Online-Aktion gegen Anti-Graffiti-Gesetz

Christian Fu Müller 16.07.2003 15:56
RECLAIM THE SPACE
Online-Aktion gegen die Anti-Graffiti-Initative der CDU/FDP im Bundestag!
Nach der Sommerpause soll erneut abgestimmt werden, ob in Zukunft die Gesetze gegen Graffiti drastisch verschärft werden sollen. Wir setzen uns für Graffiti ein. Deine Stimme zählt! Mitmachen!
Mehr Toleranz für Graffiti-Künstler! Alternativen prüfen!

Die Fakten:

Im Bundesrat warten insgesamt 3 neue Gesetzesentwürfe zur Bekämpfung von Graffiti auf ihre Prüfung.
Ganz vorne mit dabei sind natürlich die CDU und die FDP.

Sie fordern vor allem die Aufnahme der "Verunstaltung" als Straftatbestand.
Dies bedeutet, dass man in der Praxis auch eine Anzeige bekommen könnte, wenn man z.B. einem Denkmal eine Mütze aufsetzt. Kombiniert wird das ganze von der CDU/CSU mit der Forderung nach härteren Strafen, Verurteilungen ohne Gerichtsverhandlungen und schneller Abschiebung bei ausländischen Graffiti-Sprühern.

Nach der Sommerpause wird nun der Bundesstag erneut abstimmen über die Vorschläge.

Aktion:

Du hast hier nun die Möglichkeit den beiden Parteien SPD und GRÜNE eine Mail zu schreiben und sie FREUNDLICH zu bitten der Gesetzesänderung zu widersprechen.

Bedenke bitte dabei, dass diese beiden Parteien NICHT für die Gesetzesentwürfe verantwortlich sind und in Vergangenheit eher auf unserer Seite gestanden haben.

Also bitte bitte freundlich bleiben. Beschimpfungen gehen an die falsche Adresse und bringen uns überhaupt nicht weiter!

Schreib einen eigenen Text oder kopiere folgenden Aufruf und schicke Ihn an die SPD und die GRÜNEN mit Hilfe des Kontaktformulars unter  http://www.hiphop.de/de/home.cfm?p=3987 oder per Mail an

mailto: frakinfo@spdfrak.de
mailto: epost@gruene-fraktion.de


Aufruf:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir fordern Sie hiermit freundlich aber nachdrücklich auf, sich für die Jugend in Deutschland einzusetzen und einer Verschärfung der Gesetze §303 und §304 StGB zu widersprechen!

Das Problem liegt nicht bei unzulänglichen Gesetzen, sondern in der Praxis des repressivem Verhaltens der Städte und Gemeinden, die nicht für eine ausreichende Menge an legalen Flächen im öffentlichen Raum sorgen und bei dem jahrelangen Betrug am Steuerzahler durch völlig überteuerte Reinigungskosten-Angaben.

Auch eine Erweiterung des Gesetzes um eine Erfüllung des Straftatbestands der Sachbeschädigung bei einer "nicht unerheblichen Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes gegen den Willen des Eigentümers" ist das falsche Signal für tausende von kreativen Jugendlichen, die dem Graffiti-Hobby nachgehen.

Diese Erweiterung würde dazu führen, dass auch bei ausbleibender Beschädigung wegen der verwendeten Materialien (z.B. Schuhcreme oder Papieraufkleber) eine Bestrafung erfolgen würde.

Schon heute ist für die Jugendlichen nicht nachzuvollziehen, wo die "Beschädigung" liegen soll bei bunten Bildern auf Wänden an der Zugstrecke oder auf den Waggons selbst.

Die Szene zeigt durch die deutlich ansteigendene Verwendung von wieder entfernbaren Materialien, dass es ihr nicht um die Beschädigung geht, sondern um das Ausleben von Kreativität im zunehmend privatisierten und kommerzialisierten öffentlichen Raum.

So lange die Bahn uns und ihre Aktionäre betrügt mit gefälschten Schadensberichten, solange die Städte und Gemeinden nicht auf uns Jugendliche eingehen - solange wird sich NICHTS an den angeblich entstehenden Schäden ändern. Kopfgelder und die Verschärfung der Gesetze erzeugen das genaue Gegenteil Ihrer Intention!


