Colonia: ausgegrenzt+Innenstadtverbot..[+ps]

blue+silver / creativecityguerilla ac 18.08.2003 00:14 Themen: Antirassismus
Die Räumung des 6. antirassistischen Grenzcamps in Köln war gerade eine Woche alt als wir uns gestern wieder in die Domstadt wagten. "Bereut, haben sie es bestimmt" dachten wir, oder hofften es zumindest und meinten die Polizeischiene. Wir waren vorher schon wütend, die Videos über die Räumung, das Durchsuchen von Zelten nach Menschen("Illegale", Kriminelle), durch hunderte uniformierte Bulen rief bei einigen Assoziationen(!) hervor , die von anderen noch herbeigewünscht werden. Oft bekamen wir bei Aktionen während der Grenzcamptage neben vielen positiven Feedbacks, die kalte Schulter deutscher Realitäten gezeigt. "Ins KZ mit Euch" dieser Spruch, er exisitiert wirklich in manchen Köpfen und nicht nur "noch",...
Diese Menschen, die den Mut haben uns soetwas zu zurufen während wir bunt gekleidet durch die Gegend springen, wollen sie wirklich das wir in so ein Lager kommen, kein essen mehr bekommen, und ja, einfach industriell ermordet werden???
Warum wünschen sie uns den Tod ? Müssen wir das ernstnehmen ?
Krasse Fragen die uns auch auf der Fahrt von Aachen nach Köln am 1-wöchigen Grenzcampräumungsjubiläum durch die Köpfe gingen. Was erwartet uns in Köln?
Erstmal nichts, zum Konspitreffpunkt kamen sehr wenig Leute, Bullen waren nigends zu sehen, doch dann kam eine Aktivistin , schickte uns zum Rheinufer dort seien mehr Leute, tatsächlich 4-5 Campistas standen vor einem leeren Transpi und überlegten was denn drauf stehen solle.
Neugierige PassantInnen blieben stehen, schauten; neugierige Bullen kamen , suchten Verantwortliche; Hunde schnüffelten, pinkelten an nen Baum.
Dezentrale Aktionen sollten laufen, überall ein bisschen Öffentlichkeit schaffen, was hier abgegangen ist vor einer Woche, und da ne Menge Leute in der City waren, weil Ringfest, zogen wir in der Hoffnung eine kleine von vielen Gruppen zu sein,
in Richtung Ringe...
Fast hätten wir es auch geschafft zum Friesenplatz zu kommen. Naiv waren wir vielleicht, und unaufmerksam, haben nicht geschnallt das wir spätestens seit dem Rheinufer von Zivil verkleideten PolizistInnen verfolgt wurden.
Um ca. 17:30 Uhr waren wir nicht mehr wir selbst. Nein, wir waren Gegenstände einer polizeilichen Massnahme.
Ein flotter Motoradbulle breitete seine breiten Arme aus und forderte ... na was schon .....Ausweise, Passport, Papiere.
Warum wir? Weil wir anders aussehen?
Äusserlich unterschieden wir uns kaum von dem ach so ausgeflippten Ringfestpublikum. Klar hatten wir unserere(nicht-existierende) Stammkneipe nicht auf ein einhaltliches T-Shirt gepresst und liefen als eine von vielen Kneipen(männer)gangs gröhlend umher. Das wäre vielleicht unaufällig gewesen.
Nee, Aussehen spielte diesmal nicht die Rolle. Es ging um Gefahrenabwehr und wir wurden einer anscheinend gefährlichen
Gruppe zugeordnet.
Und wie gefährlich, ... schnell wurden wir von grünen kampfbereiten PolizistInnen eingekreist, und während wir uns die ersten Beschimpfungen anhören durften, sausten schon mit Blaulicht , acht Bullenwannen herbei und ihre Insassen schluepften,
nach quitschender Bremsung, sofort in ihre Panzer um die ca. 30 KollegInnen die sich ja in grosser Gefahr befanden zu unterstützen.
Ein etwas amüsiernder Anblick für uns "9 Terroristen" im Kessel. 50 m links von uns feierten tausende Ringfestler ihre Fernsehmusikstars auf den Bühne ab und direkt vor uns machte sich eine kleine Armee einsatzbereit.
Die Massnahme, an der hauptsächlich Aachener Einsatzkräfte(Hundertschaft"Robert") beteiligt waren , verlief konsequent. Kein Platz für Aufmucken oder kleine Spässe. Uns wurde klargemacht, das wir auf dem Ringfest nicht erwünscht wären.
PartygängerInnen durften manchmal durch den Kessel über uns drüber klettern und im Gewimmel des Friesenplatzes abtauchen. Manchen wollten wir erzählen was gerade passiert. "Scheisse, Mann. viel glück." rief einer und machte das er weiterkam. Ein anderer warf uns ne Werbe-Frisbee zu . Juhu. Aber dann kam der böse Einsatzleiter und schmiss unser neues
Spielzeug zwischen die Felgen einer BuWa.
Trotz komischer Momente war das ganze kein Spass, ne ernste Geschichte und machte einigen auch Angst. Eine spanisch sprachige Familie blieb stehen und sie schauten erschreckt. Sie sahen uns an und die vielen Bullen und wir bekamen einen freundlichen unterstützenden Gesichtsaudruck von ihnen, für die Polizei die sie einen Moment später wegschob, gab es nur Abscheu.

