European Homecare kehrt Flüchtlinge heim

fight racism 08.08.2003 14:00 Themen: Antirassismus
Nächtlicher Besuch der Hauptverwaltung der European Homecare GmbH, Am Uhlenkrug 45 in Essen. Am 8. August wurden dabei die Fenster mit Steinen und Farbflaschen eingeworfen. Auf die Fassade wurden Farbbeutel geworfen und Parolen gesprüht.
Im Mittelpunkt steht immer der Mensch.

So lautet nach eigenen Angaben die Geschäftsdevise der "European Homecare GmbH" und so lautet auch die Begründung einiger AntirassistInnen für ihren nächtlichen Besuch der Hauptverwaltung dieses Unternehmens, Am Uhlenkrug 45 in Essen. Am 8. August wurden dabei die Fenster mit Steinen und Farbflaschen eingeworfen. Auf die Fassade wurden Farbbeutel geworfen und Parolen gesprüht.

Die Korte & Morsek "European Homecare GmbH" ist ein seit 1989 bestehendes, kommerzielles Unternehmen, hat rund 220 Mitarbeiter und betreibt im Auftrag von Kommunen, Städten, Gemeinden und Landesregierungen derzeit in Deutschland 17 Heime für rund 4000 Flüchtlinge. Erledigt wird alles, was im Zusammenhang mit dem Flüchtlingswesen anfüllt. Die Unterbringung (hauptsächlich durch Anmietungen von ehemaligen Kasernen) und die Versorgung mit Lebensmitteln und Hygiene-Artikeln fällt ebenso darunter wie die Beratung der Flüchtlinge.

Im Oktober 2002 stolpert die um Diskretion bemühte European Homecare ungewollt in die österreichische Öffentlichkeit: Nach andauernden Konflikten mit den Flüchtlingshilfeorganisationen hat Innenninister Strasser (ÖVP) die "Rückkehrberatung" im Flüchtlingslager Traiskirchen bei Wien der deutschen Privatfirma übertragen. Die Beratung zielt darauf ab, AsylbewerberInnen aus dem Asylverfahren zu halten bzw. einen bereits gestellten Asylantrag zurückzuziehen. Nach dem Beratungsgespräch werden diese für drei Tage im Container untergebracht, wo sie unter Einfluss der MitarbeiterInnen von European Homecare ihre Entscheidung überlegen können. Die Aufenthaltsdauer in den Containern soll maximal eine Woche betragen, in dieser Zeit soll die Rückkehr organisiert und durchgeführt werden.

Anfang November letzten Jahres kam eine interne Information des Innenministeriums an European Homecare an die Öffentlichkeit: "Es würde nicht schaden, wenn bei den Beratenen der Eindruck eines zügig abgewickelten Asylverfahrens entstünde, an dessen (baldigem) Ende (erwartungsgemäß rechtskräftige Antragsabweisung) die entsprechenden fremdenrechtlichen Verfügungen bzw. Zwangsmaßnahmen stehen..." Dann ist von Aufenthaltsverbot, Schubhaft und Abschiebung die Rede. Alles mit dem Hinweis versehen: "... wie telefonisch besprochen, bitte diskret behandeln, insbesondere sind keine schriftlichen Instruktionen für die Mitarbeiter aufzunehmen."

Diese Form der "erfolgsorientierten" Beratung sowie die Dumping Tagespauschale von 12,90 Euro (statt 17 Euro bei "Verwahrung" der
Flüchtlinge durch caritative Verbände) bringen der European Homecare ein weiteres profitables Geschäft ein: Seit 1. Juli diesen Jahres ist European Homecare für den Betrieb von vier österreichischen Lagern in Traiskirchen, Thalham, Bad Kreuzen und Reichenau zuständig. Das Gesamtvolumen des Auftrags liegt bei rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Die Zahl der "zu betreuenden" Flüchtlinge wird mit mindestens 1.000 angegeben.

