Bericht vom McPlanet.com Kongress in Berlin

Yossarian 30.06.2003 00:47 Themen: Biopolitik Globalisierung Soziale Kämpfe Ökologie
Heute ging in Berlin der Kongress "McPlanet.com - Die Umwelt in der Globalisierungsfalle" zu Ende. Seit Freitag nahmen mehr als 1500 BesucherInnen an über 100 Panels, Foren und Workshops teil. Ein Bericht.
Attac, Greenpeace, BUND, Heinrich-Böll-Stiftung, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Bereits in der Zusammensetzung des Trägerkreises wird der Anspruch deutlich, die Bewegungen und Themen der Globalisierungskritik und der Umweltbewegung zusammen zu bringen. Klar wird auch, dass es hier nicht um radikale Kapitalismuskritik geht, sondern vielmehr entlang der korrektiv-reformistischen Agenda dieser NGOs die negativen Externalitäten des spätkapitalistischen Weltwirtschaftssystems diskutiert werden sollten. Ebenso waren die ReferentInnen überwiegend Wissenschaftler und Führungskräfte etablierter NGOs.Die Rolle und Stärke des Kongress ist daher wohl auch eher in seiner Zugänglichkeit zu sehen, die in der bunten Zusammensetzung der TeilnehmerInnen sichtbar wurde. Für viele wird dieses Wochenende sicherlich ein Einstieg in eine aktive kritische Auseinandersetzung mit Kapitalismus und Konsumgesellschaft sein. Wir alle wissen, daß es nie genug MitstreiterInnen geben kann. Einstiege in die Thematik mit einer geringen "Hemmschwelle" wie dieser Kongress sie bietet sind dabei besonders wichtig. Aber auch für bereits länger aktive Individuen und Bewegungen ist es wichtig, sich in Foren zu treffen und den Dialog untereinander ebenso wie zu neueren Bewegungen aufrechtzuhalten. Dieses Wochenende hat das Potential die Kräfte der Umweltschutzbewegung und Globalisierungskritik zusammenzuführen. Wie Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung im Abschlußpanel betonte, hat es seit über zehn Jahren keinen Kongress der Umweltschutzbewegung in Deutschland mehr gegeben. Nun sei es an der Zeit, sich "raus aus den spezialisierten Zirkeln" zu bewegen und den Blick auf das Ganze wiederzugewinnen.

Es ist wohl ebenso der Etabliertheit der Veranstalter zuzurechnen, dass recht prominente und internationale ReferentInnen anreisten, mit erfreulich vielen Vertretern des Globalen Südens. Zu nennen wären hier beispielsweise Vandana Shiva (Gründerin/Direktor "Research Foundation for Science, Technology and Ecology", Neu Delhi), Walden Bello (Direktor "Focus on the Global South", Bangkok), Wolfgang Sachs (Wuppertal Institut, Heinrich Böll Stiftung) und Ricardo Navarro (Vorsitzender Friends of the Earth International).

Garanten für mehrere unterhaltsame Diskussionen waren die Firmenvertreter von BMW (Manfred Heller) und BP (Peter Knoedel) und der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Stroebele (Bündnis 90/Die Grünen), die so einiges aus dem Publikum an kritischen Fragen und Zwischenrufen einstecken mussten. Sollten sie auf eine Chance gehofft haben, sich bei der Bewegung profilieren oder anbiedern zu können, so ging das jedenfalls schief. Ich habe mich jedenfalls darüber gefreut, diese leider sehr seltenen Momente der direkten Konfrontation zwischen Vertretern von sozialen Bewegungen, Wirtschaft und Politik zu erleben. Die recht formale Moderation der Podiumsdiskussionen nahm hier leider einiges an Unvermitteltheit und Schärfe aus den Publikumsbeiträgen heraus, trotzdem gab es ein paar nette Momente, beispielsweise als der Versuch Manfred Hellers sein Unternehmen BMw als super-liebes und total sozial verantwortliches Unternehmen darzustellen durch Zwischenrufe ("Boykottbrecher" zum Thema Engagement in Südafrika während der Apartheid) gestört und letztendlich vom Moderator Wolfgang Sachs mit der Aufforderung beendet wurde, doch endlich was zum Thema zu sagen.

