Wiedereinmal Worch in Leipzig

linksautonome (pro-israelische) Filmcrew 23.07.2003 19:31 Themen: Antifa
Bereits zum neunten Mal wurde der Leipziger Hauptbahnhof von Hunderten hochmotivierten PolizeibeamtInnen abgesperrt, schweres Gerät wie z.B. Wasserwerfer und Räumpanzer wurden herangekarrt. Aber es ging wie so oft nicht um die Verhinderung von verfrühten Olympiakrawallen oder etwa Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans, sondern viel mehr um den Schutz einer Demonstration von maximal 150 orientierungslosen Jugendlichen und deren geistige Vor- Bilder und Kämpfer...
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Diesmal hieß es ?Wir sind das Volk? dem berühmte Slogan von den Leipzier Montagdemos während der sogenannten friedlichen ?Revolution?. Vergeblich hatte zuvor die Stadtverwaltung versucht, den Neonazis das Skandieren des ?geschichtlich hochbedeutsamen Spruches? zu verbieten. Und so kam es dann wie auch schon bei den anderen Veranstaltungen dieser Art, die Polizei gab sich alle Mühe den Bahnhofsbereich abzusperren, wiedereinmal kamen nur den äußeren nach ?nicht-Linke? in den Bahnhof herein, wobei es dieses mal erhebliche Lücken im System der Polizei gab. Dennoch wurde der Bewegungsfreiheit vieler Menschen mal wieder erheblich eingeschränkt. Wie gesagt der ganze Aufwand nur für ein paar Hohlköpfe.
Aber der Samstag fing in Leipzig dieses mal nicht mit dem Neonazispektakel an, sondern mit einer linksradikalen Demonstration unter dem Motto: ?Deutsche Realitäten angreifen - Für eine herrschaftsfreie Gesellschaft?. Mit dieser sollte vor allem eines deutlich werden, dass es nicht ausreicht, sich gegen den gleichzeitig stattfindenden Naziaufmarsch zu positionieren, genauso müsse es darum gehen, den rassistischen Alltag, in Form von ständigen rassistischen Kontrollen im Hauptbahnhof und auf dem Flughafen, sowie die sich ständig ausweitende Videoüberwachung z.B. am Connewitzer Kreuz, als Symbol für den Eingriff in ein jedes persönliches Leben, anzugreifen, eben die Deutschen Realitäten. Leider lockte diese Demo nicht ganz so viele Menschen auf die Strassen und Fußgängerzonen Leipzigs, am Anfang lediglich nur knapp 150 Menschen. Dennoch wurde mit lauten Sprechchören und mehreren Transparenten auf sich aufmerksam gemacht. Bei besten und verdammt heißen Wetter waren zahlreiche Samstageinkäufer in der City, die Demo konnte einfach nicht übersehen werden. Zu einer Zwischenkundgebung kam es vor einem Naziladen (Mrs. Liberty) direkt in der Innenstadt. Hier konnte sich der nationale Mensch alles kaufen, was sein Herz begehrte, Aufnäher, Fahnen, T-Shirts, Souvenirs, eben alles was sonst nur im Mailorder zu haben ist. Dies ist auch ein Symbol Deutscher Realität und ganz speziell eines der Leipziger Freiheit. Vorher kam es zu einem kurzen Stop vor dem Leipziger Olympia Büro. Die Demonstration machte deutlich, dass die Austragung der Olympischen Spiele 2012 in Leipzig das Ende für das alternative Leben und die zahlreichen Projekte, zwecks leerer Kassen, bedeuten würde, außerdem würde eine alternative Kultur nicht in das Bild einer sauberen Olympiastadt passen.
Am Ende stoppte die Demo vor dem Hauptbahnhof, als sich das Thüringer BFE vor die Spitze stellte und Leute von der Straße schubste.
Nun ging alles seinen gewohnten Gang, die einen warteten geduldig im Park auf das etwas passieren würde, die anderen, die Polizei, war damit beschäftigt schlafende Menschen von Bänken zu vertreiben, und die paar Nazis sammelten sich um das niedliche rote Auto des Christian Worch. Über Umwege gelang es dann schließlich einigen Leuten direkt an die Naziroute zu kommen, mehr als Sprechchöre waren auf Grund der geringen Anzahl an Gegendemonstranten kaum möglich. Vor der Nazidemo positionierten sich 3 Wasserwerfer, eine Reiterstaffel und zahlreiche Polizisten in Montur. Dann kamen sie endlich, 120 Nazis die nicht wie solche aussahen, trotzdem ihre bekannten Parolen riefen wie z.B. ?Antifa Helfer von Amerika? (manchen Antideutschen wird?s gefreut haben). Von den Seiten schallte es ?Stalingrad? und ?Nazis Raus?. Interessanterweise kostete der Polizeieinsatz genauso viel wie das Haushaltsloch von Sachsen groß ist. Die Polizei zeigte sich äußerst freundlich und liberal, denn zahlreiche GegendemonstrantInnen wurden bis auf wenige Meter an die Nazis rangelassen, mehr als das, sie durften den Aufzug kritisch begleiten. So kam es dass die Zwischenkundgebung in den Buhrufen und Pfiffen der GegendemonstrantInnen unterging, es war wirklich nichts zu verstehen. Eine Person warf einen Farbbeutel, wurde aber umgehend festgenommen. Der letzte Weg der Nazidemo gestaltete ich als äußerst peinlich für die Nazis, denn direkt hinter ihnen, fast mit ihnen, liefen mind. genauso viele Linke DemonstratntInnen und brüllten die Nazis förmlich nieder. Waren sie Anfangs noch laut, war am Ende nichts mehr von ihnen zu hören. ?Nazis Raus? und andere bekannte linke Sprechchöre übertönten die komplette Demo, sicherlich schwer zu entscheiden, für die Anwohner, wer da demonstrierte. Erst kurz vor dem Bahnhof gelang es der Polizei die Linken abzutrennen, und so konnten die Nazis die letzten Meter wieder alleine und ungestört laufen.
Kurz darauf war alles zu Ende, sofort zogen die PolizeibeamtInnen ihre Helme ab und setzten sich in ihre Fahrzeuge, die Nazis wurden in den Bahnhof eskortiert und in ihre Züge gen Heimat verfrachtet. Es war schneller zu Ende als es angefangen hatte.

