Frei-Heide-Camp: Interview mit AktivistInnen

Inforiot 29.07.2003 13:44 Themen: Militarismus
Im folgenden ein Interview mit zwei Freie-Heide-AktivistInnen über das zurzeit laufende Anti-Bombodrom-Camp bei Wittstock - über das Camp, die Berlin-Brandenburger Freie-Heide-Gruppe und über die Chancen, die Bundeswehr-Pläne noch zu durchkreuzen. Das Gespräch wurde am Samstag geführt.
Im folgenden ein Interview mit zwei Freie-Heide-AktivistInnen über das zurzeit laufende Anti-Bombodrom-Camp bei Wittstock - über das Camp, die Berlin-Brandenburger Freie-Heide-Gruppe und über die Chancen, die Bundeswehr-Pläne noch zu durchkreuzen. Das Gespräch wurde am Samstag geführt.

Stell dich bitte kurz vor. Warum bist du auf dem Camp?

Sabine: Ich komme aus Berlin und mische in der Berlin-Neuruppiner Freie-Heide-Gruppe mit. Als Antimilitaristin ist es ja naheliegend, dass ich mich in den Konflikt hier - einem ganz offensichtlichen Brennpunkt - einmische.

Die Berlin-Neuruppiner Gruppe ist nicht die Bürgerinitiative Freie Heide?

S.: Nein. Manche von uns sind in der Bürgerini, manche aber auch nicht. Im letzten Jahr wurde von uns der ex-Kommandoturm in Pink angemalt - das war eine unserer Aktionen.

Was unterscheidet euch von der Bürgerini?

S.: Wir in der Berlin-Neuruppiner Gruppe haben vorwiegend einen antimilitaristischen Background. Viele kommen aus der anarchistisch beeinflussten Graswurzel-Bewegung. Wir tendieren zu Aktionen zivilen Ungehorsams und verlassen uns eher nicht darauf, vor Gericht Erfolge zu erzielen, wie es in der Bürgerini teilweise der Fall ist. Wir sehen uns als Ergänzung zur Bürgerini.

Ist die Bürgerini nicht antimilitaristisch?

S.: Doch, natürlich. Gerade die Aktiven ganz bestimmt. Aber sie ist in erster Linie ein pragmatischer Zusammenschluss. Es gehören ganz unterschiedliche Leute aus der Region dazu. Es machen ja zum Beispiel auch CDUler mit.

Kommen wir zum Camp. Habt ihr das organisiert?

S.: Wir als Berlin-Neuruppiner Gruppe und Leute von Resist aus Frankfurt/Main - von daher kommt auch der Slogan des Camps: "Resist Now!". Und mit der Bürgerini arbeiten wir natürlich auch zusammen.

Hat der Irakkrieg Impulse für das Camp gegeben?

S.: Nicht wirklich, der Konflikt hier schwelt ja schon viel, viel länger. Aber nachdem sich die deutsche Regierung am Irakkriegs offiziell nicht beteiligte und inoffiziell doch mitgemacht hat - da ist es zumindest für mich noch interessanter geworden, mich gegen das Bombodrom und gegen die Bundeswehr einzubringen.

Was ist während des Camps geplant?

S.: Das Camp läuft bis einschließlich Sonntag. Zurzeit sind zwischen 50 und 70 Menschen vor Ort. Es wird verschiedene Workshops geben, inhaltliche Veranstaltungen - etwa gegen die Lärmargumentation der Bundeswehr - und Diskussionen. Am Sonntag werden wir die "Spiele ohne Grenzen" proben. Das heißt: Über die Woche versuchen wir, mögliche Aktionsformen zu entwickeln, die zum Einsatz kommen könnten, wenn das Bombodrom entgültig in Betrieb genommen werden soll. Am Sonntag - es geht um 14 Uhr bei Schweinrich los - werden diese Aktionen dann getestet.

Was ist das Ziel des Camps?

S.: Jetzt, wo die Entscheidung ansteht, ist es wichtig etwas zu tun. Möglichst viele Menschen müssen sich an den Auseinandersetzungen beteiligen, politischen Druck ausüben, wenn die Bundeswehr ihre Übungen beginnen will. Das Camp soll ein Beitrag sein, den politischen Preis für das Bombodrom in die Höhe zu treiben.

Wie groß sind eure Chancen, das Bombodrom zu verhindern?

S.: Ich weiß es nicht, das ist schwer einzuschätzen.

Auf Indymedia war zu lesen, dass jemand, der vor ein paar Jahren auf einer Nazidemo in Berlin mit Horst Mahler marschiert ist, auf dem Camp sein wird.

Andreas: Derjenige, um den es geht, hat sich inzwischen davon distanziert und seinen Fehler eingesehen. Er ist ein recht instabiler Mensch, der auf das Campgeschehen wenig Einfluß haben wird. Wir sehen keinen Grund ihn auszuschließen und haben auch nicht vor, dass auf dem Camp großartig zu diskutieren - es gibt Wichtigeres zu tun.

Er wird laut Programm aber einen Workshop machen

A.: Ja, er bietet von sich aus eine Veranstaltung an.

Danke für das Gespräch.
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