Alle Jahre wieder: Faschos in Freiburg

Ernst Niemand 16.09.2003 22:45 Themen: Antifa
In Freiburg trafen sich am Freitag, den 12.09. Nazis um eine Ortsgruppe der "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" zu gründen.
Am Freitagabend, den 12.09. veranstalteten Mitglieder der BDVG (Bewegung deutsche Volksgemeinschaft) einen "Informationsabend" bei dem es darum ging in Freiburg eine Kameradschaft zu gründen und intern Propagandamaterial zu verteilen. Zwei Funktionäre aus Aalen, ein Nazi aus Freiburg, der vor Ort organisiert hat und fünf Teenager hielten diesen "Kameradschaftsabend" in der Lehener Kneipe Schützen ab. Zuvor standen sie etwa 1,5 Stunden an der Bushaltestelle Paduaallee und warteten auf weitere InteressentInnen. Stattdessen besuchten jedoch einige Antifas mit Fotoapparaten das gesellige Beisammensein im Hinterzimmer der Kneipe. Dieser Überraschungsbesuch gefiel den Nazis nicht sonderlich. Die Aktion war hiermit beendet, das Gasthaus wurde verlassen noch bevor die vom Wirt herbeigeholten Bullen die Örtlichkeit erreicht hatten.


Die BVDG

Die BDVG, damals stand das Kürzel noch für "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft", entstand 1999 als Abspaltung von der Jungenorganisation der NPD, JN. Den beiden ehemaligen JN-Landesvorsitzenden Joachim Ezer (Nordrhein-Westfalen) und Lars Käppler (Baden-Württemberg) war die JN nicht rechts genug, sie wollten eine engere Anbindung an die "Freien Kameradschaften" und eine "parteiunabhängige Kaderorganisation". Ein Jahr nach der Gründung erfolgte die Umbenennung in "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft". Erster "Gebietsverband" war die BDVG-Süd unter der Leitung von Ralf Brunner und Stefan Zimmermann, hinzu kam später die BDVG-Sektion "Mitteldeutschland".
Die BDVG gibt vierteljährlich die Zeitschrift "Volk in Bewegung" heraus, dazu kommt noch ein monatllicher "Schulungsbrief". Vorsitzende sind Lars Käppler, Ralf Brunner und Michael Weber.
Ziel der Gruppe ist die "Bildungsarbeit" für rechte Kader. Die BDVG organisiert Vorträge, Liederabende, Fußballturniere und Sonnenwendfeiern. Am 14.06 2003 mobilisierte die BDVG zu einem Aufmarsch gegen die Wehrmachtsaustellung in Schwäbisch Hall, am 13. September zu dem dann verbotenen Naziaufmarsch für ein "Nationales Zentrum" in Karlsruhe. Recht aktiv ist der "Gruppenverband Rhein Neckar", die Bundesgeschäftsleitung hat ihren Sitz inzwischen in Aalen.
Zur BDVG gehört die Organisation "Junge Deutsche", die ihre faschistische Propaganda vor allem an Schulen betreibt und auch gezielt, wie zum Bespiel im Herbst 2002 in Mannheim und Ludwigshafen geschehen, SchülerInnenverwaltungen und Zeitungen anschreibt.

Die Gründung einer Nazi-Ortsgruppe ist nach deren eigenen Worten "der Grundstein für den Aufbau nationaler Strukturen" im "national-strukturschwachen Freiburg", die "in Bälde mit weiteren Veranstaltungen" untermauert werden sollen. "Die Kameraden vor Ort" seien "motiviert".

Nehmen wir ihnen ihre Motivation!
Keine Faschos, weder in Freiburg noch sonst irgendwo!



Quellen:
Informationsdienst gegen Rechtsextremismus,  http://www.idgr.de/lexikon/stich/b/bdvg/bdvg.html
ak antifa im JUZ Mannheim,  http://rhein-neckar-rechts.tk

Die Seiten der Faschos:
www.rufderfreiheit.de
www.volksgemeinschaft.org
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Ergänzungen

BZ-Artikel

ArchivörIn 22.01.2007 - 17:10
Badische Zeitung vom Samstag, 20. September 2003

Rechtsextreme haben es auf Freiburg abgesehen

Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft gründet Ortsgruppe

In Freiburg haben rechtsextreme Kräfte keine Chance: So heißt es seit dem Erfolg gegen den NPD-Aufmarsch vom vergangenen September. Doch ein Irrtum zu glauben, dass es solche Bestrebungen hier nicht gibt. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben sich vorige Woche Sympathisanten der neonazistischen "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" (BVDG) im Lehener "Schützen" getroffen. Auch die antifaschistische Szene wusste davon. Nur die Polizei muss, mangels Info, im Nachhinein ermitteln.

