Berlin: Besetzungsaktion bei VW-Ausstellung

wieauchimmer 09.09.2003 17:17 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
WTO-Aktionstag in Berlin: 20 Leute besetzten die Ausstellung "More than reality" von Duane Hanson im VW-Automobilforum Unter den Linden. Sie forderten VW zu einer Stellungnahme auf. VW hat Anfang August in Sao Paulo (Brasilien) ein Gelände polizeilich räumen lassen, das von mehreren tausend obdachlosen Familien besetzt worden war.
Eine Aktion von FelS (Für eine linke Strömung), [ALB] (Antifaschistische Linke Berlin) und anderen

Um kurz nach 11 Uhr begannen wir, unsere Zelte rund um die Figuren der Ausstellung aufzubauen. Die anwesende Security neigte anfangs zur Nervosität und versuchte ohne Rücksicht auf die Unversehrtheit der Kunstwerke ihr Hausrecht gewaltsam durchzusetzen. Die Polizei wurde alarmiert. Bald schaltete VW jedoch auf Dialog um: Zwei Vertreter der "Abteilung Regierungskontakt" erschienen, verteilten Kataloge, in denen die soziale Aktivität von VW gepriesen wird, und nahmen unsere Fragen entgegen, nämlich:

1. Wann wird das Gelände von Sao Bernando do Campo an die Obdachlosen übergeben?
2. Warum hat VW das besetzte Gelände räumen lassen, anstatt Verhandlungen zu führen?
3. Wieso ist VW der Meinung, das von einer Diktatur geschenkt bekommene Land verkaufen zu können, anstatt es den Bedürftigen zur Verfügung zu stellen?
4. Womit meint VW eine sozialkritische Ausstellung legitimieren zu können, während der Konzern gleichzeitig global unsozial handelt?

Die VW-Vertreter hatten dazu nicht viel zu sagen, denn sie wussten nicht mehr als was in einem vier Wochen alten Brief von VW zu lesen steht, nämlich dass die Landbesetzung nicht in Ordnung gewesen sei, weil das Land doch umzäunt gewesen sei. Auch lobten sie die Tätigkeit von Peter Hartz für das Wohlbefinden der Bevölkerung in Deutschland wie in Brasilien (Hartz ist auch Lateinamerika-Beauftragter bei VW).

Schliesslich konnten sie nicht mehr sagen als dass sie sich bemühen würden, einen Gesprächstermin mit einem Verantwortlichen zu ermöglichen. Heute ginge das nicht, denn alle seien bei der Automobilausstellung in Frankfurt...

Während der ganzen Aktion war es möglich, die Ausstellung zu besuchen. Kinder machten es sich in unseren Zelten gemütlich, Flugblätter wurden verteilt, auch vor dem Gebäude. Ein Video wird hier bald folgen.
Wir haben die Aktion nach rund einer Stunde beendet, nachdem VW die gewaltsame Räumung durch die mittlerweile postierte Polizei androhte.

Smash Capitalism! Let's start with WTO!
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Ergänzungen

also wenn das so ist

dann 09.09.2003 - 18:07
korrigiere ich die mail-adressen auch:
 info@antifaschistische-aktion.com
 fels@nadir.org

WTO-Protesttage interkontinental

surf global 09.09.2003 - 19:46

video zur aktion ab 10.9. bei www.kanalB.de

jens 09.09.2003 - 20:35
k

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naja

antifachen 09.09.2003 - 22:44
Eigentlich eine ganz gute Aktion, fragt sich nur, inwieweit die Parole "Smash Capitalism" auch inhaltlich gefüllt wurde. Denn einen Konzern aufzusuchen und mit den Angestellten zu diskutieren klingt mir ein bisschen zu sehr nach klassischer "Linksruck" oder Attac- Politik.
Was versprechen sich die Beteiligten denn von einer solchen Diskussion? Und selbst wenn VW dann einen "Fehler" einräumt, was ändert das denn? Gut, konkret würde ein paar Leuten geholfen. Insgesamt verbleibt die hier gerlieferte Argumentation aber reformistisch. Die Parole "Das Land den Landlosen" ist zwar in diesem Kontext klar, im Grunde aber auch eine komische Forderung: Gebt den Leuten Land. Naja. Wäre doch besser gewesen,etwas Generelles zu fordern, nämlich Bewegungsfreiheit für alle, Wohnungen für alle etc. So liegt der Schwerpunkt bei dem "Land", könnte auch missverstanden werden (Blut und Boden, unser Land).

....

mir 10.09.2003 - 00:54
ja, kann missverstanden werden, wenn man's will. Die Kritik am Kapitalismus kann aber nicht nur abstrakt bleiben, sondern muss, sofern sie denn eine eingreifende Kritik sein will, konkret werden, roß und reiter benennen und auch zur verantwortung ziehen. Da ist's natürlich leicht zu sagen "die aktion stellt aber gar nicht das ganze in Frage", aber welche Aktion alleine tut das schon? Ich find's 'ne gelungene Aktion, mal abseits der ausgetretenen demo-trampelpfade. nächstes mal wüsste ich gerne vorher bescheid