Pressespiegel G8

a. 04.06.2003 03:48 Themen: G8 Globalisierung Medien Weltweit
Erst kaufen, dann lesen!
Donnerwetter. Wenn das kein Wochenende war. Und ich als "Daheimgebliebener" kann noch nicht mal mitreden! Freie Grenzübergänge aus EU-Staaten in einen Nicht-EU-Staat, Deutsche Polizei im Ausland, als "Black Bloc" verkleidete, randalierende Polizei, brennende Barrikaden, explodierende Granaten, schwerverletzte Journalisten, Brückenstürze, "Piratensender" (CNN) im Kulturzentrum in Genf... Was war da nur los?

Sieben der reichsten Industriestaaten, plus Russland (demnächst Vollmitglied), trafen -und treffen sich immer noch- zu Gesprächen. Es geht um den Nahen Osten, Patentrechte, Wasserprivatisierung, Krieg... das Übliche. Und da waren Menschen die ein Problem damit hatten. Sie mobilisierten zu Zehntausenden, marschierten lautstark durch die Innenstädte Genfs, Lausannes und von Annemasse. Sie errichteten Camps, blockierten Autobahnen, Strassen, Verzögerten die Ankunft anreisender G8-Teilnehmer. Dann gab es Leute die berichteten darüber, organisierten die grösste internationale Kampagne alternativer Medienaktivisten, machten zwei Radiostreams und einen Video-Livestream, schrieben, übersetzten, interviewten, filmten, diskutierten, tagelang. Und es gab Leute denen passte das nicht: Politiker, Geschäftsbetreiber und Polizisten. Erstere wollen keine Kritiker, schon gar nicht wenn hoher Staatsbesuch erwartet wird. Die Zweiten wollen keinen Sachschaden durch wütende Jugendliche, und schon gar keine Kritik, zum Beispiel an menschenunwürdigen Geschäftspraktiken fernab ihrer Konzernzentralen. Letztere mögen Demonstranten nicht. Auch nicht mehr die friedlichen, weil sich die unfriedlichen neuerdings unter die friedlichen mischen.

Was dabei rauskam waren Szenen die an Krieg erinnerten. Schwerverletzte, Verletzte, Tränen, Tränengas, die Vermischung von "Ordnungshütern" und "Black Bloc", die Zerstörung eines Kulturzentrums und die gezielte Einschüchterung und Verhaftung freier Journalisten.

In einem Satz: ein erreignisreiches verlängertes Wochenende.

Mal sehen was die Presse so darüber schrieb. Da ich erst am heutigen Tag (Mittwoch, 4. Juni, kurz nach Mitternacht) dazu komme etwas zu verschnaufen und die hiesige digitale Presse abzuklappern hat dieser Beitrag absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Um weitere nützliche Informationen wird daher gern gebeten.


>>>> sueddeutsche.de

Nichts.
Das heisst: nichts im Sinne der Fragestellung.
Bush bemüht sich mal wieder um Frieden. Die "transatlantische Beziehungskrise" scheint überwunden. Alles rosig.

"mehr zum Thema:

George W. Bush - Mittler ohne Illusionen
Machmud Abbas - Auf seinen Schultern ruht Verzweiflung
Kommentar - Ein Anfang in Akaba
Hintergrund - Der Nahost-Fahrplan
Schwerpunkt - Der Nahost-Konflikt"

Ein weiteres "Topthema" in regionaler Nähe zum G8-Gipfel und seinen andauernden Protesten:

"Streiks in Österreich und Frankreich - Nix geht - rien ne va plus"

Na immerhin scheint man bei der Berichterstattung der Süddeutschen den Fleck auf der Landkarte der Proteste zumindest zu umkreisen...

Vielleicht sind die Belange der G8-Kritiker nicht von so hohem Interesse. Vielleicht zu undifferenziert, zu jugendlich durchsetzt, nicht wirklich anspruchsvoll genug.

