KriegsbefürworterInnen penetrieren CSD-Berlin

Group for Love Respect Resist 05.07.2003 13:37
Ultradeutsche KriegsbefürworterInnen penetrieren Kreuzberger CSD von Hinten.
Der Kreuzberger CSD am Hermannplatz bekam dieses Jahr viel Zulauf.
Das war sehr schön. Daß auf dem Schaumkrönchen so allerlei mitschwimmt, ergibt sich eigentlich so nebenbei.
Die ultradeutsche Gruppe “Bahamas”, deutsche Kommunisten und andere einschlägig bekannte Zeitgenossinnen versuchen derzeit linke Strukturen zu dominieren, zu spalten und fundamentalistische Positionen durchzusetzen, die keinen Widerspruch erlauben sollen.
Die KriegsbefürworterInnen kamen zu Besuch mit US- und Israelflaggen.
Ultradeutsche KriegsbefürworterInnen penetrieren Kreuzberger CSD von Hinten.

Der Kreuzberger CSD am Hermannplatz bekam dieses Jahr viel Zulauf.
Das war sehr schön. Daß auf dem Schaumkrönchen so allerlei mitschwimmt, ergibt sich eigentlich so nebenbei. Je schlimmer der CSD zum Kriegsdenkmal Siegessäule wird, um so mehr spült es eben die Unzufriedenen nach Kreuzberg.
Nun kamen da aber auch einige denen der CSD schon immer Scheißegal und versuchten auf dem Ticket der Beliebigkeit (Label “Queer”), mal so richtig auf die Sahne zu hauen.
Es ist auch nichts neues, daß sich unter dem Label Queer sehr viele Heteros einfinden, um bei den lustigen Homos auch mal Spaß zu haben und uns mit heterosexuellen Unsitten zu belästigen. Macht nix, im Gegensatz zu der Heterowelt haben wir ja tolerant zu sein.

Die, von denen wir jetzt sprechen, aber hatten ein ganz anderes Anliegen. Sie wollten den Schwulen und Lesben im Kampf gegen den Islam beistehen. Dazu haben die 15 - 25 Menschen Israel-Fahnen mitgebracht. Interessant.
Ganz besonders interessant war natürlich die USA-Flagge, getragen von einer Antifafrau aus Detmold in Lippe. Denn, so erklärte sie, der CSD käme ja aus Amerika, der freien Welt.
Wenn wir uns richtig erinnern, hat der damalige US-Präsident den CSD weltweit zum Feiertag ausrufen lassen und sich mit dem Widerstand in der Christopher Street solidarisiert. Oder war es irgendwie anders? Nun, womöglich bekommt eine in Lippe nicht die gleichen Infos wie in Berlin, denkt eine gnädig statt loszugackern um nicht Berlindominant erscheinen zu wollen...Und daß in Texas Anal- und Oralverkehr unter Homos gerade erst nicht mehr unter Strafe steht, wollten wir ihr nun auch nicht sagen. Klingt irgendwie besserwisserisch. Also schön tolerant bleiben.

Okay, Spaß beiseite:
Die ultradeutsche Gruppe “Bahamas”, deutsche Kommunisten und andere einschlägig bekannte Zeitgenossinnen versuchen derzeit linke Strukturen zu dominieren, zu spalten und fundamentalistische Positionen durchzusetzen, die keinen Widerspruch erlauben sollen.
Die “Bahamas” ist sozusagen der akzeptiere rechtsaußen Flügel dieser illustren Strömung, welche sich gerne “antideutsch” nennt. Wie immer mit den Markenprodukten - es ist nicht drinne was drauf steht.
Vor einigen Jahre beteiligte sie sich unter anderem die Gruppe “Bahamas” offensiv an dem Schutz für Vergewaltiger und die vornehmliche Herrenrunde sorgte für die Relativierung patriarchaler Gewalt in besonderen Maße. Folgerichtig wurden sie ( Justus Wertmüller, Clemens Nachtmann etc.) aus der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof in Berlin rausgeschmissen.
Seitdem lungern sie mit ihrer Zeitung “Bahamas” auf der Strasse herum. Die kann eine kaufen. Oder im Netz ihre Ergüsse bewundern.
Mit Artikeln, überschrieben mit z.B. “Bush - a man of peace”, halluziniert sich diese Gruppe auf die Seite einer Freiheit, die sie Zivilisation nennen und entsprechend eine kriegsbefürwortende Haltung propagieren, z.B. in Bezug zum Irak. Der bewaffnete Frieden hier, heißt für diese Gruppe Zivilisation, denn sie profitieren von dem Krieg anderswo.
Besonders ekelhaft ist ihre Funktionalisierung des Holocaust zum Instrument ihrer eigenen Identitätsbildung. Mit dem Pauschalvorwurf “wer nicht für uns ist, ist antisemitisch” versucht diese Strömung Kriegspositionen zu legitimieren.
Der Holocaust wird zum Mittel der Durchsetzung ihrer Positionen; wird benutzt - in Form des positiven Antisemitismus - zur Legitimation von Krieg. Dies kennen wir aus jüngerer Zeit, zum Beispiel von Außenminister Fischer. Dieser legitimierte mit Auschwitz den Angriff auf Ex-Jugoslawien innerhalb des grünen Klientels und setzte so die Kriegspositionen durch.

Wir sagen es ganz klar:
Wir verurteilen nicht nur die Teilnahme der “Bahamas” und des benannten Umfeldes aufs Schärfste, dafür dass sie den CSD für ihre Interessen funktionalisieren, sondern werten diesen Versuch als Angriff auf emanzipatorische Strukturen. Und wir rufen hiermit dazu auf, kriegbefürwortenden, militaristischen Positionen keinen Raum zu geben und die weitere Funktionalisierung des Holocaust aktiv zu unterbinden. Wir werden dies selber nicht weiter passiv verfolgen.
Das Maß ist aus unserer Sicht einfach voll und wir nehmen diesen Gruppierungen gegenüber keine neutrale Haltung mehr ein.

