Die belgische Elite Teil 4: Die Affaire Marc Dutroux

Dschugan Rosenberg 10.06.2003 22:55 Themen: Gender Soziale Kämpfe
* 1989 wurde Marc Dutroux Dutroux wegen Entführung, Vergewaltigung, Verletzung und Beraubung von fünf jungen Mädchen im Alter zwischen 12 und 19 zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren verurteilt.

* 1992 ordnet Justizminister Melchior Wathelet (von ihm war gerade die Rede) persönlich die Entlassung von Marc Dutroux an. Von den 13 Jahren musste Dutroux also nur drei absitzen.

* 1993 berichtet ein Informant der Polizei, das Dutroux ihm Geld zwischen umgerechnet 3000 und 5000 Dollar für gefangene Kinder zahlen wolle.

* 1994 erteilt die Polizeibehörde Charlerois Marc Dutroux die Genehmigung für den Kauf eines Gewehrs vom Typ 22 LR.

* 1995 schreibt die Mutter von Dutroux an die Behörden, das Dutroux Kinder in einem seiner unbewohnten Häuser gefangenhält.

* 1995 berichtet der gleiche Informant wie 1993, das Dutroux Verliese für Mädchen errichtet, um sie später in die Prostitution zu verkaufen.
* 1996 wird durch Zufall, weil ein vermisstes Entführungsopfer in den Ardennen wohnt, Untersuchungsrichter Connerotte mit zuständig für die Ermittlungen. Auf Grund seiner Ermittlungen werden am 15. August zwei kleine Mädchen aus dem Kellerverlies eines Hauses bei Charleroi befreit. Vier weitere Mädchen wurden tot aufgefunden. Julie und Melissa, zwei der Mädchen waren in Grace-Hollogne gefunden, der Gemeinde, deren Verwaltung im Cools-Mord für die Mörder Einreise- und Identitätspapiere erstellten.

Weitere Verliese, an denen tschechische Kinder beteiligt waren, befanden sich im Bau. Marc Dutroux wurde gefasst. Daneben gelangten mindestens dreihundert für den Verkauf vorgesehene Videokassetten in den Besitz der Polizei. Connerotte sagt in einer geheimen Besprechung, das die Spuren zu Ministern und anderen hochgestellten Personen führen. Er würde bis zum Ende ermitteln, wenn man ihn ließe. Wenige Tage später am 14. Oktober wird Connerotte der Fall entzogen. Der lächerliche Grund: er sei auf einer Benefizveranstaltung für die Opfer anwesend und hatte dort einen Füllfederhalter als Symbol für die Aufklärung eines weiteren Opferfalls feierlich angenommen.

* 1998 lässt die Justiz Dutroux fliehen, er wird dennoch wieder gefasst und wegen während dieser Flucht begangener Straftaten verurteilt.

Wie das Fernsehmagazin Phoenix am 15.05.01 berichtete, wurden 17 Zeugen im Umfeld der Ermittlungen umgebracht. Auch Untersuchungsrichter Connerotte begeht angeblich Selbstmord. Ähnlich der Eindruck eines ARD-Fernsehteams im Jahr 2000: Bei den Ermittlungen gegen Dutroux haben die Zeugen Todesangst, die Kriminellen fühlen sich unangreifbar. Zeit zum Beseitigen von Zeugen ist da, denn der Prozess gegen Dutroux wurde bis heute herausgezögert.

Wie bei Cools ging man Spuren nicht nach: So wurden 4000 Haare, die sich im Auto von Dutrouxs Wagen befanden erst nach jahrelanger Verspätung und nur auf öffentlichen Druck hin untersucht. Auf einer wilden Kippe fuhren vier Autos an und Männer versuchten Kindersachen zu vernichten – die Polizei und der Staatsanwalt wurden informiert – doch die Zeugen, welche die Vernichtung beobachteten, wurden nicht befragt. Auf dem Konto von Dutroux gingen große Summen ein, doch die Polizei findet nicht heraus von wem usw.

