Eindrücke von Glogauer-16-Party in Berlin
Am Samstag, den 11.10.2003 fand im neu eröffneten "Sozialen Zentrum" in der Glogauer Str.16 in Berlin eine "Besetzer"-Party statt. Die war ganz nett, das Bier war etwas zuerst zu teuer; die Musik und das Kulturprogramm ok. "Besetzer"-Party ist eigentlich übertrieben, weil das Gebäude zur Miete überlassen wird. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch.
Als ich ankam, war es schon relativ gut gefüllt. Und wenn man die Berliner "Familien"-Linke ein bisschen kennt, dann fielen einem die "üblichen Verdächtigen" auch gleich ins Auge ;-). Eintritt war ok, ein Euro. "Begrüßt", heißt bestempelt wurde ich gleich vom ziemlich offensiv auftretenden Star der "Berliner Initiative für ein Sozialforum", dem ex-PDSler Michael Prütz. Der engagiert sich schon seit langer Zeit in verschiedenen Polit-Gruppen in Berlin (X-berg), zuletzt eben in der PDS, aus der er austrat, weil sie (Zitat auf dem European Education Forum - EEF) "die Leute betrogen haben". Sein Engagement in allen Ehren, aber das ist eine ziemlich schwache Kritik an der demokratischen Herrschaft. Letztere ist doch nicht deswegen schlecht, weil Politiker lügen, sondern weil es sich um Herrschaft, also einen Schaden am Einzelnen, handelt.
Anschließend ging ich mir das Gebäude näher anschauen. Ganz schick, die Räume sind teilweise etwas klein, aber dafür in Hülle und Fülle vorhanden. Unten gab´s Mucke, einige tanzten. Es war so gegen 23:15, da waren noch nicht so viele da, aber das änderte sich im Laufe des abends. Später dürften es so 300-500 Menschen über den Abend verteilt gewesen sein. Ich mir erst mal ein Bier geschnappt. 1 Euro für ein 0,33 l Berliner Pilz? Naja. Später haben sie dann noch 0,5 l Sterni für einen Euro verkauft, das war dann aber schon nachdem ich mir mit meinen Freunden, die ich dort traf, Bier vom Späti geholt habe. :-( Immerhin haben die am Einlass deswegen keinen Stress gemacht!
In der nächsten Etage gab´s mehrere gute Filme. Einen über den G8 Gipfel in Evian, einen über den Putsch gegen Chavez in Venezuela und einen über und mit Johannes Agnoli ("Das negative Potential"). Dort konnte man auch auf einen schönen Balkon, den wir aber am späteren Abend verlassen mussten, weil die Bullen wegen "zu laut" stressten (die patrouillierten ständig vor dem Haus mit einer Wanne, aber nix weiter; Zivis dürften auch rumgeschlurft sein...kann man ja eh nix machen).
Das Publikum war - wie ich schon erwähnte - durch die städtische Linke geprägt, viele ATTAC-Mitglieder. Radikale Sprengsel gab es allerdings auch, die aber wohl weniger zum "Sozialforum" gehören. Beispielsweise hat die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) ihre Zeitung "Direkte Aktion" verteilt. Sehr spannend fand ich ein paar ausgelegte Flugis der Gruppe "Junge Linke" ( http://www.junge-linke.de). Die machen in der nächsten Zeit ganz spannende Seminare, z.B. zu Demokratie, zur Kritik der EU oder zu Hartz. Auf deren Homepage findet man mehr dazu.
Kurz bevor ich ging gab es noch einen eigenartigen Vorfall, den ich allerdings nur halb mitbekommen hab. Ein Typ unterhielt sich erregt mit einigen Sozialforumsmenschen und wurde dann mit "Nazis raus" rausgeworfen. Er fragte "Was hat denn das mit Nazi zu tun?". Das brachte dem Rauswurf aber keinen Aufschub. Als ich jemanden fragte, wieso der Typ gehen sollte, meinte der, dass der Rausgeworfene die rechte Hand ausgestreckt hätte (sog. deutscher Gruß). Ob das stimmt, weiß ich nicht. Wenn es so war, dann war das eine gute Tat.