Der neuste Renner ist die Funktionalisierung der “Homofrage”. Die Diskriminierung und Unterdrückung von Schwulen und Lesben interessiert sie natürlich nur in der islamischen Welt, nicht im Kongo, nicht in den USA oder Israel, nicht in Deutschland und nicht in den eigenen heterosexistischen Strukturen.
Die Politik der Funktionalisierung entspringt einem patriarchalen Denkmuster und der Grundstruktur kadermässiger K-Gruppen, die wir aus der schönen Zeit der vielen lustigen KPD-Sekten noch kennen. Die „Bahamas“, selber eine Abspaltung von der Abspaltung von der Abspaltung aus dem “Kommunistischen Bund”, die ihr Blättchen mit einer gemopsten Kasse durchbringen, kennen sich mit Macht und Spaltung bestens aus. Im Gegensatz zu Atomminister Trittin vom „Kommunististen Bund“ haben sie es nie nach “oben” geschafft - ein Treppenwitz, dass sie es jetzt noch einmal versuchen.
Im Sinne ihres taktischen Verhältnisses zu anderen Positionen, ist die Israelfahne ein fundamentaler Bestandteil ihrer Form der Politik. Sie wird bewusst machtpolitisch als ein Schild im Sinne einer Waffe eingesetzt. Sie glauben sich durch die Israelfahne für jedwede Kritik unangreifbar und so kriegspolarisierende Positionen hoffähig zu machen zu können. Denn niemand darf die TrägerInnen dieser Fahne kritisieren, das ziemt sich nicht.
Das politische Kalkül ist klar: bist Du nicht für uns, bist Du antisemitisch und antiamerikanisch. Zieht immer. Der Trick ist simpel aber wirkungsvoll.
Als würde (nichtjüdische) Deutsche das Tragen der Fahne reinigen von einer antisemitischen Sozialisation, die alle, wenn auch unterschiedlich stark, geprägt hat, die hierzulande aufwuchsen... als wären sie dadurch frei von dem Einfluss ihrer Eltern oder Großeltern. als wäre Herrschaft etwas äußerliches und nicht etwas, dass durch uns alle hindurch wirkt. Das aber kann nur verstehen, der/die verstehen will. Das allerdings zu wollen, hat ganz andere Anforderungen an die eigene Person.
Herrschaft ist kein äußeres Verhältnis, wir sind Teil davon. Veränderungen sind Prozesse und mühsam und umfassen die Suche nach politischen Formen, in denen das “Private” nicht von dem “Politischen” abgetrennt ist. Das ist weitaus schwerer als eine Fahne hoch zu halten und sich dahinter zu verschanzen.
Also. Um soziale Veränderungen geht es den Kriegbefürwortern nicht.
Insofern ist es richtig ihnen die Fahnen abzunehmen.
Zumal was heißt es diese Fahnen zu tragen? Die Fahnen signalisieren die Solidarität mit der militärischen Hardlinerpolitik von Sharon. Dies tun linke AktivistInnen aus Israel nicht, den beispielsweise “black laundry” eine Lgbt- (lesbiangaybitrans) Gruppe aus Israel, - auf die wir uns positiv und praktisch beziehen-, greift offensiv die Militarisierungs- und Okkupationspolitik der Regierung an. Und verknüpfen genau das, mit der Homophobie in der Gesellschaft. Das passt dem Bahamashaufen natürlich nicht. Da plötzlich werden sie selektiv, denn ihre Position greift nur durch Ausblendung. Auch wenn ein Linker wie Moshe Zuckermann genau da differenziert wo auch wir politisch differenzieren schweigen sie und stellen sich genau nicht der politischen Diskussion. Warum? Wir vermuten, weil sich die simple und polarisierenden Positionen auch nicht aufrecht halten lassen.
Eine deutsche Realsatire.

Die Koordinaten dieser Politik schwanken nicht zwischen Fischer und Schröder, die eine aggressive Militarisierung der EU-Außenpolitik stark machen. Dieser Platz ist ja bereits auch besetzt. Wer jetzt noch nach “oben” treiben will positioniert sich wie die “Bahamas” folgerichtig zwischen Sharon, Bush, Stoiber, Merkel und Jungen Union.

Während viele auf dem CSD nicht wussten was denn nun diese Fahnen da sollten, weil da nie einen Nationalfahne mehr rumwackelt (nur diese etwas albernen Regenbogenfahnen) und da der CSD auch nie eine ausgewiesene nationalistische Veranstaltung war, haben sich einige der radikalen Schwulen, Lesben, Queers und sonstige liebenswerte Wesen spontan entschieden, die KriegsbefürworterInnen aufzufordern “Die Fahne runter - sonst keine Teilnahme”.
Im Nachhinein besehen war es falsch, nur die Runternahme der Fahnen zu fordern sondern es hätte eindeutig klar stellt werden müssen, wer sich für den Krieg positioniert und Auschwitz dazu instrumentalisiert ist nicht willkommen.
Wir müssen einfach nicht zu jedem Arsch der Welt tolerant sein, und schon gar nicht am CSD.

“Nie wieder Auschwitz” heißt einfach noch immer, “Nie wieder Krieg”. Und nicht ein bisschen Krieg, sondern gegen jeden Krieg - Gegen jeden Antisemitismus.
In beiden Fällen wäre das Herausdrängen der Ultradeutschen politisch richtig gewesen.

Das sich jetzt die Täter aus dem Ultradeutschen Spektrum jetzt als Opfer darstellen werden, ist völlig klar. Das jetzt Lügen verbreitet werden gehört dazu. Politik ist ein schmutziges Geschäft. Ohne Seele, ohne Herz und Respekt geht es in der Regel darum lineare Positionen und ideologisierte Interessen durchzusetzen. Natürlich wird jetzt auch unterstellt werden, wir würden Israel das Existenzrecht absprechen- albern und haltlos. Mehr nicht. Niemand vertritt und vertrat diese Position, außer man will sie irgendwo hinein projizieren. Da findet sich immer was. (Das ist wie mit der Suche der Massenvernichtungswaffen der USA im Irak. Da findet sich bestimmt irgendwann mal was - und wenn es die eigenen sind.)