Alle Kesselinsassen wurden abgefilmt(fast die ganze Massnahme lang), durchsucht, und dann ausgewiesen. Aus der Geselschaft???
Hat sich etwas so angefühlt, faktisch hies es aber "Innenstadtverbot bis morgen um 5".
Entweder wir nehmen den nächsten Zug raus, oder wir würden alle wegen nicht Befolgen eines Platzverweises in die allseitsbekannte Gefangenensammelstelle nach Brühl gebracht.
"...aber ist die nicht so schnell voll?" fragte ein Gegenstand den ausführenden Teil der polizeilichen Massnahme und bekam
wütende Blicke, Grenzcamp genervter Beamter.
Beamtengenervte GrenzcamperInnen wurden dann zum Bahnhof geleitet und die Massnahme bekam eine neue Qualität.
Nun schienen auf einmal die Robocops Gegenstand einer antirassistischen Massnahme zu sein.
Es war zu süss, immer wenn sich das kleine "terroristen"-Grüppchen spaltete taten es die Cops auch, wie Atome.
Fast gäbs nen Crash als der VW, der Hunderschaft "Arnold", in einer Einbahnstrasse mit Gegenverkehr konfrontiert wurde.
Die fragenden Blicke der Domtouristen konnten leider nicht beantwortet werden, aber zu erklären warum zwei gepanzerte Polizisten zwei Touristen, die sich staunend Kölns berühmtestes Bauwerk anschauen, so vehement bedrängen und wegschieben , wäre auch nicht leicht gewesen.
Das "ich-verfolge-dich-auf-Schritt-und-Tritt"-Spiel, in Szenekreisen auch als "jetzt-bist-du-mal-richtig-Marionette"-Spiel bekannt, zog sich dann noch in die Empfangshalle des Bahnhofs, ein Schritt vor und zurück, ins Reisebüro dann mit dem Aufzug hoch in die 1.Kasse-Reiselounge, von da aufs Gleis, runter,Rolltreppe wieder hoch, wieder runter aufs Gleis Richtung Aachen (Ausweisungsort) in den Aufzug und ...- ein fester Schultergriff + trockene Stimme :"Jetzt ist Schluss, wer das Gleis verlässt, den sperre ich sofort ein."
8 schimpfende PolizistInnen,hinter der Schiebetür verschwindend, waren dann fast der letzte Moment einiger ziemlich beschissener Stunden in Köln doch die Zugtür ging wieder auf und Zuginsassen schimpften lautstark über Rassismus und ständige Kontrollen. Ein Schaffner kam herbeigeeilt, die Bullen wünschtem ihm viel Spass mit uns, ein alter Mann kam herbeigeeilt , will noch mit, doch die Beamten können ihm nicht helfen, der Zug fährt los...der alte Mann schimpft, die Bullen starren dem Zug nach, weiss der Geier was sie denken mögen,
ob Sie wissen wie kotzwütend wir auf sie und den ganzen kapitalistischen, rassistischen, sexistischen Scheiss-Überwachungsapparat sind???