Alles in allem ganz gute Party. Wie sich das Haus macht, wird man sehen. Ich bin eher skeptisch, weil ein vom Staat zur Miete überlassenes Haus wohl eher von finanzkräftigen Vereinen, Parteien, NGO´s, Stiftungen, Gewerkschaften bewirtschaftet werden kann. Die haben ja das Geld. Weiterhin dürften staatsfeindliche Gruppen dort auch ihre Schwierigkeiten haben...und wie wird das alles mit den Plenas laufen? Wer wird da die Hand drauf haben? Und haben wir nicht eigentlich noch relativ viele Freiräume für (radikale) Linke in Berlin, mangelt es nicht vielmehr an inhaltlichen Klarheiten, an Debatten, Diskussion? Braucht´s also so ein Haus? Ein Haus haben um ein Haus zu haben ist jedenfalls Quatsch. Ich will den kleinen Erfolg nicht schmälern, aber das Projekt muss sich in meinen Augen erst noch bewähren...
Anschließend ging ich mir das Gebäude näher anschauen. Ganz schick, die Räume sind teilweise etwas klein, aber dafür in Hülle und Fülle vorhanden. Unten gab´s Mucke, einige tanzten. Es war so gegen 23:15, da waren noch nicht so viele da, aber das änderte sich im Laufe des abends. Später dürften es so 300-500 Menschen über den Abend verteilt gewesen sein. Ich mir erst mal ein Bier geschnappt. 1 Euro für ein 0,33 l Berliner Pilz? Naja. Später haben sie dann noch 0,5 l Sterni für einen Euro verkauft, das war dann aber schon nachdem ich mir mit meinen Freunden, die ich dort traf, Bier vom Späti geholt habe. :-( Immerhin haben die am Einlass deswegen keinen Stress gemacht!
In der nächsten Etage gab´s mehrere gute Filme. Einen über den G8 Gipfel in Evian, einen über den Putsch gegen Chavez in Venezuela und einen über und mit Johannes Agnoli ("Das negative Potential"). Dort konnte man auch auf einen schönen Balkon, den wir aber am späteren Abend verlassen mussten, weil die Bullen wegen "zu laut" stressten (die patrouillierten ständig vor dem Haus mit einer Wanne, aber nix weiter; Zivis dürften auch rumgeschlurft sein...kann man ja eh nix machen).
Das Publikum war - wie ich schon erwähnte - durch die städtische Linke geprägt, viele ATTAC-Mitglieder. Radikale Sprengsel gab es allerdings auch, die aber wohl weniger zum "Sozialforum" gehören. Beispielsweise hat die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) ihre Zeitung "Direkte Aktion" verteilt. Sehr spannend fand ich ein paar ausgelegte Flugis der Gruppe "Junge Linke" ( http://www.junge-linke.de). Die machen in der nächsten Zeit ganz spannende Seminare, z.B. zu Demokratie, zur Kritik der EU oder zu Hartz. Auf deren Homepage findet man mehr dazu.
Kurz bevor ich ging gab es noch einen eigenartigen Vorfall, den ich allerdings nur halb mitbekommen hab. Ein Typ unterhielt sich erregt mit einigen Sozialforumsmenschen und wurde dann mit "Nazis raus" rausgeworfen. Er fragte "Was hat denn das mit Nazi zu tun?". Das brachte dem Rauswurf aber keinen Aufschub. Als ich jemanden fragte, wieso der Typ gehen sollte, meinte der, dass der Rausgeworfene die rechte Hand ausgestreckt hätte (sog. deutscher Gruß). Ob das stimmt, weiß ich nicht. Wenn es so war, dann war das eine gute Tat.
