Global fatal an der TU-Berlin

rp 07.09.2003 16:52 Themen: Globalisierung
Am gestrigen Samstag Abend ging der in Berlin stattfindende Kongress 'Global fatal?!' zu Ende.
Der von vielfältigen Veranstaltern einberufene Kongress an der TU-Berlin - aus Anlass der vom 10. bis 14 September im Mexikanischen Cancun stattfindenden 5. WTO-Minister Konferenz der Welthandelsorganisation - hielt was er verspricht.
Die Liste der Aufrufer zu 'Fatal global?!' mit dem programmatischen Untertitel 'Fakten, Folgen, Alternativen' ist lang:
attac, Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke (AGL), Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (AEJ), BUKO Pharma-Kampagne, BUND/ Friends of the Earth, DGB, DGB Bildungswerk, DGB Jugend, DNR, FIAN, Friedrich-Ebert-Stiftung, GERMANWATCH, GEW, Heinrich-Böll-Stiftung, IG BAU, IG Metall, INKOTA, Jusos, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in der EKD, KAIROS Europa, kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika (KASA), TERRE DES FEMMES, ver.di, WEED, Weltladen-Dachverband (WDLV)
Doch so vielfältig wie die Länge der Liste war der politische Ansatz tatsächlich nicht.
Gemeinsamer Ausgangspunkt und argumentatorische Basis ist die geteilte Kritik am Neoliberalen Wirtschaftsmodell. Eine negatorische Haltung zu jener Schule der Ökonomie die durch Stärkung der Interessen der Unternehmen zwangsläufig eine positive Wirkung auf die gesamtwirtschaftliche Lage behauptet, ist so neu resp. originell nicht.
Selbst bis in die Führungsetagen der Weltbank hat sich herumgesprochen das allein Vertrauen auf 'Smiths invisible Hand', d.h. die Selbstregualtionsfähigkeit des Marktes zwangsläufig ins weltwirtschaftliche Desaster führen muss.In dieser Gemeinschaft fühlt mensch sich denn auch als NGO endlich anerkannt und gesellschaftsfähig.Weitere Basis für 'Global fatal?!' war entsprechend der als unhinterfragbare Naturkonstante gesetzte Rahmen eines Kapitalismus-ohne-wenn-und-aber.
Die im Untertitel versprochene 'Alternative' bestand denn, so beispielsweise im flotten Eröffnungsvortrag am Samstag von Dr. Heiner Flassbeck (Chef-Volkswirt bei den 'United Nations Conference on Trade and Development' - UNCTAD, im abwatschen liberalistischer Wirtschaftstheorien, was an sich nicht verwerflich ist, jedoch ungemein an sympathie verliert, sobald und wie hier geschehen ein 'John Maynard Baron Keynes of Tilton' zum wiederholten Male aus der Gerümpelkiste gezogen wird und fuer den besseren, gerechteren, ökologischeren etc.pp. Kapitalismus herhalten muss.
Der nachfrage-orientierte Keynesianismus, d.h. die Theorie der Ankurbelung der Wirtschaft durch hohe Löhne (irgendwer muss ja diesen Zivilisationsmuell kaufen koennen) schien die proklamierte 'Alternative' auf der Veranstaltung 'Global fatal?!' zu sein.
Soviel Alternative, soviel Vision - selbst Altvater war da schon besser: Kapitalismus ist "also nichts zum Zwecke des besseren Funktionieren von Gesellschaft genial Ausgedachtes".
Links
Global fatal?!
Heiner Flassbeck
TRIPS
cancun - 5th ministerconference
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Ergänzungen

Cancun-Kongress in Berlin - Bericht, Bilder

Verlinker 20.09.2003 - 06:54