Mit freundlichen Grüssen,



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Bitte leitet den Aufruf an möglichst viele Interessierte weiter.
Wenn Du eine Homepage hast die die Aktion unterstützt, oder wenn Du selbst als Unterstüzer bei Hiphop.de genannt werden möchtest: einfach eine Kurze Mail an uns, wir verlinken dann.


In der Vergangenheit waren solche Online-Aktionen sehr erfolgreich (Beispiel: CDU in Kassel wollte legales Graffiti verbieten - und ist damit nach grossen Protesten gescheitert). Man ist geneigt das Protest-Medium Email ein wenig zu unterschätzen...

Jede Mail zählt!

Vielen Dank für Eure Mithilfe!
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Ergänzungen

Sommerloch

saul 17.07.2003 - 14:55
Derzeit kleben in Frankfurt Plakate gegen Graffiti und Vandalismus, dafür hat die Stadt Geld und die FAZ bringt finstere Drohungen in nen fetten Artikel, von wegen Abschreckung durch Selbstbeseitigung von Graffiti. Stets im Sommer und wenn sich Politiker profilieren wollen wird wieder mal das Thema Graffiti hochgekocht und mit Strafen gedroht. Dazu gehören auch die irrealen Geldforderungen der Bahn für gebombte Züge. Das die Kosten fürs buffen eines Pieces 25000 Mark betragen sollen, ist nicht nachvollziehbar. Sowas dient nur der Abschreckung, wird aber versucht einzutreiben, was von keinen bezahlbar ist. Mit Jugendlichen kann mans ja machen. Gegen sinnlose Gesetze hilft nur Massenbruch und genau das haben die Menschen schon immer getan. Graffiti gabs schon in der Steinzeit und schon immer wurde selbstverständlich auf Wänden geschrieben. Im Mittelalter auch auf Kirchen, was etliche Maler dokumentiert haben. Mit Verboten und Gesetzen ist das nicht in den Griff zu kriegen, versuchen sie schon seit bald 20 Jahren, seit es in München anfing. Seitdem ist Writing nur gewachsen und hat sich ausgebreitet. Mit Stimmung gegen Minderheiten Politik zu machen hat schon der Bürgermeister von New York versucht, der Stadt in der Writing entstanden ist. Viel gebracht hats nicht. Solang es Dosen und Wände gibt wird gesprüht.

Graffitiforschung

Axel Thiel 12.01.2005 - 18:20
Um sich kundig zu machen bieten wir,aus 300 Jahren Entwicklung,Fakten und Hintergrundinformationen,in 300 Kapiteln:
 http://people.freenet.de/graffitiforschung.de/KSurl.htm

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Na und?

Peter 16.07.2003 - 18:37
"Bedenke bitte dabei, dass diese beiden Parteien (...) in Vergangenheit eher auf unserer Seite gestanden haben."

Was macht dich da so sicher? Das ist doch alles dasselbe Pack. Meiner Meinung nach ist der Glaube, man könne durch freundliche Appelle an die Mächtigen irgendwas erreichen, ein gefährlicher Unsinn.
Die Sprayer-Kultur hat sich trotz Kriminalisierung durchgesetzt und ist aus dem öffentlichen Erscheinungsbild der Städte nicht mehr weg zu denken.
Ob das irgendwelchen Typen in Berlin nun passt oder nicht. Auch eine Handvoll neuer Gesetze wird daran nichts ändern.

Außerdem ist das Sprayen für viele Jugendliche nicht nur Ausdruck von Kreativität sondern ein Protest gegen die Privatisierung des öffentlichen Raumes, und gleichzeitig eine symbolische Rückeroberung.

Das können die gar nicht legalisieren. Denn das wäre ungefähr das gleiche, als hätte man damals der RAF einen Truppenübungsplatz zum legalen Bombenlegen zur Verfügung gestellt. Natürlich streng nach Vorschrift mit Absperrband und 3 maligem akustischen Warnsignal.

