eindrücke vom "schwarzen block" in lausanne

m.l. 04.06.2003 20:15 Themen: G8 Globalisierung
als pazifist, gerat ich am sonntag ungewollt in den "schwarzen block", so wie ihn viele nennen...
eigentlich wollte ich am sonntag in genf sein, wo viel meiner freunde waren, aber aus verschiedenen gründen musste ich in lausanne bleiben. da der pink/silver-block, die ja bekanntlich gewaltlos demostrieren, schon weg war, als ich beim treffpunkt ankam blieb mir im dem moment nicht mehr viel übrig, als mit den "blackys" mitzumaschieren. ich fühlte mich unwohl in einem grossen haufen von leuten die anfingen von wohnblöcken müllkontäner einzusammeln und plakattafeln runterzureisen, die später für barrikaden dienen sollten. ich hätte mich von ihnen distanzieren können, doch wollte ich selber erleben wie der vieldiskutierte mythos "black block" agiert. ich kannte sie nur von den medien, und war ein gegner solcher gewaltbilder...
die bekannten bilder liessen nicht lang auf sich warten. bei der ersten blockade-aktion, bei einem kreisverkehr, wurden die barrikaden errichtet und in brand gesetzt. eine orientierungslose gruppe von polizisten, die den anschein erweckte was dagegen tun zu wollen, wurden mit feuerwerks-raketen angegriffen, einer der politzisten ging das feuer unter die ausrüstung, sodasss sie zuerst ihr eigenes feuer löschen mussten. vielleicht war das gar nicht beabsichtigt, dass der polizist in feuer aufging, doch war die aktion einfach dumm, und brachte gar nichts...
die erste shell-tankstelle war in kurzer zeit randaliert und ausgeplündert worden. ich konnte es nicht lassen und musste einen von den "blackys" zur rede stellen, mit der befürchtung, dass sie (oder war es doch ein er?) gleich damit argumentiert, dass ich ja zu einem gewaltlosen block gehen könne. doch dem war nicht so, sie argumentierte damit, dass es eine symbolische aktion sei, und das tankstellen, wie auch banken, so hoch versichert sind, dass es für den/die pächterIn keinen schaden hat. sie meinte sogar mit einem lächeln, dass der/die pächterIn der tankstelle, die restliche ware, was stehengelassen wurde, selber mitnehmen kann, und der versicherung als gestohlen melden könne. Naja da konnte ich mir das lachen nicht verkneifen...
es sollte noch lustiger werden.
die szenen, die ich dann kurz darauf beobachten konnte, zerstörten meine negative einstellung zum "schwarzen block".
total schwarz bekleidet, vermummt, mit gasmasken gingen sie auf passanten zu, die zuerst ängstlich waren, und verteilten die mitgenommen waren aus den geplüderten tankstellen. kinder bekamen süssigkeiten, erwachsenen zigaretten. eine alte dame, von der manN erwartet hätte, dass sie sich vor angst in ihre wohnung verbarrikadiert, stand am strassenrand. ein/e balcky ging auf sie zu, und schenkte ihr, aus einem hotelgarten gepflückte blumen. ein/e andere/r küsste ihr sanft die hand, und wollte wahrscheinlich damit zeigen, wie sehr er/sie es schätzt, dass sie sich mit den "bösen buben und mädchen" solidarisiert. sie winkte noch eine weile lang dem "schwarzen block" zu (sieht man auch auf einem veröffentlichten video  http://de.indymedia.org/2003/06/53164.shtml).
Solch mitreissende "robinhood szenen" konnte ich immer wieder beobachten, die mir und vor allem dem "volk" von lausanne sicherlich lange in erinnerung bleiben werden...
es gab dann aktionen die ich nicht verstehen wollte, und zwar dass die hydranten aufgeschraubt wurden, und tausende von liter wasser die strassen herunter floss. das wasser sollte dazu dienen, die gasbomben die die polizei immer wieder auf den block schoss, zu erlischen und somit untauglich zu machen. die idee war zwar erfolgreich, doch kann und will ich nicht verstehen, dass soviel wasser, was wo anders zu kriegen führt, einfach dahin fliesst...
in diesem stil ging die demo weiter, es wurden an kreuzung barrikaden/blockaden errichtet, kapitalistische symbole zerstört, den passanten güter und blumen verteilt. die polizei konnte nicht viel ernsthaft entgegen wirken. mir kam es schon fast so vor, als hätten sie angst gehabt, den block zu stürmen...
als ich hörte, dass der pink/silver block, ein paar meter vorne an einer strassenblockade sei, eilte ich dorthin. sie waren in sichtweite, als ich sah, wie die polizei haufenweise gas in die menge schoss, und diese dem gas ausgeliefert waren. sie kamen bzw. wurden immer schneller in die richtung gedrängt, wo sich der "schwarze block" aufhielt. irgendwann vermischten sich beide aktionsformen, sodass beide aus ihrem konzept kamen. die blackys waren einwenig verwirrt und die pinkys waren so sehr vom gas geschwächt, dass sie kaum motiviert waren weiter zu demonstrieren. später hatten die pinkys ein meeting im offiziellen milan-camp, wo viele von ihnen grundlos festgenommen wurden (es gibt einige artikel die beschreiben, was dort vor sich ging).

