anarchistische demo in thessaloniki (bericht)

bericht zu den protesten gegen den eu-gipfel in (thes)saloniki
eine riesige uni-anlage wurde hier schon seit mehreren tagen besetzt. die uni-theologie von der anarchistischen initiative besetzt, die uni-philosophie nennt sich jetzt "black block squat", in einem anderen ist die medizinische-hilfe und indymedia-center (aus dem ich gerade schreibe), und auch andere teile wurden von verschiedenen gruppen besetzt. in den parks gibt es noch zwei exzellente volxkuechen (deren essen, mir meine mutter nicht vermissen laest;-)...

der gestrige tag war ziemlich chaotisch. zerstrittenheit unter den "griechische" gruppen, und dazu eine schlechte kommunikation (mit vielen fehlinfos).
am morgen wussten ich (und viele andere) nicht ganz was auf mich (uns) zukommen wird. es sah danach aus, als waeren viele auf stress mit den bullen aus, was dazu fuehren wuerde, dass der samstag "baden gehen" wird. doch die demo heute sollte mich ueberaschen...

mehrere tausend (ich schaetze ca. 3500) sammelten sich, unter leichtem regen, gegen 18:00 uhr, um richtung "migrantInnen-arbeiterInnen-viertel" aufzubrechen. mit jede menge schwarz-roten fahnen und extrem lauten sprechchoehren (wie mensch sie nur von fussball-stadien kennt) zog die anarchistische&libertere demo durch die strassen.
als wir richtung innenstadt zogen und mehrere banken zu sehen waren, dachte ich fuer einen moment, dass es jetzt abgehen wird. doch dem war nicht so. trotz militanter stimmung hatten sich die leute gut unter kontrolle. das einzige, wo sie sich nicht mehr halten konnten, waren ueberwachungskameras, von denen jede menge zerstoert wurde.
wenn bullen zu sehen waren, wurden ein paar meter vor ihnen (mit schlagstoecken) ketten gebildet, um somit die demo vor angriffen oder auch provokationen zu schuetzen.
die haesslich grauen waende von saloniki wurden unterwegs immerwieder mit graffitis und parolen geschmueckt.
irgendwo in der innestadt, traffen wir mit der anderen demo zusammen, die um einiges mehr war als wir. irgendwelche sekten, die in einer linie einen spaziergang machten (sorry, wenn ich es so runterspiele).
als der (mit 120.000 euro von der stadt subventionierte) spaziergang rechts einbog, konnten wir unsere demo fortsetzen.
bevor wir wieder zu den uni-anlagen kamen, schaetzte ich die demo auf ca. 6.000 ein...

(fotos:  http://thessaloniki.indymedia.org/front.php3?lang=en&article_id=12158#12183 oder allgemein unter thessaloniki.indymedia.org)

momentan ist eine relaxte stimmung im camp, die kommunikation hat sich auch verbessert.
es sieht so aus, dass morgen welche mit bussen zur mazedonischen=grenze fahren, weil dort 800 personen nicht durchgelassen werden. andere werden versuchen nach chalkidiki fahren (wo ja eigentlich der eu-gipfel stattfindet), um dort verschiedene aktionen durchzufuehren. wieder andere werden in saloniki bleiben und sich die restlichen ueberwachungskameras vorzunehmen.


fuer alle die noch die moeglichkeit haben nach tessaloniki zu fahren:
am samstag wird hier eine gewaltige anarchistische demo erwartet...



pS ein wand-spruch der mich beruerht hat:
"spuren deines herzens, sphuerbar in meinem... CARLO LEBT"
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Ergänzungen

mehr fotos

20.06.2003 - 01:08

mut, kraft . . .

nkotbb 20.06.2003 - 01:45
passt auf euch auf. fight fortress europe!!!

20.06.2003 - 11:34
der grund warum es bei der demo nicht zu ausschreitungen kam war das stickte konzept der organisatorInnen:
leute, die randalieren wollten, wie scheiben von supermaerkten einhauen oder pluendern gehen oder muelltonnen anzuenden wurden daran gehindert. ich wuerde also sagen, dass nicht jeder sich zusammengerissen hat, aber von den organisatoInnen daran gehindert worden ist, was ich sehr gut fand.
alles im allen eine superdemo!

@naja

20.06.2003 - 17:17
mensch muss dem ueberwiegenden teil der anarchistischen demo zugestehen, dass sie sich in zaun gehalten haben, obwohl sie recht militant sind. ich will damit sagen, wenn gruppen was machen haetten wollen, dann haetten sie es gemacht. die organisatorInnen hatten sowieso keinen ueberblick auf die demo. die ein-zwei provokatoere waren mehr laeherlich, als militant, und wurden von demonstrantInnen auch schnell auf den konsens ("heute keine krawalle") hingewiesen.
ich finde das die geruechte/vorurteile ueber die griechische militante-szene sehr buegerlich-negativ gepraegt ist. sie (damit meine ich einzelne personen bzw. gruppen) sind sehr wohl ueberlegt/abgesprochen und wissen was sie tun. o.k. die gruppe "new kids in the (black) block" gibt es immer. aber ich denke (falls keine provos oder bullen), dass sie einiges ueber den "schwarzen block" lernen konnten/werden.
mensch merkt einfach, dass in der aktionsform "black", die letzten jahre (vorallem genua) viele viel efahrung gesammelt haben, und das die postiv/negativ erfahrungen zu einer sichtbaren vaenderung fuehren.

Anarchosyndikalist 21.06.2003 - 04:02
Da wären wir wieder bei der Sachen von Sinn und UNsinn millitanter Aktionen.. Es gibt viele Aktionen, die sinnvoll sind und waren. Es gibt auch Aktionen, die absolut scheiße sind z.B Tante Emma Läden smashen, Mercedes BONZ oder die Abschiebehörde (in diesem Fall wohl passend) zu smashen, wäre hingegen wieder sinvoll.
Ich würde also nicht jede von den Spießbürgern verteufelte Randaleaktion als unsinnig definieren.

@ Anarchosyndikalist

xxx 21.06.2003 - 04:32
Ich würde es anders ausdrücken:

- es gibt sinnlose, dumme militante Aktionen (Tante Emma)

- militante Aktionen, die nicht wirklich schlimm sind, aber meist kontraproduktiv (Mercedesse, Banken)

- es gibt sinnvolle militante Aktionen, wie die Verteidigung geschaffener Strukturen, das Eindringen in die Rote Zone oder direkte Aktionen