Alles in allem ganz gute Party. Wie sich das Haus macht, wird man sehen. Ich bin eher skeptisch, weil ein vom Staat zur Miete überlassenes Haus wohl eher von finanzkräftigen Vereinen, Parteien, NGO´s, Stiftungen, Gewerkschaften bewirtschaftet werden kann. Die haben ja das Geld. Weiterhin dürften staatsfeindliche Gruppen dort auch ihre Schwierigkeiten haben...und wie wird das alles mit den Plenas laufen? Wer wird da die Hand drauf haben? Und haben wir nicht eigentlich noch relativ viele Freiräume für (radikale) Linke in Berlin, mangelt es nicht vielmehr an inhaltlichen Klarheiten, an Debatten, Diskussion? Braucht´s also so ein Haus? Ein Haus haben um ein Haus zu haben ist jedenfalls Quatsch. Ich will den kleinen Erfolg nicht schmälern, aber das Projekt muss sich in meinen Augen erst noch bewähren...
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Ergänzungen
Weiterer Link + Erg. zu den Befürchtungen
http://de.indymedia.org/2003/10/63270.shtml
Zu den Befürchtungen:
"weil ein vom Staat zur Miete überlassenes Haus wohl eher von finanzkräftigen Vereinen, Parteien, NGO´s, Stiftungen, Gewerkschaften bewirtschaftet werden kann"
Gibt schon die Abmachung, daß Gruppen wie Fels, ALB oder eine Videogruppe aus dem Indy-Umfelddort einziehen sollen. Ein reines NGO-Gewerkschaftshaus wird von allen eigentlich abgelehnt. (Die Initiative Bankenskandal, die auch in die Glogauer will, wurde übrigens von ver.di aus dem ver.di-haus geworfen, weil die Ini zu radikal wäre!)
"Und haben wir nicht eigentlich noch relativ viele Freiräume für (radikale) Linke in Berlin"
Nein. Alle Freiräume sind nur auf Mini-Teile der Szene zugeschnitten. Es gibt keinen Begnungsort für verschiedene Strömungen.
"mangelt es nicht vielmehr an inhaltlichen Klarheiten, an Debatten, Diskussion?"
Nein. es ist eher andersrum: ausser Labern bringt vor allem die radikale Linke nichts mehr auf die Beine. Die Hoffnung auf eine gerechtere Welt ist teilweise sogar aufgebenen worden.
"Braucht´s also so ein Haus? Ein Haus haben um ein Haus zu haben ist jedenfalls Quatsch"
genau.- Aber das will ja auch niemand 8siehe oben)
"Ich will den kleinen Erfolg nicht schmälern, aber das Projekt muss sich in meinen Augen erst noch bewähren..."
Zustimmung. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Seit vielen Jahren haben in Berlin endlich wieder Leute ihren Arsch hochbekommen und was Neues gewagt.
Zur Bemerkung um Michael Prütz: Er hat sicherlich mehr zur PDS gesagt, als das mit "die Leute betrogen haben". Davon abgesehen sollten die Linksradikalen endlich mal anfangen, andere Meinungen zu aktzeptieren und die Welt nicht ständig anhand ihrer eigenen ideologischen Messlatte zu bewerten.
Ich persönlich bewerte immer noch die Taten der Menschen und nicht allein deren Gerede (auch wenns nicht ganz unwichtig ist).
Das sachte Antatschen hat vor dem Haus
zu tun,es kommt halt zu kulturellen Zusammenstößen,wenn Angehörige verschiedener Generationen und verschiedener eschlechter zusammen feiern.Aber Zusammenleben kann man lernen.
die anderen 3 postings
http://www.de.indymedia.org/2003/10/63142.shtml
Berliner Sozialforum materialisiert
http://de.indymedia.org/2003/10/63140.shtml
Besetzung für ein Soziales Zentrum Berlin
http://de.indymedia.org/2003/10/63139.shtml
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Denunziant
Na wenn das nicht vielleicht sogarselbst ein Zivi ist, wenn auch vielleicht wieder willen. Solche Leute schaden der Szene eher als das sie
etwas eigenes auf die beine stellen außer filme konsumieren.
ideologische Messlatte
Ich persönlich bewerte immer noch die Taten der Menschen und nicht allein deren Gerede (auch wenns nicht ganz unwichtig ist)."
Nun gut, ich würde Deinen Vorwurf gegen "die Linksradikalen" gerne etwas genauer begründet haben. Denn was heißt für dich "ideologische Messaltte"? Wenn ein Herr Prütz etwas bestimmtes sagt, dann ist doch richtig, zu schauen, was hat er gesagt, und ist es richtig, oder würdest du mir da widersprechen? Insofern finde ich Deinen pauschalen Vorwurf hier ziemlich sinnlos. Denn was jeand sagt wird (zumindest von mir) an keine Messlatte (was auch immer das sein soll) gemessen, sondern daran, ob ich Argumente dagegen setzen kann und das Gesagte damit hinfällig wird, oder ob ich es eben nicht kann und somit das Gesagte als vorläufig richtig stehen lasse.
Außerdem ist "andere Meinungen akzeptieren" ein wirklich anbrauchbarer Anspruch, den Du doch bestimmt auch nicht immer auffährst, wenn Du mit jemandem diskutierst, oder? Denn wozu setzt man sich dann noch mit anderen Leuten auseinander, wenn es doch um "akzeptieren der Meinungen" geht?
Zu Deinem letzten Satz würde ich noch sagen wollen, dass man 1. reden auch als eine Tat von Menschen fassen kann, und 2. das Gesagte meistens auch etwas mit den Taten zu tun hat. Vielleicht begründest du einmal Deine Prioritätensetzung bei "den Taten"?
@ Fuck you
Im übrigen interessiert mich keine "Szene", sondern, ob Menschen emanzipatorische Sachen auf die Beine stellen. Dazu habe ich ein paar kritische Fragen gestellt. Wenn Du das mit Deiner Szeneidentitätsmeierei nicht hinkriegst, kann ich da wenig dafür.
Und zuletzt: Du scheinst mich ganz gut zu kennen, dass Du so genau weißt, was ich hinkriege und was nicht.
Außer CHERRY LADY war die MUSIK okay,
Hausbesetzen auch ohne Reproduktion bürerlicherPartyvernüen wie Antatschen
eht,dasa ist schade.Schön,wenn man öfter ssssssso feiern könnte,es war nett.
Bier 1 Euro - voll o.k.
@ antifa
@ Ergänzer
Untertanengeist!
Mal abgesehen davon, dass ich Prütz von früher kenn und dass ich dem ganzen tendenziell auch zustimme...: Was ist denn das bitte für ein Freigeist, wenn ich die Demokratie, den Parlamentarismus grundsätzlich anerkenne und nur dann doof finde, wenn die Politiker schummeln? Mir ist egal, ob mein Herrscher/meine Herrscherin mich beim Beherrschen bescheißt oder mir ganz offen sagt, dass sie Gewalt gegen mich ausübt und mir schadet. Tut mir leid, das ist nicht Freigeist, sondern bester Untertanengeist!
@ Bärbel
@ P.
Und was ist denn das für ein Einwand "Alles ist relativ"? Na klar, zu einem Faschisten ist Prütz auch total progressiv, keine Frage. Aber das macht sein untertäniges Verhältnis zum Parlamentarismus doch nicht besser.
@ Bärbel
Dein dogmatisches und intolerantes Verhalten ist widerlich genug. Will nicht wissen, was Du mit Prütz machen würdest, wenn Du an der Macht wärst. Ein Kapitalismus wie er jetzt ist, ist mir lieber, als eine Bärbel-Herrschaft.
Och P.