Kontrollfestnahme im Lausanner Camp- ein Aktivist berichtet

yvonne 02.06.2003 15:51 Themen: G8
Lausanne: Am Sonntag nach der fruehmorgendlichen Blockadeaktion vom BlockBloch und dem Pink&SivlerBLock wurde das "Altermondialista Camp" von der Polizei geraeumt und ca. 400 Aktivisten zur Kontrolle der Personalien in die Lausanner Polizeizentrale deportiert. Ein Gespraech mit einem Aktivisten, der "zur Kontrolle" festgehalten wurde.
Ein Tag nach der Rauemung des Lausanner "Altermondialista Camps" am Sonntag Nachmittag hat sich ein letzter Rest der Aktivisten heute zusammengefunden, um das weitere Vorgehen der Gruppe zu diskutieren. Der groesste Teil der Domanstranten sind noch bereits am Sonntagabend abgereist. Ich habe mit einem schweizer Aktivisten sprechen koennen, der mit der Vélo- Karavane aus Bern zur Blockade gekommen war. Ich nennen ihn F.
Er hatte,wie der groesste Teil der Aktivisten des "Altermondialista Camps" durch eine Sitzblockade dem Raeumungsversuch der Polizei passiven Wiederstand geleistet. Unter lautem Geschreih "We are peaceful, what are you?" wurden die Demonstranten der ersten Reihen zu den bereitgestellten Polizeiwagen abgefuehrt. Manche wurden gewaltsam gezerrt- am Hals, am Bart und an den Haaren. Wohin die Abgefuehrten gebracht wurden, wusste zu dem Zeitpunkt keiner. Auch einer der "Observateur", der als Anwalt zur Unterstuetzung der Aktivisten hizugekommen war, konnte nichts naehers
sagen. Unter den Abgefuehrten war auch der schweizer Aktivist F.
Er berichtet, dass er mit einigen anderen Festgenommen in einem Polizeiwagen abtranspotiert wurde. Wohin, dass wuessten auch sie nicht. "Zwei Stunden haben sie uns in dem Wagen warten lassen, die Haende auf dem Ruecken gebunden." Dann ist er in eine Zelle gebracht worden, ohne dass ihm mitgeteilt wurde, was weiter passieren wird. Zuvor hatten sie Fotos von ihm gemacht und seine Personalien festgehalten. Fingerabdruecke hatten sie nicht genommen. In der Zelle war er allein. "Ich hab dann geschlafen, ungefaehr zwei Stunden lang."Andere Aktivisten kamen nach diesen zwei Stunden in die Zelle. Sie mussten nochmals zwei Stunden warten. "Nicht zu wissen, was passiert, war schlimm. Vor allem, wenn man allein in der Zelle ist. Die Polizei hatte kein Wort gesagt." Nach insgesammt vier Stunden sind dann genauso kommentarlos wie zuvor wieder freigelassen worden. Ein Kaefigwagen brachte sie zurueck zum Camp.
"Ich hatte nicht wirklich etwas berfuerchtet. Waehrend des Blockadeversuchs bin ich friedlich gewesen und war auch nicht vermummt. Sie konnte mich also nicht auf ihren Videos und Fotos haben. Aber dieses Warten war schrecklich, vor allem voellig sinnlos. Die ganze Zeit nicht zu wissen, was eigentlich abgeht. Und dann ohne Essen, ohne Wasser. Ich hatte das letzte Mal am Morgen gegessen, bin dann erst am Abend wieder im Camp gewesen."
Ein Freund vom ihm wird zur Stunde immer noch festgehalten. "Gegen ihn liegt ebenfalls nichts vor. Aber er ist jetzt schon 24 Stunden in Haft."
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Ergänzungen

Bullen filmen immer

SAR 02.06.2003 - 17:15
"Ich war friedlich und nicht vermummt, sie konnten mich also nicht auf ihren Fotos haben......." Was soll diese Aussage?
Die Bullen filmen doch wie es ihnen passt, ob man jetzt friedlich ist oder nicht, ob man vermummt ist oder nicht. Es ist ihnen egal, sie filmen, sie spitzeln sie sammeln Daten.

stimmt leider

Emma Goldmann 02.06.2003 - 17:47
erfahrungen aus der vergangenheit haben leider immer wieder gezeigt, dass polizeikraefte voellig friedliche aktivisten verhaften oder schlimmeres. meist sind es gerade nicht die militant aktiven. die rationale dafuer geht davon aus, dass jene nicht so leicht zu verunsichern oder einzuschuechtern sind da sie auf polizeibrutalitaet u.ae. eingestellt seien (ob das stimmt ist eine andere frage)

die polizeimethodik die hier zur anwendung kommt laesst praeventionsbestrebungen erkennen: moeglichst viele aktivisten erfassen um beim naechsten mal besser sieben zu koennen

auch die aktion bei der bruckenblockade im vergleich mit dem einschreiten der sicherheitskraefte waehrend militanter aktionen laesst erkennen wie weit polizei geht wenn sie sich sicher und stark fuehlt im vergleich zu situationen wo sie sich bemuehen muessen die kontrolle zu bewahren

ist doch logisch

hugo 03.06.2003 - 02:50
er meint sie haben nichts ihn belastendes filmen können, weil er sowas nicht gemacht hat. stellt euch doch nicht so doof an.

verhaftung

fröhlich 04.06.2003 - 12:44
also uns haben sie 10 stunden festgehalten.
6 davon in einem Lastwagen, ohne Getränke, ohne Nahrung und ohne auf die toilette zu gehen.

die restlichen 4 in den Zellen, ohne Essen.

Und dass nur für eine Identitätskontrolle.

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Na ja also liebe Solidarische Grüsse aus Luzern.