Gerade CSD-BesucherInnen die nicht um die Hintergründe dieses Konfliktes wussten konnten schnell missverstehen, das es speziell ein Vorbehalt gegen die israelische Flagge gäbe. Das wäre in der Tat antisemitisch. Um diesem Missverstehen zu begegnen (das politische Kalkül der “Bahamas”) hätten wir in der Situationen der Demo, wie oben schon mal angerissen, durchaus mehr inhaltlich zu beitragen müssen. Allerdings brauchte die Dreistigkeit der “Bush-Fans” erst einmal Zeit für eine Verständigung unter uns zu dieser Provokation. (Trotz Homogen alles andere als homogen...)
Die US- und Israel-Fahnen wurden einmal als Drecksfahnen bezeichnet, und der Sprecher hat sich dafür sofort entschuldigt, weil das klar bezogen auf die Israelflaggen schnell als antisemitisch verstanden werden kann. Das mag die ultradeutsche Fraktion freuen, um ihre ideologischen Gewehre damit laden zu können - wer aber so arrogant die Aufforderung nach Respekt uns gegenüber missachtet und seinen Angriff durchzieht muss sich nicht über Wut und Ärger wundern. Und noch immer ist jede Nationalfahne auch eine Drecksfahne, auch wenn Nationalstaaten, Grenzen und Krieg Realität sind und wir weit von einer Welt entfernt sind, in der niemand mehr wegen seiner/ihrer Identität, kulturellen, sozialen Zugehörigkeit, Hautfarbe, Glaube, Geschlecht etc. unterdrückt wird. Wir wünschen uns eine Welt in der alle überall sein können, respektiert werden und andere respektieren. Und so hat eine türkische Transe noch einmal richtigerweise klargestellt, dass wir hier keine Nationalfahnen haben wollen, weder türkische deutsche usamerikanische, noch sonstwas.
Das tragen wir ohne Widerspruch.

Irritiert davon, das sich die “blöden Homos” nicht so einfach funktionalisieren lassen, oder gar die Ultradeutschen als Befreier bejubeln, weil der “Segen des Bush-Fan-Projektes” über uns kommt und wir in der Nah-Ostkurve mal so richtig mit grölen dürfen, haben sie sich dann doch noch an unseren Arsch geklebt und sind am Ende des CSD´s mitgelaufen.
Das Tragen der US-Flagge (Die Natives, Sklaven und andere Kolonialisierte haben sicher noch rührende Erinnerungen an ihre Befreiung, sofern sie die jeweiligen Eroberungen und Genozide überhaupt überlebten) muss ihnen angesichts der Vehemenz unserer Reaktionen doch allzu riskant vorgekommen sein. Sie war auf jeden Fall eingerollt. Am Kotti löste sich der Haufen in sicherer Entfernung zur O-Strasse auf.
Irritiert haben dürfte sie sicherlich auch, dass sie erstmals offensiv damit konfrontiert wurden, dass sie nicht mehr willkommen sind. Diese Zeit selbstverständlich auf linke Demos gehen zu können sind damit vorbei.

Das Aufkommen von fundamentalistischen Sekten a la ultradeutsche “Antideutsche”
verweist immer auch auf die eigenen politischen Defizite. Neue Formen und Inhalte, neue Verknüpfungen und Diskussionen sind lebendig zu machen und werden neue Praxen hervorbringen. Dieses Papier ist nicht der Ort unsere Ansätze vor zu stellen. Wir tun das bereits anderorts.
Gerade politische Vakuums, in Zeiten der politischen Niederlage oder großer gesellschaftliche Umbrüche, haben diese sektiererischen Strömungen immer stark gemacht. Ob gegen Ende der 68/69er Revolte, ob gegen Ende der Autonomen Bewegung (Stichwort Maoisten der RIM auf dem ersten Mai) oder gegen Ende der Antifa-Bewegung jetzt die Ultradeutschen als “Neue Rechte”.
Das sollte uns eher beruhigen - denn solange es Herrschaft gibt, wird sich immer wieder emanzipatorischer Widerstand heraus bilden.
In Bezug auf die Ultradeutschen, denken wir das es Zeit ist für eine radikale Zäsur mit den Kräften, die sich unter dem Label “Antideutsche” als neue Rechte herausbilden.

Wir fordern hiermit eine klare Praxis gegenüber den benannten Gruppen und Strömungen.
Keinen Raum für KriegbefürworterInnen innerhalb linker Strukturen und Räume.
Nie wieder Krieg - Nie wieder Auschwitz - darüber wird nicht diskutiert.

Kein Fußbreit ultradeutschen Gruppen und der Bahamas samt Umfeld.
Patriarchalen Strukturen den Boden entziehen.



Group for Love Respect Resist


P.S.: Vielleicht können wir die lange Route des CSD´s noch verlängern, z.B. vom Neuköllner Rathaus ausgehend und dann wieder mehr inhaltliche Beiträge integrieren. Allen einen warmen Gruß (geil, wie in der 80ern), dafür dass Ihr den CSD ermöglicht habt, obwohl Ihr als Orgagruppe so klein wart. Und all den vielen HelferInnen. Politisieren wir unseren Kreuzberger-(Neuköllner?-) CSD, und schauen wir das, dass nächste Mal wieder mehr Gruppen den CSD vorbereiten...

