Bundeswehrausstellung mit Panzern gestürmt

BundeswehrgegnerInnen aus Mannheim/ Lu 12.07.2003 17:19 Themen: Militarismus
Heute am 12.07 um 13 Uhr haben ca. 30- 40 beherzte AktivistInnen die Bundeswehrausstellung "Unser Heer 2003" in Ludwigshafen gestürmt, gestört und blockiert.
Heute am 12.07 um 13 Uhr haben ca. 30- 40 beherzte AktivistInnen die Bundeswehrausstellung "Unser Heer 2003" in Ludwigshafen gestürmt, gestört und blockiert.
Die Ausstellung begann am Donnerstag mit dem "S COOL DAY" Programm. Dieses war auf die vorher eingeladenen Schulklassen ausgerichtet (Charts statt Marschmusik) und zielte darauf ab, berufliche Zukunftsperspektiven im Heer vorzustellen. Auch wenn die sehr gesprächsbereiten Soldaten nicht genug instruiert waren, um mitzuteilen was diese Ausstellung bezweckt, dürften die Hintergründe in der Umstrukturierung zu einer spezialisierten Eingreifstruppe liegen.
(siehe Verteidigungspolitische Richtlinien:  http://www.bmvg.de/pic/sicherheit/030521_VPR_text.pdf )

Die Berechtigung der zur Schau gestellten Verzweiflung bei der Rekrutierung von Nachwuchs (ein Riesen-Aufwand: mehrere Panzer, Hubschrauber und Lukas aus TV TOTAL (sic!)) wurde durch den "gigantischen Andrang" von ganzen vier Schulklassen sichtbar.
Schön zu sehen, dass auch die Gegenseite Mobilisierungsschwierigkeiten hat.

Dank einer ausgeklügelten Finte konnten die AktivistInnen, ausgestattet mit schwerem Gerät (drei selbstgebastelte Panzer, einer davon konnte schießen) und Bundeswehr- Kampfmontur, die gegnerischen Verteidigungslinien durchbrechen und ihren Unmut kundtun. Die sichtlich überraschten Feldjäger waren hoffnungslos überfordert und wurden handgreiflich. Nach kurzer Zeit kam auch schon Verstärkung, woraufhin die Situation zu eskalieren drohte. Von zwei Seiten wurde unterdessen mittels Eiern eine zweite Front eröffnet, die nicht ohne Wirkung blieb. Mehrere AktivistInnen drohten verhaftet zu werden, was durch lautes Rufen und die dadurch erlangte Aufmerksamkeit des anwesenden Publikums verhindert werden konnte. Auch die zivilen BesucherInnen zeigten Interesse durch engagierte Kommentare ("Die Feldjäger, druffwichse, druffwichse, die Feldjäger", Forderung eines 17jährigen Zeugen an die Soldaten, sowie das obligatorische "Früher häts des net gewwe!").

Nach längerem Gerangel und wüsten Beschimpfungen wurden die DemonstrantInnen herausgedrängt, was die Blockade des Zugangsweges zur Folge hatte. Dabei wurden Transparente entrollt mit den Aufschriften:
"Krieg ist Frieden"
"Bundeswehr-Tours. Dorthin wo die Sonne ist"
"Humanitäre Intervention jetzt! Freiheit für deutsches Kapital"
Die verdutzten Feldjäger sahen sich den ihnen entgegenrollenden Papppanzern gegenübergestellt. Hier entwickelte sich bei ihnen die Erkenntnis, daß Waffen verschrottet gehören.

Diskussionen über freie Meinungsäußerung auf öffentlichen Plätzen zeigten wie üblich keine Wirkung (was ist Gesetz schließlich anderes als manifestiertes Machtverhältnis?), so daß die DemonstrantInnen sich zurückzogen, da die Polizei bereits im Anmarsch war und mit Anzeigen wegen schwerem Landfriedensbruch gedroht wurde. Schließlich wurden die Personalien der unbeteilgten BetreiberInnen des benachbarten Regenbogen-Pace-Standes aufgenommen.

Die Verbindung von Militarismus, patriarchaler Gewalt und Fremdenfeindlichkeit/Rassismus zeigte sich während der letzten vier Tage eindrucksvoll an den Kommentaren der BesucherInnen ("Wartet ab, wenn die Türke komme ficke se euch ins kläne Arschloch! Seid doch froh,dass die [Soldaten] do sin", darauf folgend Zurschaustellung des Hitlergrusses vor den Augen der Polizisten). Dies gipfelte in einem Angriff mit Messer auf einen Antimilitaristen durch einen offen rechtsextremistischen Besucher der Ausstellung.

Wir hoffen, dass dies nur eine von vielen Aktionen gegen die UmSTRUCKturierung der Bundeswehr zu einer Angriffsarmee und die dahinter liegende Logik von kapitalistischem Konkurrenzkampf zwischen Staaten ist, und sich weiterhin entschiedener Widerstand zeigen wird.

Antimilitarismus heißt Angriff!



