Bolivien: Der Wasserkrieg entflammt erneut

benaan 19.07.2003 13:36 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
gegen die Privatisierung und Komerzialisierung unseres Wassers
Bolivien: Der Wasserkrieg entflammt erneut
Privatisierung der Luft und der Gene?


In der zweiten Juliwoche ist im der Widerstand gegen die Komerzialisierung und Privatisierung des Wassers die Bevölkerung Tiquipayas, Cochabamba (Ccba) auf die Strasse gegangen, und hat mit Märschen, Blockaden, und Angriffen auf das Rathaus und den Bürgermeister reagiert. Die Polizei ging mit Tränengas, Absperrungen, und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor. Es kam zu Besetzung des Rathauses; das Haus des Bürgermeisters wurde durch Steine beschädigt. Die Polizei verletzte mehrere Demonstranten, und verhinderte den Aufzug und die Kundgebung des Protestmarsches auf dem Zentralplatzes vor dem Rathaus.
Im Jahre 2000 kaufte der Multi Bechtel die gesamten Wasserrechte der Provinz Ccba, Bolivien auf. Die wütende Bevölkerung initiierte den sogenannten "guerra de agua" (Wasserkrieg), der schliesslich fast die gesamte Bevölkerung Ccba mobilisierte, und mit wochenlangen Generalstreiks, Schliessung von Geschäften im Zentrum der Stadt, und blutigen Gefechten zwischen Demonstranten und Polizei / Militär zahllose Verletze und sogar Tote forderte. Der Wasserkrieg endete mit dem Sieg des Volkes!!! Der Multi wurde aus dem Tal geschmissen, und die Wasserrechte gingen zurück in den Händen der Cochabambinos. Es wurde eine Komission gebildet (regantes), die aus Volksvertretern besteht, und die bis heute das Wasser verwaltet. Der Erfolg im Kampf gegen den Neoliberalismus ging um die Welt, und wurde Symbol für ein erstarkendes Volk, und Signal für einen bewussteren Umgang mit Grundrechten der Menschen.
Der Kampf um Wasser ist in anderen Regionen Boliviens wie im Norden Potosis ( http://de.indymedia.org/2003/06/54811.shtml) hochaktuell, wo der Verkauf der unterirdischen Wasservorkommen die gesamte Region in ihrer Existenz bedroht. In dieser Region leben traditionell Viehzüchter (vorallem Lamas, Alpacas, Vicunjas), die ohne die Sicherung ihrer Wasserresourcen nicht weiter bestehen werden können. Ausserdem waren nicht nur bei der Anti-G8 Demo in Europa Wasserstreiter aktiv, sondern gibt es auch die Fälle wie Grenoble, wo nach einem zehn-jährigen Kampf schliesslich la Lyonnaise des Eaux die Wasserrechte der öffentlichen Kontrolle zurückgeben musste. Weitere Beispiele sind Ghana (Afrika), San Francisco (USA), Guatemala und Nicaragua.

Als nun im Juli 2003 die Munizipalitäten Tiquipayas und einiger anderer anliegender Ortschaften ein Unternehmen (EPSA MACOTI) zur Monopolisierung des Wassers ohne Informierung und Zustimmung der Bevölkerung zu gründen versuchte, wurden die betroffenen Orte alarmiert, und forderten den sofortigen Stopp dieses Unterfangens, und die Entlassung des amtierenden Bürgermeisters Lucio Villazon. Tiquipaya liegt im Norden des Tales Ccba, und hat eine Schlüsselposition für die Wasserversorgung der gesamten Region, da hier das Wasser aus den Bergen in das Tal einfliesst. Ausser den Grundstücken mit eigenen Brunnen sind somit alle Leute in Ccba abhängig von Tiquipaya. Nichtsdestotrotz hat bereits ein früherer Bürgermeister vor einigen Jahren sich einen Teil des köstlichen Nass für die Produktion von Getränken unter den Nagel gerissen. Die gesamte Region leidet in den Wintermonaten schon immer unter Wasserknappheit.
Die Munizipalitäten warben für ihr Projekt mit der Konstruktion der immer noch nicht erfolgten Errichtung der Abwassersystemes. Sie behaupten, dass dies nur mit der Gründung des Unternehmens EPSA MACOTI finanziert werden könne. Nun werden die Gegner der Monopolisierung und bald darauf erfolgenden Privatisierung des Wasser in die Ecke der "Verhinderer" des sehr nötigen Abwassersystemes gedrängt.