P.S.S.: Bitte sorgt für eine offensive Weiterverbreitung des Beitrages.
Wir werden ihn ins Netz stellen, aber uns nicht groß in Netzdiskussionen einklinken - wir schätzen das Medium nur bedingt...Und die Kommunikationsformen über Netz sind uns in der Regel zu ätzend.
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Ergänzungen

Homophobie in den USA

Ergänzerin 05.07.2003 - 14:56
zu den USA:

Perry Stroika schreibt: "Am 6. März brachte der republikanische Abgeordnete Arlon Lindner ein Änderungsgesetz in das Parlament von Minnesota ein, das Lesben, Schwulen und Transgender-Personen den staatlichen Schutz vor Diskriminierung entziehen und sexuelle Orientierung aus den Kriterien entfernen soll, die für die Anerkennung von Holocaust-Überlebenden gelten. Lindner rechtfertigte den Gesetzesvorstoß, indem er bestritt, dass Homosexuelle von den Nazis in größerem Maß verfolgt wurden, und ein Umschreiben der Geschichte für diese 'erst kürzlich aufgetauchte Idee' verantwortlich machte. Weder der Widerspruch der drei jüdischen Abgeordneten, die einen Tadel und seinen Rücktritt aus wichtigen Ausschüssen forderten, noch der Protest einer 81-jährigen Holocaust-Überlebenden, die vor der Öffentlichkeit Zeugnis vom Schicksal der Rosa-Winkel-Häftlinge ablegte, konnten ihn dazu bewegen, sich zu entschuldigen. In der parlamentarischen Debatte über seinen Gesetzentwurf verkündete Lindner schließlich, mit der Streichung des expliziten Schutzes der Bürgerrechte von Homosexuellen 'einen Holocaust an unseren Kindern' durch sexuell übertragbare Krankheiten verhindern zu wollen. Vor allem aber mit der Bemerkung, er habe nicht vor zu warten, bis Amerika durch Aids zu einem 'weiteren afrikanischen Kontinent' werde, zog er heftige Kritik und einen Rassismusvorwurf von Seiten der beiden einzigen schwarzen Abgeordneten des Hauses auf sich. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, erklärte Lindner in seinen jüngsten Äußerungen unter Berufung auf das von christlichen Rechten herausgegebene Buch 'The Pink Swastika' Homosexualität zu einer Ursache des Faschismus und behauptete, Schwule seien vor allem als Lagerwächter am Holocaust beteiligt gewesen. Gegen den 68-Jährigen läuft jetzt ein Anhörungsverfahren, für das er sich bereits einen bekannten fundamentalistischen Anwalt genommen hat."

Quelle:
 http://x-berg.de/gender/03/03/20/0913226.shtml

und hier noch ein neuerer Artikel zum Thema:
 http://x-berg.de/gender/03/04/19/176208.shtml

israelflaggen auch beim csd kiel

cs 06.07.2003 - 10:25
beim christopher street day in kiel sind auch eine israelflagge und eine rote flagge mitgezogen, zudem wurden flugblätter verteilt: "waffen für israel", welche dieses land als besonders schwulen/lesbentolerant und befreiend im bezug auf palestina darstellte.

im gegenzuge war erfreulich, dass nicht nur regionale zeitungen, sondern auch der kieler kulturbeauftragte auf den ursprung des csd hingewiesen haben.

Liebe MODS - NO NAMES!!!

den dann auch nicht 07.07.2003 - 10:03
auch wenn ich denke, dass der beitrag von madonne eine inhaltliche ergänzung darstellt, würde ich euch bitten, ihn entweder zu schwärzen oder zu löschen. es kann nicht sein, dass menschen, die sich als links bezeichnen, im internet namen von linken menschen veröffentlichen, die sie diffamieren (und es ist diffamierung, wenn kein gespräch mit den beteiligten gesucht wird, sie aber im netz als antisemitInnen dargestellt werden, obwohl die wahrnehmungen eindeutig nicht eindeutig sind!). und auch wenn es selbstgewählte namen sind: die personen werden nicht nur für insiderInnen erkennbar. hört auf mit dieser art der auseinandersetzung, weder bullen, noch indy-outing ohne diskussion, noch gewalt können wege sein, konflikte der linken untereinander zu klären.
für konstruktive kritik und inhalte, auch hier!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

Könnt Ihr das nicht woanders machen?

... 05.07.2003 - 14:04
Indymedia ist kein Flugblattständer!

Nur ganz kurz......

kubackel 05.07.2003 - 15:49
....guter artikel/beitrag.
ich denke es geht vielen so, daß sie die faxen der sog. antideutschen nicht mehr ertragen wollen und versuchen, sich ne klare position zu erarbeiten und um sie dann auch umzusetzen.
kein fußbreit den faschisten/nationalisten und auch keinen fußbreit den kriegsbefürwortern unter den sog. linken antideutschen.

dumm

das 05.07.2003 - 15:57
ist schon tragisch wenn man mit nicht vorhandenem humor versucht den inhaltlichen dünpfiff zu vertuschen.

nix für bahams, aber

ape 05.07.2003 - 16:20
ich hab nix übrig für die bahamas, aber ausgerechnet zum csd passen israelfahnen doch sehr gut! schließlich ist israel ein land mit einer sehr ausgeprägten queer- und schwulenszene und -kultur. und es ist das einzige land in der gesamten region, in dem sich schwule und lesben ohne repression bewegen können. israel ist in der gesamten region eine insel der freiheit für schwule, lesben, queers und vor allem auch transen. warum also keine israel-fahne zum csd? auch ohne das ganze innerlinke gezänk um antideutsch, bahamas oder so....

guter artike in bezug auf die bahamas...

antifa 05.07.2003 - 16:36
...was mir aber ernsthafte sorgen bereitet, ist, daß die autorinnen oben von "diesen gruppen" gegenüber sie nun "keine neutrale haltung mehr einnehmen" wollen... bedeutet das, daß bald so jedEr, die / der im verdacht steht, "antideutsche" positionen zu vertreten eure intoleranz wahlweise mit dem regenschirm oder omas handtasche zu spüren kriegt?

@ ape

ich 05.07.2003 - 16:38
du übersiehst da was. diese aktion sit aus der schwulenfeindlichkeit des wertmüller-klans gemacht worden. die "homos" sollten mal ordentlich provoziert werden. ist ja noch schöner, wenn "in unserem deutschen kreuzberg" irgendwelche "homos" ungestraft feiern dürften! da muss sofortt die bahamas/adk-sittenpolizei ran.

„And I’m not sorry ...” (Madonna)

(Madonna) 05.07.2003 - 18:43
Was ist das Gemeinsame zwischen dem Schöneberger und dem Kreuzberger CSD?
Israel-Flaggen werden einem aus der Hand gerissen.
Was ist der Unterschied zwischen dem Schöneberger und dem Kreuzberger CSD?
In Schöneberg werden sie einem aus der Hand gerissen, um sie durch die Luft zu schwenken – in Kreuzberg, um sie anzuzünden.

Anfang Juni dieses Jahres fanden sich einige Lesben und Schwule auf der antideutsch-kommunistischen Konferenz „Gegen die antisemitische Internationale“ zusammen, um eine Initiative zum diesjährigen Christopher Street Day zu diskutieren. Hintergrund war die Information eines Genossen über die vatikan-katholische Herkunft der „Pace“-Flagge. Schnell entstand die Idee, mit einem Flugblatt auf beiden Berliner CSDs darüber zu informieren, sowie die Appeasement-Politik der Friedensbewegung gegenüber dem islamischen Faschismus samt deren Homophobie zu kritisieren. Schließlich sollte das Flugblatt auf die unerträgliche Situation von Lesben und Schwulen in den palästinensischen Autonomiegebieten hinweisen und eine israelische schwul-lesbische Organisation vorstellen, die verfolgte schwule Palästinenser unterstützt: Agudah, für die wir Spenden sammeln wollten. Ideen für Parolen entstanden. Wir waren uns unsicher, wie uns die jeweiligen CSD-Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufnehmen würden. Dass wir unsere Israel-Flaggen dabei haben würden, war klar.
Als wir damit in Schöneberg ankamen, war unsere Freude groß: Fast ausschließlich positive Reaktionen ließen einige Zweifel an dem Gejammere über den bösen kapitalistischen Charakter des Schöneberger CSD entstehen. Von einem Wagen mit Ledermännern wurde uns eine der israelischen Flaggen lächelnd „entwendet“, um sie eine gute Viertelstunde schwungvoll durch die Luft zu schwingen. Von vielen Wagen wie auch von den Leuten auf diesem CSD bekamen wir positive Resonanz.
Als wir uns auf den Weg nach Kreuzberg machen wollten, trug ein israelischer Schwuler spontan eine unserer Israel-Fahnen. Er protestierte, als wir um unsere Fahne baten; seiner Ansicht nach wäre die Fahne an der Siegessäule viel wichtiger als in Kreuzberg, wo sie nur Hass auf sich ziehen würde.
Er sollte Recht behalten...

Am Hermannplatz angekommen nahm man uns die letzten Zweifel, ob es sich hier um eine emanzipatorische Veranstaltung handelt. Einer von uns wurde gefragt, ob er ein Nazi sei, wegen der kurzen Haare und der Israel-Fahne. Eine der Veranstalterinnen, Samira, erklärte uns, mit unseren Fahnen könnten wir nicht an der Demo teilnehmen, man sei hier gegen alle Fahnen. Von der Bühne aus forderte sie dann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demo auf, uns die Teilnahme zu verweigern. Wie, ließ sie offen. Doch der linke Mob hatte verstanden. Einer versuchte, eine unserer Fahnen mit seiner Zigarette anzuzünden, andere versuchten, uns die Fahnen zu entreißen. Mehrmals wurde die israelische Fahne seitens Antonio Caputos von der Bühne aus als „Drecksflagge“ beschimpft. Einer der Teilnehmer, der sich „gegen jeden Krieg“ aussprach, faselte von der Blutspur, die die Rote Armee 1945 durch Westeuropa gezogen habe. Auf die Rückfrage, wer denn Auschwitz befreit habe, hieß es, da hätte es wohl für die Russen nichts mehr zu quälen gegeben.
Auf den Hinweis, wie herzlich unserer Initiative in Schöneberg begegnet wurde, entgegnete man uns, dort sei eben der Mainstream. Wer Herzlichkeit gegenüber Freundinnen und Freunden Israels in Deutschland für Mainstream hält, muss schon ziemlich dem Verfolgungswahn verfallen sein: Möllemann lässt grüssen.
Uns wurde vorgeworfen, wir würden nicht über die Verfolgung von israelischen Schwulen reden. Auf die Nachfrage, woher er denn von dieser angeblichen Verfolgung wisse, hieß es, es sei doch bekannt, dass im israelischen Parlament 60 % Rechtsradikale sitzen. Bekannt ist das sicher – in der „Nationalzeitung“, in der „jungen Welt“ und nun offensichtlich auch in „transgenialen“ Homo-Kreisen. Wir möchten nicht wissen, welche antisemitischen Märchen von diesen „Alternativen“ noch geglaubt werden.
Exquisit auch die Anfrage an Teilnehmer unserer Initiative, u.a. erneut von Samira, wie lange man sich denn schon mit Geschlechterverhältnissen beschäftige. Auf die Antwort „Seit 25 Jahren“ gab es ungläubiges Staunen und die Rückfrage, ob man denn überhaupt schwul sei. Wie das dann allerdings beweisbar sei, dem wurde dann doch nicht nachgegangen. Auch die Beschwerde, bei unserer Initiative seien bekannte Heteros beteiligt gewesen, zielte ein wenig ins Leere - so ist doch in jedem CSD-Aufruf davon die Rede, das jeweilige Event richte sich an Lesben, Schwule und ihre FreundInnen. Wir wurden als „Faschisten“ und „Rassisten“ beschimpft. Immer wieder wurden wir körperlich angegriffen, so dass wir schließlich nur unter Polizeischutz am Schluss der Demo mitlaufen konnten. Unter der Kottbusser Brücke wurde der Beschluss unsererseits gefällt, die Fahnen einzurollen und unsere Gruppe aufzulösen.

Wir, ein Teil des queer.for.israel-Blocks, sind mit der Demo weitergegangen. Ein Grund war, die Solidarität zurückzugeben, die uns von einigen CSD-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern entgegengebracht worden war. Bereits Anfang der Adalbertstraße stießen wir auf den Wagen von „Aktion Sühnezeichen“. Mit dem Wagen liefen unter anderem eine Amerikanerin und ein Israeli mit. Die Leute vom Wagen fragten, ob wir nicht wieder eine Israel-Fahne ausrollen könnten. Obwohl es Bedenken gab, was die Stimmung auf diesem Alterntativ-CSD und in Teilen der Kreuzberger Bevölkerung anging, haben wir die Fahne wieder ausgepackt.
Daraufhin wurden wir von einigen Polizisten angegangen, die erklärten, dass wir die Fahne wieder einpacken sollten, wir hätten „genug provoziert“. Sie erklärten, sie könnten „für unsere Sicherheit nicht mehr garantieren.“ Auf Rückfrage eines Teilnehmers von „Aktion Sühnezeichen“, dass es die Aufgabe der Polizei sei, die Teilnehmer zu schützen, drohte ein aufgebrachter Polizist, er könne ja zufällig stolpern. Der Polizist musste von seinen Kollegen zurückgepfiffen werden.
Die Situation spitzte sich immer weiter zu. Aus der Demo heraus kamen weiter Beschimpfungen: „Nehmt die Fahnen runter!“ Wir wurden als „Rassisten“ beschimpft, die Homophobie im Islam wurde auf Modernisierung und „Verwestlichung“ zurückgeführt. „Ursprünglich“ seien alle Lebensformen im Islam möglich gewesen. Erst durch die Sortierung der Menschen, die durch das moderne Denken käme, hätte die Schwulen- und Lesbenfeindschaft entstehen können. Wir würden den Islam zum Bösen machen und den Westen glorifizieren. Die Verfolgung von schwulen Palästinensern durch die dortigen Offiziellen, resp. die Bevölkerung sei die Folge der britischen Kolonialzeit. Explizit wurden die Angriffe auf uns und die Forderung die Fahnen runter zu nehmen verteidigt. Ein Demoteilnehmer „warnte“ uns außerdem, es würden sich „Leute von der Hamas“ in Kreuzberg sammeln, und drohte, die würden uns dann verprügeln.
Mittlerweile begleiteten am Rand auch ca. 10 bis 15 migrantische Jugendliche den Wagen von „Aktion Sühnezeichen“ und unsere Fahne, die von einem Israeli getragen wurde. Sie stellten uns auf der Hälfte zwischen Adalbertstraße und Heinrichplatz, als die begleitenden Polizisten abgezogen waren. Sie forderten uns auf, die Israel-Fahne einzupacken. Einer erklärte, er sei drei Mal von den „israelischen Schweinen“ angeschossen worden. Er rief „Scheißjuden“ und versuchte den israelischen Teilnehmer des CSD anzugreifen. Eine Gruppe von Leuten (wir, „Aktion Sühnezeichen“ und andere) stellten sich zwischen die Jugendlichen und den Israeli mit der Fahne. Die Gruppe löste sich auf, der junge Mann versuchte auf der anderen Seite erneut in unsere Gruppe zu kommen. Weiterhin sammelten sich Jugendliche am Rand. Eine Teilnehmerin erklärte, sie fühle sich wie im Gaza-Streifen.
Daraufhin haben wir die Einsatzleitung kontaktiert, die sich zunächst mäßig interessiert zeigte, einzuschreiten und uns bzw. dem Wagen Schutz zu gewähren. Erst als erklärt wurde, ein Israeli sei beschimpft worden, fanden sich die Beamten bereit, uns zu begleiten. Von zweien der Jugendlichen, die daraufhin erneut versuchten, in unsere Gruppe zu kommen, wurden die Personalien aufgenommen.
Bei der Abschlusskundgebung erklärte der Hauptredner gerade: „Wir wollen hier keine anderen Fahnen als Regenbogenfahnen sehen!“ Er höhnte, dass das ja auch die anderen mit ihren Fahnen (gemeint waren wir) eingesehen hätten: „Pech gehabt.“ Dann erklärte er, wir hätten uns ja an der Vorbereitung beteiligen und unser Interesse dort vorbringen können. Im späteren Verlauf verlas ein Redner noch einen Beitrag israelisch-amerikanischen Gruppe „Black Laundry“, der die „Besatzungsmacht“ geißelte und zur Solidarität mit den Palästinensern aufrief.
Nach diesem Redebeitrag ist Pünktchen, die mit uns vom Hermannplatz losgegangen ist, mit einem unserer Schilder („Solidarität mit den verfolgten Schwestern in Palästina“) auf die Bühne gekommen. Sie äußerte mit dem Verweis darauf, dass sie sich im Klaren darüber wäre, hier keinen Konsens zu finden, eine pro-israelische Haltung und widmete das folgende Lied Israel. Während des Liedes ist dann in ihre Richtung eine Flasche auf die Bühne geworfen worden, die jedoch nicht traf. Das veranlasste die Veranstalter nur zu einem sehr lahmen Hinweis, dass solches doch besser unterbleiben solle.

Damit aber ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Ein Genosse berichtet folgendes: „Ich hatte nach dem Ende der Abschlusskundgebung gerade den Heinrichplatz verlassen, als mir drei Mitglieder der Gruppe ‚Revolutionäre Kommunisten’ begegneten. Sie kannten mich unter anderem vom Überfall auf die Bahamas-Veranstaltung im April 2002 und weil ich schon auf verschiedenen Demonstrationen mit ihnen aneinander geraten bin. Sie blieben stehen und schauten mich böse und etwas verwundert an. Ich kehrte um und versuchte, mich in der Menschenmenge auf dem Heinrichplatz unkenntlich zu machen. Die RKler verfolgten mich jedoch durch die Menge hindurch. Plötzlich zog mich einer von ihnen von hinten am Ohr und beschimpfte mich als ‚Rassisten’. Ich versuchte, zum Aktion-Sühnezeichen-Wagen und unserem Pulk zurückzukommen. Als ich dort ankam, waren leider alle mir bekannten Leute schon gegangen. Zum Glück kamen mir dann einige unbekannte Personen zur Hilfe, die sofort erkannten, dass ich bedroht wurde, und die sich zwischen mich und die Angreifer stellten. Diese verzogen sich dann mit der Drohung, dass die Welt klein sei und sie mich irgendwann schon kriegen werden. Ich blieb dann noch etwa zwanzig Minuten bei den Leuten, die mich beschützt hatten, bis zwei Freunde von mir vorbeikamen, mit denen ich dann ging.“
Wenig später saßen fünf Personen, die auf der alternativen CSD-Demo Israelfahnen getragen haben, vor einem Kreuzberger Café. Sie berichten: „Gegen 20.00 Uhr kamen aus Richtung Görlitzer Bahnhof drei junge Männer. Es waren dies zwei Männer eindeutig migrantischer Herkunft und ein dritter, offensichtlich eingeborener Deutscher. Während einer der migrantischen Männer sich im Hintergrund hielt und den Schmieresteher machte, traten der Eingeborene und der zweite migrantische Mann Ziel gerichtet an den Tisch der Israel-Freunde. Der Eingeborene machte den Sprecher und erkundigte sich, ob die fünf zu jener Gruppe gehörten, die auf der alternativen CSD-Demo Israel-Fahnen getragen hätten. Auf die Rückfrage, ob er damit denn ein Problem hätte, erfolgte ein unbeholfener Vortrag darüber, dass ‚man’ diese Fahnen in Kreuzberg nicht dulden werde und der Israel-Block nur deshalb nicht angegriffen worden sei, weil er unter Polizeischutz gestanden sei. Sobald ‚man’ aber einen der Anwesenden, bzw. andere Israel-Freunde einmal ohne Polizeischutz in Kreuzberg antreffen würde, könnten sie sich auf etwas gefasst machen. ‚Man’ wisse schon, wer zu den Israelfreunden gehöre. Auf die Vorhaltung hin, er erfülle mit seiner Rede den Straftatbestand der Bedrohung, grinste der Eingeborene und überließ nun dem direkt hinter ihm stehenden migrantischen Mann das Wort. Dieser fummelte an einem länglichen, in eine Plastiktüte verpackten Gegenstand herum, und zwar auf der Höhe seines Geschlechtsteils. Vortretend enthüllte er den Inhalt seiner Plastiktüte: ein vierzig bis fünfzig Zentimeter langes Rundholz mit einem Durchmesser von etwa fünf Zentimetern. ‚Man’ wisse schon, wie man mit ‚Zionisten und Judenfreunden’ umgehen müsse, verkündete er. Auf die Frage einer der Frauen hin, ob sie denn einmal erklären könnten, wer sie eigentlich seien, meinte er, das könnten die entsprechenden Personen erfahren, nachdem sie verprügelt worden seien. Als die Frau daraufhin antwortete, dann solle er doch ruhig schon einmal anfangen, wenn er sich traue, gab er zur Antwort, sie würden keine Frauen schlagen.“

Soweit die Darstellung der Ereignisse: Wir haben uns deswegen für einen ausführlichen Bericht entschieden, damit möglichst viele Leserinnen und Leser nachvollziehen können, was am 28. Juni in Kreuzberg passiert ist. Eine Demo-Leitung, die die Leute auf der Demo zur Gewalt gegen Freundinnen und Freunde Israels aufruft, die es billigend in Kauf nimmt, wenn diese von bekannten homophoben Schlägern aus der linksradikalen Szene („RK“) verfolgt und bedroht werden, die sich nicht zuletzt darüber freut, dass es Antisemiten mit dem Ruf „Scheißjuden“ gelang, die Israel-Fahne von der Oranienstraße zu verbannen: Was ist das bitte für ein Bündnis? Dass die Stimmung, angeheizt durch die Veranstalter und exekutiert von zahlreichen willigen Vollstreckern, nicht zum pogromistischen Klimax kam, ist in erster Linie der Solidarität und Geschlossenheit derer zu verdanken, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht zulassen wollten, dass wir angegriffen werden (und eben nicht der durchaus ambivalenten Polizei).
Dieses Bündnis hatte sich entschieden. Wofür, das ist in unserem Flugblatt nachzulesen. Das Problem war nicht, wie jetzt unter anderem auf „etuxx.com“ behauptet wird, die Instrumentalisierung des Alternativ-CSD für politische Zwecke durch uns. Es war die Entscheidung zur Unterstützung der völkischen Palästinenserführer um Arafat gegen jeden Ausgleich mit Israel, die in einem Großteil der politischen Beiträge zum Ausdruck kam und die ohne unsere Intervention unter „ferner liefen“ abgebucht worden wäre: Deswegen ist es zum Eklat gekommen.
Nicht unerwähnt lassen wollen wir den Rassismus und Sexismus jener, die sich alle Mühe geben, uns zu denunzieren, um unsere Kritik nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen. So wurden zum Beispiel beim so genannten „Homofaktor“ nur Schwule gezählt: die zahlreicher vertretenen Lesben blieben, ganz klassisch, mal wieder sogar in der Denunziation unsichtbar, die Bisexuellen ebenfalls. Und die Tatsache, dass sich durchaus Menschen nichtdeutscher Herkunft an unserer Aktion beteiligten, wurde ebenso unterschlagen. Stattdessen wird uns Rassismus vorgeworfen, weil wir nicht glauben mögen, dass ein Schwuler oder eine Lesbe in Palästina oder Iran andere Grundbedürfnisse hat als wir, während „man“ froh ist, dass Heterosexisten das schmutzige Geschäft der gewalttätigen Bedrohung übernehmen, für die „man“ sich zu fein ist. Da hetzt man doch lieber in offenen Foren im Internet, wo keine der aufgestellten Behauptungen einer Überprüfung unterzogen werden kann. Was sich hier am 28. Juni 2003 in Kreuzberg zusammengetan hat, spottet jeder Beschreibung, offenbart aber zugleich die von uns in unserem Flugblatt nur behauptete Affinität zwischen der poststrukturalistischen Diskussion um „Geschlechterverhältnisse“ und deren Leugnung von Geschlechtlichkeit und Sexualität auf der einen Seite und der ebenso antisemitischen wie homophoben völkischen Kreuzberger Melange auf der anderen.
Um davon abzulenken, wird nun behauptet, unser Flugblatt sei eines der Zeitschrift „Bahamas“, es sei heterosexuelle „homophile“ Aktion gewesen, queer.for.israel sei nur zum Zwecke dieser Aktion gegründet worden und eine einmalige Provokation. Alle jene, die das gerne glauben möchten, müssen wir enttäuschen: Das Flugblatt haben wir selbst geschrieben; die Aktion wurde von Lesben und Schwulen getragen und verantwortet (wobei wir uns bei unseren Genossinnen und Genossen vom anderen Ufer noch einmal herzlich bedanken); und – gerade nach diesem Christopher Street Day – wird unsere Aktion nicht einmalig bleiben.