Auch in Deutschland bemüht sich European Homcare aktiv darum, den Wünschen ihrer öffentlichen Auftraggeber gerecht zu werden. In Schöppingen, einer der NRW Landesunterkünfte, besteht eine aktive "Ordnungspartnerschaft" mit der Polizei: Bis 22 Uhr schickt Unterkunftsleiter Jörg Friedemann einen Teil seiner für die Betreuung zuständigen Mitarbeiter in den Ort, um markante Treffpunkte der Flüchtlinge zu kontrollieren. Das Fazit von Herbert Lipphold von der Bezirksregierung Arnsberg, die landesweit für die Unterbringung von "AsylbewerberInnen" zuständig ist, fällt durchweg positiv aus. "Die innere Autorität war beim DRK (dem vorherigen Betreiber der Unterkunft) eindeutig schlechter, attestiert er der European Homecare durchweg gute Noten. Auch in Sonneberg wird die European Homecare für ihre Sammelunterkunft in unmittelbarer Polizeinähe gelobt: "Die Anwesenheitskontrolle von Asylbewerbern, die den Landkreis nicht verlassen dürfen, war bei der vorherigen Unterbringung in Wohnungen praktisch unmöglich."

Über den deutschsprachigen Raum hinaus bewirbt sich die European Homecare als eines der größten Unternehmen im dreckigen Geschäft der Flüchtlingslager um die Errichtung eines Erstaufnahmelagers auf der Insel Fuerteventura. Nicht zuletzt ihre Erfahrung in der Rückkehrberatung macht die European Homecare zu einem der derzeit interessantesten Geschäftspartner in der Abwicklung staatlicher Abschiebepolitik.


Wir fordern die European Homecare mit dieser Aktion auf, ihr "umfassendes Angebot an sozialen Dienstleistungen" im Bereich der Flüchtlingsunterbringung unverzüglich zurückzunehmen.

Profiteure der rassistischen Ausgrenzung angreifen!

freedom of movement is everybody's right!
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Ergänzungen

Erklär mal

Weihnachtsmännchen 08.08.2003 - 15:37
So ganz habe ich noch nicht verstanden, was konkret der deutschen Sektion dieser Firma vorgeworfen wird. Nur weil sie Dienstleistungen für den Bund ausführt und daran verdient, müssen der Firma die Scheiben eingeworfen werden? Da erwarte ich doch einfach eine bessere Begründung. Zum Tätigkeitsfeld von European Homecare:  http://www.eu-homecare.com/

freedom of movement is NOybody's right!

marcelles wallez 08.08.2003 - 16:59
"Kein Mensch hat ein Recht darauf, an einem bestimmten Ort zu leben, weil das bloße Dasein an irgendeinem Ort kein Unrecht sein kann und deshalb keiner Rechtfertigung bedarf."

(Wolfgang Pohrt: Kreisverkehr, Wendepunkt - Die Bücher von Wolfgang Pohrt sind in der "Edition Tiamat" ( http://www.txt.de/tiamat/) erschienen; Kopien vergriffener Bücher können über den Antideutschen Copyshop ( http://antideutsch.p10062478.pureserver.de/mix/pohrt.html) bezogen werden.)

zur European-homecare

selva 09.08.2003 - 08:12
TENDENZEN DER ASYLPOLITIK IN EUROPA
Privatisierung der Lagerpolitik
07.04.03
Unter der zynischen Überschrift "Eine neue Vision für Flüchtlinge" haben
Großbritanniens Kriegspremier Tony Blair, sein Außenminister Jack Straw
sowie Innenminister David Blunkett eine Konzeption entwickelt, die das
Asylrecht in Europa in seiner Substanz angreift.
Die Idee: Flüchtlinge, denen es gelingt, europäischen Boden zu erreichen, sollen
Hier kurzfristig interniert und so schnell wie möglich in "heimatnahe Schutzzonen"
zurückgeschafft werden, die nichts anderes sind als große Flüchtlingslager.
Gemeinsam mit anderen EU-Staaten will Großbritannien ein weltweites Netz
solcher Flüchtlingsreservate schaffen.In allen Hauptherkunftsregionen von
Schutzsuchenden soll es solche "regionalen Schutzzonen" geben. Sie sollen
unter der Obhut des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen
(UNHCR) stehen und von den reichen Ländern finanziert werden.
Der britische Plan deckt alle wesentlichen Regionen ab, aus denen heute Menschen
nach Europa fliehen. So sollen die geplanten Flüchtlingsreservate etwa in der
Türkei, dem Iran, in Nordsomalia (Puntland), Marokko, Rumänien, Kroatien und
der Ukraine entstehen. Ein britisches Pilotprojekt läuft bereits in Albanien
an (was allerdings von der Regierung dementiert wird).
Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen "Visionen" findet sich in einem
von PRO ASYL herausgegebenen Flugblatt ("Tony Blairs Anschlag auf den
internationalen Flüchtlingsschutz"),
www.proasyl.de .

