Jubel-Demo für §129a

DA MD 25.10.2003 23:37 Themen: Repression
Von 11°° bis 13°° Uhr gab es heute in Magdeburg eine Jubeldemo für den §129a und eine härtere Innenpolitik. Dabei entpuppte sich das seit Tagen herumgeisternde Bündnis "Mehr Sicherheit für Magdeburg" als ein Fake, mit dem die vorherrschende Law and Order - Politik demsakiert werden sollte.
Gleich zum Start der Fake-Demo, die unter dem Motto "Für ein sauberes und sicheres Magdeburg" lief, entstand die lustige Situation, dass die Polizei keine Auflagenbescheide dabei hatte und somit für den ersten Teil der Demo auflagenfrei agiert wurde. Fast alle DemonstrantInnen hatten sich "Ordnerbinden" angelegt, die mit einem durchgestrichenen Anarchie-Zeichen versehen waren. Auf der Innenseite der Binden war außerdem der Schriftzug "OrdnerIn" angebracht - für den Fall, dass die Polizei darauf bestehen sollte.

Im Gegensatz zu den Menschen, die zur Anti-§19a-Demo wollten, gab es bei unserer Demo garkeine Vorkontrollen. Überhaupt war die unterschiedliche Behandlung von DemonstrantInnen an diesem Tag ziemlich krass. Die Jubel-Demo verlangte Spaliere ("Spalier, Spalier - das wollen wir!"), bekam sie aber nicht. Wenn filmende Bullen ankamen, wurden sie bejubelt, Sprüche abgelassen, wie wichtig das zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Herrschaft sei und mehr gefordert.

Vor der Innenstadt-Überwachungskamera wurde ein Kameragottesdienst mit Kamera Unser, Psalmen, Segen-Erteilung etc. durchgeführt, der sehr viele Leute ansprach. Immer wieder wurde mehr Polizei (auch für die Jubel-Demo) eingefordert; sobald irgendwelche Sicherheitsorgane zu sehen waren, wurden sie bejubelt und erklärt, warum diese zum Erhalt des Systems notwendig sind.

Zwischenstationen gab es auch vor dem Polizeirevier Mitte, wo das Versammlungsrecht auf die Schippe genommen wurde, und die "Volksstimme"-Redaktion, der für ihre einseitige Berichterstattung gedankt wurde. Spontane Redebeiträge gab es vor der Verwaltung der "Magdeburger Verkehrsbetriebe" und an vielen anderen Orten, wo repressive Sicherheitsmaßnahmen thematisiert werden konnten. Mit einer Unterschriftensammlung für eine schärfere Ordnungspolitik wurde die "Normalbevölkerung" angesprochen. Forderungen waren z.B. die Überwachung jedes Menschen durch mindestens zwei PolizistInnen.

Nachdem die Demo aufgelöst wurde, trafen zwei TeilnehmerInnen auf zwei andere (ihnen bekannte) schwarze Personen, die gerade in einer Polizeikontrolle hingen. "Gleich einsperren" wurde gefordert und dann gebeten, der Fairness wegen auch kontrolliert zu werden. Auch nach dem Hinweis, heute noch gar nicht kontrolliert worden zu sein, wollten die Bullen nicht. Die fragten nur, ob mensch von der "Pro"-Demo komme und hatten scheinbar keinen Bock den Forderungen nachzugeben...
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Ergänzungen

Zwei der Redebeiträge

DA MD 26.10.2003 - 09:51
(anonym zugesandt...)

--> Polizeirevier Mitte
Wir danken der Polizei, dass sie Recht und Ordnung in Magdeburg durchsetzt.
Die linke Verwirrungstaktik am heutigen Tage zeigt doch klar, wie das Versammlungsrecht missbraucht wird, um die Öffentliche Sicherheit zu gefährden. Chaoten haben fast ein Dutzend Demonstration angemeldet, um die Polizei von wichtigen Einsätzen - die Jagd nach Kriminellen, Steuersündern und illegalen Einwanderern - abschalten.

Die Versammlungsfreiheit hat sich ohnehin als nicht mehr zeitgemäße Grauzone erwiesen:
Die meisten Straftaten nach Versammlungsrecht werden bei Demonstrationen begangen! Das zeigt klar, dass diese Veranstaltungen erhebliche Sicherheitsrisiken darstellen.

Aber nicht nur das:
bei der Abwägung der Einzelinteressen muss neben der Versammlungsfreiheit das individuelle Recht der Autofahrer auf Bewegungsfreiheit berücksichtigt werden. Hier hat ganz klar das in Artikel 2 Grundgesetz verankerte Grundrecht auf Individualverkehr Vorrang. Deswegen müssten die meisten Demonstrationen sofort verboten werden!
Ein generelles Versammlungsverbot, zu dem nur in Ausnahmefällen, wenn die zuständigen Behörden, Innenstadthändler und Verkehrsvereine dem zustimmen, könnte dem Abhilfe schaffen!



--> Volksstimme
Guten Tag, meine Damen und Herren,
ich freue mich, hier als Vertreter der mitteldeutschen Verlagsgemeinschaft zu Ihnen sprechen zu dürfen.
Die uns angeschlossenen Verlage engagieren sich seit langem für die Bewahrung von Sicherheit und Ordnung.
Dazu haben wir einen Codex entwickelt, die FSK - Freiwillige Selbstkontrolle der Verlage.

Im Rahmen dieser freiwilligen Selbstverpflichtung der Verlage unterbinden wir die Verbreitung sicherheitsgefährdender Positionen und kooperieren eng mit den Pressestellen der Polizei.
So konnten wir auch schon bei der Aufklärung von Straftaten mitwirken.

Ein besonders lobenswertes Beispiel für unser erfolgreiches Konzept ist die Magdeburger Volksstimme.
Schon im Rahmen der Räumung des von Kriminellen besetzten Hauses in der Großen Diesdorfer Straße, von diesen als "Ulrike" bezeichnet, zeigte die Volksstimme Zivilcourage und veröffentlichte schwerpunktmäßig Polizeidarstellungen.
Die Positionen der Extremisten fanden dagegen kein Gehör.

Ich möchte dafür noch einmal dem Kollegen Matthias Fricke, einem eifrigen Redakteur der Magdeburger Volksstimme, danken.
Weil er leider zu dieser Veranstaltung nicht kommen konnte, wurde ich gebeten, ein Grußwort von ihm zu verlesen:

"Liebe Freunde einer starken Sicherheitspolitik,
Wie ihr, sehe ich in der freien und vor allem den Staat in Frage stellenden Meinungsäußerung eine große Gefahr für Recht und Ordnung darstellt.
Deshalb trete auch ich im Rahmen meiner Möglichkeiten für den Schutz unserer Demokratie ein. Dabei erfüllt mich meine Arbeit nicht selten mit einem Gefühl ungemeiner Schadenfreude, besonders wenn ich die Äußerungen der Extremisten umformuliere oder ganz wegzensiere.

In den letzten Tagen versuchten linke Spinner nicht nur die Polizei, sondern auch mich an der Nase herumzuführen.
Doch ich bin ihnen nicht auf den Leim gegangen und habe ihre Aktionen einfach verschwiegen.
Damit das nicht so auffällt, drucken wir ab und zu schon kritische Veranstaltungshinweise ab, wenn keine Gefahr besteht, dass die irgendwen interessieren könnten.



Von den heutigen Veranstaltungen werde ich wie gewohnt vorwiegend die Polizeimeinung übernehmen, was Sie mir gewiss gleichtun werden.
Sollte es gewalttätige Auseinandersetzungen geben – und seien es Randerscheinungen, werde ich sie in den Mittelpunkt stellen.
Gibt es keine... - naja, dafür wird sich schon eine Lösung finden lassen.
Ich hoffe, dass sie die nächste Volksstimme genauso genüsslich lesen werden, wie ich darin schreiben werde.
Ihr Matthias Fricke"

So, meine Damen und Herren, dies war also das Grußwort von Matthias Fricke.
Damit endet auch unsere Demonstration.
Ich wünsche Ihnen einen sicheren Nachhauseweg.
Beachten Sie bitte, dass sich um 14°° Uhr die Linksextremen auf dem Bahnhofsvorplatz treffen wollen, damit Ihnen keine Unannehmlichkeiten entstehen."

