Pogromstimmung in Köln-Poll
Antiziganistischer Bürgermob demonstriert gegen Roma
Köln-Poll, Ende Juni diesen Jahres. Das Szenario ist gespenstisch. Ein etwa 500-köpfiger Bürgermob – darunter rund 20 Mitglieder der rechtsradikalen „Bürgerbewegung pro Köln“ – veranstaltet eine Kundgebung samt anschließendem „Schweigemarsch“ gegen „kriminelle ‚Flüchtlinge’“.
Köln-Poll, Ende Juni diesen Jahres. Das Szenario ist gespenstisch. Ein etwa 500-köpfiger Bürgermob – darunter rund 20 Mitglieder der rechtsradikalen „Bürgerbewegung pro Köln“ – veranstaltet eine Kundgebung samt anschließendem „Schweigemarsch“ gegen „kriminelle ‚Flüchtlinge’“.
Doch der Reihe nach. In der Salmstraße im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Poll leben etwa 160 Flüchtlinge, überwiegend Roma aus Bosnien und dem Kosovo, in einem völlig heruntergekommenen, containerartigen Heim unter erbarmungswürdigen Bedingungen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, trat nun auch noch eine „Anwohnerinitiative“ auf den Plan: Handel mit Drogen und Diebesgut, Erpressung, Prügel gegen Kinder, Sachbeschädigungen, Einbrüche – so lauten die Vorwürfe gegen die Flüchtlinge, und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Sie fühlten sich „terrorisiert“; die Roma seien „allesamt Wirtschaftsflüchtlinge“ und „kriminell“, lassen die deutschen AnwohnerInnen ihren antiziganistischen Stereotypen freien Lauf.
Als „pro Köln“ ebenfalls für die Demonstration warb, ging die Initiative zwar zaghaft auf Distanz. Doch am Kundgebungstag selbst herrschte einträchtiges Miteinander zwischen Aktivbürgern und Faschos. Die gerade einmal 80 GegendemonstrantInnen beobachteten ohnmächtig, wie sich der Poller Marktplatz immer weiter mit Menschen füllte, von denen nicht wenige selbst gemachte Pappschilder trugen, auf denen sich das antiziganistische und antisemitische deutsche Ressentiment hemmungslos austobte: „Poll ist voll!“, „Lustig ist das ‚Mit Zigeunerleben’ absolut nicht für uns Poller!“, „Polizeischutz für Poller Bürger – nicht nur für Friedman & Co.“, „Kriminelle Ausländer abschieben!“ Als die GegendemonstrantInnen – die sich bereits vor der Kundgebung Sprüche wie „Nehmt euch die Zigeuner doch mit nach Hause!“ oder „Unterm Adolf wärt ihr vergast worden!“ anhören durften – begannen, die Kundgebung durch Sprechchöre und Trillerpfeifen zu stören, kam regelrechte Pogromstimmung auf. Ohne die Anwesenheit der Polizei hätte der Mob mit Sicherheit sein Mütchen zuerst an dem antirassistischen Häuflein und dann an den Roma-Flüchtlingen gekühlt.
Kurt Holl, Vorsitzender des Rom e.V., war entsetzt, als er das Aufrufflugblatt der „Anwohnerinitiative“ las: Eine „gemeine Melange aus Halbwahrheiten und Rassismus“ nannte er es gegenüber der „taz“. Schuld an der Misere sei jedoch die Flüchtlingspolitik der Stadt Köln, die die Ghettobildung der MigrantInnen fördere und so das friedliche Zusammenleben mit den deutschen NachbarInnen verhindere. Dennoch äußerte der Rom e.V. in einem Flugblatt Verständnis für „den Frust, die Verärgerung, ja auch die Wut vieler Poller Bürgerinnen und Bürger“. Die Unterbringung von Flüchtlingen müsse dezentral erfolgen; die soziale Arbeit mit Jugendlichen in den Wohnheimen sei mangelhaft; die Unterbringung in überfüllten Heimen führe notwendig zu Aggressionen und beeinträchtige die Lebensqualität auch in der Nachbarschaft; die Behörden seien unfähig, Straftaten durch Prävention zu verhindern. Man suche das Gespräch mit den AnwohnerInnen. Wer den rassistischen Bürgermob in Poll erlebt hat, darf jedoch ernste Zweifel an einem positiven Verlauf dieses Dialogs hegen. Den Poller Deutschen geht es nicht um die Nöte der Roma, sondern um einen „zigeunerfreien“ Stadtteil.