*********************
Privatisierungen im Asylbereich: In ganz Europa wird die
Flüchtlingsbetreuung ausgelagert
Die Orte, von denen hier die Rede ist, haben viele Namen. In England:
Detention Center (Festhaltezentrum), Waiting oder Removal Center. In Belgien
Centre ferme pour etrangers (geschlossenes Zentrum für Fremde). In Spanien
sagt man Centro de internamiento para extranjeros (Internierungszentrum für
Ausländer), in Frankreich Aufnahmezentrum: Centre d'acceuil. In Italien gibt
es das Centro di Permanenza Temporanea (Zentrum für vorübergehenden
Aufenthalt). In Deutschland heißen diese Orte: Erstaufnahmeeinrichtung,
Wartelager, Abschiebelager oder Ausreisezentrum.
Effizient für das Gastland
Europaweit stehen Privatisierungen im Asylbereich auf der Tagesordnung. Bei
allen Unterschieden gibt es eine Gemeinsamkeit: die Flüchtlingsbetreuung
soll – so heißt es von offizieller Seite – "professionell und effizient"
vonstatten gehen. Vielfach nützt die Effizienz jedoch mehr den Gastländern
als den Schutzsuchenden. Die Privatisierungsidee kommt aus dem
angelsächsischen Raum. In einer aktuellen Studie über die Privatisierung von
Gefängnissen und "Immigration Detention Centers (IDC)" in Großbritannien
zieht die staatliche "Competition Commission Organisation" nüchtern Resümee
über den Erfolg der bisherigen Privatisierungen. Trauriger Höhepunkt der
Privatisierungsbemühungen: nur drei Monate nach der Fertigstellung brach in
einem IDC Feuer aus, die Folgen verheerend - weil bei den Sprinkleranlagen
gespart wurde.
(Die Furche, im Feb. 03,)


***********************************

European Homecare: Internet-Recherche

Im Projekt X in Niedersachsen, der niedersächsischen Variante des ersten
deutschen „Ausreisezentrums“, sollen die SozialarbeiterInnen direkt in die
Bespitzelung der Flüchtlinge eingebunden werden, so jedenfalls sieht es das
Konzept vor. In Fürth in Bayern, dem bislang jüngsten Modell für ein
„Ausreisezentrum“, haben die Wohlfahrtsverbände mit vielen anderen
gesellschaftliche Gruppen (nach einer verstärkten öffentlichen
Aufmerksamkeit für die neuen Abschiebelager) gegen das „Ausreisezentrum
protestiert und sich demonstrativ geweigert, dort eingebunden zu werden.
Statt „Beratung“ im Lager hat die Caritas – in Kooperation mit dem Land -
eine externe, unabhängige Beratungsstelle für „Rückkehrberatung
eingerichtet, die tatsächlich strikt auf dem Prinzip der Freiwilligkeit
beruhen soll. Die in den „Ausreisezentren“ offerierte „freiwillige“ Rückkehr
ist nämlich eher eine „weiche Abschiebung“, denn die Flüchtlinge werden
massiv unter Druck gesetzt. Eine klassische Einstiegsmöglichkeit für private
Anbieter. Mit dem Rückgriff auf private Dienstleister versucht der Staat
nicht selten, sich unliebsamer politischer KritikerInnen zu entledigen. Die
privaten Geschäftemacher im Dienste des Rassismus verstehen sich und ihre
Arbeit nämlich als unpolitisch, klassischer politischer Druck läßt sich
ihnen gegenüber nicht aufbauen. Wie das Beispiel der deportation
class-Kampagne gegen Luftfahrtgesellschaften wegen ihres Geschäfts mit der
Abschiebung zeigt, sind aber andere Wege möglich, ihnen die politische Seite
und die Konsequenzen ihres Geschäfts deutlich zu machen. In der Lagerpolitik
versucht zur Zeit eine deutsche Firma, die European Homecare, sich als
Dienstleister zu profilieren. Auf ihrer Homepage dienen sie sich
ausdrücklich als Betreiber von „Ausreisezentren“ an. (Red.)