Nach einer Woche totalem Blockierens der Ortschaft an allen Ortseingängen mit brennenden Reifen, Bäumen und die Besetzung der Tankstelle und des Rathauses gab die Bürgermeisterschaft auf, und kündigte die Gründung des Unternehmens auf!! Der der Koruption und des Desinformierens beschuldigete Bürgermeister verweigert allerdings immer noch seinen Rücktritt. Er versammelte einige (wenige) Anhänger vor dem Rathaus um sich auf sie zu stützen. Seine Leute beschuldigten die Demostranten, die Errichtung des Abwassersystems zu verhindern. Der Protestzug wurde schliesslich von der Polizei zurückgehalten, bis schliesslich die bürgermeistertreuen Bürger sich verzogen hatten.

Die Verknüpfung der Privatisierungambitionen des Wassers und die Konstruktion des Abwassersystemes sind ein populistischer Trick, um hehre Ziele vorzutäuschen. Eigentlich wäre nach der Gründung der EPSA MACOTI die Wasserrechte in Hände eines Transnationalen gelangt, der schliesslich auch (falls es überhaupt passiert wäre) auch das Monopol über das Abwasser (sprich: Gebührenmonopol) erhalten hätte. Bei den Forderungen der Wassergebühren der Muniziplitäten handelte es sich um eine ca. acht-fache Erhöhung der momentanten Wertes! Unerschwinglich für den grössten Teil der Bevölkerung Tiquipayas, die von Blumenanbau und anderen Agrarprodukten lebt....
Ein weiterer erfolgreicher Widerstand gegen korrupte egoistische Regierende, denen wiederum gezeigt wurde, dass das Volk sich nicht so leicht verarschen lässt. Das bolivianische Volk wurde bereits im Kampf gegen die ALCA ( http://de.indymedia.org/2003/06/54811.shtml) Vorreiter in Lateinamerika (zumindest im Verhältnis zur relativ kleinen Bevölkerung von nicht mal neun Millonen Einwohnern), und kämpft nach wie vor gegen die gewaltsame Vernichtung der Coca-felder in Chapare, Cbba ( http://de.indymedia.org/2003/06/55766.shtml:), für eine gerechte Kompensation für die Coca-bauern, um die Verteidung ihrer Gasvorkommen, gegen den Einzug der genmanipulierten Gemüsesorten, und den Ausverkauf des Landes an die Transnationalen und um ihre Lebensmittelsouveränität.

EL MUNDO NO ESTA EN VENTA !!!
(die Welt ist nicht zu verkaufen)

Lasst uns unseren Widerstand globalisieren. Wir kämpfen den gleichen Kampf, Kompanjer@s. G-8, ALCA, und Neoliberalismus heissen die Feinde, und die Transnationalen gilt es zu boykotieren.
Aufruf zum weltweiten Stopp des Konsumierens der Produkte von Multis wie Nestle, Coca-cola, Ibm, GM, Bechtel, usw.
Wie lang dauert es noch bis zur Privatisierung unserer Luft und unserer Gencodes??
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Ergänzungen

Na klar der gleiche Kampf!

Heidi 19.07.2003 - 16:41
Das hier in Europa zur gleichen Zeit, genau das gleiche abläuft, bekommt mal wieder keiner mit!
Die Eon läßt sich gerade mit ihrem Monopol was sie sich von den Volksvertretern korrumpiert ihr Uran und Plutonium Milliardenfach vergolden, aber das reicht anscheinen noch nicht, gerade haben sie auch noch das Monopol im Erdgas gekauft, und gerade laufen die Verhandlungen, für das Bundes und Europa Monopol beim Grundwasser!

Dabei sprechen alle Erfahrungen, gegen eine Monopolisierung der Versorgung, in Frankreich konnte sich eine Stadt, mit einem Gesetzlichen Haken dem Würgegriff der Monopolisierung wieder entwinden, weil der Konzern und die Ausbeuter Kapitalisten Spekulanten nur ausgebeutet, und nichts an Einrichtung gepflegt erhalten erneuert, und besnders nicht verbessert hat!

Es wurde halt nur Privat, und Teurer!

hallo heidi!

benaan 20.07.2003 - 12:55
danke fuer dein fitback!! manchmal denkt man ja schon, dass es keiner liesst... diese grundsätzlichen rechte wie das wasser kann man gar nicht oft genug erwähnen... macht korumpiert, heisst es.. und eine monopolisierung ist in jedem fall schlecht.. lasst uns besonders diese überlebenswichtigen dinge nicht vergessen...
übrigens: den zweiten link im text( http:// de.indymedia.org/2003/06/55766.shtml) hat ein doppelpunkt am schluss, der leider falsch ist.. das ist also der reichtige...
bis denne
benaan

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