Proteste gegen Kölner Sparpolitik
Proteste gegen Kölner Sparpolitik
In den letzten Wochen kam es zu zahlreichen Protestaktionen gegen den geplanten Sparhaushalt der Stadt Köln. Die CDU/Grünen Koalition plant seit längerem zahlreiche Kürzungen vor allem im sozialen und kulturellen Bereich.
Daraufhin demonstrierten schon seit Wochen mal ein paar Hundert Kinder und Erwachsene gegen die Schließung von Hortplätzen, mal ein paar Hundert Betroffene von Kürzungen bei den Jugendverbänden oder den Bürgerzentren u.s.w.
Das Kölner Sozialforum rief für letzten Samstag zu einer Demonstration unter dem Motto: „Nein zu Klüngel, Kürzungen und Kahlschlag“ auf.
Die verschiedensten Initiativen sollten zusammen gegen die Sparpolitik auf die Straße gehen und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, wie es Politik der Grünen ist, die die Initiativen zu Vorschlägen für ein „intelligentes Sparen“ aufgefordert hatten.
Veranstaltung
Der Demonstration war eine Veranstaltung am 25.6. vorausgegangen auf der etwa 250 Teilnehmer/innen anwesend waren. Neben Menschen aus politischen Organisationen, die das Sozialforum Kölns mittragen(SAV, ATTAC, PDS, DKP, Antifa K, BUND; Radikale Linke, Frauen gegen Erwerbslosigkeit u.a.) kamen auch vielen Menschen aus sozialen Einrichtungen. Es gab zahlreiche Berichte der von Kürzungen bedrohten Einrichtungen und ein paar Podiumsbeiträge von Werner Rügemer (Journalist und Herausgeber des Buches „Colonia corrupta“), sowie Heinrich Pachl, die erklärten, dass die leere Stadtkasse keineswegs ein Naturereignis sei, sondern Ergebnis politischer Entscheidungen und des in Köln sehr verbreiteten Klüngels bzw. der Korruption (Müllverbrennungsanlage, Köln-Arena...).
Kölner Stadtanzeiger meldet Rücknahme der Kürzungen
Einen Tag vor der angekündigten Demonstration des Sozialforums kam es dann überraschend zu der Pressemitteilung, dass nun doch Einsparungen in Höhe von 3,8. Mrd. Euro zurückgenommen würden.Am Tag der Demonstration kam der Stadtanzeiger mit dieser Meldung als Headliner raus (ohne auch nur mit einem Wort die angekündigte Demonstration zu erwähnen). Trotz dieser großen Ankündigung scheint das Ganze ehr eine Vertröstung zu sein, da trotzdem viele Kürzungen auf der nächsten Ratssitzung beschlossen werden sollen und die Rücknahme der anderen Kürzungen auf der Annahme von Steuer-Mehreinnahmen im nächsten Halbjahr beruht. Dies entbehrt jedoch jeglicher Grundlage. Viele Kürzungen sind so wohl nur verschoben.
1000 demonstrierten
Trotzdem demonstrierten am Samstag Vormittag etwa 1000 Menschen (laut einer Presseerklärung vom Sozialforum 1500) durch die Kölner Innenstadt. Unter den Demonstranten/innen auch diesmal zahlreiche Mitarbeiter/innen und Nutzer der Jugend- und Bürgerzentren. Auf der Demonstration wurde darauf Bezug genommen, dass „die Giftliste der Verwaltung nicht entgiftet wurde, sondern schnell wirkende Gift nur durch schleichend wirkendes ersetzt wurde“. Viele Angebote würden nur vorübergehend weitergeführt.
Demonstration durch Villenviertel Marienburg
Am Nachmittag demonstrierten dann noch etwa 150 Menschen durch das Marienburger Villenviertel. Die Demo war Teil des Aktionstages vom Sozialforum und von der Antifa K organisiert. Unter dem Motto „Her mit dem Geld“ wurden vor die Häuser von zahlreichen Protagonisten des Kölner Klüngels gezogen. U. a. auch vor das Haus der Kölner Industriellen Otto-Wolff-von Amerongen, der schon in der Nazizeit Geschäfte mit geraubten jüdischen Wertpapieren machte und als Mitglied des deutschen Geheimdienstes kriegswichtiges Material für die Wehrmacht besorgte. In den Betrieben von Otto Wolff arbeiteten einige tausend Zwangsarbeiter. Später war er dann einer der wichtigsten Industriellen in Nachkriegsdeutschland (Deutscher Industrie und Handelstag, Ost-Westauschuss der Deutschen Wirtschaft etc...). Bis heute steckt er auch tief im Kölner Klüngel drin. So als Teilhaber der Gesellschaft , die die Köln-Arena betreibt, wo durch Klüngel und Korruption Millionenbeträge aus der Stadtkasse entwendet worden sind und werden.
