Startbahn West 1981

saul 17.05.2003 23:51 Themen: Soziale Kämpfe
Mittlerweile sind es Zeitdokumente und hier passen sie gut rein. Diesmal nur in full black&white, dafür etwas bearbeitet. Hier geht es nicht darum, die Geschichte der Startbahn neu zu schreiben oder sich mit den "Gewaltfreien" von damals zu prügeln. Das hat sich eh von selbst erledigt. Zumal es seinerzeit vorwiegend von den DKPlern ausging und die hat sowohl der Zahn der Zeit als auch der Mauerfall den Rest gegeben. Zunächst mal um unveröffentlichtes Bildmaterial, wofür immer es gut ist.
Vorab ein paar Links.
 http://www.autonome-in-bewegung.de/archiv/starb/
 http://www.autonome-in-bewegung.de/archiv/starb/81_start1.html
 http://www.startbahn.de
 http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtgerilla+RAF/rz/fruechte_des_zorns/zorn.html
Unter dem Stichwort wird man auf den Suchmaschinen eh totgeschmissen, an Material fehlt es also nicht.
Nun, wer in der Zeit nicht nur dabeiwar sondern zudem noch ne Kamera dabeihatte, wurde schnell zur Zielscheibe. Das dürfte vielen vertraut vorkommen. Siehe Kameramann Arschloch. Schönen Gruß an alle für die ich damals n Spitzel war, sofern sie n PC haben bzw noch am Leben sind. Einige sinds nicht mehr. War also da nicht anders, wer ne Kamera dabei hat, ist n Spitzel, was auch sonst. Nun wenn ich mich schon da rumgenervt hab, dann kann ich das Zeug wenigstens noch veröffentlichen, dann wars nicht ganz umsonst.
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Ergänzungen

hä?

hä? 18.05.2003 - 05:42
warum werden jetzt diese bilder gepostet?

und was soll das mit den efekten?

Klasse Bilder

Icke 18.05.2003 - 06:39
Danke dafür. Über Startbahn West weiss heutzutage kaum noch jemand was. Dabei kann man an dem Widerstand und die Niederschlagung (Spaltung, Mediation, Repression)
sehr viel über Aufstandsbekämpfung und eigene Unzulänglichkeiten lernen. Leider lernt eine Generation nie von der Vorgehenden.
Eines find ich an alten Bildern besonders beeindrucken: Vieles von damals scheint heute ähnlich, die Unterschiede finden sich im Wesentlichen im verschobenen Kräfteverhältnis (fast keine linken Strukturen mehr, der Staat wird immer absoluter) und natürlich in der Mode.

Vielleicht sollte mal ein Fotoarchiv der sozialen Kämpfe ins Netz gestellt werden. Gibt bestimmt ne Menge Fotos aus den 70ern und 80ern.

@icke

mir 18.05.2003 - 13:19
für ein solches archiv wär ich auch!!!

@artikel-autor: weiter so!!!
mehr bilder!!!

Frage

18.05.2003 - 15:09
Sind damals nicht zwei Demonsranten getötet worden? Von Fahrzeugen überrollt oder so? Hätte gern nähere Auskünfte.

Comming soon

saul 18.05.2003 - 17:44
Weitere Bilder folgen noch. Etwas Geduld. Nicht jeder jatte n Gerät dabei, einige schon. Kommt aber keiner auf die Idee sie hier reinzusetzen. Dann gabs eh die Profis und deren Bilder findst in der Presse. Von Rundschau bis Faz, könnt man in den Archiven suchen. Aber schlecht posten, Copyright und versuch mal Bilder aus den Zeitungsarchiven zu bekommen. Mühsam und es gibt etliche Einschränkungen. Zudem sind Bilder nicht einfach Bilder. Fanden sich in der rechten Presse meist die besten Bilder wenns geknallt hat, so wurde auf linker Seite meist die Platzwunden gezeigt und seitens DKP und BI die Friedfertigkeit herausgestellt. Eine Frage der Auswahl. Solche Rücksichten muß ich heut nicht nehmen, also rein mit dem was ich aus der Zeit rübergerettet hab.
PS: Was Tote betrifft, es gab mal n Gerücht drüber. Mehr auch nicht und an der Gerüchteküche beteilige ich mich nicht.

Link gehen nicht (not found)

flight 404 18.05.2003 - 22:50
außer startbahn.de und da steht nichts.
wenn du dabei warst kannst du auch kurz sagen was da war. ich kenne nur den begiff weiß es aber nicht.