European Homecare - eine Privatfirma, die im Flüchtlingsgeschäft auf ganz
legale Weise groß rauskommen will. Schon jetzt unterhält die Firma mit Sitz
in Essen 16 Flüchtlingsheime allein in Deutschland; jetzt hat sie ihren
ersten großen Coup in Österreich gelandet, wo sie seit Oktober 2002 im
Rahmen eines 3-monatigen Modellprojektes die „Rückkehrberatung“ für
angeblich aussichtslose Asyl-Fälle übernehmen darf. 300 000 Euro kostet das
Projekt insgesamt, offenbar die Hälfte davon fließt direkt in die Kassen des
Unternehmens. Nach eigenen Angaben ist European Homecare (im Folgenden
abgekürzt mit: EuHo) inzwischen auch mit der spanischen Regierung im
Gespräch...
In Deutschland betreibt EuHo unter anderem zentrale „Lager“ in Chemnitz und
Düren mit jeweils mehreren hundert Bewohnern. Die Zustände in den Heimen
werden von Bewohnern und Unterstützer-Initiativen als miserabel bezeichnet
(„Erlebnisbericht“ aus dem Jahr 2000 unter
www.nadir.org/nadir/initiativ/reaktionen/z2/2.htm ); einer der Vorwürfe
lautet, die Betreibergesellschaft EuHo setze möglichst billige, weil
unqualifizierte Kräfte zur Betreuung der Heime ein. Laut Informationen, die
die Antifa Düren ins Netz gestellt hat, soll EuHo (oder deren Vorläufer, der
KM GmbH) in Chemnitz sogar verboten worden sein, längerfristige
Unterbringungseinrichtungen für Flüchtlinge zu übernehmen
(www.anarchie.de/main-5712.html ).
Auch ein weiterer Fund im Internet ist aufschlussreich: Hier berichtet ein SPD-Kreisverband von
seinem Besuch bei EuHo in Schöppingen, ebenfalls eine zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber.
Die Delegation erwähnt lobend das “Konfliktmanagement“ der örtlichen Mitarbeiter, die bei Konflikten
im Heim unverzüglich „Umverteilungen (Verlegung der Protestierenden in andere Lager, Red.) vornehmen und schon bei nichtigen Anlässen die Polizei alarmieren
( http://www.arndt-brauer.de/body_zentrale_asylbewerber_aufnahme.html ).

Dieses Unternehmen nun, das in Deutschland durchaus reichhaltige Erfahrungen
mit zentralen Unterbringungssituationen sammeln konnte, Beratungsangebote
wie in Düren aber der örtlichen Diakonie und Kirchengemeinde überlässt, soll
nun in Österreich „Rückkehrberatung“ anbieten. Bei näherem Hinsehen wird
allerdings schnell deutlich, dass die Sache mit der „Beratung“ so ernst
nicht gemeint sein kann. Immerhin springt EuHo ein, wo die österreichische
Diakonie und Caritas ihre Mitarbeit zuvor verweigert haben: einwöchige
Blitz-Beratung in Container-Lagern für Flüchtlinge, die vom österreichischen
Staat ohnehin schon aus der offiziellen Betreuung herausgefallen sind. Sie
werden nun vor die Wahl gestellt: Obdachlosigkeit oder „Rückkehrberatung“.
Laut Medienberichten haben sich bis Ende November rund 45 Menschen in den
Containern der zentralen Anlaufstelle von Traiskirchen bei Wien eingefunden;
einer von ihnen soll denn auch tatsächlich nach Rumänien zurückgekehrt sein,
etliche andere sind „verschwunden“.