Antideusche schützen Nazikriegsverbrecher
Am Rande der Demonstration machten sich einige Antideutsche von der Kölner Gruppe Casablanca lächerlich als sie Flugblätter verteilten. Darin wurde die Antifa K beschuldigt nach ihrer Beteilung an Demos gegen den Krieg zusammen mit dem„antisemitischen Mob“, jetzt diesen „Mob“ auch noch zum „Sozialneid“ anzustacheln und „eine Pogromstimmung“ in Marienburg gegen Reiche entfesseln zu wollen.Na ja, ausgerechnet in der Zeit, wo in den USA die reaktionärste Regierung seit Jahrzehnten an der Macht ist, sich positiv auf diese zu beziehen, mag eine Sache sein. Jetzt aber auch noch Nazikriegsverbrecher wie von Amerongen, oder die rechtsextreme Burschenschaft Germania, wo die Kundgebung begann, in Schutz vor dem „Mob“ nehmen zu wollen, zeigt schon recht deutlich wo die Reise bei einigen Antideutschen so hingegangen ist....
Die Demo zog etwa 1 Stunde durch das Viertel. Von einer Piratinnengruppe wurden zahlreiche Villen von Klüngelpolitikern und Unternehmern symbolisch enteignet und als Jugendzentren und Stadtteilbücherein deklariert.
Der Schluss der Demo war etwas chaotisch, da die Demorute kurzfristig abgekürzt worden war und so der Endpunkt etwas unklar war. Ein paar dadurch verursachte Reibereien über die in einem vorherigen Indymedia-Bericht berichtet wurde, waren wohl ehr auf Missverständnisse zurückzuführen.
Insgesamt fand ich den ganzen Tag gemischt. So hatten viele eine deutliche größere Teilnehmer/innenzahl bei der Kundgebung in der Innenstadt erwartet. Gleichwohl meinten einige aus den sozialen Einrichtungen, dass dies die größte Demonstration gegen Sparpläne seit 1993 in Köln gewesen sei. Insgesamt wurde der Protest gegen die Sparpläne recht gut vernommen. In vielen Einrichtungen waren die Sparpläne und die Proteste dagegen in den letzten Wochen Hauptthema und die Rücknahme zahlreicher Kürzungen wird wohl auch mit dem vielfältigen Protesten der letzten Wochen zusammenhängen.
Auch die Nachmittagsaktion in Marienburg hatte für ziemlichen Wirbel gesorgt So ließen einige Prominente aus Marienburg wohl vorher bei der Polizei anfragen, ob man so eine Demonstration durch ihr „Wohnviertel“ denn nicht verbieten könne. Das Transparent mit der Parole „Euer persönlicher Reichtum beglückt uns mit öffentlicher Armut“ brachte inhaltlich genau auf den Punkt, dass die leeren Stadtkassen kein gottgegebenes Ereignis sind.
Als erste Aktion des Kölner Sozialforums war das Ganze ein gelungener, wenn auch nicht überwältigender Auftakt.
Ratssitzung.
Das Ganze gibt Hoffnung, dass auch die kommende Ratssitzung am 29.7., auf der einige der Kürzungen beschlossen werden sollen, nicht ohne Proteste ausgeht. So rufen jetzt schon zahlreiche Gruppen zu Demonstrationen und eventuellen Blockaden ab 14.00 Uhr vorm Rathaus auf.
Weitere Infos sind zu finden unter http://www.sozialforum-koeln.de.tt
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
nun ja
dazu n bißchen
Laut Radio Köln waren auf der Auftaktkundgebung ca. 300; schlag noch mal 100 drauf wegen dem hohen Kinderanteil (die brauchen weniger Platz, und die Teilnehmerzahl wird ja nach Platzverbrauch der Veranstaltung geschätzt).
