Berichte von gestrigen Protesten im Iran

LinksRhein 10.07.2003 18:03 Themen: Repression Weltweit
In den Tagen vor dem Jahrestag der Studentenunruhen des 9. Juli 1999 im Iran kam es zu massiven Einschüchterungsversuchen des islamischen Regimes. Die Demonstrationen waren verboten, es kam zu Verhaftungen von Oppositionellen (nicht nur StudentInnen), die Zufahrt zur Teheraner Universität wurde blockiert, sich versammelnde Menschengruppen wurden auseinandergetrieben. Am Abend wurde bekannt, dass eine grosse Studentenorganisation ihre Demo kurzfristig abgeblasen hatte. Trotzdem gingen offensichtlich zehntausende im Iran auf die Strassen und riskierten dabei ihr Leben. In der ganzen Welt fanden zahlreiche Solidaritätsdemonstrationen vor islamischen Botschaften statt, oft mit vielen fahnenschwenkender AnhängerInnen des Monarchismus. Vergessen selbst die Repression unter dem Schah; in den Augen vieler scheint heute alles besser zu sein als das gegenwärtige islamische Regime.
Quelle:  http://web.peykeiran.com/net_english/ennewsbody.aspx?ID=1234
(Übersetzung nur in Auszügen, beginnend mit den neueste Berichten)

9. Juli 2003 Zusammenstellung der heutigen Berichte

Polizei und Zivi-Sicherheitsagenten unterdrückten brutal die gegen das Regime gerichteten Unruhen, die gestern etwa um 8 Uhr abends bei dem Enqelab Kreisverkehr in der Nähe des Hauptcampus der Teheraner Universität losgingen, wie der Teheraner Unistudent Mohammad Amini, ein Augenzeuge, dem Radio Farda berichtete. Er sagt, dass mehr als 20,000 Leute sich trotz heftiger Präsenz von Aufstandsbekämpfungspolizei und Sicherheitsagenten in dem Gebiet versammelt hätten. "Sie schlugen die Leute einfach mit allem, was ihnen in die Hände kam, Knüppel, Ketten, Peitschen, und Eisenstangen", ergänzte er. Schwer keuchend erzählte er, dass er mit einem Knüppel in den Nacken geschlagen worden war. "Sie kennen keine Gnade, sie schlagen die Leute. Die Leute hatten auf dem Enqelab Kreisverkehr und in der Azadi Avenue angefangen Freudenfeuer zu entzünden aber die Polizei smothered them." Er fügt hinzu, dass die Demonstration vor einer halben Sunde begonnen, nachdem sich die Gegend mit Autos und Leuten gefüllt hatte. Weiter sagte er, dass die Gegend seit dem Morgen mehr als normal mit Menschen gefüllt war, die Parolen gegen das Regime riefen , nur um wieder unter den Angriffen der Sicherheitsagenten zerstreut zu werden. Die Zivi-Agenten zerschlugen Windschutzscheiben und Fenster der hupenden Autos und nahem die ganze Szene auf Videoband auf. Die Polizei verhaftete viele derjenigen, die die forderten, die inhaftierten StudentInnen freizulassen, ergänzte er. (Mahmonir Rahimi)

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Ein Augenzeuge sagte Radio Farda, dass seit dem Morgen er viele Zusammenstöße zwischen Leuten und den Sicherheitsagenten gesehen hatte. Viele waren von weit her gekommen um an den Demonstrationen teilzunehmen und den 9. Juli 1999 zu gedenken, dem Angriff auf die Wohnheime der Teheraner Universität, aber die Polizei versperrte alle Strassen, die zur Universität führten, die auf Befehl für diesen Tag geschlossen worden war. (Mahdieh Javid)

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Teheran ist unter Polizeikontrolle, sagt der Student der Teheraner Universität Mohammad Amini Radio Farda am Mittwoch nachmittag. Rund um die Universität und den nahegelegenen Enqelab Kreisverkehr ist alle paar Schritte ein Polizist oder ein Sicherheitsagent postiert, und sie erlauben keinem Fahrzeug in diesem Gebiet anzuhalten. Es gab eine kleine Versammlung in der Nähe von Shanzdah Azar, und sofort wurden die Strassen gesperrt und darauf reagiert. Polizisten patrouillieren in der Gegend auf Motorrädern und die Fussgänger die bei der heute geschlossenen Teheraner Universität vorbeikommen, werden von Polizisten aufgefordert, nicht langsamer zu gehen. (Mahmonir Rahimi)


