München Schwabing. Der Naziterror geht weiter

Max Brym 16.09.2003 02:41 Themen: Antirassismus
Nazistischer Mordversuch an der Münchner Freiheit
Erstveröffentlichung
München-Schwabing

Der Naziterror geht weiter


Wenige Tage nach der Festnahme von Mitgliedern der „Kameradschaft Süd“ kam es zu einem nazistischen Mordversuch in München- Schwabing. Elf angetrunkene Nazis, griffen um 2 Uhr nachts, am Sonntag den 14. September einen schwarzen amerikanischen Staatsbürger an. Dieser verteidigte sich am Busbahnhof an der Münchner Freiheit, mit einem Verkehrsschild. Zu seinem Glück, fuhr zufällig ein ziviles polizeiliches Einsatzfahrzeug vorbei. Der Angegriffene rettete sich in den Einsatzwagen. Daraufhin attackierte die braune Bande den Polizeiwagen. Danach versuchten die Faschisten zu verduften, was ihnen aber nicht gelang. Elf Nazis wurden festgenommen, auf der Wache wurden sie neuerlich gewalttätig. Wie aus Polizeikreisen verlautet, stehen die Festgenommenen in enger Verbindung mit dem Nazi Martin Wiese. Ihr „Führer“ und weitere „Kameraden“ wurden letzte Woche festgenommen. Die Nazibanditen planten einen Sprengstoffanschlag am 9. November, anläßlich der Grundsteinlegung für ein jüdisches Gemeinde und Kulturzentrum am fünfundsechzigsten Jahrestag der Reichspogromnacht. Hunderte von Bürgern, hauptsächlich jüdischer Abstammung, aber auch Angehörige der politischen Prominenz hätten sterben können. Mittlerweile ist bekannt, dass die Faschisten auch andere Anschlagsziele im Visier hatten. Es ist von einer Moschee, von einer griechischen Schule und einem spanischem Kulturzentrum die Rede. Höchste Priorität hatten nach polizeilichen Erkenntnissen, jedoch jüdische Objekte. Das entspricht auch dem nazistischem Haßkalender. Grundsätzlich sind, wie der Angriff auf den amerikanischen Staatsbürger an der Münchner Freiheit zeigt, alle die nicht den „Rassegeboten“ der Nazis entsprechen, potentielle Opfer. Aber auch Politiker, wie der brave Sozialdemokrat Franz Maget, standen auf der Liste der braunen Gesellen.

Die Presse und Innenminister Beckstein

Am Montag den 15. September 03, verurteilten alle großen Zeitungen entschieden den nazistischen Terrorakt an der Münchner Freiheit. Herr Beckstein zeigte sich „bestürzt über den Angriff“, er kündigte harte Maßnahmen gegen die von ihm so bezeichnete „Braune Armee Fraktion“ an. Der brave bundesdeutsche Staatsbürger, der etwas gegen Nazis hat, kann sich demzufolge beruhigt zurücklehnen. Der Beckstein und die Presse wird es schon richten, soll suggeriert werden. Solche Vorstellungen sind prinzipiell falsch. Im Gegensatz zur Berichterstattung in den Medien, handelt es sich bei den Naziterroristen nicht um eine Szene, die im politischen Abseits operiert. Im Gegenteil, ihre politische Rolle speißt sich aus dem Gedankengut, das aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Es gibt in Deutschland einen weitverbreiteten rassistischen Konsens. Asylbewerber werden meist als „Betrüger und „Problem“ wahrgenommen. Ein Gerichtsurteil sah kürzlich in der Folter kein Abschiebehinderniss, „da das in dem genannten Land weitverbreitet sei.“ Der Mensch soll abgeschoben werden, die Folter ist faktisch zu einem „Kulturgut“ erklärt. Der Presse war dieses Gerichtsurteil nur eine Randnotiz wert. Einer der stärksten Befürworter einer rigorosen Abschiebepolitik, ist der bayerische Innenminister Beckstein. Vor einigen Jahren startete die CSU eine Kampagne gegen den Doppelpaß. Im Münchner Rathaus unterschrieben damals Tausende „Gegen die Ausländer“, wie sie es nannten. Die CSU warnt beständig vor einer „Überfremdung“ des Landes und fordert eine „deutsche Leitkultur“. Kein Wunder, dass die Nazis sich positiv angesprochen fühlen und die „Leitkultur“, in ihrem Sinne befördern wollen. Im Jahr 1997, versuchte Beckstein eine nazistische Demonstration in München, gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“, auf Teufel komm raus zum Münchner Marienplatz durchkommen zu lassen. Allerdings stellten sich im Jahr 1997 rund 15000 Münchner, den 5000 Nazis in den Weg. Beckstein wertete dies, als massiven Eingriff in die demokratischen Rechte einer zugelassenen Partei (der NPD). Kein Wunder in jener Zeit agitierten Nazis und CSU gemeinsam, gegen die „Verleumdung der Wehrmachtssoldaten“. Die Nazis haben auch Erfahrungen damit gesammelt, dass die politische Kaste braune terroristische Aktionen dazu benützt, die rassistische Gesetzgebung zu verschärfen. Unmittelbar nach den pogromartigen Ausschreitungen in Rostock 1992 und den Nazimorden im Jahr 1993, wurde das Asylrecht in Deutschland entscheidend minimiert. Die Spitze des Rassismus, stellt selbstverständlich der Antisemitismus dar. Der Antisemitismus ist ein ausgearbeitetes theoretisches Wahngebilde. Mittels des Antisemitismus, kann vermeintlich sowohl der Kapitalismus, als auch der Kommunismus erklärt werden. Das Konstrukt einer jüdisch- bolschewistischen Plutokratie, die im Geheimen die Welt regiert, spukt in vielen „treudeutschen Gehirnen“. Der Ausgangspunkt dieser Betrachtung, ist die „Rasse“ und das Blut welche den Juden angeblich schlecht machen. Letztere Feinderklärung gilt für jeden, der kein „deutsches Blut“ in den Adern hat. Es gibt dennoch einen Unterschied, der Türke oder Slawe, wird bespuckt beleidigt und attackiert. Kein deutscher Rassist käme jedoch auf den Gedanken, dem Menschen aus Togo oder dem Albaner, eine „Weltmachtrolle“ zuzugestehen oder zu behaupten: „Es gäbe eine Verschwörung der Weisen von Ruanda, um die Welt zu beherrschen. Der Antisemitismus ist die Spitze des sozialdarwinistischen Rassismus. Die Prämisse für jeden Rassisten, ist die Frage nach dem Blut und der Herkunft der Menschen, um die Teilung in gut und erhaltenswert, sowie schlecht und unbrauchbar zu machen. Der Rassismus ist eine barbarische Ideologie, die alle Nicht- Deutschen bespuckt und beleidigt und als rassenbiologische Ideologie in letzter Konsequenz den Juden, nach der rassistischen Katalogisierung am härtesten trifft. Aus diesem Grund, waren für die Nazis die wichtigsten Anschlagziele in München jüdische Einrichtungen. Herr Beckstein kann gar nicht konsequent gegen den Antisemitismus sein, denn er steht für das rassistisch definierte deutsche Staatsbürgerschaftsrecht aus der Kaiserzeit. Nach dem Gesetz, wird die Staatsbürgerschaft mit dem Blut und der Abstammung in Verbindung gebracht.

Was erregt Beckstein ?

Zunächst geht es Beckstein, um das Ansehen Deutschlands in der Welt. Ein Anschlag am Jakobsplatz, hätte die Wettbewerbsfähigkeit des „Standortes Deutschland“ gefährdet. Nebenbei hätte man selbst unter den Opfers sein können. Denn sowohl Ministerpräsident Stoiber, als auch Bundespräsident Rau, sind als Gäste für die Grundsteinlegung für das neue jüdische Zentrum in München geladen. Die CSU sieht die Interessen der deutschen Konzerne in der Schlacht um den Weltmarkt. Offener und mörderischer Antisemitismus sowie nichtstaatlich organisierte rassistische Menschenjagten, schaden dem Markenartikel „ Made in Germany“. Dies begreift der nazistische Mob nicht so ganz und deshalb wird auf ihn eingedroschen. Der „Kameradschaftler“ aus der „ Kameradschaft Süd“, versucht Herrn Walser wörtlich zu nehmen und hat nicht kapiert, dass ein „fanatischer Antisemitismus“ noch nicht gefragt ist. Die Ablehnung des „fanatischen Antisemitismus“, zieht sich durch viele Zeitungsartikel und diverse Statements. Diese Formulierung sollte nachdenklich stimmen: Warum wird eigentlich nur der fanatische Antisemitismus“ abgelehnt und nicht jeglicher Antisemitismus ? Liegt es vielleicht daran, dass es in Deutschland keinen Antisemitismus gibt ? Auch keinen partiellen und latenten ? Wohl kaum, wer daran glaubt glaubt auch, dass der Mond eine Kuh ist, einen Euter hat und Milch gibt. Natürlich gibt es im heutigen Deutschland selten selbsterklärte Antisemiten, dennoch gibt es sie und zwar zuhauf. Die politische Mitte in Deutschland, versucht jenen bedrückten Wiener zu rehabilitieren, der im Jahr 1946 gegenüber einem bekannten jüdischen Kabarettisten sein Leid klagte: „Das Schlimmste was uns dieser Hitler angetan hat ist, dass er uns unseren guten, alten Antisemitismus kaputt machte. Dieser Typ des Antisemiten, befindet sich noch im Gegensatz zum bombenden Antisemiten Wiese. Jene Gestalten die Herrn Walser, anläßlich seiner Paulskirchen „Schlußstrichrede“ im Jahr 1998 stehend applaudierten, befinden sich in allen politischen Parteien. Selbstredend auch in der CSU. Herr Beckstein ist mit der Tatsache vertraut, dass es in diesem Land Antisemiten gibt. Von ihm selbst ist keine antisemitische Äußerung bekannt, was aber nicht heißt, dass er hier keine Ambitionen hätte. Er steht für den rassistischen Konsens in diesem Land. Im Streit um die Entschädigung für Zwangsarbeiter, teilte Beckstein die Haltung der Industrie, auf eine biologische Lösung der Frage zu setzen. Im Rahmen der Debatte zur„Zwangsarbeiterentschädigung“, gab es viele antisemitische Beiträge in bekannten Medien. Herr Beckstein legte hier eine bezeichnende Zurückhaltung an den Tag. Als erfahrenem Politiker ist ihm klar, dass ein antisemitisches Gemüt gepflegt sein will, auch in der eigenen Partei und in der Wählerschaft. Von dieser Person einen ernsthaften Kampf gegen den Antisemitismus zu erwarten, ist genauso naiv, wie von einer Kuh eine großartige Eiskunstlaufleistung zu erwarten. Was Herrn Beckstein wirklich erregt, sind geistig minderbemittelte Nazis, die dem Standort Deutschland gefährlich werden könnten. Diese Leute verachtet und bekämpft Beckstein. Obwohl er und seines Gleichen immer wieder durch ihre zum Teil rassistischen Bierzeltreden und Praktiken, in die Rolle des Zauberlehrlings geraten. Der Nazi radikalisiert und verabsolutiert den Diskurs, der von Beckstein über Walser bis hin zu sogenannten Antizionisten geprägt wird. Diese Verabsolutierung erregt den Innenminister ernsthaft. Dagegen will er auch handeln, dass dabei auch nach links geschlagen wird, versteht sich bei der CSU. Völlig daneben liegt allerdings die „Junge Welt“, die in ihrer Ausgabe vom 14 September 03 im Stil des nazistischen Störtebeker- Netzes herumspekuliert. Die Junge Welt äußert den Verdacht, einer Inszenierung des Sprengstoffundes bei der „Kameradschaft Süd“ durch bayerische Staatsorgane, um das Versammlungs und Demonstrationsrecht abzubauen. Natürlich hegt Beckstein solche Absichten. Ihm aber eine Inszenierung nazistischer Mordgelüste zu unterstellen, um die ach so starke Linke zu schwächen, ist nur noch blödsinnig. Am Besten belegt das die Debatte in den Cafés an der Münchner Freiheit am Tag nach dem Mordversuch.

Dieter Bohlen und Naddel

Einen Tag nach der Naziaktion, wurde viel über das Buch (Ungelogen) der ehemaligen Ehefrau von Dieter Bohlen geplaudert. Auch die Niederlage des FC. Bayern in Wolfsburg, war ein Thema. Der nazistische Mordversuch am Busbahnhof war kein Thema. Obwohl jede Zeitung über die Aktion direkt vor der Haustüre berichtete. Es wird auch erstaunlich wenig, über den geplanten Anschlag gegen die jüdische Gemeinde gesprochen. Um es zynisch auszudrücken, 1,7 Kilogramm TNT gegen Juden und andere, ein Mordversuch gegen einen Schwarzen vor der Haustüre, berührt die Meisten nicht. Davon ist man ja nicht betroffen, zur Grundsteinlegung am 9. November wäre man eh nicht gegangen und der Angegriffene war ein Schwarzer. Wie der FC Bayern spielte und warum Olli Kahn wieder einen schweren Fehler machte, ist interessanter. Das ist keine Momentaufnahme von der Münchner Freiheit, solche Befindlichkeiten, Gleichgültigkeit gepaart mit Rassismus und latentem Antisemitismus, prägen weite Teile des Landes.

Max Brym
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Ergänzungen

stuff

weist 16.09.2003 - 10:06
Nein, wenn die Sache mit dem Sprengstoff inszeniert worden wäre, wäre es a) weniger dramatisch gewesen, und b)hätten die 'Terroristen' dann wohl eher Beckstein selbst als SPD-Maget (ein paar Tage vor der Landtagswahl; das macht sich nicht so gut auf der CSU-'Erfolgsbilanz') im Visier gehabt. Inszenierte Akte von brauner Gewalt kommen vor, aber das sind Propagandadelikte, bei denen niemand zu Schaden kommt*.

Anderes Beispiel für den 'rassistischen Alltag': wer eine Anzeige o.ä. im Zusammenhang z.B. mit dem Grenzcamp bekommen hat, kennt das ja: unter den 'unbedingt zu machenden' Angaben zur Person ist auch die der 'Nationalität'. Was bitte ist die 'Nationalität', und wieso ist das wichtig für eine deutsche Behörde, wenn nicht als Relikt einer rassistischen Klassifikation? Wenn du in den späten 80ern vom Balkan abgehauen bist, OK, das macht auf eine perverse Weise noch *irgendwie* Sinn (zumal damals ja in D-schland noch tatsächlich zwischen Staatsangehörigkeit und Nationalität unterschieden wurde - nur wer qua letzterer deutsch war, hatte auch einen Freibrief, sich einbürgern zu lassen) - aber heutzutage?!
Die Typen sollten mal ihre Formulare überarbeiten.


* z.B. Hakenkreuzgraffitis etc, die vereinzelt von Stasi-Leuten plaziert wurden, damals in dern 60ern, um Aufmerksamkeit auf die BRD-Neonaziszene hin-, und von ihrem DDR-Pendant abzulenken: 'im real existierenden Sozialismus gibt es keine Nazis'. Gab es doch, sie machten zu der Zeit sogar mobil, naja, da wurde halt die braune Szene beim Klassenfeind ein bissl gepushed. Aber so etwas wie jetzt in Bayern... nee, die Gefahr, daß jemand dahinterkäme, wäre viel zu groß.

Der Staatsraison auf den Leim gegangen

Tom 16.09.2003 - 11:40
In aller Bescheidenheit möchte ich ein paar Dinge ergänzen, die eigentlich jedem offensichtlich sein sollten.
1. Die Naziszene ist bekanntermaßen völlig unterwandert.
2. Wiese ist allgemein als totaler Hohlkopf bekannt.
3. Ausgerechnet eine Woche vor den Wahlen fliegen die Brüder auf. Noch dazu in einer Zahl, das es einem nur verdächtig vorkommen kann.Seit wann arbeiten Terrorgruppen zu zehnt? Jeder gelungene Anschlag von RAF oder 2. Juni hatte nie mehr als drei vier Mitwisser
4. Es gab überhaupt noch keinen Anschlag. "Nur" Pläne. Schlimm genug, aber Pläne machen hierzulande viele. Das einzig solide an dem ganzen Geschrei sind 1.7 Kilo TNT
5. Beckstein würde gerne die Gesetze verschärfen, um dann den Geheimdiensten und Bullen noch mehr freie Hand zum Beweismittelfälschen zu lassen. Dreimal darf man raten, wen die sich aufs Korn nehmen werden.
5. Der Überfall auf den schwarzen Ami war ein Überfall, aber wieso er gleich ein Mordversuch gewesen sein soll, möchte ich gerne wissen. Vor allem jedoch, wieso er etwas mit Antisemitismus zu tun haben soll
6. Wieso sich Brym von all diesen betrüblichen Tatsachen zu einem Exkurs über die These animieren läßt "Antisemitismus sei die schlimmste Form des Rassismus" leuchtet mir ganz und gar nicht ein.
Tatsache ist doch, daß der Alarm nur ein zehntel dessen betragen hätte, hätten die Nazis einen Anschlag auf ein Flüchtlingsheim oder auf Antifaschisten geplant. Brym verwechselt die unablässig vor dem Antisemitismus warnende philosemitische Staatsraison
die umso ungehinderter alle anderen diskriminiert, je mehr sie sich vom Zentralrat laufend Persilscheine ausstellen läßt (die Deutschen sind jetzt gut, weil sie nichts gegen Juden haben) mit der wahren Lage: Die Juden in Deutschland erfreuen sich allgemeiner Protektion; die jüdischen Gemeinden werden fleißig subventioniert; jedes Jahr dürfen zum heftigen Ärger Israels 12 000 sogenannte Kontingentflüchtligen aus Rußland einwandern und kriegen sofort das Aufenthaltsrecht et al. Roma, Afrikaner, Ukrainer und Moldawier usw. dagegen dürfen nicht nur nicht einwandern, sondern kommen als Illegale, ohne jedes Verbrechen begangen zu haben, sofort in Abschiebehaft. Muslims werden von unseren Oberheuchlern und fleißigen Tierschützern ob des Schächtens heftigst angegriffen, während zum Thema koscheren Schlachtens noch nie ein Wort zu hören war.
Ich stimme Brym darin überein, daß Antisemitismus eine Gefahr ist.
Aber sie zur schlimmsten Form des Rassismus zu erheben, verharmlost nicht nur andere Rassismen, sondern geht der deutschen Staatsraison voll auf den Leim.







logik?

logiker 16.09.2003 - 14:32
dein punkt 3 steht in krassem widerspruch zu 2. und weshalb beginnst du die RAF mit den bombenbauenden Nazitrollen zu vergleichen. machst du da nicht den gleichen fehler wie Beckstein, wenn er von der Braunen Armee Fraktion spricht?

Die Bombenleger und der Wahlkampf

CSU total 16.09.2003 - 19:39
Es ist Wahlkampf in München und Zeit für den als „Hardliner“ bekannten Günther Beckstein von der CSU, sich als Mann der inneren Sicherheit zu präsentieren. So kommt es nicht ungelegen, wenn seine Sicherheitsbehörden einen „Neonazi-Anschlag“ kurz vor der Landtagswahl vereiteln. Da darf die SPD natürlich nicht nachstehen, und prompt wird der SPD-Spitzenkandidat Franz Maget als potentielles Opfer der „Neonazis“ präsentiert. Ausgespäht hätten sie ihn, sagte BRD-Innenminister Schily, festgestellt, was Maget macht und wo er wohnt. Daraus habe die Polizei eine Sicherheitsgefährdung abgeleitet und Maget unter Personenschutz gestellt.

"Das trägt die Struktur einer ,Braune-Armee-Fraktion‘", trägt Beckstein dick auf. Dagegen hat nun Schily wieder etwas, denn Beckstein hatte nach Schilys Ansicht damit übertrieben. Selbstverständlich konterte Beckstein sofort: Die braune Terrorgefahr lasse sich nicht als Feierabend-Terrorismus abtun. "Akademische Kritikastereien um Begriffe sind auch keinesfalls geeignet, den riesigen Erfolg der bayerischen Polizei klein zu reden".

Schily bestätigte indes jedoch Berichte, wonach die Polizei den „Neonazis“ und ihren Plänen nur auf die Spur kam, weil die Gruppe einen sogenannten „Aussteiger“ verprügelt hatte und dieser Anzeige erstattete. "Wie häufig in polizeilichen Dingen stand Kommissar Zufall hilfreich zur Seite", meinte Schily und spottete somit über den „riesigen Erfolg der bayrischen Polizei“. Diese Behauptung steht jedoch in Widerspruch zu den Mitteilungen in der Presse, daß Staatsschutz- oder Polizeibeamte bereits im Vorfeld Telefongespräche der angeblichen „Bombenleger“ abgehört hätten, in denen über derartige Bombenanschläge die Rede gewesen sein soll. Wegen dieser „Abhöraktion“ waren schließlich bereits einen Tag später die Berichte über die angeblichen Anschlagsziele in den Medien mit großem Trara veröffentlicht worden.

Der Polizei soll zudem am Wochenende eine Liste mit verschiedenen Anschlagszielen in die Hände gefallen sein, die vom bayrischen CSU-Innenminister Günther Beckstein stolz präsentiert wird. Ein Teil der Gruppe habe sich sogar dafür ausgesprochen, Menschen anzugreifen. "Die hätten den Tod von Menschen in Kauf genommen", sagte Beckstein wörtlich. Bei wem diese „Todesliste“ gefunden wurde und was auf ihr in welcher Art verzeichnet ist, darüber sucht man in den Medien vergeblich Informationen. Unbestätigten Berichten zufolge sollen beim 27-jährigen Alexander Metzing in einer Sporttasche 1,7 Kilogramm TNT entdeckt, die angebliche „Todesliste“ jedoch bei Martin Wiese gefunden worden sein.

Und noch eine bescheidene Anmerkung

Tom 16.09.2003 - 20:00
Wie CSU total angemerkt hat, ist immerhin bekannt, daß die Faschos abgehört wurden. Das heißt man hatte sie unter Beobachtung und hätte zugreifen können, wann man gewollt hätte. Zugegriffen hat man jedoch ausgerechnet eine Woche vor der Wahl. Und noch eine Kleinigkeit: Stadtbekannte Hohlköpfe vom Kaliber Wieses und seiner Truppe ist Totschlag im Suff, Mord an Wehrlosen, Nazigrölen und - wie geschehen - das Einschlagen auf zufällig getroffene Andersfarbige zuzutrauen, aber wohl kaum einen Anschlag auf eine Veranstaltung, die garantiert die bestgesicherte der Republik sein wird, seitdem der letzte Amiminister hier war. Und ausgerechnet diese stadtbekannten Faschos, die zu häufig dem urdeutschesten aller Getränke zusprechen, sollen ernsthaft über mehr als großmäuliges Getöne nach dem vierten Bier hinausgekommen sein?
Ich wette mal, die ganze Sache wird nach den Wahlen erstmal schnell vergessen sein und bei dem Prozeß in einem Jahr wird es nur noch um das TNT gehen. Und wenn bis dahin das eine oder andere Gesetz verschärft worden ist, Beckstein seinen Wahlkreis mit zwei Prozent mehr gewonnen hat, usw. dann wird alles bestens gelaufen sein.

Verschwöhrungstheorie

Alexandra Cohen 17.09.2003 - 09:43
Vieles läuft hier auf eine Verschwöhrungstheorie mit latentem Antisemitismus hinaus. Dazu einige Anmerkungen

1.Die CSU hat den Wahlsieg sicher in der Tasche,sie braucht keine Inszenierung.
2.Wer den Nazis nicht eliminatorischen Antisemitismus zutraut, dem ist nicht mehr zu helfen.
3. Wer den Antisemitismus nicht als besondere Form des Rassismus ausmachen kann,hat sich aus der Debatte verabschiedet.
4.Das Beckstein in seinem "Kampf" gegen die Nazis nur an den Standort Deutschland denkt, sollte klar sein.
5.Die Staatsparteien benötigen keine inszenierte " Naziaktion" um die marginalisierte Linke zu treffen.
6.Die Verschwöhrungsliebhaber landen bei einem Diskurs, der das Ziel hat, die Nazis zu entlassten und den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft zu verharmlosen.
7. Über diese Schiene wird wie in den Positionen von Tom, der Antisemitismus selbst verbreitet ( koscheres Schlachten-Zentralrat usw)
8. Ob hier überhaupt "Linke" schreiben ist nicht sicher. Die Verteidigung der "Kameradschaft Süd", läuft fast wortleich, wie im Störtebeker Netz.

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