Paech- Brotfabrik - die unendliche Geschichte

BesetzerInnen der Paech- Brotfabrik 26.05.2003 18:13 Themen: Freiräume
Punx- und BesetzerInnen- Picknick
Freitag, den 6.Juni 2003, ab 20 Uhr
Ecke Birken/Stephanstraße vor dem Gelände der Brotfabrik
Berlin Moabit, U9 Birkenstr., S&U Westhafen
Bringt alles mit was Krach & Spaß macht
& es soll bunt, laut und lustig zugehen!
Selbstverständlich sind auch alle interessierten Nicht- Punx und Nicht- BesetzerInnen eingeladen, insbesondere alle, die uns bei unserem Projekt hier im Kiez unterstützt haben, und das waren nicht eben wenige.
Von der Einladung ausgenommen ist lediglich der "Grüne Block" der Staatsgewalt, der aber nach unseren Erfahrungen trotzdem zahlreich vertreten sein wird, das soll uns aber den Abend nicht verderben.
Paech-Brot-Fabrik- die unendliche Geschichte

Im Sommer/Herbst 2002 haben wir das Gelände der seit über 10 Jahren leerstehenden Fabrik zweimal besetzt, und analog der seit Lummers Zeiten nach wie vor geltenden "Berliner Linie" wurden wir zweimal von der Polizei geräumt.

Unsere Idee war - und ist nach wie vor- auf dem sinnlos vor sich hin rottenden Gelände ein soziokulturelles Zentrum in Moabit aufzubauen: Einen Ort für Projekte und Gruppen, Konzerte, politische und kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, einem Cafe mit Veranstaltungsräumen mit Essen und Trinken zu Preisen, die auch für SchülerInnen und Azubis, Arbeitslose, RentnerInnen , Alleinerziehende und SozialhilfeempfängerInnen erschwinglich sind. Einen Ort für Erlebnisse und Erfahrungen, Austausch, soziale Kontakte. Außerdem Räume für Werkstätten, Übungsräume, kleine Läden...

Dann erfuhren wir, dass die jahrelange Suche nach Investoren, die bereit waren, zig Millionen Euro für Abriss und Neugestaltung des Geländes zu bezahlen, erfolgreich gewesen sei.

Ein Architekturbüro hat einen chicen Plan entwickelt. Großgewerbe und kleine Cafes sollen entstehen, u.a. eine Bowling-Bahn. Ein Wal-Mart und ein Toys`R Us sowie ein Elektrogroßmarkt sollten das Gelände zu einer attraktiven und lukrativen Shopping-Meile machen und somit das gesamte Areal aufwerten.
Durch die großen Projekte sollten auch Arbeitsplätze nach Moabit geholt werden.

Damit schienen unsere Möglichkeiten, durch halblegale (Besetzungen etc) und durch öffentlichkeitswirksame Methoden Nutzungsverträge zu bekommen, vom Tisch zu sein.
Gegen die millionenschweren Investoren konnten wir natürlich nicht mithalten.

Nach unseren Informationen sollte der Abriss der Gebäude auf dem Gelände von Paech-Brot am 18. März beginnen.
Aber passiert ist bis jetzt immer noch nichts.

Nicht, dass wir darüber besonders traurig wären!!!!
Wir finden, dass ein Super-Supermarkt in diesem Kiez völlig fehl am Platze ist: Die anderen, kleineren Supermärkte würden über kurz oder lang verschwinden, da einfach nicht mehr Geld auszugeben ist, als vorhanden, und das ist in Moabit, speziell in der Gegend um die Lübecker Straße und den Stephankiez nicht eben viel. Mit dem Resultat, dass man/frau sich dann mit dem Angebot/Service/von Wal Mart abfinden muss, einschließlich riesiger Einkaufswägen, langer Schlangen vor den Kassen, genervter (schlecht bezahlter) KassiererInnen und so fort. Eine Bowling-Bahn, deren Benutzung auch nicht eben wenig Geld kostet, macht auch wenig Sinn, vor allem, da es wenige hundert Meter weiter in der ehemaligen Brauerei an der Stromstraße schon ein Sport/Freizeitcenter gibt. Kleine Cafes? Es existieren bereits zwei am U-Bahnhof Birkenstraße. Wo soll die Kundschaft herkommen in einem Kiez, wo beinahe die Hälfte der Menschen am Rande der Armutsgrenze oder darunter lebt?

Die Gewerbemieten in einem Neubauprojekt werden nicht eben billig sein, da es sich für die Investoren schließlich rechnen muss, und die Mieten wiederum müssen auf die Preise umgelegt werden, damit die Gewerbetreibenden die Neubaumieten bezahlen können.
Schon jetzt stehen im Bezirk jede Menge kleine und größere Läden leer, und das nicht wochen- oder monate-, sondern teilweise jahrelang.

Selbst der "Moabiter Boulevard", die Turmstraße, spiegelt eindringlich die soziale Lage im Kiez wider: neben einigen Copy- und Handyshops und ein paar Imbissbuden findet man dort beinahe nur noch jede Menge "Schnäppchen"- und "Gelegenheitsmärkte", mehrere große Second-Hand-Läden und Billigkaufhäuser wie Woolworth und Zeeman`s vor.
Wir wissen zur Zeit nicht, was die "Investorengruppe" bewogen hat, den Beginn der Bauarbeiten - d.h. Abriss bzw. Sprengung der Gebäude und des Wohnhauses Birkenstraße 22a - erst einmal abzusagen. Haben sie eine neue Kosten/Nutzenanalyse erstellt, die ihren Erwartungen nicht entsprach?
Spielt der Irak-Krieg eine Rolle, der hier überwiegend abgelehnt wurde, (von uns auch!) dass US-amerikanische Großkonzerne wie Wal Mart und Toys ´R Us erstmal von so einem Standpunkt Abstand nehmen? Oder dass Wal Mart, wie wir wissen, bereits ein großes Einkaufscenter an einem anderen Standpunkt in Mitte errichtet?


Gerüchteweise haben wir gehört, dass der Beginn des geplanten Abrisses nun auf den 18:Juni verschoben worden sein soll. Jedenfalls hüllen sich die Investoren, die beauftrage Anwaltskanzlei und auch der Bezirk in Schweigen.

Schweigen ist aber nicht unsere Sache!!!

Deshalb veranstalten wir am Freitag, den 6.Juni 2003, ein Punx- und BesetzerInnen- Picknick an der Ecke Birken/Stephanstraße direkt am Gelände der Brotfabrik.
Es soll bunt, laut und lustig zugehen.
Selbstverständlich sind auch alle interessierten Nicht- Punx und Nicht- BesetzerInnen eingeladen, insbesondere alle, die uns bei unserem Projekt hier im Kiez unterstützt haben, und das waren nicht eben wenige.
Von der Einladung ausgenommen ist lediglich der "Grüne Block" der Staatsgewalt, der aber nach unseren Erfahrungen trotzdem zahlreich vertreten sein wird, das soll uns aber den Abend nicht verderben.

Nach wie vor und trotz alledem:

Für ein selbstbestimmes soziales Zentrum in Moabit!

Nicht einen Kuchen oder zwei- sondern die ganze Bäckerei!!!

Und: kein Abriss ohne uns!!!


Besetzerinnen und Besetzer der Paech- Brot- Fabrik Moabit - presente!

Berliner Anti-NATO-Gruppe (B.A.N.G.) - presente!
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Ergänzungen

Vorstellung haben 26.05.2003 - 21:55
Fuer Nicht BerlinerInnen:
Was fuer eine Struktur hat der Stadtteil Moabit, Arbeiterviertel oder Rand?