Mir gefällt Rügemers Idee übrigens ganz gut, sich öfters mal am oder im Rathaus einzufinden und den Typen dort sehr sher freundlich und sehr sher penetrant auf die Eier zu gehen - immer hart an der Grenze zum Rausschmiß, aber nie drüber. Auch bei den Bullen wird gekürzt werden, und das heißt, daß zumindest bei einigen von denen die Lust, ihren Arsch für die Fuzzis am Aldermaaht hinzuhalten doch deutlich abkühlen dürfte. Die Polizei ist halt n Instrument, aber in den Uniformen stecken immer noch Individuen, die sich noch nie an das Drehbuch irgendwelcher Parteibuchrevolutionäre gehalten haben. Noch stehen die Cops zu fest auf Seiten der Macht, aber wie die Ereignisse um die SPD-Tagung unlängst zeigen (Polizisten schützen Politiker vor anderen, demonstrierenden Polizisten. Erste dienstrechtliche Repressionen sind angekündigt) beginnt auch in den Reihen der Schnittlauchs den ersten die Hutschnur zu reißen.
Was wir jetzt brauchen, sind linke Perspektiven, die nah am Leben sind und die Sorgen der Leute da draußen als solche ernstnehmen (auch wenn sie mit deren Analyse - kann ja auch eine rassistische sein - nicht immer übereinstimmen dürfen*). Sonst kassieren halt die Rechten das Unzufriedenheitspotential (noch sind die Meisten einfach angepißt und warten auf eine Alternative zu CDUCSUFDPSPDB90GPDS, ohne eine konkrete Richtung zu favorisieren. Nur neu muß es sein).
* Das ist ein Rückbezug auf meinen kritisierten Kommentar zur Demo in Porz. Z.b. kann es nicht Sinn der Sache sein, irgendwelchen Bürgern, die die Romapara fahren, zu sagen: ihr Faschos, ihr HABT überhaupt keine Romapara, sondern nur das Auschwitz-Gen. Stattdessen müßte man auf die Menschen zugehen und *für sie nachvollziehbare* Ansätze entwickeln, mithilfe derer sie ihr angebrauntes Gedankengut über Bord schmeißen, am besten aus eigener Entscheidung! Ausgrenzen nur, wenn Konvertieren nicht mehr geht. So war das damals gemeint.
antifa k?
Richtigstellung
1. Die georg von werth gruppe heißt nicht so. Sie heißt Georg-Weerth-Gesellschaft Köln und ist nach dem bekannten Vormärzdichter benannt, der ein guter Freund von Karl Marx und Friedrich Engels war und mit ihnen in Köln die Neue Rheinische Zeitung gründete. Zudem war er Mitglied im Bund der Kommunisten. Wen das Schaffen der GWG Köln interessiert, der möge auf der Internetseite nachschauen (aber bitte nicht, um wieder irgendwelche Einrträöge auf Kindergartenniveau hier zu veröffentlichen):
www.gwg-koeln.com
2. Die GWG Köln hat die Gruppe Food Not Bombs niemals als Antisemiten bezeichnet und wer das behauptet möchte wohl gerne, dass sich FNB in seine eigenen Reihen eingliedern. Die Kritik an der Mobilisierungsveranstaltung von Food Not Bombs mit einem ausgemachten Israel-Hasser namens Rolf Gössner ist ebenfalls auf der Homepage nachzulesen.
3. Die GWG Köln hat kein Programm zum Protest gegen den Sozialabbau als den der kommunistischen Revolution. Da es uns aber derzeit wichtiger erscheint gegen den globalen Faschismus und Antisemitismus zu kämpfen, um überhaupt die Voraussetzungen für eine solche Revolution zu schaffen, möge uns das verziehen sein. Wir sind übrigens keine politische Gruppe, sondern Gesellschftskritiker, was spätestens, wenn es zur vielbeschworenen Praxis geht, einen gehörigen Unterschied macht.
4. Das bedeutet nicht, dass wir nicht gegen Nazis demonstrieren würden. Im Gegenteil: Wir kritisieren nicht Anti-Nazi-Arbeit, sondern dass diese nicht konsequent genug betrieben wird.
Adieu.
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
yo KölnA — ralf
warum gelöscht? — derKlotz
Antideutsche in Köln — Pferdeflüsterer
So ein Unfug... — Links ist da, wo keine Heimat(-stadt) ist
@ Pferdeflüsterer — edgar
mal ernsthaft — ernst
Anti-Deutsch oder Anti-Links — Schunkelproletariat