GENF, 1.6.03 - nach smallman auch weitere journalisten beschossen

dwcdew 13.06.2003 01:07 Themen: G8 Globalisierung Medien Repression
Am 1.6.03, nach der friedlichen Grossdemo gegen den G8-Gipfel, wurde der Fotograf Guy Smallman durch Schockgranaten der Polizei schwer verletzt. In der folgenden Nacht wurden auch zwei weitere Journalisten mit Granaten beworfen.
folgt.
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CCDWC 13.06.2003 - 02:32
Guy Smallman wurde gezielt von Schweizer Polizisten mit Schockgranaten beworfen, in der Berichterstattung wird von einer regelrechten „Hasenjagd“ gesprochen. Eine der Granaten explodierte direkt an seinem Bein. Ein Orangengrosses stück seiner Wade wurde verbrannt und zerfetzt, der Wadenmuskel vom Knie abgerissen. Nur durch Intervention von Freunden des Opfers konnte eine Amputation des Unterschenkels verhindert werden, der Brite wird zeitlebens gehbehindert sein. Seine Karriere als Pressefotograf wird sehr schwer beeinträchtigt werden.

In der dem Vorfall folgenden Nacht fuhr eine Kolonne deutscher Wasserwerfer und Mannschaftswagen der Polizei samt Inhalt kreuz und Quer durch die Genfer Innenstadt. Vorneweg liefen Schweizer Polizisten in voller Kampfausrüstung.

Die Video –Sequenz zeigt, wie der Polizeikonvoi sich an einer Brücke in der nähe des Kultur- und Medienzentrums Usine aufstellt. Einige hundert Meter sammeln sich neugierige, angezogen von der Attraktion des grossen Polizeiaufgebotes. Die Mischung aus Jugendlichen Passanten und Anwohnern verhält sich ruhig und friedlich, etliche Personen sitzen sich unterhaltend auf den Randsteinen.

Zwei freie Kameraleute, als Journalisten gekennzeichnet durch Presseausweise, Kameras und eine neongelbe Signalweste mit dem Aufdruck „PRESS“, gehen den Polizisten entgegen. Auch die Polizei setzt sich in Bewegung, in Richtung des Menschenauflaufs. Wenige Meter, bevor die Polizisten die beiden Journalisten passieren, schlittern zwei oder mehr Beamte 5-6 Schockgranaten über den Boden, in Richtung der Kameraleute. Beiden gelingt es, von den explodierenden Granaten weg in Deckung zu rennen. Der Polizeikonvoi bewegt sich ohne Halt weiter auf den Menschenauflauf zu. Die Fusstruppe, aus der heraus mit den Granaten geworfen wurde, zeigt kein weiteres gesteigertes Interesse für die Kameraleute. Neben dem Konvoi, hinter den Fusstruppen, laufen weitere Neugierige und einige Journalisten. Die Polizei beginnt, ohne Vorwarnung grosse Mengen Tränengas und Schockgranaten gegen die Ansammlung einzusetzen. Die Leute stieben auseinander und Flüchten.

Im Folgenden fuhr der Konvoi weiter quer durch die Genfer Innenstadt. Permanent wurde mit Gas- und Schockgranaten geschossen, nach wenigen Minuten war die Luft auch in allen Seitenstrassen der umliegenden Viertel derart verseucht, dass atmen nur noch durch filternde Stoffe hindurch möglich war. Verlässlichen Quellen zufolge mussten die Gaste zumindest eines Restaurants in der Nähe für 15 Minuten in einen Kühlraum mit evakuiert werden, da das Tränengas unter den Türen durchquoll. Auch die deutschen Wasserwerfer wurden mehrmals eingesetzt, etwa 100 schwer ausgerüstete Polizisten aus Bayern wurden nahe einer Brücke als Abriegelung zu den Einkaufsstrassen postiert. Vereinzelt wurden inzwischen Scheiben eingeschlagen, aber der Grossteil der Menschen auf der Strasse beobachtete weiterhin nur das Treiben der Polizei.

Die Gruppe Bayrischer Polizisten rannte unvermittelt auf die Menschen auf der Brücke zu, wohl aufgrund eines plötzlichen Befehls, da einige Beamte sich noch im Laufen ihre Ausrüstung festzogen. Eine lange Kolonne leerer deutscher Mannschaftstransporter kam um eine Kurve und folgte den Beamten. Sie bewegten nun in mässigem Tempo über die Brücke und den Hügel hinauf, auf der Flussseite mit dem Hauptbahnhof.

Oben auf dem Hügel stoppte der Konvoi, die Beamten sperrten einen Strassenbereich ab. Offenbar war ein VW-Bus der deutschen Polizei von einem Molotov-Cocktail beworfen worden. Zumindest befanden sich Brandspuren am vorderen Rechten Kotflügel des Fahrzeuges, verletzt war augenscheinlich niemand, obwohl zwei Rettungswagen bereit standen.

Im weiteren Laufe der Nacht waren Greiftrupps der Polizei unterwegs, die auf ausserst brutale Art Menschen festnahmen und schwer misshandelten.

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