Innenstadtaktion Giessen

Ausgangspunkt der Samstagsaktionen war der Streit um die neue Gefahrenabwehrverordnung in Giessen. Doch die Thematisierung wurde breiter, Etappen waren nach dem Protest gegen die Verabschiedung selbst die Polizeiaktionen in und um Gießen, die Kameraüberwachung, die technische Zerschlagung der Projektwerkstatt, die Vertreibung von Obdachlosen usw.
Am heutigen Samstag versammelten sich Aktivistis in der Innenstadt. Musik, Herum“lungern“ und mehr war angesagt. Ein paar eher harmlose Scharmützel gab es am Treffpunkt „Drei Schwätzer“ mit dem Ordnungsamt und einem sehr dubiosen Infostand am gleichen Ort (siehe Foto mit Emblem ... professionelle „schöne“ Männer quatschten Frauen zwischen 20-30 Jahren an, texteten sie mit Vergewaltigungs- und Kindesmissbrauchgefahren zu, um dann Todesstrafe und härtere Strafen zu fordern. Etliche wurden Mitglied).
Eine kleine Gruppe hatte ein verstecktes Theater vorbereitet. Eine Person im Bullen-T-Shirt gibt als „Abt. Zivilschutz des Sicherheitsdezernenten“ auf Menschen auf Bänken zu und erklärte ihnen das Sicherheits- und Ordnungskonzept, nach dem die Innenstadt so aussehen sollte, dass Menschen zum Konsum angereizt werden. Daher sollte in Zukunft nicht länger als 10min am Stück auf einer Bank gesessen werden. Damit ständige Nachfragen überflüssig sind, gäbe es die neue Sitzuhr, die mensch auf den Schoß oder die Bank neben sich legen könne mit eingestellter Uhrzeit.
Auf der Bank oder daneben standen weitere Personen aus der Theatergruppe, was aber nicht zu erkennen war. Sie diskutierten mit und auch nach dem „Abgang“ des „Polizisten“ mit dem Menschen dort weiter. Das wäre noch deutlich ausbaufähig – aber leider (wie üblich) waren nicht viele Leute für solch eine direkte Aktion zu gewinnen. In der Masse ist es leichter, darum gibt es ja auch kollektive Identitäten und Völker ...

Die Erfahrungen der Gespräche waren durchaus interessant:
- Nur selten wurde angezweifelt, dass es sich überhaupt um einen Polizisten handelte, obwohl die Verkleidung nur begrenzt echt wirkte. Aber das entschlossene Auftreten und formalistisch-autoritäre Sprache bewirken dann doch, das Menschen eingeschüchtert wurden.
- Die ganze Szene wurde nie aufgeklärt, aber die Sitzuhr selbst enthält auf der Rückseite eine Erklärung der Aktion.
- Die meisten der angesprochenen Personen kamen nicht aus den bürgerlichen Eliten. Demokratie und Polizei waren folglich nicht so beliebt wie das im Bildungs- und LinksbürgerInnentum ist. Aber die Autorität wirkte doch. Die Menschen waren für Überwachung, Kamera, Sicherheit und Ordnung. Die meisten fanden auch die Sitzuhr sinnvoll – aber eben nur nicht für sie (irgendwie war jedeR eine Ausnahme).


Nächste Termine
- Dienstag, 10.6., (der nach Pfingsten) im Infoladen Giessen: 18 Uhr Besprechung zu den Anklagen gegen Projektwerkstättler und kreative Aktionen bei den Gerichtsprozessen ( http://www.de.indymedia.org/2003/06/53891.shtml). 19.30 Uhr Besprechung zu weiteren Innenstadtaktionen und Utopien-Zeltlager Ende August. Anschließend: Vokü.
- Demo gegen Abschiebung am 20.6. ( http://www.no-border-no-nation.de.vu) in Gießen sowie mehrere Demos und Aktionen gegen Burschenschaftsfeste in Gießen und Marburg ( http://www.ak44.de.vu).
- Utopien-ZeltStattGiessen Ende August mitten in Giessen – die Aktion des Sommers ( http://www.abwehr-der-ordnung.de.vu)