Ignorieren

JK 26.10.2003 - 09:58
Ich war auch auf der pro 129a Demo und war erstaunt das die Polizei den Befehl bekommen hatte uns zu ignorieren. Das ging sogar soweit das ich OHNE jegliche Polizeikontrolle auf die große anti 129a Demo gehen durfte. Weder meine Personalien noch mein Rucksack wurden beachtet selbst wenn jeder andere neben mir durchsucht wurde. Ich hätte ALLES mit in die Demo bringen können.

Kameradienst

JK 26.10.2003 - 13:01
Zufällig ist mir der ganze Ablaufplan des Kameragottesdienstes in die Hände gefallen und ich stelle ihn hier einmal da. Insbesondere dank der Intesnsiven beteiligung der Gläubigen war es wirklich sehr nett.

BEGINN
Kameradienst

Zur großen Andacht am Samstag

Regel des Tages:
Selig sind die unaufmerksamen, denn sie werden eingehen in den totalen Überwachungsstaat ohne es zu bemerken

Lass es sein (Musik: let it be)

Immer wenn du Aufstehst, denkst du:
Freiheit könnte super sein,
Wie wär’s ohne Herschafft ?
Lass es sein, lass es sein.

Refrain:
Lass es sein, lass es se-in,
lass es sein, lass es sein.
Wir sehn dich schon lange
lass das denken einfach sein.

Und schon morgens bei der Arbeit
Kommst du ohne jede Lust herein.
Denkst an Utopien.
Lass es sein, lass es sein.

Refrain.

Kehrst du dann spät nach Hause,
fangen Kameras dein Heimweg ein.
Versuche nicht zu fliehen.
Und die Tarnung lass auch sein.

Refrain.

Und kaum fällst du ins Bettchen,
schläfst endlich auch mal ein.
Doch wir sehen auch die Träume,
und las-sen dich nie allein.

Refrain.

Predigt

Liebe Kontrollierte, Liebe Männer und Anhang.
Wir sind auch diesmal wieder zusammengekommen um unserer Kamera zu danken.
Manche von euch werden sich noch an jene schlimme Zeit erinnern in der wir ganz ohne Überwachung leben mussten und wie schlimm die Zeiten damals waren.
Und wie sich alles verbesserte als die ersten Kameras in Banken aufgestellt wurden.
Viele hatten damals behauptet das dies zum Überwachungsstaat führen würde. Und, der Kamera sei dank, sie hatten recht.
Erst in Supermärkten dann in Geschäften, bald schon auf öffentlichen Plätzen und nun endlich auch in Straßenbahnen behütet uns der große Bruder wie Babys auf Mutters schoss behütet sind.
Und wenn auch einige anmerken wollen das es nicht weniger Gewalt gibt weil wir Kameras haben, lasst uns nicht wanken.
Wir dürfen nicht auf halben Wege stehen bleiben sondern müssen weitermachen bis in jeder Wohnung, in jeder Stadt, in jedem Wald und in jeden Kopf eine Kamera installiert ist.
Schluss mit dem ewigen: die Gedanken sind frei. Lasst uns aufräumen mit den glauben an falsche Utopien und den Staat vollenden in dem nur noch die Regierenden bestimmen was wann und wo gedacht und getan wird.
Denn nur so ist unsere Freiheit Wirklichkeit in Ewigkeit.
Macht.

Alles für euch (Musik:Laudato Si o mi Signore)

Refrain:
Wir geben
alles für euch und die Überwachung,
alles für euch und die Überwachung,
alles für euch und die Überwachung,
alles für euch und die Überwachung

Seid bewundert ihr könnt uns überwachen.
Ihr seid über all wo ihr auch wollt,
egal ob offen oder auch verborgen,
Seid gepriesen denn ihr seid wunderbar.

Refrain

Seid euch sicher wir werden schon nicht mucken,
und auch nicht nach andern regeln spielen
wir sind braver als ein Schaaf beim Metzger
Seid gepriesen denn ihr seid wunderbar.