Dazu ist zu wissen, dass die damals noch schwarz-blaue Regierung Österreichs
ebenfalls letztes Jahr beschlossen hat, Asylbewerber aus bestimmten
Ländern – darunter Armenien und Kosovo – aus der staatlichen Betreuung ganz
auszunehmen und quasi auf die Straße zu setzen. Um diese kümmern sich nun –
teilweise – vor allem kirchliche Wohlfahrtsverbände. Demnach würden nur noch
7000 von insgesamt 30 000 neuen Antragstellern staatlich betreut
(www.deserteursberatung.at/schwerpunkte/oeffentlichkeit/ehomecare.htm ).

Angesichts dieser harschen Politik des In-die-Obdachlosigkeit-Entlassens
stellt sich die Frage, ob die Rolle von EuHo nun vor allem darin bestehen
soll, die sonst „nur“ Obdachlosen nun außerdem noch in der Illegalität
verschwinden zu lassen? Und sollten im Nebeneffekt gleich noch die
kirchlichen Wohlfahrtsverbände demonstrativ ausgebootet werden? Darf trotz
der geringen Rückkehrzahlen erwartet werden, dass EuHo seinen Vertrag mit
Österreich verlängern – und sogar in andere Teile der Alpenrepublik
ausweiten darf? Die Erfahrungen mit den Modellprojekten für
Identitätsklärung und Ausreise in Deutschland, die jetzt in die
flächendeckende Einführung von Ausreisezentren münden, lässt jedenfalls
darauf schließen. Anny Knapp von der Asylkoordination Österreich weist auf
den Zusammenhang der beiden „Modelle“ hin: „Mit dem European-Homecare-Modell
Traiskirchen rücken wir eher in die Nähe der in Deutschland eingeführten
Ausreisezentren, in denen die abgelehnten AsylbewerberInnen zunehmend unter
Druck gesetzt werden, um doch "freiwillig" auszureisen. Die Erfolgsquote
dieser Form der Beratung ist gering, die meisten tauchen lieber unter und
bleiben unversorgt.“
(www.zebra.or.at/zebratl/2k2/5/wenn_
und_aber.htm )

TENDENZEN DER ASYLPOLITIK IN EUROPA
Privatisierung der Lagerpolitik
Unter der zynischen Überschrift "Eine neue Vision für Flüchtlinge" habenGroßbritanniens Kriegspremier Tony Blair, sein Außenminister Jack Straw sowie Innenminister David Blunkett eine Konzeption entwickelt, die das Asylrecht in Europa in seiner Substanz angreift.
Privatisierungen im Asylbereich: In ganz Europa wird die Flüchtlingsbetreuung ausgelagert
Im Projekt X in Niedersachsen, der niedersächsischen Variante des ersten deutschen „Ausreisezentrums“, sollen die SozialarbeiterInnen direkt in die
Bespitzelung der Flüchtlinge eingebunden werden, so jedenfalls sieht es das Konzept vor

( hiermit weitergeleitete , kopierte Informationen )
TENDENZEN DER ASYLPOLITIK IN EUROPA
Privatisierung der Lagerpolitik
07.04.03
Unter der zynischen Überschrift "Eine neue Vision für Flüchtlinge" habenGroßbritanniens Kriegspremier Tony Blair, sein Außenminister Jack Straw sowie Innenminister David Blunkett eine Konzeption entwickelt, die das Asylrecht in Europa in seiner Substanz angreift.
Die Idee: Flüchtlinge, denen es gelingt, europäischen Boden zu erreichen, sollen Hier kurzfristig interniert und so schnell wie möglich in "heimatnahe Schutzzonen" zurückgeschafft werden, die nichts anderes sind als große Flüchtlingslager.
Gemeinsam mit anderen EU-Staaten will Großbritannien ein weltweites Netz solcher Flüchtlingsreservate schaffen.In allen Hauptherkunftsregionen von Schutzsuchenden soll es solche "regionalen Schutzzonen" geben. Sie sollen unter der Obhut des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen
(UNHCR) stehen und von den reichen Ländern finanziert werden.
Der britische Plan deckt alle wesentlichen Regionen ab, aus denen heute Menschen nach Europa fliehen. So sollen die geplanten Flüchtlingsreservate etwa in der Türkei, dem Iran, in Nordsomalia (Puntland), Marokko, Rumänien, Kroatien und
der Ukraine entstehen. Ein britisches Pilotprojekt läuft bereits in Albanien an (was allerdings von der Regierung dementiert wird). Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen "Visionen" findet sich in einem von PRO ASYL herausgegebenen Flugblatt ("Tony Blairs Anschlag auf den internationalen Flüchtlingsschutz"),
www.proasyl.de .