BMW-Heller war auch gut für eine ganze Reihe weiterer grosse Lacher während des Panels zur Frage ob das westliche Entwicklungsmodell (symbolisiert durch das Auto) auf die gesamte Welt übertragbar ist. Erstmal versuchte er den Klimawandel generell in Frage zu stellen, was durch eine Bemerkung aus dem Publikum lächerlich gemacht wurde, dass sogar der Versicherungskonzern Münchener Rück diese bereits beziffert habe. Die Frage zum Verhältnis zwischen Ausgaben füer Werbung und sozialen Projekten BMWs musste Heller selbst als "Killer-Frage" eingestehen und versuchte danach nicht mehr irgendwelche obskuren Projekte BMWs (Schulkinder in Afrika zum Dosensammeln am Straßenrand schicken) als soziales Engagement zu preisen. Besonders viel Spaß hatte das Publikum an seiner Argumentation, dass BMW ja sowieso ökologisch und konsumkritisch ausgerichtet sei, da es ja gar kein Interesse an verstopften Straßen hätte, siehe Firmen-Motto "Freude am Fahren"... ausserdem werde der neue 7er BMW ja auch das erste Wasserstoffauto "für alle" sein, quasi ein Öko-Volkswagen... da fragt mensch sich, ob der das wirklich selbst glaubt?

Die anderen Panelteilnehmer ignorierten dann auch Hellers platten Argumente und Versuche, das Publikum für dumm zu verkaufen, und diskutierten lieber auf einem höreren intellektuellen Niveau. Vandana Shiva beschrieb am Beispiel Indiens die grundlegenden gesellschaftlichen Effekte der Autokultur: Verdrängung und Illegalisierung alternativer Verkehrsmittel, Enteignung von Bauern zum Bau von Autobahnen, Zerstörung urbaner und ländlicher Raum- und Sozialstrukturen. Ebenso widersprach sie der Argumentation von Michael Sachs (ANC, SÜdafrika), dass Industrialisierung von Entwicklungsländern Arbeitsplätze schaffe und nachhaltig Armut reduzierte und daher Umwelt- und Sozialstandards hinten anzustehen hätten. Nach Shivas Ansicht erzeuge die heutige Industrialisierung gar keine Beschäftigung mehr, da der Produktionsfaktor Mensch durch einen immer stärkeren Fokus auf automatisierte Produktionsmittel verdrängt würde. Desweiteren sei die jetzige Phase der Verlagerung von Produktionskapazitäten aus dem Norden in den Süden im Endeffekt eine Verlagerung der Umweltrisiken und prekären Arbeitsverhältnisse, eine "doppelte Ungerechtigkeit" für die Länder des Süden. Die Frage der Industrialisierung sei eben keine Frage der Technologie, sondern der Demokratie, denn es müsse basisdemokratisch von den betroffenen Kommunen entschieden werden, ob sie die ökologischen und sozialen Folgen tragen wollten.

Im Panel zum Thema Regulierung transnationaler Konzerne versuchte Peter Knoedel seinen Konzern (Ölmulti BP) als sensibel für ökologische und soziale Belange darzustellen, natürlich käme es vor, dass Konzerne und deren Mitarbeiter manchmal eben mal einen "Fehler" machten. Seiner psychologischen Argumentationslogik folgend kritisierte er denn auch "Zwangsregulierung" von Konzernen, da freiwillige Standards und Codizes ja viel motivierender seien! Glücklicherweise liessen die MitdiskutantInnen Beatrix Sassermann (Betriebsrat Bayer, Deutschland) und Oronto Douglas (Friends of the Earth, Nigeria) ihn nicht so leicht davon. Beide trugen eine Vielzahl von Beispielen krimineller Aktivitäten verschiedener transnationaer Konzerne vor und betonten, dass sich diese immer wieder vor Entschädigung drückten. Ohne Gerichtsverfahren laufe gar nichts. Ebenso unglaubwürdig sei Knoedels "unabsichtliche Fehler"-These angesichts der brutalen und systematischen Unterdrückung gewerkschaftlicher Aktivitäten, insbesondere in Lateinamerika (bestes Beispiel ist hier Kolumbien, das 80% der weltweiten Morde an Gewerkschaftern verzeichnet). Wie Douglas betonte, sei in den Entwicklungsländern die Problematik im Vergleich zum Norden eher in "Corporate Liability" denn "Corporate Accountability" zu sehen, da vielerorts nicht einmal die juristische Strukturen und Bürgerrechte vorhanden seien, die es ermöglichen würden, die Konzerne zu belangen. Konzerne unterstützten tendenziell Diktaturen, die ihnen Profitmaximierung durch Aussetzung von Arbeitsrechts- und Umweltschutzbestimmungen ermögliche. Notwendig sei das Recht, transnationale Konzerne in ihren Heimatländern anzuklagen. Knoedels beharrte auf freiwilligen Codizes, räumte aber die Notwendigkeit ein, Druck auf Unternehmen auszuüben. Allerdings vertrat er die These, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte ja sowieso mittels der Kontrolle ihres sozialen Umfelds (Nachbarn, Freunde) genug unter Druck seien, sich verantwortlich zu benehmen! Na dann ist ja gut, sicherlich wird da über den Gartenzaun oder beim Golfspielen viel über Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern geredet. Oder ist Knoedel gar ein heimlicher Symphatisant der in den USA recht beliebten Demos vor den Privathäusern von Unternehmern?