ich werde bei der nächsten demo sicherlich nicht beim "schwarzen block" mitmachen, weil ich meinen portest nicht mit gewalt austragen will. eines muss ich jedoch ehrlich sagen, mein bild von dieser aktionsform war sehr von bürgerlichen medien und meinem pazifistischen freundeskreis geprägt. was ich in laussane gesehen und erlebt habe, hat mir gezeigt, dass ein grossteil dieser leute wissen was und warum sie etwas machen. ja ich kann sogar sagen, dass ich eine gewisse sympatie für sie entwickelt habe...

ich bin optimistisch und glaube das unsere vielfältigen proteste, die legitimität des g8 (und des kapitalismus im allgemeinen) platzen lassen wird.
in diesem sinne AUF NACH THESSALONIKI!
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Ergänzungen

tut gut sowas zu hören

eine 04.06.2003 - 20:39
merci!
hier beginnt die(neue)andere, "bessere" welt.

schöner bericht

autonom 04.06.2003 - 20:45
kann ich als militanter linker bestätigen.

leider muß ich aber hinzufügen, daß es dazwischen sehr viele scheiß-aktionen von verpeilten leuten gibt, was mit militanter linker politik nichts gemein hat !

in diesem sinne :

für vermittelbare, verantwortunsgvolle militanz,

für respektvolles nebeneinander der aktionsformen.

gegen kapitalismus

gewalteskapaden - mit welchem zweck?

M 04.06.2003 - 20:48

ein hervoragender artikel die die sinnlosigkeit und hirnrissigkeit dieser pubertären gewaltexzesse zeigt.

das unprovozierte gewalt [ich gehe durch eine straße und kille hydranden, zünde tankstellen an und baue barrikaden...] zu reaktionen führt die DANN auch unschön ausfallen können - muss man sich da so sehr wundern?

sie mögen noch soviele bonbons verteilen, das bild das bleibt - und zwar leider immer verallgemeinert auf ale demonstranten - ist das bild des chaos und der dümmlichen gewaltexzesse.

und die alten mütter können sich deiner meinung nach gefreut haben wie behauptest - frag die 'normalen genfer' was sie so von ihrer zertrümmerten innenstadt halten, oder den pächter der jetzt nur ärger am hals hat (auch wenn er letztlich seinen job doch nicht verliert ist es eher keine angenehme zeit, das wirst du einsehen, oder?), oder den dessen mülltone und auto in flammen stehen und dessen laden der seine existenz bildet geplündert und zerstört ist. berichte über all das gab und gibt es zu genüge, und auch du hast es ja live miterlebt wie man anderen schadcen zufügt, um gleichzeitig vorzugeben anderen helfen zu wollen.

wenn sich die friedliche kritik mit ihren festen und happenings nicht von den randalierern lossagt, dann werden andere die zukunft gestalten, wenn es gut geht dann kritiker von anderen seiten (gewerkschaften etc.), wenn es nicht gut geht dann großunternehmer und machpolitiker a la berlusconi und bush.

@

besser durchlesen 04.06.2003 - 21:14
es ist auch von lausanne die rede, und nicht von genf oder genua oder argentinien oder irak oder den hirngespinsten in deinem kopf

@angeblicher pazifist

autonom und militant 04.06.2003 - 22:01
"wenn sich die friedliche kritik mit ihren festen und happenings nicht von den randalierern lossagt, dann werden andere die zukunft gestalten"

die bullen freuen sich über leute wie dich...
dann wird ehrbarer pazifismus zur systemkonformen strömung verklärt, und das kanns nicht sein.

ein respektvoller gruß daher an ehrliche pazifisten und graswurzelanarchistinnen.

gegen spaltung
für viele aktionsformen gegen die verhältnisse



+++++++++dieses system ist strukturelle gewalt+++++++++

Und Militante wie ich...

egal 04.06.2003 - 22:26
...haben auch schon viele saugute und konstruktive Gespräche mit Pazifisten geführt. Leider sind die Leute, die aufeinander zugehen können bei beiden Seiten in der Minderheit, dabei könnte man so viel voneinander profitieren.

Ahhhh....

Warhead 04.06.2003 - 22:37
...schööööööööön,das geht runter wie Honig.
Man müsste jedem Militanzkritiker einen Platz,quasi als Seminar,in einer autonomen Reihe verpassen.Klar das die Teilnehmerzahl der Seminaristen begrenzt werden müsste,aber es gibt ja G8,Weltbank und ähnliche Treffen die sich für ein Seminar des praktischen Widerstandes anbieten würden.
Nicht das aus lauter Pazifisten plötzlich Hardcoremilitante werden,aber die Müslis würden wichtiges lernen...ÜBERLEBEN...Das Gas,die Schläge,den Knast und die üblichen Begleiterscheinungen trifft immer die welche beständig "Keine Gewalt"blöken.So bleibt immer nur reagieren,anstatt zu agieren wo es aus der Stärke heraus geboten ist.Hat auch sonst nichts mit kopflosen,unkonzertierten Schwachmatenaktionismus zu tun wo Steine aus der dritten Reihe fliegen,und völlig sinnlose Barris gebaut werden

Naive Denkschemata minderbemittelter Geister

Roger 04.06.2003 - 22:45
> und das tankstellen, wie auch banken, so hoch versichert
> sind, dass es für den/die pächterIn keinen schaden hat.
> sie meinte sogar mit einem lächeln, dass der/die
> pächterIn der tankstelle, die restliche ware, was
> stehengelassen wurde, selber mitnehmen kann, und der
> versicherung als gestohlen melden könne

Das ist eine sehr naive Auffassung von Leuten, die selbst wohl nie etwas dergleichen aufgebaut haben. Sonst wüsste man wieviel Mühe und Risiko in einem Geschäft steckt und hätte ein bisschen Achtung vor fremden Eigentum. Mit denselben Argumenten versuchen Einbrecher u.ä. Kriminelle sich zu rechtfertigen: die Versicherung zahlt alles. Zahlt sie etwa auch den Inhalt verlorener Geschäftsunterlagen, Computerfestplatten, einen Ausgleich für psychischen Schmerz?

Wieviel persönliche Mühe in einem Geschäft steckt weiss wohl weder du noch jemand der Egotripfaschos genannt Blacks zu schätzen. Wie denn auch, ohne eigene Erfahrung, ohne je die andere Seite erlebt zu haben.

Wie würdest du es sehen, wenn deine Wohnung von den Bullen oder durchgeknallten jugendlichen Egoisten verwüstet wird mit dem Argument, du hättest ja eine Hausratversicherung. Dinge die einem persönlich viel bedeuten müssen nicht unbedingt geldwert sein. Ein Geschäft zu führen ist mehr als nur Waren zu verwalten.
Und der Versicherung muss der Schaden bis ins kleinste belegt werden, man bekommt niemals seinen ganzen Schaden ersetzt. Und die Beiträge tragen wir alle mit.

Bitte, verschone uns mit solch armseligen Rechtfertigungsversuchen dass das alles halb so schlimm ist der bösen kapitalistischen Tankstellenpächterin den Laden kaputtzuhauen. Wahrscheinlich tankst du deinen Wagen morgen wieder bei Shell mit billigem Sprit aus nicht-G-8-staaten voll, um dir das nächste Happening zu gönnen.

jawoll, weiter so

connect 04.06.2003 - 23:02
das macht irgendwie mut
nach dem ganzen antiimp-antideutsch scheiss endlich wieder mal postings von leuten, die einheitsfront richtig deuten und nicht ala "linksruck" oder ala "das ist ja alles antisemitisch - da mach ich nicht mit - heul".
rund um evian gab es kämpfe unterschiedlicher art. das ist unsere stärke, die multitude. zuhause können wir uns ja gern zoffen, wenn wir die aktionen dabei nicht vergessen, aber in evian konnte man auch nur deshalb eine ganze woche kämpfen, weil das backup gestimmt hat. sogar auf den blockaden gab es essen und vor allem wasser, das haben leute verschiedenster spektren genmeinsam aufgebaut und das ist gut so und vor allem effektiv.

lasst uns aus den fehlern lernen und gemeinsamkeiten suchen, das macht uns stark.
es läuft so viel mist über diesen globus, da sollten wir uns nicht gegenseitig wegdissen.

für eine emanzipatorische bewegung
bunt und entschlossen

geht nicht um emotionale einzelschicksale...

...sondern um die symbolik. 04.06.2003 - 23:23
mir ist es gelinde gesagt scheiss-egal ob ein mensch in einem oder dem reichsten land der erde mit viel herzblut einen laden oder sonstwas aufgebaut (wobei solche gar nicht attackiert wurden)und in lausanne oder ähnlichem zerstört bekommen hat.
trotzdem waren es fast nur filialen von grosskonzernen.nix kleiner privatbesitz.
all dieser reichtum wurde in jahrhunderten durch ausbeutung und unterdrückung von menschen auf der ganzen welt geschaffen.
es geht um das grundsätzliche in frage stellen des herrschendem systems.
dieses heißt nun mal kapitalismus,polizeistaat und ständige unterdrückung durch strukturelle + physische gewalt.
deshalb finde ich es absolut in ordnung durch militanten aktionen eine grundsätzliche + damit natürlich auch radikale kritik zu formulieren.
es gibt nicht ein paar fehler im system,das system an sich ist der fehler.
das kommt gerade durch eine schöne militante demo zum ausdruck.
nicht diskutieren , mal drüber reden....
einfach kaputtschlagen , finde ich an sich genügend ausdruck der kompletten ablehnung dieser gesellschaft.

Zu der Wasser Geschichte

Püp 04.06.2003 - 23:34
Zu der Geschichte mit der Wasserverschwendung fällt mir ein Liedtext von But Alive ein der doch recht gut dazu passt.


Ich war wohl so um die acht jahre alt doch ich werd es nicht vergessen
es war in diesem städtischen kindertagesheim, nach der Schule immer ein essen
und wenns mal wieder, mal wieder soweit war, dass ich sagte: "Dieses Essen hier ess ich nicht!"

Denn mit meinen acht jahren damals fand ich blattspinat ganz schön ekelig
dann gab es diese erzieherin die mit ihrem selbstgestricken wollpulli ankam und immer wieder das selbe sagte:

"Oh komm schon sei artig ess alles auf denn in Uganda verhungern die Kinder
wir sollten alle viel dankbarer sein denn in Uganda verhungern die Kinder"

ich hab mich mit meinen acht Jahren schon so gefragt was verdammt nochmal das Kind jetzt davon hat
Ob ich diesen ekelhaften Blattspinat esse oder nicht ob ich ihn esse oder nicht

Sie wollte halt nur das wir groß und stark werden, während irgendwo die Menschen sterben,
dass wir uns alle gut und sinnvoll ernähren und ihre humanistischen Werte lernen

Ich frag mich, wo sie heut wohl ist was sie heut wohl macht
ob sie immer noch ihren pulli hat
ich mein es wär garnicht mal unwahrscheinlich

der black block...

nobel 04.06.2003 - 23:35
...verschenkt bonbons an kinder. das ist fantastisch. da brauchen wir ja dann bald die caritas nicht mehr. und ob eine ganze bewegung unter deren krawallgeilheit leidet oder nicht, scheint in den hintergrund zu treten. solange die kinder bonbons und die rentnerinnen blumen bekommen. vielleicht sollten die "blackys" (wie romantisch) ja den friedensnobelpreis bekommen.

Haha Roger

Antikapitalist 04.06.2003 - 23:44
"Achtung vor fremden Eigentum"

Genau, Achtung vor dem Kapital!

el pueblo unido...

Blockierer 04.06.2003 - 23:53
Ein wirklich anschaulicher Bericht, der zeigt, wie gut es ist, sich die Dinge selbst anzuschauen.
Wenn es wirklich immer so schön klappen würde, DemonstrantInnen der verschiedenen militanzstufen zu gemeinsamen Aktionen zu bringen, wie es z.B. bei der Blockade Annemasse-Evian hingehauen hat, könnten wir wirklich etwas erreichen!!! (sofern wir es endlich schaffen diese scheiß (polizei)spalter zum schweigen zu bringen)
Beenden wir endlich diese ewige Gewaltdiskussion!
Jede der Aktionsformen, ob pazifistisch oder eben mit politisch motivierter Gewalt, ist gleich wichtig, wenn sie beide auf einander abgestimmt reagieren sind sie sogar richtig mächtig.
Und wenn wir es hinbekommen,das jedEr vorher weiß wo welche Form der Aktionen stattfindet wird auch niemand mehr vor den Kopf gestoßen.
Ich denke wir sollten unsere Kraft dazu aufwenden dies zu organisieren, wie jeder seine für sich gewählte Aktionasform ausüben kann ohne andere zu behindern oder selbst behindert zu werden.

Wenn es so etwas wie einen "Geist von Evian" gibt, dann meiner Meinung nach den, dass wir sehr sehr viel erreichen können, wenn wir uns nicht spalten lassen!


--> und ich finde das plündern von Tankstellen ist ein berechtigtes zeichen! ich habe noch in keiner eine irgendwie persönliche einrichtung gesehen, die schauen doch eigentlich alle gleich aus. Und vielleicht macht sich der die Pächter Pächterin ja nun einmal gedanken, ob er nicht doch nen CoffeShop aufmachen will und sagt seinen ehemaligen Bosse, was er von Ihnen hält, dass sie ihm den Stress eingebracht haben! Damit wäre doch auch schon wieder ein wenig getan um die welt zu verändern...;-)

leider wahr

blarge 04.06.2003 - 23:54
an symbolik
glaube (bei allem respekt vor den anderen einsendern) daß symboliks artikel die ganze wahrheit ist.
nur hätte ich ganz gern etwas mehr mitgefühl für alle- weil ich manchmal selber leide. anererseits: ist die natur an sich nicht gnadenlos??? brutal teilnahmslos neutral?
wo ist religion? und dann aber: soll sich der größte teil
der menschheit von einem winzigen kreis abzocken, verarschen, irreführen und de- evolutionieren lassen?

G8

MrPizza 05.06.2003 - 02:58
Dieser Gipfel hat meine persönl8iche meinung zum Black block SEHR geändert. Bisher dachte ich, das wären nur randalerer. mittlerweile glaube ich, dass es millitante sind, die meistens gezielte aktionen ausführen, teilweise durchaus unterstützbar sind und ein wichtiger teil unserer bewegugn sind, auch wenn ich persönlich eher ein pinkie wäre. soviel von nem besoffenen ^15 jöhrigen schüler ;)

schnief

s.l. 05.06.2003 - 03:45
danke für diese objektive betrachtung, einer wie sie selber schreibt eher pinken...
das ich sowas in der heutigen "linken" noch erleben darf, ich hätts fast nicht mehr geglaubt. ehrlich.

an alle pseudopazifisten... nun es ist immer einfach in den bürgerlichen mainstream einzutauchen, klar, so verliert ihr nicht eure letzten privilegien. ihr macht nix, die tun euch auch nix, ausser n bisschen lachen. mal ehrlich, wenn ich einer von den "mächtigen" wäre, gott bewahre, ich würd mit ner lustigen tofu-würstchen-bude angefahren kommen, vor euch n bisschen auf die tränendrüse drücken, n lustiges lied singen, danach nehmen wir uns alle in den arm und weinen ein bisschen. dann fahr ich zu meinesgleichen und lach mich schlapp, während ich mein vermehrwertetes geld zähle. tofu kost ja auch was ne.
ihr seid die spalter, und im übrigen nicht die "antideutschen". will gar nicht davon anfangen wieviele da gewesen sein könnten, aber nicht in pink. solltet nicht immer über bahamas lästern, sondern sie auch mal verstehen. da sagt keiner was von dies und das kaputt machen wäre latent... und so weiter, aber es kommt darauf an, wie es begründet ist. da liegt des pudels kern. ihr seid peudorevoluzer, habt keinen plan, ergebt euch in irgend ein pseudoreligiösen esoterikschwachsinn und feiert einen ab. nee, fahrt mal besser nicht nach griechenland. da wirds dann doch etwas heisser. sagt dann den griechischen linken was von "mackerverhalten" und nehmt die laufschuhe mit...

kampf dem fetisch!

pro und contra

friedlicher antikapitalist 05.06.2003 - 12:15
also, das argument mit dem herzblut, das in einem geschäft steckt kann ich gut nachvollziehen, alle die etwas auf die beine gestellt haben statt nur zu zerstören wissen wie das ist wenn es dann zerstört ist, allerdings ist das auch ganz was anderes ob ich mein herzblut in einen menschenverachtenden, mordenden weltkonzern stecke wie das esso, shell oder bp ist, oder ob ich einen bioladen aufbaue. wer sich als pächter direkt am elend der dritten welt, umweltzerstörung, unterdrückung der einheimischen bevölkerung durch erdölfördernde diktaturen bereichert, der kann sich sein herzblut sonstwohin stecken wenn er ein geschäft mit schwarzem blut betreibt, genannt auch öl.

auch fällt immer wieder noch was anderes auf. beim lesen der berichte aus evian kam die randale öfters vor als die gigantischen friedlichen proteste, das war schon öfters so bei den action-geilen medien. wenn sie action wollen, sollen sie action haben. die gefahr auf die randale reduziert zu werden dadurch hält sich dabei die waage mit dem überhaupt erwähnt werden der proteste finde ich. andereseits ließe sich daraus der vorwurf machen der jeweilige black bloc stelle isch machtanmaßend in den vordergrund obwohl er nur aus wenigen leuten besteht.