Berlin, 4. Juli (sic) 2003


Zu dem von "Madonna" geposteten Flugblatt

- 05.07.2003 - 20:09
Diese Hass-Schrift soll die homophobe Anti-Schwulen-Aktion der sog. "Anti"deutschen rechtfertigen. Übrigens hat Wertmüller wegen homophober Ausfälle in Wien in den meisten linken Orten Auftrittsverbot.

Herrmann! Platz!

Alfred 05.07.2003 - 20:46
Wer in der Lage ist in dieser Schilderung der Ereignisse eine Hassschrift zu erkennen, der sollte sich allenernstes mal über die, in seinem Kopf existierenden Denkstrukturen - zumindest versuchen - Gedanken zu machen.

Ich bezweifle allerdings, dass dies gelingen wird, denn die Unfähigkeit über irgendetwas kritisch zu reflektieren, bedingt notwendig solcherlei Projektionen.

Die Ereignisse zeigen vielmehr, wo das Ressentiment in dieser Gesellschaft auftritt. Es äußert sich in all jenen explizit antikapitalistischen Kreisen, denen der Einzelne nichts und die Gemeinschaft alles ist, die in der Lage und fähig sind, homophobe Gesellschaften, gegen das dort unterdrückte Individuum, das doch nichts weiter will, als seinen Bedürfnissen nachzugehen, in Schutz zu nehmen, da man diese Gesellschaften als kollektiv verführt halluziniert, weil sie durch den Kolonialismus zur Homophobie gekommen seien.

Solche Leute haben keine Vorstellung von der Würde des Menschen. Sie haben Verständnis nicht für die Bedürfnisse des Einzlnen, sondern die "Verfehlungen" des Kollektivs, das diese stellvertrentend für die eigenen unaufgelösten Widersprüche im Kampf gegen den bösen Kapitalismus ins Feld führen.

Auf´s vortrefflichste scheint diese mit den Schlägern und Rabauken übereinzustimmen in der Verkehrung von Täter und Opfer.

Ich solidarisiere mich ausdrücklich mit den Leuten von queer, die offenbar immer noch die Kraft und den Mut aufbringen, gegen diesen Mob die Fahne nicht sinken zu lassen.



Fassungslos

Fassungslos 06.07.2003 - 17:27
Warum ist der Beitrag von "Madonna" unter der Rubrik "Einträge, die keine Ergänzung zum beitrag sind" eingeordnet worden? Werden in diesem Medium nur solche Beiträge als Beitrag zu einer Debatte gezählt, die adäquat gegen antideutsche hetzen, steckbriefartig den Einen oder die Andere die sich zu diesen zählen denunzieren zu versuchen, Beiträge, die ganz anti-antisemitisch sich zu geben versuchen, deren Autoren aber - wie andere, offen bekennende - Antisemiten auch, hinter jeder Ecke eine Verschwörung wittern, die gegen ihre eigenen Interessen vermeintlich sich richtet? Mir zumindest stellt sich die Frage, was der Leitbeitrag dieser Seite beizutragen hatte zu einer dringend notwendigen Debatte um die Ereignisse auf dem ach so linken CSD,eine Debatte, die meiner ansicht nach lieber sich darum drehen sollte, wie es möglich ist die israelische Als "Drecksfahne" zu beschimpfen ohne vom Umzug ausgeschlossen zu werden, wie es möglich ist, daß die Träger besagter Fahne körperlich angegriffen werden, ohne, daß Solidarität mit ihnen sich regt ...? Imerhin: Gleich wieder gelöscht wurde sie nicht, die Stellungnahme des queerforisrael-Bündnisses zu den Vorfällen auf dem CSD. Ob dies aber die Hoffnung begründet in nächster Zukunft eine vernünftige Debatte führen zu können erscheint mir doch fraglich.......

Group for Love Respect Resist?

Der Charmeur 06.07.2003 - 18:58
Die Erklärung der sogenannten Group for Love Respect Resist ist super. Denn sie zeigt, wie erfolgreich die Aktion von queer.for.israel war. Wer sich von Antideutchen umzingelt fühlt und deshalb ein Strafebedürfnis verspürt, er sollte seine eigene postmoderne Plapperei von den Herrscahftsveerhältnissen in uns drinne ernst nehen und zukünftig die Schnauze halten, also mit gutem Beispiel vorangehen.
Angesichts der Erklärung eines Haufens namens Group for Love Respect Resist steht einmal mehr fest: Die Linke hat endgültig fertig! Time to say goodby.

gaypride

gaywinner 06.07.2003 - 22:16
"Die Linke hat endgültig fertig! Time to say goodby. "

cool -
ein neurechtes arschloch weniger


cds-tradition

susanne k 07.07.2003 - 17:01
"beim christopher street day in kiel sind auch eine israelflagge und eine rote flagge mitgezogen"
beim christopher street day in berlin 1979 waren sicher auch rote fahnen dabei - bloss dass das damals ausser den bürgerlichen klemmschwestern niemand für einen skandal hielt. komische zeiten - in denen sich in einem linksradikalen forum über rote fahnen beschwert wird...
und hat bisher irgendjemand ein argument dafür gebracht, dass israel im nahen osten nicht einzigartig ist hinsichtlich der liberalen situation für lesben und schwule?