P.S.: Bilder folgen
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Ergänzungen

Umstrukturierung und so

Mr.X 12.07.2003 - 17:36
Wichtig für die Umwandlung der Bundeswehr in eine reine Angriffs- und Eroberungsarmee sind Trainingsmöglichkeiten wie der Bombenabwurfplatz in Brandenburg. Dort befindet sich in der Nähe von Wittstock ein Bombenabwurf- und Truppenübungsplatz, der zu zu DDR-Zeiten in betrieb war und von der Bundeswehr weiter genutzt werden soll.
Dagegen gibt es seit 1991 massive Proteste. Obwohl diese Region äusserst schwach besiedelt ist, beteiligen sich an Demonstrationen und sonstigen Protesten bis zu 5000 Leute.
Struck hat nun bekannt gegeben, daß ab August die Bundeswehr mit ihren
Bomben-Übungen beginnen darf. Die Proteste werden einfach ignoriert - in den Medien kommen fast nur Bundeswehrbefürworter zu Wort....
Vom 25.7. bis zum 3.8. finden nun in der Region ausgedehnte Protestaktivitäten statt. teilweise erinnert vieles an den Wendländer Widerstand.
Wer mehr wissen will oder dort vorbeischauen will:
 http://www.freieheide-nb.de/resistnow/

Die Chronik des Widerstands: http://www.freieheide.de/fh-chronik.htm

Mehr davon!

Kreativ-Widerständi 13.07.2003 - 01:18
Jau ... von sowas muß es mehr geben. Nicht langweilige Demos irgendwo anders, sondern direkt attackieren, vermitteln, stören usw.

Eine Ideensammlung mit Tipps für alle möglichen Gelegenheiten unter der angegebenen Seite  http://www.direct-action.de.vu.

Herrschaftskritische Antikriegsseite:  http://www.no-law-no-war.de.vu.

Ideen entwickeln, trainieren, Herrschende und Herrschaft zerbröseln!

Bilder sind da!!!

Bundeswehrgegnerinnen 13.07.2003 - 21:07
Die Bilder der Aktion sind jetzt auch veröffentlicht! Siehe Beitrag "Bilder von der BW-Störaktion in Ludwigshafen" von heute (13.7., 18:50 Uhr).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Die USA braucht Söldner

Barett 13.07.2003 - 19:16
Die belgische Regierung will ein Gesetz aufheben, das der Justiz des Landes die Verfolgung von Kriegsverbrechen unabhängig vom Tatort erlaubt. Alle Verfahren, an denen keine belgischen Staatsangehörigen beteiligt seien, würden eingestellt, sagte Ministerpräsident Guy Verhofstadt bei einer Pressekonferenz. Auf der Grundlage des Gesetzes aus dem Jahr 1993 waren Verfahren gegen Israels Ministerpräsident Ariel Scharon, US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair eingeleitet worden. Die US-Regierung hatte wegen des Gesetzes Brüssel als Sitz des Nato-Hauptquartiers in Frage gestellt. Belgiens Außenminister Louis Michel beteuert, die Entscheidung sei nicht durch politischen Druck der USA herbeigeführt worden.

Kritik

Kritiker 14.07.2003 - 00:25
Ich wette, keiner von den Demonstranten hat sich irgendwann mal ernsthaft über die Bundeswehr informiert!

Warum muss man gegen Austellungen gegen die Bundeswehr versuchen zu blockieren, wenn diese nur zeigen will was sie (nicht) kann?

Übrigens: Ich glaube im Ernstfall (hoffentlich tritt er nie ein) würde niemand gegen die Bundeswehr demonstrieren!

@kritiker

strucki 14.07.2003 - 01:39
was denn für ein ernstfall bitte? wir gegen die usa oder wir gegen ostdeutsche nazivereine oder wie?
versteh ich nich, diese grundangst, die als existenzberechtigung für die bundeswehr dienen soll. unser minister struck hat vor monaten noch rumgetönt, er wolle die anzahl der verbeamteten mitarbeiter der bundeswehr senken. inzwischen sieht es trotz kohlekrise eher so aus, als stecke er der maroden beamtenarmee zusätzliche milliarden in einen hinteren körperteil. was für ein loser, dieser struck.

@kritiker und strucki

ein demonstrant 14.07.2003 - 12:42
Der Bundeswehr-Etat ist bis 2006 festgeschrieben, so dass trotz Kürzungen in anderen Ressorts das Niveau hier erhalten bleibt. Ab 2006 soll dann kräftig aufgestockt werden, da sonst der deutsche Beitrag zur schnellen Eingreiftruppe der EU und der darauf folgenden EU-Armee nicht zu finanzieren ist.

Zu Kritiker kann ich auch nur sagen: Welcher Ernstfall? Reichlich unrealistisch. Und außerdem ist die Bundeswehr mit Sicherheit nicht dazu da, unseren Interessen zu dienen, da sie der bewaffnete Arm des Staates ist und dieser Staat die institiutionaliserte Form kapitalistischer Produktionsweise darstellt (siehe Marx: Die deutsche Ideologie und andere). Wenn hier also was verteidigt wird, dann sind das bestehende Ausbeutungsstrukturen. Allerdings sieht es eben so aus, dass die Verteiigung nicht mehr notwendig ist, und es deshalb eher um die Erweiterung dieser Strukturen geht, sprich: um eine Angriffsarmee.

Wer hat sich nicht informiert?