Staatenlose Studentin abgeschoben

glglglgglglggl 19.05.2003 22:21 Themen: Antirassismus Bildung
Im März 2003 ist erneut eine staatenlose Familie aus Bonn/Koblenz nach Rumänien abgeschoben worden. Die abgeschobene Studentin wendet sich im unten beigefügten Brief mit der Bitte um Unterstützung an StudentInnen
in Deutschland. Die Familie befindet sich seit März im Flughafen Otopeni, wo sich auch seit über einem Jahr die Familie Mogos und Herr Ion Mihailu aufhalten. Die Abschiebung wurde erneut mit Lufthansa durchgeführt.
SOS-Hilfe Kommillitonen
Zu meinem Bedauern hatte ich noch nicht die Gelegenheit so viele von
euch kennenzulernen,denn ich befinde mich erst im zweiten
Semester.Dennoch moechte ich euch dringend um Hilfe und Unterstuetzung
bitten.

Zunaechst moechte ich mich aber kurz voestellen:
Mein Name ist Gabriela Codreanu (Studentin der Rechtswissenschft im
zweiten Semster-Matrikelnummer:1598514) und ich bin am 13.05.82 in
Bukarest-Rumanien geboren.
Seit 1990-als ich 8 Jahre alt war-lebe ich in Deutschland, bzw.Koblenz.
Weil meine Eltern 1993 auf ihre Staatsangehoerigkeit verzichteten,bin
auch ich seit 10 Jahren staatenlos.
Im Jahre 2002 habe ich mein Abitur(1,6)am Clara-Schumann-Gymnasium in
Bonn gemacht.
Ausserhalb der Schule war ich als Burgfuehrerin auf der Marksburg am
Rhein taetig und in der Schulzeit habe ich auch ein Praktika im Bonner
Stadtmuseum absolviert,wo ich auch an der Vorbereitung einer Ausstellung
beteiligt war.

Am 10.03.03 wurde ich zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder-der
die 7.Klasse des Clara-Schumann-Gymansiums besucht-nach Rumanien
deportiert(dieser Begriff wird zumindest in den Papieren verwendet,die
vom BGS am Frankfurter Flughafen ausgestellt worden sind),obwohl die
Rueckuebernahemabkommen(von 1992 und 1998)zwischen Rumanien und
Deutschland uns nicht betreffen.
Wir wurden gegen unseren Willen,mit Gewalt auf das rumanische
Territorium gebracht,trotz der Tatsache,dass wir seit 10 Jahren keine
rumanischen Staatsangehoerigen mehr sind,wir also keinerlei juristische
Beziehungen mehr zu Rumanien haben und trotz der Tatsache,dass
Deutschland(als Unterzeichner des internationalen
Staatenlosenuebereinkommens von 1954)Staatenlose nur aus Gruenden
der Gefaehrdung der oeffentlichen Ordnung abschieben koennen-und dies
trifft auf uns nicht zu-.
Seitdem befinden wir uns auf dem Flughafen Bukarest-Otopeni und eine
Anwaeltin in Rumanien versucht fuer uns vor Gericht gegen das illegale
Handeln der rumanischen Behoerden zu klagen,denn diese sind es,die ihre
Zustimmung gegeben haben,dass wir zwangsweise nach Rumanien gebracht
werden koennen.
Ich praezisiere,dass wir am 10.03.03 einen Gerichtstermin hatten(beim
Verwaltungsgericht fuer die Gewaehrung von Rechtsschutz gegen eine
Abschiebung)und die Polizei,als sie uns abholte, uns mitteilte,dass wir
zum Gericht fahren,damit wir dort den einige Tage zuvor eingereichten
Antrag begrunden koennen(die Vermutung,dass wir faelschlicherweise auf
eine Liste fuer die Rueckuebernahme gesetzt worden sind,denn wir sind
von den offiziell bestehenden Abkommen zwischen Rumanien und Deutschland
nicht betroffen).Es wurde uns zugesichert,dass wir im Falle der
Ablehnung unseres Antrages-also unserer Abschiebung-wir erneut nach
Hause gabracht werden,damit wir zumindest einige wenige Sachen mitnehmen
koennen.Wir wurden allerdings nicht zum Gericht gebracht,sondern zum
Frankfurter Flughafen,wo man uns mitteilte,dass die gerichtliche
Entscheidung negativ sei(obwohl uns weder die Moeglichkeit gegeben
worden war uns schriftlich,noch muendlich vor Gericht zu aeussern)und
wir nach Rumanien-im Begleitung von 5 BGS Beamten geflogen werden.Wir
haben also bei unserer Abschiebung nichts mitnehmen koennen,weder
Kleidung,noch Akten/Dokumente,Geld...oder irgendetwas anderes.Deshalb
sind die Bedingungen in denen wir zur Zeit 'leben'mehr als schwierig.Wir
schlafen auf dem Boden,haben kaum Essen und Trinken,kaum
Waschmoeglichkeiten...
Die Tatsache,dass wir angesichts dieser Bedingungen ueberleben
konnten,verdanken wir der Hilfe unserer deutschen Bekannten,die es
geschafft haben uns etwas Kleidung aus unserer Wohnung und etwas Geld
zuzuschicken.
Ich moechte anmerken,dass die rumanischen Behoerden uns die humanitaere
Hilfe konditioniert,das heisst deren Gewaehrung davon abhaengig gemacht
haben,dass wir entweder die rumanische Staatsangehoerigkeit
zuruecknehmen,oder als Auslaender in Rumanien Aufenthaltsrecht
beantragen-Dinge,die wir kategorisch ablehnen-.

Ueber diese Geschehnisse haben wir unter anderem auch einer
Korrespondentin der DPA berichtet,die einen Artikel darueber in der
Sueddeutschen Zeitung veroeffentlichen moechte.

Ich habe mich an euch gewandt in der Hoffnung,dass ihr mir helfen koennt:
-Kontakt zu einigen Professoren(fuer Staatsrecht und internationales
Recht)aufzunehmen,der mir bei der Klaerung einiger juristischer
Fragen/Problemen
behilflich sein koennte
-bei der Veroeffentlichung dieser Geschehnisse -z.B.im Bonner
Genaralzeiger...
-bei einem Protestschreiben/einer Protestaktion- betreffs diese illegalen
Praktiken-beim rumanischen Konsulat in Bonn
-Protest gegenueber der Lufthansa,die-trotz gegenteiliger oeffentlicher
Verkuendigungen-auch weiterhin Abschiebungen,die unter Anwendung von
Gewalt durchgefuehrt werden,unertstuetzt.

Ich wuerde mich auch sehr freuen von einigen von euch
Infos/Materialien...(per Internet)ueber die Studieninhalte/Kurse... zu
erhalten(Rechtswissenschaft-2.Sem)

mit vielem Dank im voraus
Gabriela Codreanu

PS:Da es sich hier um ein recht 'aussergewohnliches' Problem handelt
und ich nicht recht weiss wer dafuer 'zustaendig' sein,bzw.mir helfen
koennte,wende ich mich sowohl an die Fachschaft fuer Jura,die
ASTA,sowie an alle Studenten und alle anderen Studentenvereinigungen

ich bin erreichbar unter:

email: area13@web.de
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen