Südniedersachsen DGB attackiert ATTAC

Max Brym 19.09.2003 23:44
DGB-Regionalvorsitzender wirft ATTAC Antisemitismus vor.
Erstveröffentlichung
DGB- Regionalvorsitzender wirft ATTAC Antisemitismus vor.

Sebastian Wertmüller ist DGB Regionalvorsitzender aus Göttingen und Mitglied der „globalisierungskritischen“ Organisation ATTAC. In einer Pressemitteilung vom 28.08.03, attackiert der DGB Südniedersachsen- Harz, scharf die Webseite der Globalisierungskritiker. Nach Meinung von Wertmüller, werden dort „Positionen vertreten, wie sie ansonsten nur von Rechtsextremisten und islamischen Organisationen bekannt sind:“ Der DGB- Regionalverband stellt schlicht antisemitische Positionen bei ATTAC fest. Die Kritik konzentriert sich auf die bundesweite Arbeitsgruppe, „Globalisierung und Kritik“ von ATTAC.

Was wird kritisiert ?

Wertmüller macht seine Kritik an vier Texten fest, die auf der Homepage von ATTAC an zentraler Stelle vorgestellt und beworben werden.- Im Positionspapier der AG „Globalisierung und Krieg“, wird ausschließlich die USA angegriffen, dabei werden terroristische Anschläge und Selbstmordattentate „verharmlost, verdrängt und teilweise verklärt.“ Terroristische Aktionen gehen als gerechtfertigt durch, sie seien Ausdruck der „Unabhängigkeitsbestrebungen von Minderheiten, die in Palästina und Tschetschenien unterdrückt würden.“- In der DGB- Erklärung, wird klar gegen einen Aufruf zu einem „Aktionstag gegen Besatzung“ am 27.09.03 Stellung genommen. „ATTAC plant zusammen mit extremen palästinensischen Organisationen und diversen israelfeindlichen Gruppierungen den Aktionstag.“ – Der Regionalverband des DGB, lehnt eine Unterschriftensammlung zum Boykott von Waren aus Israel entschieden ab. Der Aufruf zu dieser Aktion, befand sich bis zum 27.08.03 auf der Homepage von ATTAC. Aufgrund vielfacher Proteste, wurde das Pamphlet entfernt. – In einer Stellungnahme der ATTAC- AG zur „Besatzung im Irak“, findet eine „Solidarisierung u.a. mit terroristischen, faschistischen und fundamentalistischen Gruppen im Irak statt.“

Was verbirgt sich hinter solchen Positionen ?

Sebastian Wertmüller vermutet hinter solchen Positionen, eine tiefsitzende Israelfeindschaft, insbesondere im Falle des publizierten Boykott- Aufrufes gegen israelische Waren und Produkte. In der Tat, dieser Aufruf ist nur noch als Wiederholung der Parole: „Kauft nicht beim Juden“ zu verstehen. Auch mit einer Kritik an der israelischen Regierung, hat diese Aktion, die immer noch im ATTAC Umfeld propagiert wird, nichts zu tun. Die Israelis werden kollektiv, mit einem Boykott in eine Pfanne gehauen. Es wird nicht registriert, dass in Deutschland jede Staatsfahne meist unbeschadet gezeigt werden kann, nicht jedoch die israelischen Fahne. In Berlin wurde kürzlich einem Mieter die Wohnung gekündigt, weil er die israelische Fahne sichtbar am Fenster anbrachte. Dies störte angeblich den „häuslichen Frieden“: Ein jüdisches Geschäft in Berlin mußte schließen, der Geschäftsinhaber wurde von Nazis und arabischen Fundamentalisten terrorisiert. Es soll nach Auffassung der Rechten in Deutschland, keine koscheren Lebensmittelläden geben. Diese deutschen Bedürfnisse bedient objektiv der Aufruf zum Boykott israelischer Waren, wie er bis vor kurzem auch von ATTAC mitgetragen wurde. Zuzustimmen ist deshalb Sebastian Wertmüller, wenn er diagnostiziert: „Alle dies Papiere (von Attac), sind mit dem Anspruch an eine demokratische und fortschrittliche Bewegung für Frieden und Gerechtigkeit weltweit unvereinbar“. Wertmüller fordert von ATTAC, eine klare Distanzierung von antisemitischen Haltungen und die Entfernung aller Texte aus dem Netz, die den fundamentalistischen islamischen Terror verklären. Wertmüller klagt eine Diskussion, über das „internationalistische Selbstverständnis“ von ATTAC ein. Eine Solidarisierung „mit den Mörderbanden von Saddam“, kann nach Wertmüller „nicht durch Mittel von ver.di und der DGB- Jugend unterstützt werden.“ Prinzipiell müsse nach Wertmüller, „die Frage nach dem Umgang mit Juden und dem Existenzrecht Israels im Mittelpunkt der Debatte stehen.“

Eine notwendige Debatte

Herr Wertmüller hat allen Grund, eine solche Diskussion innerhalb von ATTAC einzufordern. Bis dato steht tatsächlich nur die USA im Fokus der Kritik. Eine ähnlich gelagerte Kritik an der deutschen Sozialpolitik, an der deutschen Rüstungspolitik, läßt ATTAC weitgehend vermissen. Im Zionismus wird ein grundsätzliches „Weltübel“ gesehen. Damit wird offen, egal ob man es so sagt oder nicht, nur dem Staat Israel in dieser Welt das Existenzrecht abgesprochen. Die Gewichtung, die die Kritik an Israel in den ATTAC Publikationen einnimmt, spricht ebenfalls für sich. Im Kongo wurden in den letzten Jahren, knapp 4 Millionen Menschen ermordet, mehr als 2 Milliarden Menschen leben auf dem Globus in schrecklicher Armut und jährlich verhungern 14 Millionen Kinder. All das kommt zwar bei ATTAC vor, es scheint sich allerdings um Randphänomene zu handeln, wie die Aktionsgewichtung von ATTAC zeigt. Israel und immer wieder Israel wird attackiert. Vor solchem „Internationalismus“, muß gewarnt werden. Wer zunehmend die Kritik an sämtlichen Weltübeln auf den Staat Israel konzentriert, hat sich auch als ernstzunehmender Diskussionspartner bezüglich der israelischen Staatspolitik diskreditiert.

Max Brym
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Ergänzungen

Inflationärer gebrauch

M. 20.09.2003 - 00:01
Innerhab Attacs existieren viele merkwürdige Positionen. Einige könnten auch als sekundärer Antisemitismus verstanden werden. Allerdings: Unter anderem haben sich Linksruck in Attac eingenistet und missbrauchen nun dieses Netzwerk für ihren Antisemitismus. Der 27.9. wird in erster Linie eine antijüdische manifestation werden.
Doch darum scheint es hier nicht wirklich zu gehen. Es geht um politische Differenzen, die tiefer liegen. Da es nicht umm Inhalte geht, werden gegenseitige Pauschalvorwürfe und Schuldzuweisungen gemacht.

Der inflationäre Gebrauch des Antisemitismusvorwurfs hat im wesentlichen folgende Ziele:
- Diffamierung und Imagebeschmutzung des politischen Gegners in einer Zeit, in der Inhalte in Auseinandersetzungen nicht mehr zählen
- Ablenkungen eigener rechter Positionen. Die sog. "Antideutschen" sind bekannt für ihren Bellizism,us, ihre teilweise rassistischen Ausfälle und gelegentliche offen Unterstützung für rechte bis reaktionäre Politik.
- Versuch linke Inhalte zu diskreditieren und rechte Inhalte salonfähig zu machen. Nazis besetzen linke Themen aus bestimmten strategischen Gründen. Die Umkehrbehauptung, Linke würden "Nazithemen übernehmen" ist eine direkte Unterstützung dieser Nazistrategie. (wie war das mit den 20% aller NPD-Funktionäre sind VSler?) ...