*********************
Privatisierungen im Asylbereich: In ganz Europa wird die
Flüchtlingsbetreuung ausgelagert
Die Orte, von denen hier die Rede ist, haben viele Namen. In England: Detention Center (Festhaltezentrum), Waiting oder Removal Center. In Belgien Centre ferme pour etrangers (geschlossenes Zentrum für Fremde). In Spanien sagt man Centro de internamiento para extranjeros (Internierungszentrum für
Ausländer), in Frankreich Aufnahmezentrum: Centre d'acceuil. In Italien gibt es das Centro di Permanenza Temporanea (Zentrum für vorübergehenden Aufenthalt). In Deutschland heißen diese Orte: Erstaufnahmeeinrichtung, Wartelager, Abschiebelager oder Ausreisezentrum. Effizient für das Gastland
Europaweit stehen Privatisierungen im Asylbereich auf der Tagesordnung. Bei allen Unterschieden gibt es eine Gemeinsamkeit: die Flüchtlingsbetreuung soll – so heißt es von offizieller Seite – "professionell und effizient"
vonstatten gehen. Vielfach nützt die Effizienz jedoch mehr den Gastländern als den Schutzsuchenden. Die Privatisierungsidee kommt aus dem angelsächsischen Raum. In einer aktuellen Studie über die Privatisierung von Gefängnissen und "Immigration Detention Centers (IDC)" in Großbritannien zieht die staatliche "Competition Commission Organisation" nüchtern Resümee
über den Erfolg der bisherigen Privatisierungen. Trauriger Höhepunkt der Privatisierungsbemühungen: nur drei Monate nach der Fertigstellung brach in einem IDC Feuer aus, die Folgen verheerend - weil bei den Sprinkleranlagen
gespart wurde. (Die Furche, im Feb. 03,)
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European Homecare: Internet-Recherche

Im Projekt X in Niedersachsen, der niedersächsischen Variante des ersten deutschen „Ausreisezentrums“, sollen die SozialarbeiterInnen direkt in die Bespitzelung der Flüchtlinge eingebunden werden, so jedenfalls sieht es das Konzept vor. In Fürth in Bayern, dem bislang jüngsten Modell für ein
„Ausreisezentrum“, haben die Wohlfahrtsverbände mit vielen anderen gesellschaftliche Gruppen (nach einer verstärkten öffentlichen Aufmerksamkeit für die neuen Abschiebelager) gegen das „Ausreisezentrum protestiert und sich demonstrativ geweigert, dort eingebunden zu werden.
Statt „Beratung“ im Lager hat die Caritas – in Kooperation mit dem Land - eine externe, unabhängige Beratungsstelle für „Rückkehrberatung eingerichtet, die tatsächlich strikt auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhen soll. Die in den „Ausreisezentren“ offerierte „freiwillige“ Rückkehr
ist nämlich eher eine „weiche Abschiebung“, denn die Flüchtlinge werden massiv unter Druck gesetzt. Eine klassische Einstiegsmöglichkeit für private Anbieter. Mit dem Rückgriff auf private Dienstleister versucht der Staat nicht selten, sich unliebsamer politischer KritikerInnen zu entledigen. Die
privaten Geschäftemacher im Dienste des Rassismus verstehen sich und ihre Arbeit nämlich als unpolitisch, klassischer politischer Druck läßt sich ihnen gegenüber nicht aufbauen. Wie das Beispiel der deportation class-Kampagne gegen Luftfahrtgesellschaften wegen ihres Geschäfts mit der Abschiebung zeigt, sind aber andere Wege möglich, ihnen die politische Seite
und die Konsequenzen ihres Geschäfts deutlich zu machen. In der Lagerpolitik versucht zur Zeit eine deutsche Firma, die European Homecare, sich als Dienstleister zu profilieren. Auf ihrer Homepage dienen sie sich ausdrücklich als Betreiber von „Ausreisezentren“ an. (Red.)

