bericht von worchs demo in leipzig am 19.7.

heiss war´s gestern. wahrscheinlich auch ein grund, warum sich zu der demo "deutsche realitäten angreifen" ab burgplatz richtung hauptbahnhof erstmal nur 150 leute beteiligten (später rund um die fascho-demo waren´s dann mehr, schätzungen sind aber aufgrund der vielen kleingruppen kaum möglich. es waren aber mehrere hundert "linke" gestern auf den strassen, soviel kann ich sagen). allerdings werden sicherlich auch viele keine lust auf hinter-israel-fahnen herlaufen gehabt haben. naja, aber ich will jetzt nicht auf dieses schon tausendmal durchgekaute thema eingehen.
es war jedenfalls eine ganz spassige route, direkt durch die innenstadt, die im samstag-mittag-einkaufsfieber steckte - viele viele viele schaulustige! dann gab´s ne kurze kundgebung vor (naja, etwas dehnbar der begriff, haha) dem laden "miss liberty", in dem das übelste nazi-zeug verkauft wird, und ausser scheiben smashen noch nix passiert ist. ich gebe zu dass ich meine aufmerksamkeit während der zwischenkundgebung auf eisholen und -essen fokussierte, weil ich eh weiss, was das für ein laden ist.

weiter ging´s auf den ring bis zum bahnhof, wo dann die sich bisher zurückhaltenden bullenmacker erste sonnenstich-symptome zeigten und völlig sinnlos leute von der strasse richtung fussweg schoben. hallo kommunikation? hallo sinn (für autos war die strecke eh gesperrt)? ich verzog mich unaufällig, weil mir das bullenaufgebot ein bisschen zu gross wurde - es sah mir zu sehr nach baldigem hier-kommt-ihr-bevor-die-nazis-weg-sind-nicht-raus-kessel aus. ich streunte ein bisschen herum, versuchte ein blick auf die ostseite des bahnhofs zu werfen, wo sich die nazis immer treffen - vergeblich. alles abgesperrt, überall hässliche bullenfratzen die einen in der bewegungsfreiheit einschränkten. also plan b - in den bahnhof.

hätte nicht gedacht dass ich reinkomme, aber ich kam rein. von der grossen fensterreihe im oberen bereich des bahnhofs konnte ich dann einen wunderbaren blick oder auch zwei auf die sich formierende nazi-demo werfen. mit ´nem auge zugedrückt waren´s vielleicht so bis 120. aber auf gar keinen fall mehr. worch´s gutes altes (oder besser neues?! :-)) rotes wägelchen war das einzige, was zur beschallung herhalten konnte. und dann ging´s los, ich mit einigen anderen hinterher, direkt an der ostseite des bahnhofs raus - und das wunder des tages geschah, wir durften, nur von einer losen bullenreihe voneinander abgetrennt, die ganze faschodemo begleiten! schade dass nur so wenige von uns das glück hatten, an der richtigen zeit zum richtigen ort gewesen zu sein, wir sahen (wie schon oben angesprochen) auf der route immer wieder splittergrüppchen, die ihren protest aber leider meist wegen den jeweils dort befindlichen bullen nur auf dutzende meter entfernung artikulieren konnten.

es war eigentlich fun ohne ende. die sonne prasselte, wir liefen fast mitten in den faschos mit (es war eigentlich ein bisschen wie im streichelzoo), dumme, manchmal auch witzige sprüche flogen hin und her (sprechchor: "für mehr arbeitsplätze, gegen kriegseinsätze" antwort: "ihr habt doch noch nie gearbeitet ihr freaks! gibt´s bei euch eigentlich nur 12 und 13jährige, oder auch 14 und 15jährige?" rückantwort (ereifernd): "na, WIR haben den nachwuchs!" (hüstel), und noch ein haufen solche schoten, es war abgefahren.

bei der kundgebung am gerichtsweg (heute durften sie nicht mal mehr zum ostplatz laufen) ging das hohle gequatsche von hinz und kunz immer wieder in pfiffen, liedern, buhrufen und getrillerpfeife unter. keine chance zuzuhören. einer von den rednern (ein abgebrochener zwerg mit nickelbrille) kriegte dann auf einmal einen dunkelroten kopf und brüllte "könnt ihr mir nicht wenigstens mal 5 minuten lassen?" (oder so ähnlich) "haha, nee könn´ wor nich´!" derselbe typ meinte dann minuten später, als er sich wieder gefasst hatte: "macht es euch eigentlich nicht fertig, dass wir viel lauter sind als ihr?" äh...hier dann der erste klare fall von sonnenstich. irgendwann wurde dann auch mal ein farbbeutel geschmissen, dessen inhalt mindestens ein lebendes ziel fand. mein gott - es war ein anzugträger! leider wurde der werfer dann kurzerhand festgenommen, ohne chance etwas dagegen zu unternehmen, denn blitzschnell standen behelmte bullen da.

irgendwann war der spuk vorbei und die faschos durften (langsam sichtlich genervt) wieder zum bahnhof zurücklaufen. ich machte mich dann auch vom acker, hatte keine lust mehr. aber ich liess mir berichten dass am bahnhof dann auch nicht mehr viel los war. fazit: eigentlich ein worch-tag wie immer. bullen ohne ende, eine süsse kleine fascho-demo, splittergruppen von linken ohne ende, einiges an protest aber nichts wirklich militantes...naja. ich kann denen empfehlen, die immer und immer wieder nicht durchkommen: seid mal nicht so faul und stellt euch nicht jedesmal wieder irgendwo in reudnitz an ´ne ecke in der hoffnung, dass da DIESMAL keine bullen stehen. sie werden IMMER dastehen. aber wenn ihr vom norden oder irgendwo sonst im eher nördlichen bahnhofumkreis zu demo-beginn bei den faschos ankommt, habt ihr die besten karten in der ersten seiten-reihe zu laufen. viel spass am 3.10. :-)!