Samstagabend diskutierten dann Ströbele, Shiva und Navarro über das Verhältnis von sozialen Bewegungen und der Politik. Shiva und Navarro betonten, dass sie als Politiker nicht ihre Ziele erreichen könnten, da die Strukturen verkrustet und korrupt seien, Regierungen hätten in der Vertretung des öffentlichen Interesses versagt und hörten primär auf Firmen. Ströbele entgegnete, dass soziale Bewegungen sehr wohl Politik machten und somit nicht ausserhalb der Politik zu sehen sind. Die Grünen hätten sich Ende der 1970er Jahre für die Umsetzung ihrer Ziele direkt in der Parteipolitk entschieden. Er musste dann aber allerdings einräumen, dass die Grünen nun in der Regierung "vieles auf der Strecke bleiben lassen". Kompromisse mit Zwängen von Firmen und Lobbys müssten zwangsweise eingegangen werden. Die Politik bleibe aber für den Druck sozialer Bewegungen empfänglich, insbesondere eine Partei wie die Grünen, die selbst aus einer Bewegung hervorgingen. Shiva und Navarro liessen ihn mit dieser "einmal Steinewerfer, immer Steinewerfer"-Logik nicht durchkommen, denn die Politiker seien de facto bereits durch die transnationalen Konzerne und die Finanzmärkte entmachtet. Welche Partei an der Regierung sei, mache praktisch keinen Unterschied. Soziale Bewegungen seien die einzige Möglichkeit, Macht wieder zurück zu der Bevölkerung zu bringen. Shiva machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es Bestrebungen gebe, NGOs als illegitim darzustellen, da sie nicht gewählt seien. Wenn auch Ströbele die Legitimität sozialer Bewegungen nicht in Frage stellte, so war er dennoch der Meinung, diese müssten sich mit den "Gegebenheiten" und "Mächten" arrangieren. Wiederholt nannte er Brasiliens Präsident Lula als Beispiel eines erfolgreichen Übergangs von sozialer Bewegung zu Regierungsmacht. Vandana Shiva hebelte dieses Argument aus, in dem sie ihn erinnerte, dass eines der ersten Gesetzte Lulas auf Druck Monsantos genetisch veränderte Lebensmittel in Brasilien legalisierte. Daher seien NGOs unabdingbar für die Durchsetzung des öffentlichen Interesses.

Neben diesen grossen Panels gab es eine Vielzahl von kleineren Foren und Workshops zu verschiedensten Themen, von den Globalisierungskritischen Topthemen TRIPS, GATS, WTO/IWF/WB über klassische Umweltthemen wie regenerative Energien, Atomkraft, Konsumkritik hin zu gemeinsamen Themen wie Wasserversorgung, Freihandel und Ökoprotektionismus, GMOs. Workshops vermittelten Praxis und konkretes Wissen zu Pressearbeit, direkter Demokratie, alternativen Lebensformen. Auch eine Reihe von Dokumentarfilmen wurde vorgeführt. Auf einem "Markt der Möglichkeiten" präsentierten sich die Organisationen des Trägerkreises und die circa fünfzig unterstützdenden Organisationen und Gruppen, die ebenfalls Workshops anboten, u.a. Oxfam, Robin Wood, Projektwerkstatt, Oxfam, Global Ecovillage Network, die tageszeitung und Junge Welt. Irgendwie gar nicht hinein passte der Verein Deutscher Sprache, der mit seinem Banner "Schluss mit Denglisch" seltsam auffiel. Ich hatte leider keine Zeit, ihren Workshop zu besuchen, dessen Titel "Sprachen: Vielfalt als Chance" irgendwie nicht zum Banner passte. Vielleicht hat ja jemand eine Ergänzung dazu.

