleibt an uns, unermüdlich gegen die Lethargie anzuarbeiten und weiterhin den Verbrechern der Atomlobby mit Vergnügen in ihre atomare, menschenfeindliche Suppe zu spucken.
So bedauerlich es ist: Das nächste "Tschernobyl" ist jederzeit möglich. Wer weiß, ob es dann "Biblis", "Belleville sur Loire", oder "Brokdorf" heißen wird? Eines wissen wir: das Ende des atomaren Wahnsinns wird kommen. Lasst uns dafür sorgen, dass WIR und nicht die Technik selbst es sein werden, die das Ende der Atomkraftnutzung herbeiführen! Damit eine andere, herrschaftsfreie Welt möglich wird gilt es aktiv zu werden!



Was ist zu tun?
Widerstand kann auf allen Ebenen geleistet werden: Ob gegen die UranAnreicherungsAnlage in Gronau, die regelmäßig stattfindenden Castor-Transporte oder den Neubau von AKW, von der Energiewende bis zur Solidarität mit dem Widerstand in anderen Ländern (z.B. Uranabbaugebiete).
Auch bei den Aktionsformen gibt es viele Möglichkeiten, die Anti-Atom-Bewegung ist für ihre Kreativität bekannt: Ob Demo oder Leserbrief, aufklärende Gespräche übern Gartenzaun oder gleich die Ankettaktion mit Rohr im Gleisbett, Sitz-Blockaden, Häkeln gegen Atomkraft? was auch immer. Ihr werdet noch mehr Phantasie haben als die VerfasserInnen dieses Flugblatts.


Obwohl wir nicht an die "unendlich heilenden Kräfte des Geldes" glauben, finden wir es wichtig, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln, der nicht mit einem Atomkonzern verquickt ist.
Das wesentliche aber ist: Eure aktive Beteiligung.
Die "Autoren" des abgebildeten Buches haben uns überdeutlich gezeigt, dass die Abschaltung der AKW von uns selbst vorangetrieben werden muss.
Nicht von sogenannten Vertretern.
Wir können uns das nicht abnehmen lassen.
Das Aus für die Nutzung der Atomkraft wird auf der Strasse erkämpft!
Oder eben auf der Schiene!

Das "Streckenkonzept"
Für alle diejenigen, die nicht die Gelegenheit haben, schon vor der Grenze etwas gemeinsam mit französischen AktivistInnen zu unternehmen, gibt es auch dies Jahr wieder das südwestdeutsche Streckenkonzept!
Das heißt, wie schon letztes Jahr werden Widerstand und Protest nicht an einem Ort gebündelt, sondern: es wird dezentral agiert. Zum einen können wir so wohnortnah protestieren. Zum anderen bietet es maximale Planungsunsicherheit für die Transporteure des radioaktiven Schrotts! Denn ihr werdet bestimmt spontan noch viel mehr Anlaufpunkte und Aktionsstellen entstehen lassen!

Informiert Euch vor Ort,wann der Castor kommt und wo genau Ihr den Anlaufpunkt findet!


Kontakte / "Treffs" an der Castor-Strecke:

x Infotelefon südwest: 0175 - 711 28 94 (ab sofort 24 Std. "live")
x EA südwest: wird noch bekannt gegeben

x Mahnwache Maximiliansau (ab 09.11., 14 Uhr): 0171 - 147 6174
x Mahnwache Waghäusel (Bhf): 07254 - 74765 oder - 952664
x Mannheim (Kundgebung Hhf): 0621 - 3391 2001
x Mannheim - Käfertal (Mahnwache Bhf)): 0621 - 3391 2001
x Infotelefon Darmstadt: 06151 - 712365
x Infotelefon Neckarwestheim ( Kundgebung Bhf Bietigheim-B.): 07141 - 90 33 63

x Info-Hotline der BI Lüchow-Dannenberg: 01805 ? 2 5 2 7 6 9
x Infotelefon X-tausend mal quer: 0431 - 210 8821

Kontakte / "Treffs" an der (südwest-) Castor-Strecke:

x Infotelefon südwest: 0175 - 711 28 94 (ab sofort 24 Std. "live")
x EA südwest: wird noch bekannt gegeben

x Mahnwache Maximiliansau (ab 09.11., 14 Uhr): 0171 - 147 6174
x Mahnwache Waghäusel (Bhf): 07254 - 74765 oder - 952664
x Mannheim (Kundgebung Hhf): 0621 - 3391 2001
x Mannheim - Käfertal (Mahnwache Bhf)): 0621 - 3391 2001
x Infotelefon Darmstadt: 06151 - 712365
x Infotelefon Neckarwestheim ( Kundgebung Bhf Bietigheim-B.): 07141 - 90 33 63

x Info-Hotline der BI Lüchow-Dannenberg: 01805 ? 2 5 2 7 6 9
x Infotelefon X-tausend mal quer: 0431 - 210 8821

Aktuelle Infos im Internet:

x Infos per eMail: Mailingliste [abc] des Aktionsbündnis
 http://www.i-st.net/~buendnis/mailing/mail-onl.htm
x "anti-atom-info":  http://www.anti-atom.info
x  http://www.castor.de
x und natürlich Indymedia.de

Karte der Bahnstrecken im Südwesten:
x  http://www.i-st.net/~buendnis/waa02/gorleben02/karte.jpg

Aufruf-Südwest / Kopiervorlage
x  http://www.i-st.net/~buendnis/waa03/g1103/sw03go.pdf
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen