Welcome to actions against lager

smart defencer 12.09.2003 20:42 Themen: Antirassismus
Welcome - Donnerstag, 17.00 am Fürther Abschiebelager.


150 Menschen, etwa die Hälfte Flüchtlinge von überall her, haben sich am Fürther Abschiebelager eingefunden.
"Welcome action" heißt die Auftaktveranstaltung zu den Aktionstagen gegen (Abschiebe)Lager. "Willkommen" für die TeilnehmerInnen des Aktionscamps und Begrüßung der Flüchtlinge im Lager, doch die erste Stunde gibt es nicht mal Sichtkontakt zu den Flüchtlingen hinter dem Zaungitter.
Welcome - Donnerstag, 17.00 am Fürther Abschiebelager.


150 Menschen, etwa die Hälfte Flüchtlinge von überallher, haben sich am Fürther Abschiebelager eingefunden.
"Welcome action" heißt die Auftaktveranstaltung zu den Aktionstagen gegen (Abschiebe)Lager. "Willkommen" für die TeilnehmerInnen des Aktionscamps und Begrüßung der Flüchtlinge im Lager, doch die erste Stunde gibt es nicht mal Sichtkontakt zu den Flüchtlingen hinter dem Zaungitter. Per Gericht musste der Zugang wenigstens bis an den Zaun erfochten werden, denn die behördlichen Auflagen hatten einen "Sicherheitsabstand" von 20 m zum Zaun verlangt. Wer die mit den Lagern realisierte Aus-Grenz-ung überwinden will, ist offenbar ein Sicherheitsproblem. Beckstein hatte noch am Vortag auf seiner kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vehement bestritten, dass das Abschiebelager wie ein Gefängnis sei (denn die Flüchtlinge könnten das Lager schließlich jederzeit verlassen), aber die Demonstranten können sich vom Gegenteil überzeugen: Nach einer Stunde Kundgebung in 50 m Entfernung dürfen sie zwar endlich gerichtlich erlaubt an den Zaun, aber Sicherheitskräfte verhindern den Zugang ins Container-Lager. Innen patroulliert eine
Hundestreife vor den Flüchtlingen, die an den Container-Eingängen stehen. Wütende Proteste der Leute vorm Zaun - dann zieht die Hundestaffel ab. "Kommt raus zu uns" ruft ein Sprecher von The Voice Refugee Forum über Mega. "Wir sind hier, um uns mit euch zu solidarisieren. Lasst euch keine Angst machen, die Polizie kann euch nichts tun. Gemeinsam werden wir unser Ziel erreichen, dieses Lager zu schließen!" Dann Jubel und Applaus: einige Flüchtlinge passieren den Sicherheitskräfte-Pulk am Eingang und kommen zur Demo.
Und hier startet jetzt "Redefining the Fence" - den Zaun umdefinieren. Z.B.Überwinden mittels Lärm, indem viele VoKü-Löffel gegen die Gitterstäbe schlagen (sehr laut). Oder mittels Bällen, einem Volleyballspiel zwischen drinnen und draußen.

Und schließlich findet hier auch das im Aufruf angekündigte Rütteln am Zaun des weltweiten Lagerregimes statt. Eine neue antirassistische Sportart wird vorgestellt, vom Sportverein "Vereint in Bewegung und Kampf":

De-Fencing
die ultimative Sportart für mehr Bewegungsfreiheit

De-fencing ist eine neue Sportart, die die Welt begeistert. In zeiten der globalisierung, das heißt unbegrenzter Mobilität und internationaler Kooperation, ist es nicht haltbar, dass Menschen immer noch hinter Zäunen eingesperrt werden.
Vor diesem Hintergrund wurde das Überwinden von Zäunen zu einer Sportart entwickelt, die überall auf der Welt immer mehr AnhängerInnen findet.De-fencing oder auch "Four-Fight" steht kurz davor, als eigenständige Disziplin in die Olympischen Spiele aufgenommen zu werden.
De-fencing hält nicht nur top-fit und trainiert alle Muskeln, sondern kann weltweit eingesetzt werden zur Durchsetzung der Bewegungsfreiheit für alle.
Eine Sportart mit praktischer Einsatzfähigkeit, wann haben Sie das schon mal erlebt. In australien, in Italien, in Holland, in Frankreich, überall wurde De-fencing schon praktisch erprobt. Zäune wurden demontiert oder eingerissen, um die dahinter festgehaltenen Flüchtlinge zu befreien und ihr Recht auf Bewegungsfreiheit durchzusetzen.
Erlernen auch Sie De-Fencing! Auch in Ihrer Gegend gibt es mit Sicherheit praktische Anwendungsmöglichkeiten.

De-fencing besteht aus vier Disziplinen:
fence-climbing
Ob mit Seil, Leiter oder ohne Hilfsmittel - erlernen Sie Zäune zu überklettern.
fence-jumping
Überwinden Sie die Schwerkraft! Über einen Zaun zu springen ist kein Problem mehr.
fence-digging
die probate Methode schon während der Mauer in Berlin - Tunnel graben!
fence-shaking
das pure Teamerlebnis - gemeinsames rhythmisches Schütteln bringt jeden Zaun zum erliegen.

Alle Disziplinen wurden am Zaun des Flüchtlingslagers praktisch ausprobiert. Die Teams waren zwar noch etwas untrainiert, da es diese Sportart hier noch nicht so lange gibt, es gab aber trotzdem viel Applaus und Anfeuerungsrufe. Da direkt vor dem Zaun ein Bürgersteig verläuft, konnte fence-digging nur in Ansätzen ausprobiert werden. Nachdem einige der Steinplatten entfernt worden waren, kamen leider gleich die Bullenkameras zum Einsatz, was die AktivistInnen von weiteren Grabungen abhielt.

Was aber nicht die Stadt von weiteren Bewegungs-Verhinderungsversuchen abhielt: Sie legte (schon das zweite Mal) Widerspruch ein gegen die Demo direkt vorm Abschiebelager am Samstag (vielleicht weil der Zaun beim fence-shaking so geschwankt hat...?).
Damit kam sie aber zum zweiten Mal nicht durch- bis zum Zaun darf demonstriert werden.Aber der Zaun bleibt die Grenze, die er politisch auch sein soll. Dort endet mit richterlichem Segen die rechtstaatlich garantierte Bewegungsfreiheit: "Die physische Einwirkung auf den Zaun um die Ausreiseeinrichtung bzw. dessen Übersteigung ist zur Erreichung des Versammlungszwecks nicht erforderlich". Zitat aus dem Beschluss des bayerischen verwaltungsgerichtshofs, 12.9. 2003, 16Uhr.

Video siehe www.kanalB.de/
und später www.umbruch.de
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Ergänzungen