Ach ja: Für das leibliche Wohl war auf dem Kongress auch gesorgt, und zwar erfreulicherweise komplett aus biologischem Anbau, zu einem grossen Teil sogar vegan. Indymedia war spontan vor Ort und zeigte Samstag abend vor dem Hauptgebäude Photos und Videos aus Genf/Evian (G8), Thessaloniki (EU), und Sacramento (WTO). Zusätzlich wurde die aktuelle Printausgabe verteilt.

Heute nachmittag endete der Kongress mit einer Demo gegen genetisch manipulierte Nahrungsmittel, fix und fertig organisiert und mit Transpis und Musik ausgestattet von den Veranstaltern. Sozusagen passend zum Kongress eine Demo für Einsteiger. Finde ich aber trotzdem eine gute Sache.



Weiteres zu McPlanet.com auf Indymedia gibt's hier:
Eröffnungstag:  http://de.indymedia.org/2003/06/56156.shtml
Bericht:  http://de.indymedia.org/2003/06/56240.shtml
Interview:  http://de.indymedia.org/2003/06/56257.shtml
Photos:  http://de.indymedia.org/2003/06/56255.shtml
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Ergänzungen

[McPlanet] Interview zu veganer Lebensweise

30.06.2003 - 03:06

?

lp 30.06.2003 - 10:07
Wieso ladet ihr Verbrecher von BMW und BP zur Diskussion ein?
Diese Leute sollte man eigentlich nur von der anderen Seite der Barrikade aus treffen...

@Ip

venceremos 30.06.2003 - 10:33
och, das kann ganz lustich sein, sich mal anzuhören, womit so die feinde argumentieren, mensch kann dabei ne menge lernen.
und es macht spaß, sie in die ichweißnurnochdummeausredensituation zu bringen. kapitalisten, die merken, daß sie gegner mit den besseren argumenten haben, dann in panik geraten und nicht mehr weiter wissen, sind ein lustiger anblick.

Erklärung zum besseren Verständnis

30.06.2003 - 11:16
Lieber lp, Indymedia ist ein Nachrichtenprojekt, bei dem die user selbst die Nachrichten verfassen. Ausserdem gibt es sehr viele kritische Menschen.
Wenn Du jetzt bei Indymedia "Wieso ladet ihr Verbrecher von BMW und BP zur Diskussion ein?" schreibst, ergibt das keinen Sinn. Du könntest so einen Satz die Veranstalter von McPlanet fragen. Aber die user von Indymedia haben bestimmt nichts mit der Orga zu tun.
Ausserdem: Es ist gut, wenn Verbrecher öffentlich demontiert werden. Besser als nur inhaltsleere Parolen schwingen.

Verein deutscher Sprache

B-L 30.06.2003 - 11:29
ist ein kulturrassistischer Verein, der "unsere schöne" Sprache vor Anglizismen und Überfremdung schützen will:

 http://www.astafu.de/inhalte/artikel/a_2001/vds

Netter Artikel. Lesen.

TRIPS ist schon übel

Berti Müller 30.06.2003 - 11:54
Darum kommt es jetzt darauf an die Kräfte zu bündeln, um die Patentanwälte und andere Ritter im Dienste des Gesitigen Eigentums in die Schranken zu weisen:

 http://www.noepatents.org

 http://www.softwarepatents.co.uk

 http://www.theregister.co.uk/content/4/31472.html

Schon die Genpatent-Kampagne hat den Parlamentariern unsere Stärke gezeigt, es wäre wichtig diese Kräfte zu bündeln.

Zum Thema Sprachpflege

Gerd 30.06.2003 - 12:08
Ich sehe die weltweite verbreitung des Englischen und den Untergang indigener Sprachkultur, vor allem in der Dritten Welt im Zuge der Globalisierung sehr kritisch, da wird auch gerne mit Effizienzgesichtspunkten argumentiert.

Solche Sprachschutzvereine sind lächerlich klar, aber der antideutsche Bashingartikel ist selbst ziemlich krude.

Auch die Sprachschützer begreifen Sprache nicht als ein lebendiges Kulturprodukt und wenden sich etwa gegen Anglismen in der deutschen Sprache und das Eindeutschen von Fremdwörtern. In den Niederlanden niederlandisiert man auch einfach englische Begriffe, bei uns gibt es so einen verklempt bildungsbürgerlichen Geist gegen dieses Einschleusen fremder Elemente und deren Aneignung.

Das ist ja das andere Problem.