was aber gefährlich ist, ist die organisation eines solchen schwarzen blocks. da sind zivis mit drin wie aus vielen fotos bei indy ersichtlich ist die absichtlich provozieren und wie selber berichtet auch leute die nur ihre wut auslassen wollen oder randale zum spaß betreiben wie beim 1. mai in berlin und dann eben alles andere als den kapitalismus treffen. die spaßrandalierer waren vielleicht in lausanne noch nicht dabei, aber irgendwann verkommt sowas zum gedankenlosen ritual wenn kiddies die es aus dem tv kennen dazustossen. andereseits wäre jede striktere organisation hierarchisch und ich kann mir kaum vorstellen, daß die erfahrenen black bloccer den kiddies "richtige" aktionen beibringen und sie vom smashen zufälliger ziele abbringen wie beim ersten mai scheibar nötig wäre.

noch was an die pawlowsche "gegen gewalt"-fraktion: ich war anfangs auch so, jetzt wo ich mich mehr mit dem antikapitalismus beschäftigt habe, weiß ich was gewalt ist, strukturelle gewalt, militärische gewalt und was symbolische eigentumszerstörung. und eigentum ist nicht besitz. persönlicher besitz wie ein auto, eine wohnung oder ähnliches ist noch was anderes als kapitalistisches eigentum, sei es auch nur franchising einer tankstelle.
die "gegen gewalt"-reflexe werden durch die medien und den herschaftlichen diskurs den leuten eingebleut während sonst krieg, mord und hinnahme von toten ein akzeptables mittel der politik ist. es macht nichts wenn flüchtlinge auf der flucht vor der polizei oder dem bgs abkratzen, oder tausende im irak am krieg oder hunderttausende am embargo verrecken, die schlimmste gewalt fürs system sind ein paar zebrochene scheiben in reichen westlichen städten.

wo es allerdings aufhören sollte ist beim aufs spiel setzen der gesundheit von menschen, läden in brand setzen, das alles ist genauso wie die gewalt des staates, des kapitalismus, die "kollateralschäden" in kauf nimmt. und diese grenze im eifer des gefechts nicht zu überschreiten halte ich für so gut wie nicht machbar.

die welt ist bunt, hat breite - höhe - weite

der alte mann 05.06.2003 - 13:13
ja, die welt ist bunt. und deshalb ist es auch so wichtig und richtig, daß Ihr bunt seid und bleibt. das leben kann schön und manchmal auch hart sein.

wenn solch eine giga-aktion von den einen in evian inszeniert wird, nun dann ist es mehr als richtig, wenn ein spektakel wie Ihr es gemacht habt, auf die beine gestellt wird.

es führte in die breite (durch die massen), in die weite (durch die vielfältigkeit), in die höhe (durch den schall und den rauch), nur eines fehlte die tiefe. damit meine ich, daß was hier nun geschieht, die ergänzungen, posten der persönlichen erfahrung und fakten lässt nun allmählich die TIEFE entstehen. und da hängt es, meines erachtens. man ist schon mit der nächsten aktion beschäftigt, ohne dass das alte weiter vertieft wurde.

warum nicht mal eine solche aktion wie das mit der tankstelle vertiefen. persönlich betroffene befragen und daraus ne doku, ne wissenschaftliche arbeit, ein buch machen. vorher - nachher. folgen aufzeigen, hintergründe recherchieren. dann hätte man etwas in der hand. dann könnte man aufzeigen, welche spätfolgen solch ein happening, solche aktionen haben. das wäre wirklich sehr wichtig. die menschen, die das recherchierte material gezeigt bekämen, könnten zukünftiges effektiver gestalten und evtl würden gewaltaktionen unter bestimmten voraussetzungen akzeptiert werden können.

wenn ich mein kind an der autobahn spielen lasse, so kann es vorkommen, das es noch vor mir beerdigt wird. eine tanke ist eben ein gefährdetes objekt, während ein krankenhaus wohl weniger gefährdet ist.

macht weiter so - bleibt bunt und vielfältig. aber vergesst die tiefe nicht !

Coole Demo!!!