Die inflationären Vorwürfe kommen im wesentlichen von staatstragenden Strömungen und Personen. Ziel ist es, soziale Bewegungen unmöglich zu machen.

attac ist nicht attac

anmerkung 20.09.2003 - 00:05
attac ist ein sehr weites spektrum. in berlin und anderen städten sind die hamas-fraktionen draussen oder marginal. in anderen bundesländern überwiegen diese antiimp-strukturen.
attac pauschal als antisemitisch zu bezeichnen ist quatsch. dennoch gibt es diese dinge und sie lassen sich nicht wegreden. attac muss sich endlich entscheiden, welcher weg gegangen werden soll.

ps: gegen die besatzung palästinas zu sein ist NICHT grundsätzlich antisemitisch. antisemitisch wird es dann, wenn bestimmte interessen hinter einer einseitigen palisolidarität stehen.

und das grade vom dgb...

miamistyle 20.09.2003 - 00:10
ich empfehle hierzu das interview mit astrid kraus (KK-attac-Deutschland) in der aktuellen Jungle World. obwohl ja eigentlich zu attac nicht mehr viel gesagt werden muß, ausser halts maul vielleicht noch. aber ich will hier keine militanzdebatte entfachen.

ein paar auszüge:
"es gibt eine dämonisierung von juden [bei attac], die zu der vorstellung der jüdischen weltverschwörung führt. im kontext mit israel und palästina heisst es, juden seien nicht bloß opfer, sondern auch täter, und es gibt das gerede vom vagabundierenden finanzkapital. das sind chiffrierte antisemitismen, die auf unbewusster ebene existieren[...]. aber die leute sehen sich selber nicht als antisemiten, und man sollte sie auch nicht von vornherein als solche abstempeln, nur weil sie solche chiffren im kopf haben."(sic!)
"die diskussion ist noch nicht so weit fortgeschritten, als dass man sich im attac-spectrum einig wäre. es besteht kein ausgereifter begriff vom antisemitismus als maßstab für organisatorische konsequenzen. ich bezweifle auch, dass eine einigung überhaupt möglich sein wird."(sic!)

DGB wirft attac antisemitismus vor

ein Überblick 20.09.2003 - 06:53

Erklärung der Attac-AG Globalisierung u Krieg

- 20.09.2003 - 11:05
Berlin, den 10. September 2003
Erklärung der Attac-AG Globalisierung und Krieg
In der taz vom 5. 9. 03 hat der Vorsitzende der DGB-Region Südniedersachsen-Harz Sebastian Wertmüller gegen die Attac-Arbeitsgruppe Globalisierung und Krieg den Vorwurf des Antisemitismus erhoben.

Zitat S. Wertmüller: "In der AG spielen antisemitische Gedanken eine dominierende Rolle"... und es folgt der Vorwurf, in mehreren Positionspapieren der AG würde palästinensischer Terror als legitimer Widerstand gerechtfertigt.

Die Attac-AG Globalisierung und Krieg verwahrt sich aufs Entschiedenste gegen diese Vorwürfe. Es gibt in unserem Arbeitszusammenhang keinerlei Basis für Antisemitismus oder andere Formen von Rassismus. Die AG Globalisierung und Krieg bezieht sich mit ihren Protesten auf das Völkerrecht, auf internationale Abkommen zu den Menschenrechten, insbesondere auf die Resolution der UN-Menschenrechtskommission vom 15. 4. 02, und auf das Engagement der palästinensischen und der israelischen Friedensbewegung. Niemals wurden Terrorakte in unserer AG gerechtfertigt. Aber wir haben deutlich gemacht, wo der Terror seine Wurzeln hat – nämlich in der Besatzungs- und Vertreibungspolitik der israelischen Regierung. Wir beziehen uns auf die UN-Generalversammlung, die wiederholt erklärt hat, dass die israelischen Siedlungen in allen seit 1967 von Israel besetzten Gebieten illegal sind und ein Hindernis für den Frieden darstellen.

Auch die Unterschriftenliste mit dem Titel „35 Jahre israelischer Besatzung müssen ein Ende haben!“ ist in keiner Weise antisemitisch. Sie ist unmissverständlich Teil einer internationalen Kampagne, die sich gegen die Vertreibung und Entrechtung der Menschen in Palästina wendet. Die InitiatorInnen fordern gemeinsam mit der israelischen Friedensgruppe Gush Shalom die Politiker auf, die deutschen Rüstungsexporte nach Israel und die israelischen Warenimporte aus den Siedlungen in den besetzten Gebieten in die EU umgehend zu unterbinden. Die Siedlungen sind völkerrechtswidrig, die dortige Warenproduktion basiert auf Vertreibung und Raub. Mit diesem Aufruf wird an die Tradition der internationalen Solidarität mit Unterdrückten angeknüpft, wie es sie z. B. gegen das Apartheidsregime in Südafrika in den achtziger Jahren gab. Die Nazis haben das Gegenteil gemacht. Mit rassistischen Losungen „Kauft nicht bei Juden“ haben sie Pogrome gegen Minderheiten eingeleitet. Für uns ist klar: Rassisten erteilen wir eine Abfuhr.

Mit dem Vorgehen der israelischen Regierung - der Besatzung, dem Land- und Wasserraub, dem Bau einer Apartheid-Mauer - wird die materielle Basis für die palästinensische Gesellschaft als Ganzes zerstört. Auf dieser Basis kann es keinen Frieden geben. Die Grundpositionen von Attac verpflichten uns zur Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung.

Der Antisemitismusvorwurf für Gegner der Besatzung ist politischer Rufmord. Eine solche Praxis hat es bisher bei Attac nicht gegeben, und wir werden sie nicht dulden. Diese gezielte Diffamierung werten wir als Versuch, Kritik an der israelischen Regierung zu unterbinden.

Eine andere Welt – eine Welt ohne Besatzung – ist möglich!
www.attac.de/globkrieg

 http://www.attac.de/globkrieg/erklaerung.php

Wer sich jetzt erst wundert,

Peter Lustig über Attac 20.09.2003 - 12:20
ist aber spät aufgewacht. Und die Kategorien "Links" oder "Rechts" sagen wohl schon lange nichts mehr aus. Es müssen neue her! Vorschlag: - z.B. "emanzipatorisch". Wie sieht dann die Zielsetzung "Mehr Staat" von Attac aus? Wohl eher antiemanzipatorisch, oder? Und dann der Unsinn von "die Wirtschaft macht die Globalisierung". So ein Unfug. Klar, die Wirtschaft drängt zur Globalisierung, aber gemacht wird sie vom Staat (Privatisierungen, Zollabkommen, militärische Sicherung von Warenströmen etc.). Und jetzt soll der gute Staat die Tobin Tax einführen und alle Probleme sind gelöst. Dummheit würde ich auch wohl eher unter antiemanzipatorisch stellen. Und dann seht euch doch nur mal die Leute bei Attac an. Da sind zum einen viele senile Akademikersenioren, die Ihren geistigen Höhepunt wohl schon in grauer Vorzeit hatten. Dann solche autoritär aufgebauten Orgis wie Linksruck. Dann kenne ich noch so Leute von Attac, die mal für SPD-Abgeordnete die Reden schrieben. Na und ob die SPD mit Ihrem Chef "Basta" emanzipatorisch ist, darf wohl bezweifelt werden.

Leute, aufwachen, mitdenken und dann selber machen!

Verwandt oder nicht?

Pustil 20.09.2003 - 13:01
ist erwähnter Herr Wertmüller vom DGB zufällig verwandt mit dem hoch ehrenwerten Berliner Propagandisten der Sekte "anti" deutsche, Justus Wertmüller , der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatt, attac und andere linke anzugreifen? Wo sieht Herr Wertmüller vom DGB die Probleme beim DGB. Gibts da welche?

Kein Unterschied zwischen rechts und links?

Autor 20.09.2003 - 14:22
"Peter Lustig über Attac" scheint aus der Querfrontecke zu stammen. Abgesehen von seiner Behauptung, daß Attac mehr Staat wolle (die vollkommen daneben geht und zeigt, daß er sich nie mit attac beschäftigt hat oder bewusst lügt), ist der typische Querfront-Vorstoß "Kategorien "Links" oder "Rechts" sagen wohl schon lange nichts mehr aus" gängige NPD-Politik. Nazis besetzen linke Themen und andere (z.B. sog. "Antideutsche") sagen: "sehr ihr: die Linken sind mit den Rechten kompatibel". Auf diese Weise werfen sie sich gegenseitig die Bälle zu. So gibt es mittlerweile eine antilinke Front aus Nazis, Mainstream und Antideutschen.
Ansonsten schreibt dieser Pter Lustig genau dieselben wirren Behauptungen, die schon hundertmal widerlegt wurden.

Noch einer

Katja 20.09.2003 - 15:39
Da über diesen Unfug schon mal in gleicher denunziatorischer Weise 'berichtet' wurde, kann ich nur wiederholen:

Muss denn jeder Idiot auf den Mainstream-Zug des inflationaären Antisemitismus-Vorwurfs aufspringen? Wo ist der DGB wenn es gegen die NPD, freie Kameradschaften, Mahler, Möllemann, die sudetendeutsche Landsmannschaft, Burschenschaften, etc. geht oder ging? Dieser Wertmüller macht seinem Namen alle Ehre!

Anti-Linke Hetzer rauswerfen!

Für die soziale Revolution!


P.S.:Im Übrigen ist Sebastian tatsächlich der Bruder von Staatsfreund Nr.1 Justus Wertmüller. Offensichtlich kommen sie gut miteinander aus. Rassistischer Konsens, würd ich sagen.

Siedlungen sind nicht Israel

Micky Mouse 20.09.2003 - 16:07
Leider kann der Max mal wieder nicht richtig zitieren und verdreht die Wahrheit. Der Aufruf der AG Globalisierung & Krieg fordert nicht zum Boykott israelischer Waren auf, sondern zum Boykott von Produkten aus den Siedlungen in den besetzten Gebieten. Wenn Brym diese Siedlungen zu Israel zählt, hält er offensichtlich ganz Palästina für israelisches Gebiet!
Boykott von Siedlerprodukten heißt, keine Waren von völkerrechtswidrigen Landräubern und Koloniallisten zu kaufen!

Wertmüller ein linker?

Jens 20.09.2003 - 21:58
Wer mehr über Sebastian Wertmüller erfahren möchte siehe unter
www.steinbergrecherche.com/aswertmueller.htm
weitere Seiten unter "suchen" Sebastian Wertmüller.
Es lohnt sich

Zu Sebastian Wertmüller

Elke Müller 21.09.2003 - 01:10

Sebastian Wertmüller ist der Bruder von den Bahamas-Chefideologen Justus Wertmüller. Wichtiger sind aber die Hinweise
1. Ein jüdischer Standpunkt
Boykott von Waren aus den besetzten Gebieten, denn die dortigen Siedlungen sind ein permanenter Bruch des Völkerrechts. Brief von Prof. Dr. Rolf Verleger, Lübeck, an Sebastian Wertmüller, DGB Göttingen-Nordheim vom 6. September 2003

2. Such's Antisemiterl, such's Bastl!
Glosse von Thomas Immanuel Steinberg

3. Krieg und Demokratie
von Christian Wetter

*
1. Ein jüdischer Standpunkt
Boykott von Waren aus den besetzten Gebieten, denn die dortigen Siedlungen sind ein permanenter Bruch des Völkerrechts
Prof. Dr. Rolf Verleger forscht und lehrt an der Klinik für Neurologie, Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Er las den taz-Bericht über die Ausführungen zum Israel-Palästina-Konflikt von Sebastian Wertmüller, dem DGB-Kreisvorsitzenden von Göttingen-Nordheim, und schrieb Herrn Wertmüller am 6. September 2003 folgenden Brief:


Sehr geehrter Herr Wertmüller,

ich las in der taz von gestern ihre (wahrscheinlich verkürzten) Ausführungen zum Israel-Palästina-Konflikt und bin entsetzt. Wollen Sie denn jede Hoffnung für Israel zunichte machen?

Meine beiden Geschwister sind nach Israel ausgewandert und haben dort ihre Familien - mein Bruder ist gerade Großvater geworden. Zur Zeit ist mein Sohn in Israel für ein Gastsemester. Also man kann mir wirklich nicht unterstellen, dass ich mit Israel nicht verbunden bin. Ebenso habe ich eine Ahnung davon, was Antisemitismus ist, da mein Vater in Auschwitz war und meine Mutter nach Estland deportiert war.

Seit Rabins Ermordung haben israelische Regierungen die Oslo- Verträge nicht eingehalten und sich immer mehr in die Sackgasse des Krieges hineingesteigert. Scharon hat den jetzigen Zustand mutwillig herbeigeführt und tut freiwillig nichts, um ihn zu beenden. Stimmen der Vernunft sind marginalisiert (gut messbar an den Stimmen, die Mitznah bekam).

Offensichtlich muss hier, wie im Falle Südafrika, massiver Druck von außen gemacht werden, da die terrorisierten Bevölkerungen Israels und Palästinas von alleine nicht mehr die Kraft für einen Neuanfang haben. Deshalb begrüße ich ausdrücklich, wenn junge Leute zu einem Boykott von Waren aus den besetzten Gebieten aufrufen. Das ist eine selbstverständliche Konsequenz des permanenten Bruchs des Völkerrechts, den diese Siedlungen darstellen. Ich wünsche diesem Aufruf viel Verbreitung.

Ihre Kritik, Herr Wertmüller, ist gut gemeint, aber sehr kurzsichtig. Ich würde mich gerne von einem jüdischen Standpunkt aus länger darüber mit Ihnen unterhalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Rolf Verleger


Eine Kopie des Verleger-Briefs ging an attac. attac muß sich entscheiden. Ganz nach rechts - mit Scharon und Wertmüller - oder mit Professor Verleger gegen die Terrorisierung der Bevölkerungen Israels und Palästinas.

T:I:S, 10. September 2003

*
2. Such’s Antisemiterl, such’s, Bastl!
Glosse von Thomas Immanuel Steinberg

Wer ist Sebastian Wertmüller? Sebastian Wertmüller ist attac-Mitglied. Das ist nichts Besonderes. Doch er ist auch Vorsitzender des DGB-Kreises Göttingen-Nordheim. Des Gewerkschaftsbundes, dessen ver.di neulich die Sommerakademie von attac in Münster mitfinanziert hat. Desselben Bundes, der fest in der Hand der SPD ist. Deren Friedrich-Ebert-Stiftung hat am meisten zur Sommerakademie beigetragen. Aus Steuermitteln, versteht sich, denn die partei-eigenen Stiftungen bezahlt alle der Staat.

Sebastian Wertmüller, qua Funktion, gibt den attacies also Brot. Sein Lied sollen sie singen. Das tun sie aber nicht alle, vor allem die nicht, die keinen bezahlten Posten haben bei attac. Die AG Globalisierung und Krieg zum Beispiel will nicht, daß deutsche Rüstungskonzerne weiter Waffen ins Kriegsgebiet Israel liefern. Wertmüllers DGB, die SPD und die Friedrich-Ebert-Stiftung wollen das aberl. Erstens schafft es Frieden - und zweitens Arbeitsplätze, sagen sie

Was tut unser Seb? Er sucht einen Grund, um gegen die AG Globalisierung und Krieg zu polemisieren. Auf deren Internetseiten würden Positionen vertreten, findet Seb heraus, die sonst nur von islamistischen Gruppen und Rechtsextremen ventiliert würden. "In der AG spielen antisemitische Gedanken eine dominierende Rolle", sagt Wertmüller zur taz.

Der Vorwurf war zwar schon widerlegt, als ihn die taz noch gar nicht kannte, siehe den Brief von Marie-Dominique Vernhes an Wertmüller. Doch der Wertmüller-taz-Gemeinschaftsschlag gegen die Friedensfreunde dürfte sitzen. Die Öffentlichkeit wird schier verzagen, wenn es heißt, die Linken bei attac sind antisemitisch. Der Vorwurf ist aber nur Vorwand. Ein scheinbar lauterer Vorwurf, um linke Friedenspolitik schlecht zu machen

Deshalb nochmal die Frage: Was treibt der Wertmüller-Seb eigentlich sonst so außer DGB-Vorsitzen und attacies attackieren?

Erstens: Der Sebastian treibt zum Krieg. Als Bush gerade seine Theorie von den neunzehn Teppichmesserverschwörern mit Flaum auf der Oberlippe verkündet hatte, warb Wertmüller unter linken Deutschen schon für den großen Gegenschlag: „Wieso sind die ersten Reaktionen aus Friedensbewegung und der deutschen Linken auf den Massenmord vom 11.09. nur solche, die die USA von einer militärischen Reaktion abbringen sollen? Wie sollten denn die Vereinigten Staaten von Amerika auf die Anschläge reagieren? Fahndungsplakate und Polizeistreifen? ... Gibt es keine anderen Fragen an die bundesdeutsche Politik, als die Kritik der Bündnistreue?“

Zweitens: Der Bastian schmeißt den Antizionisten mit dem Antisemiten durcheinander und mengt noch den international Solidarischen drunter. Ausgerechnet Gewerkschaftslinken wollte er's geben, die sich LabourNet zurechnen und einen wohl überlegten Brief gegen die israelischen Nationalisten an die IG Metall geschrieben hatten: "Die Solidarisierung mit dem palästinensischen Volk heutzutage in Deutschland kann nur antisemitisch ausfallen.“ Hauptsache, frisch drauf los gequatscht.

Drittens: Das Bastl ist auf der Jagd - nach Staatsfeinden. Wie ein Jagdhund an des Jägers langer Leine spürt das Bastl sie auf. Davon berichtet die folgende schön erzählte Geschichte. Mir ist beim Lesen durch den Kopf gegangen:

Such’s Antisemiterl, such’s, Bastl!

T:I:S, überarbeitet am 6. September 2003



Zitate aus:

 http://www.taz.de/pt/2003/09/05/a0049.nf/textdruck  http://www.goest.de/krieg.htm#dgb  http://www.labournet.de/krieg/nahost/lng.html



3. Krieg und Demokratie
von Christian Wetter
(mit freundlicher Genehmigung des Autors)

Na, wer hätte das gedacht, eine Friedensdemo in Göttingen. Wie erwartet, versuchten Vertreter der Parteien, die im Verdacht der Vorbereitung eines Angriffskrieges stehen und wohlweislich gegen eine Abstimmung über ein Mandat für die am Krieg direkt beteiligten AWCS-Mannschaften sind, die Führung der Friedensbewegung zu übernehmen.

Es waren auch andere Leute anwesend, eigentlich gehörte die Mehrheit der Anwesenden nicht zu den genannten Parteien. Klar, dass auch bei einer Friedensdemo allerlei Leute Flugblätter verteilten, aber dass ein Vertreter der selbsternannten Friedensbewegung mit Polizeimitteln Flugblätter unterbinden will, ist schon merkwürdig.

Nicht unweit von mir stand jemand und bot seine Blättchen feil, nun ja, das tun viele, dachte ich mir. Doch dann bahnte sich der Gewerkschaftsfunktionär Sebastian Wertmüller mit drei Polizeibeamten, zwei uniformiert, einer in zivil, den Weg durch die Menge und zeigte gestikulierend auf eben jenen einen von vielen Flugblattverteilern. Die Beamten wandten sich ihm gleich zu, während Sebastian Wertmüller wieder in der Menge untertauchte. Immerhin, die Beamten redeten zwar anfänglich etwas bestimmend mit dem Dissidenten, verzichteten aber dann auf auf Beschlagnahme der Blättchen und Platzverweis.

Klar, dass ich mir so ein Blättchen mal durchlas, ist ja immer interessant, wenn was verboten werden soll. Tja, alles sachlich richtig, was ich da las, Vorbereitung eines Angriffkrieges, Hinweise, dass Soldaten gesetzwidrigen Befehlen nicht gehorchen müssen und so.

Tja, da hat er sich wohl verschätzt, die Beamten waren garnicht so antidemokratisch, wie er es erhofft hatte.

Gewickelchen, sowas will ich aber nun wirklich nicht häufiger erleben! Sebastian, das hast Du doch nun echt nicht nötig!!

Selbstverständlich sollte unter diesem Ereignis nicht die Kooperation der Gewerkschaften mit anderen Gruppen leiden.

Der für Rot-Grün redende Herr Ungerer versuchte sich dann auch als Friedensbote, Hinweise auf den noch immer stattfindenden Afghanistankrieg ignorierte er ebenso mit Leichenbittermine wie die auf den umstrittenen Einsatz der AWACS-Mannschaften und anderer aktiver Kriegsunterstützung durch seine Regierunghelden. Und dann wies noch jemand auf den Zusammenhang von Krieg und Sozialabbau hin, da hat er doch lieber das pathetische Maul gehalten...

Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen!



© Christian Wetter 2003 / Frühjahr

Quelle:

 http://www.stattnetz.de/alltag/kriegunddemokratie/kriegunddemokratie.htm

indymedia nicht den hetzern überlassen!

www 21.09.2003 - 13:26
ganz deiner meinung sputnik:

mit diesem artikel hat sich für mich der fall max brym entgültig erledigt.
es braucht nur irgendein idiot "Antisemitismus!" zu schreien und schon stürzen sich leute wie brym begierig darauf, konstruieren aberwitzige Anschuldigungen und glauben, sie in einem als nachrichtenkanal gedachten indymedia, mit erhobenem zeigefinger ganz im stil des an-den-pranger-stellens unter die leute werfen zu müssen.
Ich bin kein Attackie, es finden sich bei attack durchaus reformistische positionen die kritisiert gehören, aber dieses dumme "jetzt-pack-ich-aber die-antisemitismus-keule-aus" der anti-d. sekte muss entschieden bekämpft werden.
max brym: endgültig disqualifiziert!

mal etwas lokalinfos

jemand aus gö 22.09.2003 - 14:43

bevor ihr Werthmüller vors Szenegericht führt und die Sippenhaft beantragt, ein paar kurze Infos: ja, er ist mit dem guru der bahamas verwandt, aber das geht eigentlich niemanden etwas an.Sebastain ist jemand, der sich seit Jahren gegen Nazis in Südniedersachsen engagiert und in vielen Teilen gute antifaschisitsche arbeit geleistet sowie die Linksradikalen vor Ort unterstützt hat. Klar ist er immer noch beim DGB und da gibts natürlich Differenzen, aber es gibt eben auch lokale Funtkionäre, die ihre Politik machen- dafür ist er ein Bsp. Also, informiert euch erstmal. was die Inhalte betrifft: Da hat er vollkommen recht, schließlich ist auch Linksruck bei Attac, die bekanntermaßen islamisten toll finden und denen antiimperialismus und progressivität unterstellen. Ansonsten sag ich nur: deutsche linke halts Maul zu nahost, es nervt!!!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

@ M. — leider muß der observator ergänzen...

@observator — Karl

@Karl — justus jonas der gerechte

Tief betroffen — Peter Lustig

max brym entlarven! — sputnik schock

wiederholung — fan