Ein Hinweis findet sich auf der Homepage der Freiburger Gruppe La Banda Vaga. Am 12. September, heißt es dort, habe sich im "Schützen" eine Ortsgruppe der Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft (BDVG) gegründet. Anwesend seien zwei Funktionäre aus Aalen, ein Freiburger BDVG-Anhänger und fünf Teenager gewesen. Zuvor hätten alle eineinhalb Stunden lang an der Bushaltestelle Paduaallee auf weitere Interessenten gewartet. Doch stattdessen hätten Antifas mit Fotoapparaten das Beisammensein besucht. Das habe den Neonazis gar nicht gefallen. Die Aktion sei damit beendet, das Gasthaus verlassen worden.

Auch die Veranstalter selbst berichten über das Treffen - freilich aus ihrer Sicht. "Im national-strukturschwachen Freiburg", seien zwar nur sieben Besucher gekommen, heißt es auf der Homepage der Organisation. Diese aber seien in "kameradschaftlicher Runde" über die Ziele der BDVG informiert worden. "Lustig wurde es, als etwa 10 bis 15 vermummte Antifa-Kinder, vor allem hysterische Weibsbilder, im Türrahmen standen und Fotos machten". Sofort hätten die "Kameraden" die ungebetenen Gäste des Raumes verwiesen. Vor dem Lokal habe man noch mit ihnen "diskutieren" wollen, doch sie seien "wie vom Erdboden verschluckt" gewesen.

"Wenn uns keiner informiert, können wir nicht überall sein", hieß es in der Polizeidirektion auf die Frage, warum keine Streife vor Ort gewesen sei. Doch im "Schützen" hatte dazu niemand einen Grund gesehen. Die Versammlung sei ganz friedlich verlaufen, berichtete dort Burkhard Runge. Erst als die "Störenfriede" aufgetaucht seien, sei es laut geworden: "Die haben sich verbal angebellt wie Hunde". Dass es sich bei den Veranstaltern um eine rechtsextreme Vereinigung handelte, habe man im Schützen ebenfalls nicht gewusst. "Ein netter, junger Mann", erklärte Runge, habe "unter einem ganz normalen Namen wie Schmidt oder Schulze" das Nebenzimmer gemietet. "Wir können doch nicht jeden fragen, wo er herkommt."

Das könnte die Polizei anders sehen. Sie kennt die BDVG schließlich als Organisation mit offen neonazistischer Ideologie. Seit ihrer Gründung 1999 wird sie vom Verfassungsschutz beobachtet, und auch in Freiburg, sagte Polizeisprecher Ulrich Brecht, habe man sie im Auge. Wenn die Polizei nun auch die Bevölkerung um Hinweise bittet - [TEL]0761/XXX-XXXX und 0761/XXXXX (anonym) - Grund zur Panik ist laut Brecht nicht gegeben. "Hier lässt es die politische Landschaft nicht zu, dass so etwas größer wird", meint der Polizeisprecher. Bei der BVDG herrscht trotzdem Aufbruchstimmung. Auf ihrer Website verkündet sie: In Freiburg sei nun der Grundstein gelegt. Und: "Die Kameraden vor Ort sind motiviert".

ko

Nachträglich ein paar Fotos

Autonom@ntifA 22.01.2007 - 17:30
Der Kampf geht weiter...

Referate über Runen für Rechtsradikale

Archivör 22.01.2007 - 18:14
Badische Zeitung vom Donnerstag, den 4. Dezember 2003

Referate über Runen für Rechtsradikale

Die "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" plant eine Veranstaltung - die Antifa hält dagegen

Von unserer Redakteurin Julia Littmann

Typische Themen, zu denen der Schweizer Holocaust-Leugner Bernhard Schaub referiert, sind Runen oder Rassereinheit. Den rechtsextremen Redner und Autor hat nun die Freiburger Ortsgruppe der "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" zu einer Saalveranstaltung am 17. Januar eingeladen.

Angekündigt war der Vortrag bis Mitte November - wie durchaus üblich - auf der Website. Uhrzeit und Ort würden, so der Eintrag, "eine Woche vorher" über die ebenfalls eingetragene Handynummer kundgetan. Die Polizei gibt an, die Aktivitäten der Freiburger Gruppe im Blick zu haben, ebenso die Unternehmungen linker Gruppen, von denen einige gegen die geplante Vortragsveranstaltung der Rechten mobil machen.