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Sicherheitskräfte verhaften drei studentische Führer nach Pressekonferenz

Sicherheitsagenten in Zivil verhafteten drei ausgesprochene Führer(Innen) der Assoziation der Islamischen Studenten - Daftar Tahkim-e Vahdat - (A.d.Ü. Khatami - naher studentischer Dachverband, vgl.  http://www.daneshjooyan.org/ - identisch mit der Office for Consolidating Unity – OCU?), nachdem sie in einer Pressekonferenz des heutigen Mittwoch die islamischen Autoritäten für ihre Weigerung kritisiert hatten, die Demonstrationen anlässlich des 4. Jahrestags des Polizeiangriffs auf die Wohnheime der Teheraner Universität, zu erlauben. Dies berichtete Matin Meshkini aus dem Vorstand des Allameh Tabatabai Islamic Studentenkomitees, der die Festnahmen selbst gesehen hatte. Die drei Festgenommenen, Reza Ameri Nasab, Mitglied des Zentralen Rates, Arash Hashemi und Ali Moqtaderi, Mitglieder des Daftar Zentralrates (general council) sagten in der Pressekonferenz, dass die Reformen des Präsidenten Khatami nicht stattgefunden hätten. Sie beschuldigten ausserdem die in der Hand der Konservativen liegend Judikative, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. In einem offene Brief (vgl.  http://www.jungewelt.de/2003/07-10/004.php) an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Anan, der am Dienstag veröffentlicht worden war, riefen die StudentInnen zu einer Trennung von Religion und Regierung auf und sagten, Reformisten und Konservative seien Teil des gleichen Systems.

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Demonstrationen in den USA und Europa als Unterstützung der Iranischen StudentInnen

Iranische Fahnen mit dem vor-revolutionären Löwe und Sonnenemblem (A.d.Ü. gemeint ist hier die islamische Revolution, und somit die Schah-Zeit, wahrscheinlich waren dies monarchistische/nationalistische Anhänger des Schah-Sohnes, König in Lauerstellung, der sich derzeit wieder Hoffnungen auf eine Machtübernahme im Iran macht und durchaus viele Anhänger, übrigens auch in der iranischen Studentenbewegung, hat. vgl.  http://www.rezapahlavi.org/) sowie zusammengenähte US-Iranische Fahnen, führten Hunderte IranerInnen eine Demonstration vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York durch, um so Sympathie für die iranischen StudentInnen zu zeigen und für einen Sturz des islamischen Regimes einzutreten. Ein Doktorand der New Yorker Universität, Amir-Mehdi Tehrani, sagte Radio Farda, dass diese und andere Demonstrationen in den ganzen USA von dem Iranischen Solidaritäts- und Eimheitsrat (Iranian Solidarity and Unity Council ) organisiert worden war, um allen politischen Gruppen und AktivistInnen eine gemeinsame Stimme zu verleihen. Eine in New York lebende Grossmutter, Ms. Samii, sagte Radio Farda, dass das New Yorker Ereignis von Bedeutung sei, da es schwer ist viele Leute auf einem Platz in der Innenstadt zusammenzubekommen. Der Organisator Sam Mirian, der auf der Demo auch eine Rede hielt, sagte Radio Farda, dass er vorgeschlagen habe, die Iranische Verfassung auf der Basis von 7 Prinzipien zu reformieren, darunter Religionsfreiheit und Trennung von Religion und Regierung (Behnam Nateghi, New York)

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Tausende IranerInnen demonstrierten und blockierten den abendlichen Berufsverkehr in Los Angeles, als sie vom Regierungsgebäude (Federal building) zum Hauptcampus der Uni von Los Angeles marschierten. Ein Deonstrant sagte Radio Fahrda, dass die Forderung nach Demokratie im Iran ein Punkt sei, den alle IranerInnen unterstützten, unabhängig von ihren politischen Ansichten . (Firouzeh Khatibi, Los Angles)