Vor seiner Absetzung findet Untersuchungsrichter Connerotte heraus, das der Immobilienmakler Nihoul als Verbindungsmann der von Dutroux für die Endkunden erstellten Videos fungierte. Dutroux und Nihoul waren befreundet. Nach einem inzwischen umgebrachten Zeugen verschoben sie zusammen Autos, sie telefonierten und sie wurden zusammen am Wohnort der kleinen Laetitia ein Tag vor ihrer Entführung gesehen.

Blenden wir hier einmal an dieser Stelle die Details ein: Familie von Löwen macht Urlaub in den Ardennen in Betrix am Abend vor der Entführung der kleinen Laetitia. Die Familie hat auf einem Reiterweg eine Begegnung mit einer Gruppe von vier Personen in der Nähe des Schwimmbads. Nachdem ein Zeugenaufruf im Rahmen der späteren Ermittlungen verbreitet wird, geht sie zur Polizei und erkennt Nihoul, Lelievre, Dutroux und Martin auf Fotos wieder. Eine Gegenüberstellung mit Nihoul müsste jetzt stattfinden, doch sie unterbleibt von Seiten der Polizei. Dann erfährt die Familie von Löwen im Radio, das sie als Zeugen angeblich die Gegenüberstellung mit Nihoul abgelehnt habe. Ihr Dementi wird jedoch nicht im Radio übertragen.

Für den Tag der Entführung lieferte der vorbestrafte Rechtsanwalt Michael van der Elst ein Alibi. Elst war vor Jahren in eine „Pseudo-Entführung“ von van den Boeynants (rosige Balette) verwickelt. Mit dieser Inszenierung gelang es dem Altpaten, verdeckte Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit abzubrechen. Moriau, Leiter einer Detraux-Untersuchungskommission sagte der ARD im Jahr 2000: "Nihouls Anwältin hat vom Tag seiner Verhaftung an den Ton angegeben. Sie hat nicht gesagt, mein Mandant ist unschuldig, nein, sie hat auf seine guten Kontakte verwiesen, Nihoul käme schließlich aus einflussreichen Kreisen. Das ist doch wohl eine seltsame Verteidigung."

Als Organisator von Sexparties für die feine Gesellschaft sagt Nihoul selbst: "Ich traf Minister und Richter auf den Sexpartys, Leute in den höchsten Positionen, wichtige Personen aus der Wirtschaft und ich traf Mitglieder des Adels".

Moriau als Leiter des parlamentarischen Dutraux-Untersuchungsausschuss kommt zum Schluss, dass Dutroux und seine Komplizen gedeckt wurden. Immer wieder werden Untersuchungen behindert, immer dann, wenn es konkrete Spuren, konkrete Namen gibt." Heute haben die Zeitungen wieder berichtet, dass Verhörprotokolle aus den Gerichtsakten verschwunden sind, und zwar jene, die die Verbindung zwischen Nihoul und Leliefre beweisen - immer dasselbe, was?", fragt Moriau. Und es gibt weitere Zeugin. Die in ihrer Kindheit schwer missbrauchte Regina Louf erkennt Nihoul im Fernsehen wieder und geht zur Polizei. "Als ich Nihoul im Fernsehen wieder sah, war es, als ob die Jahre dazwischen nicht mehr existierten. Ich begriff, er hatte tatsächlich weiter gemacht, mit neuen Kindern als Opfer, das war ein grauenvoller Moment für mich", sagt Regina Louf. "Nihoul ist die ideale Besetzung für ein Netzwerk von Pädophilen. Ich kenne ihn, kenne viele dieser Typen - jovial, umgänglich, ein wenig intellektuell."
1996 berichtet sie in vielen Details von Kindersexparties u.a. in Belgien im Ort Knokke. Die Zeugin Maud Sarr berichtet von Kindern aus Knokke, von denen niemand wusste woher sie kamen. Weitere von Louf angegebene Namen tauchen auch auf der Pinon Akte auf (siehe oben unter rosige Balette). Das Nihoul bei Dutroux ein und aus ging und gemeinsam in illegale Autoschiebereien verwickelt waren, wurde auch durch andere Zeugen wie den inzwischen ermordeten Schwiegersohn der Familie Jauparts bestätigt. Seit ihrer frühesten Kindheit wurde Regina Louf brutal missbraucht, zunächst in der eigenen Familie, dann von Mitgliedern eines Pädophilenrings, zu dem nach ihren Aussagen auch Dutroux und Nihoul gehörten. Genaue Beschreibungen von Örtlichkeiten und makaberen Details lassen sie zunächst zur wichtigsten Zeugin werden. Als sie aber Nihoul schwer belastet, wird sie von Justiz und Presse für verrückt erklärt - allen psychiatrischen Gutachten zum Trotz. Ihr Zuhälter gesteht später, mit einem Schlüssel zum Elternhaus jederzeit über Regina verfügt zu haben. Trotz dieses Geständnisses und obwohl die wichtigsten Ermittler Regina für glaubwürdig halten, werden ihre Aussagen nicht mehr weiter verfolgt (Quelle ARD 2000).

Auch die inzwischen umgebrachte Lebensgefährtin von Dutroux Michele Martin, welche die Kamera bei der Kinderporno-Produktion bediente, belastete Nihoul. Und es gibt noch weitere Zeugen wie den umgebrachten Barbesitzer Piro aus dem Rotlichtviertel in der Philipeville Road, ein paar Meter neben einem der Detraux-Häuser.

Der Polizeibeamte De Baets, der Regina Louf als erste vernahm, sagt: "Sobald man gegen Pädophilie vorgehen will, stößt man auf ein System von Protektionen und bekommt sofort Probleme. In Belgien hat der größte Teil der Presse die Opfer und die Ermittler lächerlich und unglaubwürdig gemacht um selbst eben keine Probleme zu bekommen" Manipulierte Zeugenaussagen, Beweise, die verschwinden, Verleumdungen: Mit allen Mitteln hat man versucht, die Ermittlungen zu sabotieren.

Blenden wir noch eine andere Quelle ein: Der Polizist Christian Dubois erhält zahlreiche Hinweise von besorgten Eltern und Lehrern, das Männer in einem weißen Mercedes Kinder in der Nähe von Schulen in Mons, La Louvière, Charleroi, Couvin, Thuin, Chimay, and Beaumont beobachten. Dubois findet heraus, das das Auto zu einer Metallfirma in der Nähe der französischen Grenze gehört. Deren Besitzer ist mit Nihoul bestens befreundet und managt den Dolo-Club, in dem Sexorgien der feinen Gesellschaft organisiert werden. Der Besitzer des Dolo erklärt besipielsweise, dass er Sexparties im Schloß von Faulx-les-Tombes organisiert hatte und das Gelände durch Polizisten abgeschirmt wurden, die zum Wachdienst eingeteilt wurden. Auf der anderen Seite ist Nihoul einem hohen Beamten durch Kontakte mit dem Justizminister bekannt geworden. Der Mann für allen denkbaren Service bewirkt durch seine Kontakte in die Verwaltung, das schon mal ein Steuerverfahren gegen Freunde aus dem Showgeschäft niedergeschlagen wird. Und er ist derjenige, der die sadistischen Videos bei Dutroux abgeholt und in die feinen Kreise verscherbelt hat, die ihn schützen. Er reist mit Dutroux zur Entführung von Letitia an und wird dort gesehen. Und er ist derjenige, der solche Lolitasklavinnen vermittelt hat. Selbstverständlich läuft er frei herum wie man auch van den Biest nach dem Cools-Mord frei herumlaufen ließ. In beiden Fällen wurden alle harten Fakten, die auf dem Tisch liegen durch den Untersuchungsrichter Connerotte der in beiden Fällen gestoppt wurde, seine Ermittlungen zu Ende zu führen und nun tot ist.



** Nachtrag **



Mord, Waffen- und Menschenhandel schweißen Eliten zusammen. Belgien zeigt auch die Verfilzung der europäischen Sozialdemokratie, die SP ist Schwesterpartei der SPD. Ähnliche Verhältnisse im aktuellen Pädophilenskandal in Portugal. Nach den Aussagen von missbrauchten Jungen war ein Vorsitzende der Sozialistischen Partei anwesend, als taubstumme Buben missbraucht wurden. Geliefert wurden die Kinder aus den staatlichen Heimen der Organisation Casa Pia.

Ob christsozial oder sozialdemokratisch, nach den Worten von Connerotte sind Polizei und Justiz und die staatlichen Apparate zum Instrument dieser politischen Elite geworden ist. Ihre Sicherheitspolitik mit dem „Aufstellen von Überwachungskameras zum Aufklären von Verbrechen“ ist wirkungslos. Denn wenn ihre Schergen Sado-Videofilme mit entführten Kindern drehen, ist es die gleiche Elite, die dafür sorgt, das die Bänder unter Verschluss genommen werden wie früher die Akte Pinon (siehe Teil 1).

Untersuchungsrichter Connerotte hat deshalb gesagt: „Das politische System und die Justiz sind auf allen Ebenen mit dem organisierten Verbrechen völlig verfilzt.“ Und ein ehrlicher Polizist aus Belgien, Aimé Bille, fügte dem hinzu: "Wir müssen gegen alle kämpfen, gegen die Richter, gegen unsere Hierarchie, gegen die Presse, selbst gegen Politiker, wir haben alle gegen uns."

Teil 1:  http://de.indymedia.org/2003/06/54174.shtml
Teil 2:  http://de.indymedia.org/2003/06/54175.shtml
Teil 3:  http://de.indymedia.org/2003/06/54177.shtml
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Melchior Whathelet

Harald Schmitt 21.06.2003 - 00:07
Ich bin sicher dass ich auch einer Opfer dieses Whathelet bin ,
ich wurde 1993 verurteilt fur eine sache in welcher ich feste Bewiese habe dass Leute mit hohen Geldsummen bestochen wurden und ich dadurch meine arbeit in europ. Parliament als Beamter verloren habe ,kurz vor der Gerichtsverhandlung hatte sich eben dieser Whathelet nur zufallig mit meinem Rechtsanwalt getroffen ,Ich war der festen Uberzeugung dass es eine Absprache gab ,
mich nicht zu verteitigen ,ich warte seit 6 Jahren auf eine Gerichts Verhandlung um die Vorfalle von 1993 zu klaren
bisher hat de Justiz festgestellt das die damaligen Anklager gelogen Haben ,Weiterhin ist festzustellen Dass das Europ.Parlament meinen Ehemaligen ArbeitsKollegen Andreas Katzow im Europ. Parlament schutzt obwohl feststeht dass er das gericht angelogen hat
Ich persOhnlich habe durch die Mafiamachenschaften einen persohnlichen verlust von uber 5 000 000 DM

Formulierungsfehler

Dschugan Rosenberg 04.07.2003 - 21:16
Leider sind mir einige abgebrochene Sätze und Formulierungsfehler aufgefallen. Der gesamte Artikel ist natürlich ohne Geld und mit wenig Zeit entstanden. Viel Material stammt aus französischen und belgischen Quellen, von denen ich natürlich auch abgekupfert habe.
Es ist wichtig das sich Linke, Frauenbewegung und Bürgerrechtler zusammentun, um die Zwangsprostitution nicht nur von Kindern sondern auch von Erwachsenen zu brechen.

Noch ein Fehler

Dschugan Rosenberg 01.03.2004 - 17:40
Noch einer meiner Fehler: Michele Martin ist nicht umgebracht worden.

Noch ein Fehler

Bro 22.04.2004 - 17:34
Connerotte hat sich nicht umgebracht, er hat vor wenigen Wochen noch im Prozess ausgesagt; das war der damalige Staatsanwalt!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Das es so ist, ist es so? — Kinder hoch...