Refrain

Seid begeistert wer immer auch regiert,
kann kontrollieren was immer auch Gesetz ist
und durchsetzen was immer er auch will.
Seid gepriesen denn ihr seid wunderbar.

Kamera unser
Geheiligt werde dein Objektiv.
Deine Bild komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Bild gib uns heute und erwisch uns bei Verstößen,
wie auch wir verpfeifen andere Mitmenschen.
Und führe uns nicht in die Zukunft, sondern erlöse uns von der Freiheit,
denn dein ist das Reich und die Macht und die Kontrolle in Ekligkeit.

Macht

Glaubensbekenntnis
Ich glaube an die Kamera, die Allgegenwärtige,
die Überwacherin von Privatwohnungen und öffentlichen Plätzen.
Und an unsere Volksvertreter, die unsere Kontrolle beschlossen haben, damit sie ruhig schlafen können.
Du wurdest errichtet von fleißigen Helfern,
wirst beschützt von der Staatsmacht,
gehasst von ein paar Randgruppen,
genutzt um freies denken zu beschränken,
du führst uns in das Reich der totalen Kontrolle,
wirst jeden dritten Tag woanders neu errichtet,
filmst uns von unten wie von oben,
du sitzt in Kaufhäusern und Restaurants, auf öffentlichen Plätzen und Gebäuden, in Banken und Arbeitsämtern, in Schulen und Universitäten und sogar auf leeren Bauruinen,
von dort wirst du kommen, zu filmen die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Überwachungsstaat,
die heilige parlamentarische Entscheidung,
Gemeinschaft der willigen Vollstrecker,
Verurteilung aller Sünden,
Befolgung aller Befehle
und das ewige Arbeitsleben.
Macht

Kollekte.
Liebe Kontrollierte.
Die Kollekte vom letzten Samstag ergab zwei mal Doping, ein mal Drogen und einmal Krebs.
Die betroffenen Personen wurden schon von unseren Sicherheitsbeamten aussortiert. Die Beerdigung ist morgen.
Als Kollekte für diese Woche bitten wir um Blut welches in den Reihen abgenommen wird und einen Urintest am Ausgang.
In diesem Zusammenhang weisen wir Ausdrücklich darauf hin das jeder seinen Korrekten Namen anzugeben hat. Es fällt uns nicht leicht immer die Fingerabdrücke den Behältern zuzuordnen.
Sollte jemand die Tests verweigern bitten wir ihn gleich nach dem Kameradienst seine Maße beim Bestattungsunternehmen anzugeben. Danke.

Segen

Die Kamera sehe und beobachte dich. Sie lasse Filmen ein Antlitz von dir und senden an die Polizei. Sie kontrolliere dich an guten wie an schlechten Tagen und sei immer funktionssbereit.
Macht
ENDE

MfG Skawm Jan

Mehr Bilder zur Jubeldemo

Amüsant 26.10.2003 - 17:03

Rauswurf

matthias 27.10.2003 - 20:24
Nach dem Ende der Jubeldemo kam es noch zu einem Zwischenfall in dem großen Konsumtempel gegenüber des Hauptbahnhofs wo zwei Polizisten, die da gerade vom Klo kamen überschwenglich von zwei Menschen bejubelt wurden, die sich anschickten ihnen die Stiefel küssen zu wollen und vor ihnen niederknieten vor ihnen herrobbten und sie anbeteten als seien sie Götter der totalen Überwachung. Auch der herbeieilende Sicherheitsdienst, der eiligst heraneilte, wurde auf diese Weise bejubelt. Anscheinend sind diese Menschen Mitglieder des Bündnisses für mehr Sicherheit in MAgdeburg, denn sie kamen ohnen Probleme an den Eingangskontrollen vorbei der streng entschied wer eintreten durfte und wer nicht. NAch dem Vorfall allerdings mußten die Sichrfeheitsjünger allerdings den Tempel verlassen. Mensch fand sie dann draußen, eingereiht in eine Polizeikette - wegen der Sicherheit und Geborgenheit eben.

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