Nicole 05.06.2003 - 16:13
Stimmt!!! Der "Schwarze Block" in Lausanne war erstaunlich "diszipliniert". Selbst von dem Lautiwagen wurde mehrfach dazu aufgerufen genau zu schauen, welche Geschäfte mensch angreift und die Waren an die Lausanner Bevölkerung zu verteilen. Dies geschah dann zu meiner Verwunderung auch. Ich glaube es gab EinwohnerInnen in Lausanne, die waren nach den Plünderungen von den Leuten aus der Demo gleich mit mehreren Paletten Milch und anderen Lebensmittel eingedeckt worden und viele Kids standen am Straßenrand, die gleich mehrer Tafeln Schokolade in der Hand hielten. Zoff gab es nur, als ein paar vegan-Black-Bloc-Leute eine kleine Metzgerei plattmachen wollten. Das hat dann ein ziemliches Gerangel und diskutieren in der Demo nach sich gezogen...Von einem angegriffenen Bullen gleich am ersten Blockadepunkt habe ich übrigens nix gesehen, die sind doch gleich mit ihren Motorrädern weggefahren, als die Barries gebaut wurden. Es gab übreigens insgesamt ziemlich wenig Auseinandersetzungen mit den Cops. Im wesentlichen wurde sich aufs Barries bauen und Straßen-Blockieren konzentriert...

Gelernt in Anmasse

psyfly 05.06.2003 - 16:25
Ich (ein eher harmloser Attaci) hatte vorher wenig Erfahrung mit militanten Aktivisten gehabt, stand ihnen aber eher kritisch gegenüber. Aber nachdem der Granatenhagel auf die Blockadedemo in Anmasse einsetzte, war ich verdammt froh, daß gut ausgerüstete und erfahrene Leute da waren, die die Barrikaden verteidigt und das Gas so gut es ging unschädlich gemacht haben. Man merkte richtig, das waren keine blindwütigen Randalierer, die wussten ganz genau was sie taten, und was auch getan werden musste. Ich hab eine Menge gelernt an dem Tag, über das System und über den Widerstand. Danke!

pink silver demonstriert gewaltlos!?!

love and destroy 08.06.2003 - 20:53
die erfahrungen, die die pazifistische person im black block gemacht hat, erachte ich als sehr wichtig. ich hoffe, dass sie weitergetragen werden. die schwarze kleidung als selbstschutz bei aktionen, die bereitschaft sich zu wehren, wenn die bullen angreifen oder die entschlossenheit bullen anzugreifen oder kapitalistische symbole zu zerstören sind von aussen sehr schwer nachvollziehbar und werden von den medien immer als sinnlose randale von unpolitischen holigans dargestellt. ich hoffe, dass diese art von solidarität und diskussion zwischen den verschiedenen arten von protest und widerstand, wie ich sie in lausanne und bei den diskussionsbeiträgen hier auf indymedia lesen kann, weitergeht.
noch ein bisschen klärung zum pink-silver-block.
die aussage "pink/silver demonstriert ja bekanntlich gewaltlos" ist zu einfach. hier deshalb die fünf punkte, auf die mensch sich im vorfeld der blockaden in lausanne geeinigt hatte.

1. wir haben uns zusammengefunden durch unsere gemeinsame ablehnung des G8 und seinen repräsentantInnen

2. wir organisieren uns horizontal mittels konsensentscheidungen in bezugsgruppen

3. jede bezugsgruppe ist ein automomer teil von pink-silver, was jeder gruppe erlaubt die eigenen grenzen von gewalttätig/gewaltfrei zu erforschen und mit ihnen zu spielen. jede bezugsgruppe wird platz finden um ihre eigenen aktionen durchzuführen.

4. mit dem gedanken an die solidarität wird pink-silver sich mit anderen blöcken koordinieren/helfen um den reibungslosen ablauf des g8 zu stören.

5. If we can't dance, it's not our revolution!

ausserdem wurden auch bei pink-silver barrikaden gebaut und wände besprüht.
die konfrontation/militanz ist einfach eine andere.