Die antifaschistische Aktionsgruppe La Banda Vaga zum Beispiel will mehr als nur hinschauen. Sie lädt ein zu einer Informationsveranstaltung in Sachen nationalistische Gruppierungen - speziell die nationalistische Bewegung deutsche Volksgemeinschaft, kurz BdVG genannt, und deren Gastredner Bernhard Schaub werden da Thema sein. Dass die Ortsgruppe der BdVG gerade mal ein halbes Dutzend neofaschistische Mitglieder zählt, ist für die antifaschistischen Aktivisten in Freiburg kein Grund, deren Bemühungen nicht ernst zu nehmen. "Mit jeder solcher Veranstaltungen ist immer die Absicht verknüpft, weitere Rechtsradikale zu mobilisieren", so Sarah Soltyzsek von La Banda Vaga.

Der Versuch, entsprechend zu agitieren, werde tatsächlich immer wieder da sein, bestätigt auch Gerhard Beck von der Fachgruppe Kriminalprävention bei der Freiburger Polizei: "Wir haben unsere Antennen da entsprechend ausgerichtet." Bislang jedoch, so seine langjährige Erfahrung, seien die Vorstöße rechtsradikaler Gruppierungen hier nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

Möglicherweise hat sich das auch wieder einmal über rechte Netzwerke herumgesprochen. Seit Mitte November nämlich ist die Ankündigung für die Saalveranstaltung mit Bernhard Schaub wieder von der Website gelöscht. Die telefonische Anfrage der Badischen Zeitung, ob damit auch der Vortrag abgesagt sei, wurde mit sofortigem Auflegen quittiert. Dass sowohl die geplante Veranstaltung stattfinden wird als auch entsprechende Gegenveranstaltungen, vermutet zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Polizei: "Der Termin ist bekannt, sowohl für die geplante Veranstaltung als auch für geplante Störungen."

Ob die im September gegründete Ortsgruppe am Ende ihren Redner tatsächlich in irgendeinem Freiburger Saal zu Wort kommen lassen kann, wird sich zeigen. Der Schweizer tönt einstweilen in Veröffentlichungen: "Den Schwarzen lassen wir die Negertrommeln, den Juden das Zinssystem - für uns beanspruchen wir den deutschen Wald, das deutsche Blut, die deutsche Sprache." Für solche Sprüche, sagt Sarah Soltyzsek, ist Freiburg kein gutes Pflaster, "aber hellwach muss die Stadt trotzdem bleiben."

Infoveranstaltung über die Bewegung deutsche Volksgemeinschaft: am Samstag, 13. Dezember, um 20.30 Uhr in der KTS, Basler Straße 103.

BZ-Kommentar

Archivör 22.01.2007 - 18:16
Badische Zeitung vom Donnerstag, den 4. Dezember 2003

Gegenwind für die "Falschen"

MÜNSTERECK

Als vor gut einem Jahr die NPD zu einem Aufmarsch in Freiburg trommelte, blieb das lange unöffentlich. Man wollte "nicht so viel Wind" machen, denn, so die Lesart: Öffentlichkeit ist Publicity und nutzt den "Falschen". Ob diese Logik immer greift, darf bezweifelt werden. Erst die Publicity hat in jenem Fall einer ganzen Stadt zur kollektiven Äußerung gegen Rechtradikalismus verholfen. Wie viel rechtsradikales Denken dennoch auch hier verbreitet ist, können wir nur ahnen. Daran wird sich nichts ändern, wenn bei jeder Gelegenheit die Devise ausgegeben wird: "Bloß nichts aufbauschen!" Dabei gehört die Debatte um real existierendes Nationalistisches auf den Tisch einer Gesellschaft, keinesfalls aber unter den Teppich. Solange nämlich nationalistische Äußerungen unterm Teppich untergebracht werden, ist vor allem eines erreicht: Der Schein bleibt gewahrt. Und hinter dem fühlen sich genau die wohl, die sich überhaupt nicht wohl fühlen sollen - die dreieinhalb Mitglieder kleiner rechtsradikaler Ortsgruppen in unserer Stadt, nationalistische Gruppen rings um Freiburg, Generäle mit rechter Mission oder ein Martin Hohmann in der CDU. Heißt: "Nicht viel Wind machen" ist falsch, wo Gegenwind vonnöten wäre.

BZ-Korrektur

Archivörin 22.01.2007 - 18:17
Badische Zeitung vom Montag, den 8. Dezember 2003

Antifa informiert

Über die Bewegung deutsche Volksgemeinschaft informiert eine Veranstaltung am 13. Dezember um 20.30 Uhr in der KTS, Basler Straße 103. Für diese Veranstaltung ist verantwortlich die Antifa Freiburg (nicht, wie irrtümlich gemeldet, die Gruppe La Banda Vaga).