Fazit:
Auf Grund der geringen Anzahl an GegendemonstrantInnen war mehr nicht möglich, trotzdem wurde den Nazis die Show teilweise gestohlen. Eine übergroße Mehrheit der Anwohner und Passanten zeigte sich solidarisch mit den Gegendemonstranten.

Insgesamt mind. 6 Wasserwerfer, 2 Räumpanzer, fast 1000 PolizistInnen, ein Hubschrauber, etwa 120 Nazis und nach verschiedenen Schätzungen 300-400 linke GegendemonstrantInnen.

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Ergänzungen

Worch kommt am Wochenende nach Moers

Rivolta 24.07.2003 - 00:46
Für Samstag, den 26.07. hat der bundesweit bekannte Nazikader Christian Worch aus Hamburg einen Aufmarsch unter dem Motto "Gegen Massenarbeitslosigkeit und Steuerverschwendung" in Moers angemeldet. Der Veranstalter rechnet mit einer Teilnehmerzahl von 100 - 200 Personen. Auf den einschlägigen Internetseiten der Nazis wird bisher nicht mobilisiert. Sämtliche bekannte Infos stammen aus der Tagespresse

Die Zahl von 100 - 200 TeilnehmerInnen dürfte unserer Einschätzung nach nicht erreicht werden. Diverse einflußreiche Kader aus dem Duisburger Umfeld haben bereits zum Boykott dieser Demo der ihrer Meinung nach "asozialen Glatzen" aufgerufen.
Hinzu kommen die anhaltenden Auseinandersetzungen um die Person des Christian Worch. Nicht zuletzt sollte das zahme Demomotto auch nicht gerade für eine überwältigende Motivation bei potentiellen TeilnehmerInnen sorgen.

Kein Grund für engagierte AntifaschistInnen, dem braunen Treiben tatenlos zuzusehen!
Die üblichen Demotouristen der freien Nationalisten und der NPD dürften auch in Moers wieder anzutreffen sein.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Demo der Faschisten von 14:00 Uhr - 19:00 Uhr zeitlich angesetzt.
Treffpunkt ist der Moerser Bahnhof.

Zeigen wir also Giuliani, Reinicke, Worch & Co., was wir von ihrer Form der "Kapitalismuskritik" im Geiste der NSDAP halten!

Mittlerweile ist die Demoroute der Nazis bekannt:

Moers-Bahnhof --> Aufzug Homberger Straße stadtauswärts Richtung
Heinrichstraße --> Kundgebung Kreuzung Heinrich-/Bergstraße -->
Essenberger Straße --> Am Bahndamm --> Bahnhof

Hier geht's zum Kartenausschnitt der Moerser Innenstadt:  http://de.geocities.com/rivolta800/graphics/moers.gif

Eine Gegenkundgebung ist bisher von der PDS-Moers angemeldet worden.

Kundgebung gegen den
Nazi-Aufmarsch
am 26. Juli um 13 Uhr
Homberger Str., Höhe Horten

Tagespresse:  http://www.waz.de/waz/waz.moers.volltext.php?id=726836&zulieferer=nrz&kategorie=POL&rubrik=Stadt®ion=Moers

 http://www.waz.de/waz/waz.moers.volltext.php?id=729007&zulieferer=nrz&rubrik=Stadt&kategorie=POL®ion=Moers&auftritt=WAZ


Widerstand organisieren!

Situation in Leipzig

Unangepasster 24.07.2003 - 01:05
"am Anfang lediglich nur knapp 150 Menschen"
Das hat so seine Ursachen. Gerade Teile (nicht alle!) der leipziger Antifa (besond. BgR) kämpfen in erster Linie gegen "Linksabweichler" und all jene, die nicht auf Linie sind. So kam es anlässlich eines eher bürgerlichen Anti-Nazi-Protests zu unschönen Szene, als BgRler gegen die bürgerlichen Antifas Aktion machten! Demonstrationen wie diese hier richten sich nun mal nur an einen bestimmten Teil der kleinen identitätslinken Szene. Klar, daß da nur 150 zusammenkommen (die sogar recht viel sind, wenn man das mal bedenkt). Die Inhalte sind nur in Form von steif und hölzern klingenden Parolen, die ausserhalb der radikalen Linken unverständlich klingen, geprägt.
Die Selbstverliebtheit in die eigene Marginalität, der Dogmatismus und die Intoleranz eines teils der leipziger Linken sorgen dafür, daß eine Linke in Leipzig kaum noch vorhanden ist. Dort wo sie sichtbar ist, ist sie unattraktiv und bietet keine Alternativen. Hass, Aggressivität und pseudo-elitäre Arroganz sind wesentliche Merkmale. Diese Teile in der linken Subkultur arbeiten wesentlich effektiver als Staat und Rechte zusammen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Antifaschistischer Widerstand — Pseudodeutscher