Auf der anderen Seite kotzt auch mich das Denglisch der Werbeindustrie an...

Übrigens sind wir Deutschen mit Sprachen wie der einstigen norddeutschen Mehrheitsprache Niederdeutsch ja auch nicht besonders pfleglich umgegangen, haben sie in die puschige Heimatecke entsorgt. In Niedersachsen gibt es trotz Europäischer Sprachencharta nicht einmal einen einzigen niederdeutschen Radiosender, das muss man sich mal vorstellen. Städte, die zweisprachige Ortsschilder kriegen wollen, werden schikaniert oder verlacht. Von den Sprachen wie Saterfrisisch oder Sorbisch mal ganz zu schweigen.

Aus meiner Sicht wäre ich dann doch für eine Sprachquote im Radio, damit wir nicht nur noch deutsch als Musiksprache von Roberto Blanco haben. Oder du musst als Konsument einfach mal Druck machen, dass mehr deutsch gespielt wird. Ich finde nämlich, englisch erfüllt mehr die Dudelfunktion, verhidnert das gesellschaftliche Bewusstwerden.

Oh Deutschland, du mit deinen Sprachminderwertigkeitskomplexen!!!

hmmm

elfboi 30.06.2003 - 12:49
Ich fände es zwar auch gut, wenn es weniger minderwertiges Industriefutter und mehr hochwertige Nahrungsmittel gäbe - aber muß ich mich deshalb gleich der Fleisch-ist-Mord-Fraktion anschließen? Ich hätte gerne die Möglichkeit, auch hier in der Stadt einfach an Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren zu kommen, die nicht über Hunderte oder gar Tausende von Kilometern über Straßen und Autobahnen dicht an dicht gepfercht zum Schlachthof transportiert worden sind, aber leider bekomme ich solches Fleisch praktisch nur, wenn ich meine Eltern auf dem Land besuche, wo ich aber nicht wohnen will, bin dazu inzwischen viel zu sehr Stadtmensch.

sprachen und so

weist 30.06.2003 - 15:52
Yo, yo, yo, Yossarian! (Du bist doch der Typ von Heise, der reglemäßig mit die schönszten und besten Beiträge liefert? Jetzt auf indy? Cool!)

Sprache ist für mich ein lebendiges, evolvierendes Kulturprodukt, womit ich im Widerstand zu den Sprachschützern stehe, für die Sprache quasi eine kulturelle 'Essenz' symbolisiert, ähnlich dem idealistischen Speziesbegriff der klassischen Antike (ein Pferd ist nichts, was evolviert, sondern ein ewiges Etwas, das durch seine 'Pferdigkeit' definiert ist und so). Was cool wäre, wäre, wenn man allen Sprachen die Gelegenheit gibt, sich frei zu entfalten, und wenn sie dann trotzdem verschwinden, wenigstens den Kulturschatz an Vokabular, Legenden, Geschichten etc aufgewahrt. You win some, you lose some, und Indisch-Englisch, ostafrikanisches Pidgin und Stadtsprech sind letztlich auch nur Protosprachen, die sich aus Englisch respektive Deutsch entwickelt haben, aber mittlerweile (und beim ersteren Beispiel ist das mittlerweile auch wissenschaftlich untersucht) eine Eigendynamik entwickelt haben und von Sprechern der Ausgangssprache gar nicht mehr verstanden werden.

Biologische Arten entstehen halt über lange Zeit in denselben Gebieten (Inseln, Gebirge etc). Kulturelle Phänomene hingegen evolvieren bevorzugt an hot spots, deren geographische Lokalität einem wesentlich schnelleren Wandel unterworfen ist. Deshalb entstehen die neuen Sprachen auch nicht dort, wo die alten verschwinden (z.B. Neuguinea, Philippinen, Kaukasus).

sprachen

l@ve 02.07.2003 - 03:30
Ich stimme weist zu, und meine daß kleinere Sprachen eh keine Chance in einer (wie auch immer) globalisierten Welt haben.Ich finde das auch nicht weiter schlimm, da sich viele andere Slangs entwickeln werden. Vielleicht keine ganz neuen Sprachen (da es ja immer die referenz zu den Weltsprachen gibt) Vielleicht gibts es ja auch in 500 Jahren nur noch welt-pidgin, oder so. Mit einer Weltsprache wäre auch der Turm von Babel nich umgefallen.
Sprachschützer halte ich für konservative Spießer. Als ob man Sprache festnageln könnte. spackos

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