European Homecare - eine Privatfirma, die im Flüchtlingsgeschäft auf ganz legale Weise groß rauskommen will. Schon jetzt unterhält die Firma mit Sitz in Essen 16 Flüchtlingsheime allein in Deutschland; jetzt hat sie ihren ersten großen Coup in Österreich gelandet, wo sie seit Oktober 2002 im
Rahmen eines 3-monatigen Modellprojektes die „Rückkehrberatung“ für angeblich aussichtslose Asyl-Fälle übernehmen darf. 300 000 Euro kostet das Projekt insgesamt, offenbar die Hälfte davon fließt direkt in die Kassen des Unternehmens. Nach eigenen Angaben ist European Homecare (im Folgenden abgekürzt mit: EuHo) inzwischen auch mit der spanischen Regierung im Gespräch...
In Deutschland betreibt EuHo unter anderem zentrale „Lager“ in Chemnitz und Düren mit jeweils mehreren hundert Bewohnern. Die Zustände in den Heimen werden von Bewohnern und Unterstützer-Initiativen als miserabel bezeichnet
(„Erlebnisbericht“ aus dem Jahr 2000 unter
www.nadir.org/nadir/initiativ/reaktionen/z2/2.htm ); mit jeweils mehreren hundert Bewohnern. Die Zustände in den Heimen werden von Bewohnern und Unterstützer-Initiativen als miserabel bezeichnet einer der Vorwürfe lautet, die Betreibergesellschaft EuHo setze möglichst billige, weil unqualifizierte Kräfte zur Betreuung der Heime ein. Laut Informationen, die die Antifa Düren ins Netz gestellt hat, soll EuHo (oder deren Vorläufer, der KM GmbH) in Chemnitz sogar verboten worden sein, längerfristigeUnterbringungseinrichtungen für Flüchtlinge zu übernehmen
(www.anarchie.de/main-5712.html ).
Auch ein weiterer Fund im Internet ist aufschlussreich: Hier berichtet ein SPD-Kreisverband von seinem Besuch bei EuHo in Schöppingen, ebenfalls eine zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber. Die Delegation erwähnt lobend das “Konfliktmanagement“ der örtlichen Mitarbeiter, die bei Konflikten im Heim unverzüglich „Umverteilungen (Verlegung der Protestierenden in andere Lager, Red.) vornehmen und schon bei nichtigen Anlässen die Polizei alarmieren
( http://www.arndt-brauer.de/body_zentrale_asylbewerber_aufnahme.html ).

Dieses Unternehmen nun, das in Deutschland durchaus reichhaltige Erfahrungen mit zentralen Unterbringungssituationen sammeln konnte, Beratungsangebote wie in Düren aber der örtlichen Diakonie und Kirchengemeinde überlässt, soll
nun in Österreich „Rückkehrberatung“ anbieten. Bei näherem Hinsehen wird allerdings schnell deutlich, dass die Sache mit der „Beratung“ so ernst nicht gemeint sein kann. Immerhin springt EuHo ein, wo die österreichische Diakonie und Caritas ihre Mitarbeit zuvor verweigert haben: einwöchige
Blitz-Beratung in Container-Lagern für Flüchtlinge, die vom österreichischen Staat ohnehin schon aus der offiziellen Betreuung herausgefallen sind. Sie werden nun vor die Wahl gestellt: Obdachlosigkeit oder „Rückkehrberatung“.
Laut Medienberichten haben sich bis Ende November rund 45 Menschen in den Containern der zentralen Anlaufstelle von Traiskirchen bei Wien eingefunden; einer von ihnen soll denn auch tatsächlich nach Rumänien zurückgekehrt sein,
etliche andere sind „verschwunden“.