Ein Beschluss des Kölner Stadtrats vom 17. Juni 2003 sieht übrigens die Auflösung des Flüchtlingsheims in der Salmstraße vor. Es bleibt abzuwarten, ob das wirklich die „Kehrtwende“ in der Kölner Flüchtlingspolitik hin zu einer dezentralen Unterbringung ist, wie der Rom e.V. hofft.
(Die Fotos auf der Seite stammen übrigens notgedrungen von der "pro Köln"-Homepage. Schauderhaft.)
Als „pro Köln“ ebenfalls für die Demonstration warb, ging die Initiative zwar zaghaft auf Distanz. Doch am Kundgebungstag selbst herrschte einträchtiges Miteinander zwischen Aktivbürgern und Faschos. Die gerade einmal 80 GegendemonstrantInnen beobachteten ohnmächtig, wie sich der Poller Marktplatz immer weiter mit Menschen füllte, von denen nicht wenige selbst gemachte Pappschilder trugen, auf denen sich das antiziganistische und antisemitische deutsche Ressentiment hemmungslos austobte: „Poll ist voll!“, „Lustig ist das ‚Mit Zigeunerleben’ absolut nicht für uns Poller!“, „Polizeischutz für Poller Bürger – nicht nur für Friedman & Co.“, „Kriminelle Ausländer abschieben!“ Als die GegendemonstrantInnen – die sich bereits vor der Kundgebung Sprüche wie „Nehmt euch die Zigeuner doch mit nach Hause!“ oder „Unterm Adolf wärt ihr vergast worden!“ anhören durften – begannen, die Kundgebung durch Sprechchöre und Trillerpfeifen zu stören, kam regelrechte Pogromstimmung auf. Ohne die Anwesenheit der Polizei hätte der Mob mit Sicherheit sein Mütchen zuerst an dem antirassistischen Häuflein und dann an den Roma-Flüchtlingen gekühlt.
Kurt Holl, Vorsitzender des Rom e.V., war entsetzt, als er das Aufrufflugblatt der „Anwohnerinitiative“ las: Eine „gemeine Melange aus Halbwahrheiten und Rassismus“ nannte er es gegenüber der „taz“. Schuld an der Misere sei jedoch die Flüchtlingspolitik der Stadt Köln, die die Ghettobildung der MigrantInnen fördere und so das friedliche Zusammenleben mit den deutschen NachbarInnen verhindere. Dennoch äußerte der Rom e.V. in einem Flugblatt Verständnis für „den Frust, die Verärgerung, ja auch die Wut vieler Poller Bürgerinnen und Bürger“. Die Unterbringung von Flüchtlingen müsse dezentral erfolgen; die soziale Arbeit mit Jugendlichen in den Wohnheimen sei mangelhaft; die Unterbringung in überfüllten Heimen führe notwendig zu Aggressionen und beeinträchtige die Lebensqualität auch in der Nachbarschaft; die Behörden seien unfähig, Straftaten durch Prävention zu verhindern. Man suche das Gespräch mit den AnwohnerInnen. Wer den rassistischen Bürgermob in Poll erlebt hat, darf jedoch ernste Zweifel an einem positiven Verlauf dieses Dialogs hegen. Den Poller Deutschen geht es nicht um die Nöte der Roma, sondern um einen „zigeunerfreien“ Stadtteil.
Ein Beschluss des Kölner Stadtrats vom 17. Juni 2003 sieht übrigens die Auflösung des Flüchtlingsheims in der Salmstraße vor. Es bleibt abzuwarten, ob das wirklich die „Kehrtwende“ in der Kölner Flüchtlingspolitik hin zu einer dezentralen Unterbringung ist, wie der Rom e.V. hofft.
(Die Fotos auf der Seite stammen übrigens notgedrungen von der "pro Köln"-Homepage. Schauderhaft.)
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
"Pro Köln" demonstriert gegen Grenzcamp
1. "Pro Köln" will am Samstag, 2. August gegen das antrassistische Grenzcamp in Köln demonstrieren. Das Camp plant dezentrale Gegenaktionen. "Pro Köln" verlautbart auf seiner Internetseite dazu: "Vom 31. Juli bis zum 11. August will die europäische 'Antifa'-Szene auf den Poller Rheinwiesen campieren. Tausend 'Antifas' aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland haben ihr Erscheinen angekündigt. Pro Köln fordert ein Verbot dieser kriminiellen Zusammenrottung." Mehr zum Camp unter www.nadir.org/nadir/kampagnen/camp03/
2. Ebenfalls von der Homepage von "Pro Köln" stammt die Information, dass deren Vorsitzende Judith Wolter beim Flugblattverteilen eins auf die Kauleiste bekommen hat. "Pro Köln" schiebt der Kölner Antifa diese Aktion zu, bei der Frau Wolter außer Prellungen auch einen Angriff auf die Kommunikationsstruktur ihres Nazivereins zu gewärtigen hatte - ihr Handy wurde offenbar außer Funktion gesetzt.
Infos zu Manfred Rouhs + Markus Beisicht
mit http:// davor wird der Link automatisch aktiviert
die Links zum 6. Antirassistischen Grenzcamp
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/camp03/
http://noborder.org/camps/03/ger/display.php?id=234
einiges online über Manfred Rouhs + Markus Beisicht
Manfred Rouhs
http://www.idgr.de/lexikon/bio/r/rouhs-m/rouhs.html
sein Projekt "Signal", Nazi Zeitschrift und Internet Portal mit Kontaktbörse und Kleinanzeigen, ein faschistischer Unternehmer,
der weiss was braune Kamerad/inn/en wünschen
http://www.idgr.de/lexikon/stich/s/signal/signal.html
http://www.signal-online.de/
bundesweites nazikonzert in köln
http://www.de.indymedia.org/2002/06/23806.shtml
"Signal"-Pressefest in Köln
http://www.de.indymedia.org/2002/04/19451.shtml
Nazis auf der Suche nach der Neuen Mitte
Die faschistische "Bürgerbewegung pro Köln" versucht Fuß zu fassen
http://www.uni-koeln.de/studenten/al/archiv/pdst1.html
Die faschistische "Bürgerbewegung pro Köln" und die "Plattform demokratischer Studenten"
http://www.uni-koeln.de/studenten/al/archiv/pdst2.html
Völkisches für die Lebensfrohen Von Pascal Beucker http://www.beucker.de/
Die "Bürgerbewegung pro Köln" beschwört die Weltoffenheit und liebt das Grundgesetz. Gleichzeitig hetzt sie gegen Schwule, Lesben und Multikulti-Projekte. Der Mann hinter dem Verein ist Manfred Rouhs, einer der schillerndsten Neonazi-Aktivisten.
http://www.beucker.de/artikel/taz00-08-14.htm
Von Pascal Beucker und Marcus Meier
Vier Demokraten, drei Nazis und ein Punk. Im Kölner Oberbürgermeisterwahlkampf zählten multikulturelle Büttenreden mehr als Strategien gegen die rechtsextremen Parteien in der Stadt.
http://www.beucker.de/artikel/juwo00-09-06.htm
?Pro Köln? bei JN-Kongress Quelle: Deutsche Stimme 12-2002
http://www.antifaschistische-nachrichten.de/2002/26/presse2.php
Hetze gegen islamische Kölnerinnen und Kölner
?Pro Köln? begibt sich auf Stimmenfang mit Blick auf die Kommunalwahl 2004
http://www.antifaschistische-nachrichten.de/2003/06/pro.php
von Pro Köln
Bürgerversammlung gegen die Chorweiler Moschee
http://www.squadra-jura.de/messages/131.html
http://im-internet.org/messages/15.html
Pro Köln posting im Gästebuch der FDP Nürnberg "Demo gegen Roma-Kriminalität"
NOCH GANZ FRISCH - NICHT GELÖSCHT- EINEN KLEINEN SKANDAL WERT !!!
http://www.fdp-bayern.de/nuernberg/guestbook/guestbook.php
und am 9.8.
guter, längst überfälliger bericht übrigens. den rassisistischen konsens durchbrechen...
es gibt auch nette Aktionen in Köln wie Heute
von PANZERKNACKER - 10.07.2003 11:52
Am Samstag, den 12. Juli findet im Kölner Villenviertel Marienburg eine Demonstration statt. 16 Uhr U-Bahnhof Bayentalgürtel
Von wegen Köln ist pleite??!
Wir holen uns jetzt das Geld!
Reichtum für alle!
http://www.de.indymedia.org/2003/07/57002.shtml
RECHTE AKTIVITÄTEN JULI+ AUGUST 2003
bisherige Artikel zum Thema auf indy
Bericht / Hintergrund Demo Köln Poll am 28.6
http://de.indymedia.org//2003/07/56470.shtml
Demo gegen Roma-Kriminalität in Köln-Poll
http://www.de.indymedia.org/2003/06/56307.shtml
Köln: Neonazis wollen gegen Grenzcamp demonstrieren
http://de.indymedia.org//2003/06/55209.shtml
Nazis mobilsieren gegen Kölner Grenzcamp
http://de.indymedia.org//2003/06/54870.shtml
Sommerfest "Vielfalt statt Einfallt" in Köln
Da scheint es doch sehr günstig, dass morgen am Sonntag, den 13.7.03 von 13 - 20 h ein multikulturelles Sommerfest gegen Rassismus, Krieg und Sozialabbau in Köln stattfindet!
Ort: Hof des "Altenberger Hof" (Bürgerzentrum Nippes/Mauenheimer Str. 92)
U-Bahn Linie 12, 18 Haltestelle "Florastraße"
U.a.:
Live Musik (Magic Street Voices u.a.)
Info Stände verschiedener Organisationen zu den genannten Themen
Kommt alle, um dem rassistischen Mob etwas entgegen zu setzen!!!
Nazis bei Pro-K Kundgebungen
Keine weiteren Fragen zum Geisteszustand dieser Herrschaften.
In diesem Sinne für ein großes Grenzcamp - Kein Fußbreit den Faschisten!
Kurzinfo zu "SS-Siggi" Siegfried Borchardt
zum bild "wir sind es leid"
Hass, Angst, Wut....
500 Menschen(fresser) ziehen mit Pappschildern, auf denen "BILD" Artikel kleben und gleichen Sprüchen wie NPD usw. durch die Stadt.
Sie tragen extrem zu einem Klima, in denen Faschos Asylantenheime anzünden, die NPD die 5 % Hürde schafft und Homosexuelle, Queers, Antifas, Punks, Sinti & Roma sowie nichtdeutsche Angst haben müssen, bei.
Sie denken nicht darüber nach,
warum Menschen flücheten,
wissen anscheinend nicht,
das sie im Wohlstand leben,
lesen aber fleißig die "Bild" Zeitung,
gucken "Big Brother" undsind natürlich auch gegen "Nazis".
Und "Faschismus/Rassismus"?
"Ach, das war doch damals der Hitler, wir sind doch nur ordentliche deutsche Bürger, die ihre Ruhe haben wollen.."
Wenn ich so etwas lese und mir die Nachrichten angucke, sehe, was das Volk will, weiß ich Nicht mehr was ich tun soll, dann scheint alles sinnlos....
6. antirassistisches NoBorder-Camp in Köln
Das SIGNAL Pressefest 2004
http://www. signal-online.de/signal_pressefest_2004.htm
Events Juli / August 2003 Camps, Nazis etc
http://de.indymedia.org//2003/07/58033.shtml
Pro Köln startet "Offensive" zum 15.3.2003
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Demo in Kölle?! — LX
Hahaha — spaßvogel
@sk kölsch — 1 camper
@1 camper — sk kölsch