Die Sprayer werden weitersprayen und die Berliner Bonzen werden ihren Wäschekorb weiter mit überflüssigen Gesetzen füttern.
Na und? Sollen sie doch.

alles bunt machen!

jiveONE 17.07.2003 - 12:34
bevor hier eine/r fragt, was sowas hier zu suchen hat:
deutschland ist scheiße hässlich. nicht nur im übertragenen sinne.
braun, grau, neuerdings ist eierschale schwer angesagt. gentrifikation allerorten. graffiti ist eines der größten probleme der stadtteilplaner,
genau wie obdachlose, bettler, skater und das ganze andere nicht verwertbare pack. öffentliches und privates quartiers-management ist der letzte kack weil eines der am deutlichsten sichtbaren zeichen der neoliberalen entwicklung hin zur privatisierten sicherheits-gesellschaft. kotz. die authorities aka kapitalismus formen dich zum schweigenden konsumenten, du hast die freie wahl, wo und wann du einkaufen gehst.
verhalte dich im öffentlichen raum konsumentengemäß und konsumiere, ansonsten geht in der security-zentrale die warnlampe an und die lassen die hunde los. du wirst konditioniert zu subordinativem verhalten, das hat lange tradition hier. individualität ist was anderes. individualität
ist schwer verboten in deutschland, genauso wie lautsein/lachen/gefühlezeigen in der öffentlichkeit. du bist ein anonymes objekt, aber bild dir ruhig ein, du seist frei, modern, informiert und individuell. denkste. unterbewusst ist vielen klar, dass sie in diesem
system nur ein momentan nützliches zahnrad sind; solange du deine ware - deine arbeitskraft (deinen körper, deinen intellekt, deine kreativität) - erfolgreich verkaufst, hat ja auch niemand ein problem mit dir!
ich bin ne ameise, du bist ne ameise, unsere lohnsteuerkartennummern unterscheiden sich bestimmt unwesentlich.

ich hab nen namen und will keine nummer sein. irgendwie hab ich nen trieb in mir, das auszuleben, mich zu veräußerlichen, meinen namen aus mir rauszubrüllen, um mir selbst immer wieder bewusst zu werden, dass ich ne
autonome existenz bin. ich brüll ne wand an mit farbe, ich schreib meinen namen 2metergroß an irgend ne bekackte sauber getünchte wand, die niemandem und uns allen gehören sollte. tut sie aber nicht. das ist das eigentliche problem; graffiti wirds nicht beseitigen, aber das steht auf nem anderen blatt. graffiti kann nicht in ne schublade, deswegen kommen viele linke dogmaten nicht damit klar. es steht als subkultur wie als kunstform allen(!) offen, und ist so sympathisch, weil es von seiner natur her gegenüber allen vereinnahmungsversuchen des kapitalismus immun ist, da gibts keine angriffspunkte wie beim mainstreamphänomen "hiphop",
der von den medien irgendwann für cool, hip und trendy erklärt wurde, während dessen protestpotenzial und sein antirassistischer background einfach ausgeblendet wurden. in diesem sinne ist graffiti das kriminalisierte stiefkind des mainstreamhiphop und wird gleichzeitig stets zur bekräftigung seiner realness angeführt.

keine zeit das weiter auszuführen leider. meine kleine analyse geht von nem sehr idealistischen standpunkt aus und geht deswegen zwnagsläufig an der realität vorbei. crew-gehabe an erster und originärer graffiti-gedanke an letzter stelle sind ein massenphänomen unter adoleszenten jungmännern und ist für mich kein genuines element der hiphop-subkultur mehr. ich seh fast nur noch tekknoten mit southpoles, die ihre xyz-cru an jede freie stelle pissen müssen und dumm sind wie stulle. dit is nich ausgelebte reaktion auf gesellschaftliche entindividualisierung, sondern regressives hierarchisches gruppen-identitäts-ding geworden, wo du mit ABCD nur rumhängst, weil er ABCD ist, und er ist der bestimmer und das ist das wonach du dich sehnst in diesen zeiten oder was? unterwirf dich dem famesten! mir!

p.s. eine oder mehrere repliken auf meinen scheiß wär cool.

p.s.s. UND ALTA WENN DU MICH CROSST BIST DU TOT!!!