Beim Thema Anspruch bietet uns die Süddeutsche in ihrer heutigen Online Ausgabe daher etwas ganz besonderes, ein wahres Genie:

"Donald, Dichter und Denker"

"Ein amerikanischer Journalist hat Reden von US-Verteidigungsminister Rumsfeld analysiert und darin wahre Poesie entdeckt."

Auszüge aus des US-Verteidigungsministers kunstvollen Reden und Interviews:

» Wie wird es enden? Es endet, Das ist es. «
- 2003, Sicherheitskonferenz München

Oder mal was zur Tagespolitik:

» Sie sahen was in Afghanistan geschah: Die Menschen liefen auf die Straße, Und sie waren fröhlich, Und sie hatten Ballons, Und sie spielten Musik, Und sie begrüßten die USA. Denn jedermann weiß: Die Vereinigten Staaten wollen Irak nicht besetzen.«
- 2002, Interview mit „Al Hayat“

Da merkt man doch den Unterschied zur deutschen Friedensbewegung! Und zur Anti-G8-Bewegung erst recht! Ist ja Alles kein Wunder, dass uns nie jemand zuhört. Obwohl Ballons und hübsche Musik haben wir auch...


>>>> zeit.de

Nichts (im Sinne der Anklage):

"Chaos durch Streiks in Frankreich und Österreich"
"Bush gewinnt arabische Führer für Friedensplan"
"Schröder schließt Beteiligung in Kongo nicht aus"

Ich gebe es ja zu, für einen allumfassenden, lückenlosen Pressespiegel bin ich etwas zu spät dran. Ist ja schon Mittwoch (grade geworden) - G8 ist ja schon seit Sonntag. Vielleicht müsste man einen von diesen tollen "Scheduled Tasks" einrichten, der alle 30 Minuten die Webpräsenz der "Zeit" (viel hat man ja heutzutage nicht mehr!) abruft, um den Blick auf eine Tickermeldung zu den Protesten zu erhaschen. Interessante Meldungen scheinen bei denen genauso schnell nach unten durch zu flutschen wie bei uns im Newswire. Auf der Hauptseite ist nämlich nichts zu sehen. Auch beim Herumblättern nicht. Und eine Suche nach den Begriffen "Proteste/Demonstrationen/Genf/Lausanne/Annemasse/Evian/G8" ergibt leider nichts.

Zeit für 'ne andere Tageszeitung..


>>>> faz.de

Die FAZ hätte mich fast aus dem Hocker gehauen: sehe ich doch einen Artikel der die Begriffe "G8" und "Demonstration" nebeneinander stellt! Bei näherem Hinsehen fällt einem jedoch auf: es handelt sich um einen Bericht über Gedenk-Demonstrationen zum Jahrestag Carlo Giulianis in Genua (nicht Genova, oder Geneva, oder Geneve.. das verwechselt man leicht, vor allem zu so später Stunde). Bei weiterem Blättern in "verwandten Artikeln zum Thema" und Verwendung der Suchfunktion stösst man auf Artikel zu den Protesten in Genua von vor zwei Jahren. Etwas wenig aktuell, finde ich.

Eine Suche nach den Begriffen "proteste g8" bietet einem folgende Informationen:
"02. Juni 2003 - Bush und Putin bekräftigen Freundschaft"
"21. Juli 2001 - Deutschland bekräftigt G8-Format"
Alle weiteren Suchergebnisse sind älter als das Datum des Zweiten...

Und dann doch! Beim Universal-Suchversuch "G8" taucht doch tatsächlich ein Bericht zu den Protesten auf. Einer. Ein kleiner. Einer vom 1. Juni. "Krieg den G8":

"Die Schweizer Polizei ist am Sonntagmorgen in Lausanne vor dem Auftakt des Weltwirtschaftsgipfels in Evian mit Tränengas gegen rund 300 schwarzgekleidete Demonstranten vorgegangen. Der Einsatz erfolgte, nachdem die Jugendlichen eine Tankstelle plündern wollten und die Polizei mit Steinen beworfen hatten."

Böse Demonstranten. "Friedliche" unter die sich die friedlosen sonst immer mischen gab es diesmal keine. Oder man hat vergessen sie zu erwähnen. Inhalte der G8-Kritiker wurden (leider) keine genannt. Das heisst, Moment!:

"Auf Transparenten hieß es unter anderem "Krieg den G 8", "Widerstand gegen den Kapitalismus" und "Ende der Besatzung des Iraks". Mehrere hundert Globalisierungsgegner blockierten am Vormittag vier Brücken in Genf, um eine Anreise der Delegationen des G-8-Gipfeltreffens auf dem Landweg von Genf nach Evian zu verhindern."

Na immerhin. Kleinvieh macht auch Mist. Und davon haben wir in der deutschen Presse ja 'ne ganze Menge.


>>>> nzz.de

Neuerdings ja auch eine deutsche Zeitung bietet uns die Neue Zürcher einen fantastischen Einblick in Lage der Welt aus schweizer Sicht. Die ist leider nicht mehr so neutral wie Geschichtsbücher uns lehren :(

Ein einseitiger, hetzerischer Kommentar zu Gunsten der Polizei:
 http://nzz.de/2003/06/03/il/page-kommentar8W710.html

und hier noch ein Bericht:
"Polizei und Behörden wegen G-8-Demonstrationen unter Beschuss"
 http://nzz.de/2003/06/02/il/page-newzzDGGR8ITW-12.html

Die Schlagzeilen täuschen. Wer nun empörte Kritik am zu brutalen und übermässigen Vorgehen der Polizeieinheiten, den Weisungen der Genfer Justiz-, Polizei- und(!) Sicherheitsbeauftragten Micheline Spoerri erwartet, der erwartet vergebens. Im Kern übt die NZZ nämlich nur Kritik am "zu laschen" Vorgehen der Polizei. Man habe nicht früh genug und hart genug durchgegriffen, weiss man es nun besser.

Köpfe werden rollen! Man konnte von einer Frau doch ohnehin nicht erwarten, sie wisse, wie man gegen diese jugendlichen Randalierer und Chaoten hart genug vorzugehen hat.

Anm. am Rande: durchaus besteht die Möglichkeit, daß die NZZ noch mehr an schonungslosen Analysen zum Thema parat hat. Aber ehrlich gesagt verging mir nach diesen zwei Beiträgen der deutschen Meinungsbildung die Lust nach mehr.


>>>> Der Tagesspiegel (tagesspiegel.de)

Nichts. Na und? Hab ich was verpasst?


>>>> rhein-zeitung.de

Die Rhein-Zeitung verzückt. Hat sie doch tatsächlich einen halbwegs gelungen Artikel zu bieten:
 http://www0.rhein-zeitung.de/on/03/06/02/topnews/genf.html

Die Schlagzeile wettert "Gewalttätige Proteste gegen G 8: Millionenschäden nach Krawallen in Genf". Das Bild macht auch Angst: "Zerstörerischer Protest", darin brennende Bretter und ein fieser Kommunist, ganz in Rot. Da habe auch ich so langsam Zweifel an der Richtigkeit meiner politischen Gesinnung entwickelt.

Das hat sich dann aber etwas entschärft, weil die RZ-Online dann auch Menschen von attac, und solchen "guten Protestlern", zu Wort kommen lies. Puh. Muss ich doch nicht das Lager wechseln.

Nein ehrlich, trotz oberflächlicher Reisserei, der Artikel ist OK! Auch "überzogenes Vorgehen" der Polizei wurde angesprochen. Und jeder gute Zeitungsleser weiss sowieso, die Wahrheit steht wenn überhaupt dann im letzten Absatz eines Textes.

(Übrigens: der Artikel erwähnt uns...)


Zu guter Letzt (ist ja schon spät geworden):

>>>> focus.de

Auf Focus Online nichts über Proteste. Dafür immerhin Kritik am Gipfel selbst:

"G-8-Gipfel war ein Reinfall"
"Jede Menge Aktionspläne und wenig konkrete Beschlüsse: Nach Ansicht vieler Kritiker ist das Treffen in Evian alles andere als erfolgreich gewesen."

Der übliche leichte Überschuss an Informationen aus der Sicht der Grossen Acht:
- Weltwirtschaft – G8 sehen Aufschwung
- Shakehands mit Bush – Schröder legt Krise ad acta
- Differenzen beigelegt – Schröder und Bush wieder Freunde
- US-Präsident mit Präsent – Indianerbücher für Chirac
- Deflation – Ein neues Reizwort geht um
- Dollarschwäche – Wie Anleger profitieren

Alles bestens! Selbst aus Dollarschwächen kann man noch profitieren. Ist Kapitalismus nicht was Wunderbares?

Eine Suche nach weiterer Berichterstattung mit der hauseigenen Such-Funktion bei focus.de ergibt lediglich folgenden Hinweis:

"Suche in Focus Online:
S U C H E R G E B N I S
Produkte zum Thema „G8“ finden Sie bei Amazon.de"

Nee danke. Bin pleite.
Aber trotzdem war der Besuch auf dieser Seite nicht ganz umsonst. Bietet Focus Online doch einen "O-Ton Bush – Seine gröbste[sic] Patzer zum Durchklicken":
 http://news.focus.msn.de/G/GE/ge.htm?snr=1554&streamsnr=7&newssnr=120849

Darunter Schmankerl wie:
"Die große Mehrzahl unserer Importe kommt von außerhalb des Landes"
oder:
"Es ist Zeit, dass die Menschheit ins Sonnensystem vordringt"
und viele mehr.


Ein bisschen Spass muss sein!


Viel Spass beim Focus-Lesen wünscht Euch Euer,
a.
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Ergänzungen

eilig nachgeworfene berichtigung

a. 04.06.2003 - 04:25
der autor obigen artikels WEISS natuerlich, dass die "ZEIT" keine "Tageszeitung" ist :)

aber sie haben täglich frischen inhalt auf der webseite und aktuelle kurzmeldungen, in denen man auch beim zurückblättern nichts über anhaltende proteste in und um genf erfährt.

und ausserdem ist die "ZEIT" auch trotzdem scheisse. die neue ausgabe am donnerstag wird es beweisen.

euer a.

i mog di

weist 04.06.2003 - 10:48
du bestätigst meine vorurteile mit sauber durchrechercheirten fakten ;-)
im ernst: ist es nicht wunderbar, daß man die freie presse nicht mehr gleichschalten muß, sondern daß sie es von ganz allein tut? wahrlich, wir haben seit adolf viel gelernt in deutschland: nämlich, wie man entdemokratisierung angeht, ohne dass es zu vielen leuten auffällt.

ich sags ja immer wieder: indymedia - besser informiert.

Die Schere im Kopf

xxx 04.06.2003 - 12:32
Seit dem Kosovokrieg ist die deutsche Presse extrem auf diesen Hofberichterstattungskurs umngeschwenkt. Das jetzt war aber wirklich eine neue Qualität. Ich hab mal in meinem bekanntenkreis herumgefragt: Wer nicht Indy besucht, weiß nicht, was am Wochenende los war. Es wurde zwar hier und da was erwähnt, aber meist am Rande und völlig verzerrt.

Leserbriefe ???

Hannes 04.06.2003 - 13:24
Ich habe mich gestern/vorgestern auch durch die offiziellen Medien geklickt, und beinahe nichts gefunden. Das ist wirklich traurig, denn wofür waren die Demos denn gut, wenn nicht dafür, Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was am G8-Gipfel so protestierenswert ist. Stattdessen nur '250 jugendliche Randalierer', 'schwere Sachschaeden', ... Selbst die Anzahl wird verschwiegen, wahrscheinlch um die Leute als verwirrte Minderheit darzustellen ('50.000 - 120.000 (wie viele denn nun eigentlich?) Leute demonstrieren friedlich, 250 nicht' wäre zwar eine realistischere Ueberschrift, aber würde nicht so gut ziehen).
Es ist zwar schön hier auf indymedia einen Rueckzugsplatz vor dem dreckigen Medienmatsch da draussen zu haben, aber wieviele Leute kann man damit letztendlich erreichen? Vielleicht sollte man ganz bieder mal Leserbriefe an die lokalen Zeitungen schicken, mit ein paar Infos von indy dagegenhalten/ auf indy verweisen, und damit zeigen, dass es an Leute gibt, die an etwas differenzierterer Berichterstattung interessiert sind. Ein wenig sind Zeitungn ja auch auf ihre Leser angewiesen.
Oder bin ich jetzt schrecklich naiv?

leserbrief in der taz

fernando poo 04.06.2003 - 13:55
in der heutigen ausgabe der taz ist ein, meiner meinung nach recht guter leserbrief, der die (sogenannte) berichterstattung kritisiert und einige gute ideen liefert.

 http://www.taz.de/pt/2003/06/04/a0188.nf/text

radikal lesen

jWji 04.06.2003 - 14:37
wenn ihr was in tageszeitungen über die proteste gegen g8 oder über proteste sozialer orgagnisationen in lateinamerika lesen wollte, müsst ihr schon die junge Welt in die hand nehemn oder euch durch internetangebot klicken.
www.jungewelt.de

FR

unknown 04.06.2003 - 15:40
hm... also die frankfurter rundschau hat da mehr zu bieten :)

zB (war mal tagesaktuell, is etz net von heute...):

 http://www.frankfurter-rundschau.de/ress...e_3/?cnt=223769

... un des geilste:
 http://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/international/?cnt=222133

:)

gestern nach 3sat

303 04.06.2003 - 16:11
hmm. um mal aufs fernsehen zu kommen. ich habe gestern nacht zufällig auf 3sat einen bericht über den brückensturzt gesehen. der war - glaube ich - vom orf übernommen. da haben sie das indy-video dazu gezeigt (mit symbol unten in der ecke) und eine indy-aktivistin die anwesend war interviewed... das war schon ziemlich gut, aber eben auch nur nachts...

nix zu höhren

sPiKe 04.06.2003 - 19:52
Mein opa hat mir heute, als wieder daheim war, erzählt, dass in den medien überhauptnix über die demonstrationen gebracht wurde... ich hab dann ein bischen mit ihm geretet warum evtl. nix u höhren war und er hatte ne ganz gute erklärung dafür:

die meisten medien in der schweiz sind staatlich, also genauso wie die polizei. wenn die polizei also ein medienzentrum zerlegt, oder 300 friedliche personen auf einem zeltplatz festnimmt, oder versucht jemanden umzubringen, erfährt das die öffentlichkeit natürlich nicht, sonst können ja aufstände des volkes folgen.

zitat:

bei hitler war das genauso, in der reichszeitung hat man nur ruhmestaten des führers und seiner gefolgen gelesen, nicht aber das sie hotels gestürmt, synagogen angezündet oder läden entglasst haben.. sowas wurde totgeschwiegen um die bevölkerung nicht kritisch zu stimmen.
//zitat ende


damit hat er, wie ich finde föllig recht... leider.


fight 4 your class, not for your country!

was wunder

desillusionist 04.06.2003 - 22:58
ich reg mich mit meinem selektiven blick auch immer über die medien auf. und oft verstehe ich nicht wiso mal was kommt das einigermassen ok ist und dann wieder nix, oder einfach nur lügen, bzw. o-ton bullensprecherIn.

in meine politik spielt die pressearbeit durchaus eine rolle, schließlich haben wir ja was zu sagen, und so hab ich auch immer wieder kontakt zu presseleuten.
also ganz so einfach ist es halt nicht zu sagen die presse lügt oder so. von der aktion bis zur berichterstattung, da spielen halt ein haufen faktoren ne rolle. ich hab es wirklich oft erlebt, dass (junge, prekär beschäftigte) journalistInnen einen relativ guten beitrag (na halt pseudoobjektiv und abgestimmt auf das deutsche wohn-/jugendzimmer) gemacht haben, der dann aber nicht oder verstümmelt kam.

redaktion, chefredakteurIn, kundenerwartungen, politische ausrichtung, auflage, politischer druck oder ökonomische zwänge spielen da eine rolle.

aber sein wir mal realistisch, das ist doch weder verwunderlich, noch beklagenswert. das sind keine widersprüche, sondern genau die funktionsweise der bürgerlichen medienindustrie.
ein problem kann doch nur der/die haben, die wirklich an so dinge wie bürgerliche (unveräußerliche) rechte (pressefreiheit, meinungsfreiheit, usw.) glaubt und meint die wären hier verletzt und müssten verteidigt/wieder hergestellt werden.
aber nein die presse funktioniert einwandfrei, sie reprasentiert und reproduziert die bürgerliche ideologie.

also regen wir uns weniger über diesen teilaspekt bürgerlicher realität auf, sondern studieren wir deren funktionsweise, experimentieren wir und entwickeln eigene (gegen-)konzepte.

indymedia ist da so ein ansatz, es gibt auch noch viele andere. die angriffe auf die freien medien geben uns recht.
nicht umsonst, gehören medien die mehr oder weniger nicht systemkonform laufen zu den ersten zielen der repression (und das schon seit jahrhunderten).


NZZ

Leser 05.06.2003 - 00:17
Die NZZ schreibt in ihrer online ausgabe: "...Zudem ist es ihnen gelungen, die Demonstranten, in denen sich Randalierer versteckten, zu isolieren und ihre Identität aufzunehmen. ...."

Ja, wie? es gibt menschen, die zu einer demo gehen ("Demonstranten"), in denen sich randalierer verstecken?
Ein randalierer versteckt sich in einer person?
Also frage ich :
Woran erkennt die polizei gespaltene persönlichkeiten innerhalb einer demo??

Berlin Veranstaltung zum Thema Medien -Evian

07.06.2003 - 04:24

Mittwoch 11.6.2003 Berlin
19.30 Uhr "Kastanie"
Kastanienallee 85
( im Keller - Eingang Cafe Morgenrot )

Reclaim the media?
Linke Medienarbeit während des G8-Gipfes in Evian kritisch reflektiert

Seitdem die Gipfel von G8, Weltbank und WTO/IWF zum Schauplatz von
Widerstand und Protest geworden sind, hat sich auch ihre Darstellung in den
Medien verändert. Spätestens mit den Ereignissen um das G8-Treffen in Genua
ist dabei auch deutlich geworden, wie wichtig Medienarbeit sein kann. In
den letzten Jahren erlebt unabhängige linke Medienarbeit - nicht nur durch
die neuen Möglichkeiten des Internet - einen Boom. Doch wie läuft die
Medienarbeit vor Ort eigentlich ab. Und was denken linke
MedienaktivistInnen über ihre Arbeit? Mit dem Internet sind unsere
alternativen Medien nun immer up to date - bringen die news noch vor der
Tagesschau. Doch was bringt die Tagesschau eigentlich später? Und warum?
Wie wurde Evian in den etablierten Medien dargestellt - und weshalb? Die
Gruppe "Presselinx" war auf dem Gipfel unterwegs um nach Antworten auf all
diese Fragen zu suchen. Zuletzt wird die Frage nach Perspektiven bleiben -
eine hoffentlich spannende Diskussion mit Euch!

 medien@freemedia.info
 kritischemedien@web.de