Dazu ist zu wissen, dass die damals noch schwarz-blaue Regierung Österreichs ebenfalls letztes Jahr beschlossen hat, Asylbewerber aus bestimmten Ländern – darunter Armenien und Kosovo – aus der staatlichen Betreuung ganz auszunehmen und quasi auf die Straße zu setzen. Um diese kümmern sich nun – teilweise – vor allem kirchliche Wohlfahrtsverbände. Demnach würden nur noch
7000 von insgesamt 30 000 neuen Antragstellern staatlich betreut
(www.deserteursberatung.at/schwerpunkte/oeffentlichkeit/ehomecare.htm ).

Angesichts dieser harschen Politik des In-die-Obdachlosigkeit-Entlassens stellt sich die Frage, ob die Rolle von EuHo nun vor allem darin bestehen soll, die sonst „nur“ Obdachlosen nun außerdem noch in der Illegalität verschwinden zu lassen? Und sollten im Nebeneffekt gleich noch die kirchlichen Wohlfahrtsverbände demonstrativ ausgebootet werden? Darf trotz
der geringen Rückkehrzahlen erwartet werden, dass EuHo seinen Vertrag mit Österreich verlängern – und sogar in andere Teile der Alpenrepublik ausweiten darf? Die Erfahrungen mit den Modellprojekten für Identitätsklärung und Ausreise in Deutschland, die jetzt in die flächendeckende Einführung von Ausreisezentren münden, lässt jedenfalls darauf schließen. Anny Knapp von der Asylkoordination Österreich weist auf
den Zusammenhang der beiden „Modelle“ hin: „Mit dem European-Homecare-Modell Traiskirchen rücken wir eher in die Nähe der in Deutschland eingeführten Ausreisezentren, in denen die abgelehnten AsylbewerberInnen zunehmend unter Druck gesetzt werden, um doch "freiwillig" auszureisen. Die Erfolgsquote
dieser Form der Beratung ist gering, die meisten tauchen lieber unter undbleiben unversorgt.“
(www.zebra.or.at/zebratl/2k2/5/wenn_



EHC und Beterung

Mensch 17.10.2004 - 19:18
Betreung durch EHC ??? Muss man lachen :))))
Wo betreut die EHC??? mit welchen Personal??? Paar Leute die Studium richt.Sozialpädagoge haben sonnst leute die nie im so einem Bereich tättig waren.Wie kann ein Elektriker,Schiffbauer,Kellnerin,sogar Leute ohne Ausbildung jemandenBetreuen ,schweige Beraten über seine Rechte???? Sparpolitik von EHC führt zum streit unter Mitarbeiter was auch Asylbewerber sehen und das soll eine Fa sein die sich so selbst lobt??
Dank Diakoni in einigen Heimen findet Beratung statt.
Wie kann so eine Fa einen Auftrag von Land an sich ziehen, prüft da keine ??
Wenn eine Fa versucht sogar am essen zu sparren, traurig was soll man mehr dazu sagen.Ich war in Düren über 2 Monate als Asylbewerber,da haben wir suppe bzw mehr wasser bekommen und nicht mal stick Brot dazu.Wo ich da angekommen war , waren noch meine alte schuhe noch nicht kaputt, mit dem Zeit sind die leider Kaputt, auf meine Frage an eine Betreuerin, die nicht mal Englisch geschprochen hat, ist mir gesagt vor 2 Monaten waren deine schuhe ok, bekommst du keine.So sieht BETREUNG!!!!! von EHC.Habe mir damals gesagt das muss du weiter sagen und jetzt ist zeit gekommen.
Grusse an alle Leute Mehmet

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

@Weihnachtsmännchen

Mensch 08.08.2003 - 17:08
Na, dann geh mal in eins der von dieser "tollen" Firma betriebenen Flüchtlingslager und blieb dort ein paar Tage, dann weisst Du, was ihr - ZURECHT - vorgeworfen wird!

@Menschchen

Osterhäschen 08.08.2003 - 20:58
> Na, dann geh mal in eins der von dieser "tollen" Firma betriebenen Flüchtlingslager und blieb dort ein paar Tage, dann weisst Du, was ihr - ZURECHT - vorgeworfen wird!


Was ist denn das für eine Antwort! Antworte doch lieber direkt auf meine Frage. Wenn Du keine Argumente hast, dann lass es doch lieber; so eine Replik ist jedenfalls wenig hilfreich.