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Hunderte versammelten sich vor dem Bundestag in Berlin um am Jahrestag des 9. Juli 1999 als Polizei die Studentenwohnheime angegriffen hatte, der Unterstützung für Iranische StudentInnen ausdruck zu geben. Ein Demonstrant sagte Radio Farda, dass die Aktion in Berlin vom Kölner Komitee zu Verteidigung der Rechte der Politischen Gefangenen im Iran organisiert worden war. Weiter sagt er, dass iranische AktivistInnen bei einem Treffen mit dem Sprecher des Bundestags ihm eine Liste mit politischen Gefangenen übergeben haben, und darum baten, bei ihrer Freilassung zu helfen. Eine anderer Demonstrant sagte Radio Farda, dass nun, wo das Regime alle Demonstrationen im Iran verboten hat, es die Pflicht einer/s jeden Iraners/IranerIn sei, ihren GenossInnen im Iran eine Stimme zu geben. (Shireen Famili)

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Der ehemalige studentische Aktivist Bahman Kalbasi, der für 2 Monate nach der Studentenrevolte im July 1999 inhaftiert worden war, der studentische Aktivist Bahar Amin Vaziri und der Dichter und Literaturkritiker Reza Barahani sprachen auf einer Demo in Toronto vor mehr als 600 Leuten. (Mayam Aqvami)

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Unter dem breiten Spektrum der politischen Gruppen, die an zwei gegen das Regime gerichteten Demonstrationen in London, eine vor der iranischen Botschaft und die andere vor dem Büro des Premierministers, teilnahmen, waren auch Monarchisten und Kommunisten. Die DemonstrantInnen trugen Bilder des früheren Kronprinzen Reza Pahlavi und des inhaftierten Studenten Ahmad Batebi. Der politische Flüchtling Iman Samizadeh, der bei den Aufständen im Juli 1999 verhaftet worden war, sagte Radio Farda, dass StudentInnen in ganz Iran für Demokratie kämpfen. Ein andere Demonstrant Azar Mehr forderte Pluralismus im Iran. (Shahran Tabari, London)

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IranerInnen in Schweden führten am Mittwoch vor der iranischen Botschaft in Stockholm eine Demonstration durch. Der Organisator Azadeh Shokouhi sagte Radio Farda, dass von den DemonstrantInnen auch ein grosses Bild des inhaftierten Studenten Ahmad Batebi getragen wurde, der nach dem Juli 1999 verhaftet worden war, weil sein Bild, auf dem er ein blutiges T-Shirt hochgehalten hatte in der Londoner Wochenzeitung Economist erschienen war. (Shahram Mirian, Köln)

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Englische und persische Transpis schwenkend demonstrierte eine iranische Gruppierung vor der iranischen Botschaft in Sydney. Ein Demonstrant sagte Radio Farda, dass sie sich aufregte, dass die australische Regierung sich angesichts der tausenden Verhaftungen und Folterungen pro-demokratischer StudentInnen im Iran still verhielte. Ein anderer Teilnehmer sagt Radio Farda, dass die Demo die größte (dieser Art ?) war, die es jemals in Australien gegeben hatte. (Jamshid Adil, Sydney)

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Vater von zwei inhaftierten Studenten verschwunden

Der Vater der inhaftierten Studenten Manouchehr und Akbar Mohammadi ist verschwunden. Seine Frau teilte Radio Farda mit, dass ihr Mann möglicherweise verhaftet worden ist, als er nach Teheran ging um neues über seine Söhne zu erfahren. Die Polizei verhaftete die Mohammadi Brüder nach der Studentenrevolte im Juli 1999 und ein Revolutionsgericht hatte sie zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt.
(Golnaz Esfandiari)

Fotos:

 http://web.peykeiran.com/net_iran/irnewsbody.aspx?ID=5500 (Köln, Griechenland)

 http://web.peykeiran.com/net_iran/irnewsbody.aspx?ID=5499 (Rom)

 http://web.peykeiran.com/net_iran/irnewsbody.aspx?ID=5498 (Norwegen)

 http://web.peykeiran.com/net_iran/irnewsbody.aspx?ID=5497 (Stockhom)



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Ergänzungen

Weitere Links von gestern und heute

Ver-Linker 10.07.2003 - 18:30
Proteste am 9. Juli im Iran
Florian Geyer, 10.07.2003 12:46
 http://de.indymedia.org/2003/07/57004.shtml

Berlin: 4 Jahre Studentenproteste im Iran
Svennie der Reifenwechsler, 09.07.2003 23:52
 http://de.indymedia.org/2003/07/56992.shtml

Iran: Massendemonstrationen erwartet
LinksRhein, 09.07.2003 22:42
 http://de.indymedia.org/2003/07/56988.shtml


In ganz Europa demonstrierten ebenfalls zig tausende in Solidarität mit den Irakern. In Rom waren es mindestens 10.000

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