P.S:
an Abend so berichteten einige Aachener BürgerInnen hätte es eine lautstarke Demonstration ,durch die ganze Innenstadt, von einer Gruppe blau-silbern gekleiderter Aliens gegeben.
Mit einem Transparent auf welchem: "wenn die Gesetze rassistisch sind - dann breche sie" draufstände, seien ganze Strassen abgesperrt worden.Es seien Trommeln zum Einsatz gekommen. Hunderte CafébesucherInnen seien
mit Sprechtheater und Parolen über das brutale, repressive Vorgehen der Polizei in Köln aufgeklärt worden. Es habe Beifall gegeben, selten nur ein "verpisst Euch".Ein Mensch soll sich der Demo angeschlossen haben weil er gehört hätte das diese - für die Abschaffung der Polizei sei.
Von Einsatzkräften sei nichts zu sehen gewesen.Selbst Hundertschaft "Robert" schien ausgeflogen. Wo die sich wohl wieder rumgetrieben haben, doch nicht in Köln um irgendwelche Menschen auf dem Ringfest zu nötigen, oder?

P.P.S:
mit grosstmöglicher Freude und Übereinstimmung zur Kenntnis genommen:  http://de.indymedia.org/2003/08/59803.shtml

P.P.P.S:
Grenzcamp goes Aachen: Videos, Infos und vielleicht noch mehr. Mittwoch im Rahmen der "Grenzcamp überall"-Tour.Gegen 20 Uhr am "hof". achtet auf Ankündigungegn

P.P.P.P.S
Zapata vive.....la lucha sigue...
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Ergänzungen

Robert und Arnold

100-schafften nix 18.08.2003 - 10:36
"Robert" und "Arnold" sind nicht die Namen von irgendwelchen 100-schafften, sondern die Funkrufnamen der Polizei aus den verschiedenen Staedten/Bezirken. "Arnold" ist der Rufname der Koelner Polizei, und "Robert" der von Aachen.

Kölner Cops sagen

PM 18.08.2003 - 23:23
POL-K: 030818-3-K Polizeiliche Bilanz zum Ringfest
[18.08.2003 - 14:31 Uhr]

Köln (ots) - Gemessen an der Gesamtzahl der Besucher hat das
Musikfest am Ring aus polizeilicher Sicht einen insgesamt ruhigen
Verlauf genommen.
Die über die drei Tage hinweg eingesetzten mehreren hundert
Beamten wurden zu 23 kleineren alkoholbedingten Schlägereien gerufen.
11 Personen wurden nach Diebstahlsdelikten festgenommen. Neben 2
Fahrraddieben waren dabei auch sechs Kinder und Jugendliche, die bei
Taschendiebstählen ertappt wurden. Bislang gingen 40 Strafanzeigen
wegen Taschendiebstahls bei der Polizei ein.
Die eingesetzten Zivilbeamten stellten 65 Verstößen gegen das
Betäubungsmittelgesetz fest. Die meisten Betroffenen waren im Besitz
von Haschisch und Marihuana. Bei acht Personen wurden Amphetamine und
Ecstasy festgestellt.
32 Besucher des Festes wurden zur Verhinderung von Straftaten in
Gewahrsam genommen. Darunter waren auch 8 Personen aus dem
Sympathisantenkreis der "Grenzcamper", die sich verabredet hatten ,
eine Bühne auf dem Rudolfplatz zu besetzen. Dies konnte jedoch durch
rechtzeitiges polizeiliches Einschreiten verhindert werden. Daneben
wurden gegen weitere 27 Personen Platzverweise ausgesprochen.
Insgesamt war das Verhalten der Ringfestbesucher nach Feststellungen
der Polizei jedoch disziplinierter als in den vergangenen Jahren.
(us)
ots-Originaltext: Polizei Köln
Digitale Pressemappe:
 http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=12415

hm

weist 19.08.2003 - 16:54
Dann waren 3 Tage Ringfest ja erheblich krimineller als 1 Woche Grenzcamp... Würd gern mal wissen, was das Poller Bürgertum so zu sagen hat, wenn man sie dezent (per Flugi/"Postwurfsendung") darauf aufmerksam macht.
Alles in allem ne coole Aktion, auch wenns nicht geklappt hat - allein aus Propagandagründen. Bullenstaat zieht vor versammelter Konsumcrowd die Maske ab... Deppen!

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üble sache — feuerwerk

schön, aachen lebt wieder — exil-aachener