Geschichtsklitterung

Fritz 18.05.2003 - 23:13
Also, hier mal von jemandem der einen Teil seiner Jugend an dieser Mauer verbracht hat ein paar Anmerkungen. Gewaltfrei waren nicht nur die DKPler. Sondern da es sich um eine Bewegung gehandelt hat, die mehrere 100.000 Menschen umfasst hat, waren das die meisten. Auch wenn es immer wieder Situationen gab, wo angesichts der massiven Übergriffe von Seiten der grünen Horden vielen Leuten die Sicherung durchgebrannt ist und sie entweder Gewalt unterstützt haben. Aber eben immer punktuell. Die Startbahn ist aber vor allem ein Beispiel für völlig durchgeknallte Autonome Militärspielchen, die letztendlich soweit geführt haben, dass Leute mit Knarren auf die Demo gegangen sind. Politisch ging es um nichts mehr. Deswegen wurde die Restbewegung nach den Morden an den zwei Polizisten aufgerollt und hat sich an den Widersprüchen zerrieben. Zum Schluß haben einige noch dafür gesorgt, dass andere beim Prozess belastet wurden. Soweit ich weiß sitzt der eine immer noch sein lebenslänglich ab. Doch die Fragen, die sich aus den gesammelten Merkwürdigkeiten ergeben. Spitzel etc. Dass die Polizisten aus 500 Metern mit einer einfachen Pistole erschossen worden sein sollen. Das ausgerechnet in dieser Zeit der Schüsse die Videos fehlen, wurden über die Geschichten nicht mehr gestellt. Da ist noch viel aufzuarbeiten, anstatt jetzt auf einmal auf ach wie tolle Geschichte zu machen. Im übrigen wurden da keine Demonstranten überfahren. DAs war in Frankfurt 1987 Günter Sare, der als antifaschist in Frankfurt von einem Wasserwerfer überfahren wurde, als er gegen die NPD demonstrierte. Im übrigen war das ein einstiger Genosse von unserem Joschka Fischer, den Wasserwerfer hatte die Rot - Grüne Regierung gekauft. Spätestens damals müssten alle Hoffnungen auf die Grünen gefallen sein, die einige ja anscheinend noch immer haben.

Meldet sich noch wer?

saul 19.05.2003 - 00:56
Gewaltfrei war sein letztes Wort - dann trugen ihn die Sanis fort.
Mir geht es hier nicht darum museal gewordene Auseinandersetzungen fortzuführen. Mit wem auch? Lachhaft sich mit Grauhaarigen über Steinwürfe vor 20 Jahren streiten zu wollen, bin ja auch nicht jünger geworden. Mit den Schüssen an der Startbahn endete auch der zum Ritual gewordene Sonntagsspaziergang. Die hatten nur bedingt was mit der Startbahn zu tun, es machte zu dieser Zeit keinen Sinn und schockierte die Restscene erstmal genauso. Mir geht es nicht darum rumzustreiten, wer recht hatte, welchen Sinn hats? Dafür ists ja nicht verkehrt unveröffentlichtes Bildmaterial reinzusetzen. Wer hat noch was? Einige sicher, nur auf den entsprechenden Seiten ist wenig davon zu sehen und hier hat bisher keiner solche Fotos reingesetzt.
PS: Tia kann vorkommen mit den Links, dann auf den Suchmaschinen, kommt man auch weiter.

Von der Startbahn zum AKW

Armin Reich 19.05.2003 - 16:20
Ohne die Erfahrungen aus der Startbahn-Bewegung hätten die beiden Hüttendörfer gegen die WAA Wackersdorf nie diese Energie entfaltet. Das erste davon wurde eigentlich überwiegend von den zahlreichen Startbahn-Leuten getragen, diese hatten auch massig Werkzeug mitgebracht und genügend technisches Know-How. Die BIs vor Ort waren bis zum Vorabend des 16. Dezember noch mehrheitlich gegen ein Hüttendorf - der Widerstand wurde von außen hierher gebracht (wobei die aufmüpfige oberpfälzer Landbevölkerung, die in der Folge dann auch in Gruppen z.B. auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Berlin auftauchte, die Linke in Deutschland mindestens ebenso befruchtete).
Auch die Schüsse an der Startbahn haben eigentlich nur bedingt mit den Ereignissen in Frankfurt zu tun. Sie fielen im Rahmen der Riots, die als Resultat von Tschernobyl auf die allgemeine Politik übergriffen. Die Waffe wurde auf der Hanau-Demo von Zivi-Bullen geklaut und hätte genauso gut auch an der WAA oder in Brokdorf zum Einsatz kommen können. Der Totalzusammenfall der Szene damals hat nicht ursächlich mit den Schüssen zu tun, diese waren nur das Ereignis, die das Faß zum überlaufen brachte. Die folgende Repressionswelle war im Hinblick auf das gesamte Verhalten des Staatsapparates im Jahr 1986 eine logische Entwicklungsstufe und hätte sich ohnehin so abgespielt. Viele Faktoren führten zum Zerbröseln der Mitte des Jahres noch so mächtigen Bewegung:
- starke Fraktionierung und die Tendenz sich gegenseitig aufzuarbeiten.
- Eine totale Propaganda-Welle der Mainstream-Medien. Fundamentale Kritiker des Systems wurden zu lächerlichen, in romantischen Idealen verfrachtete Spinner verformt, die den wissenschaftlich-meterialistischen Technikern bei ihren ernsthaftigen Problemlösungen nur im Wege stehen. Ein Bildnis, das im Bereich der politisch gesteuerten Medienberichterstattung immer wieder gerne verwendet wird - so z.B. in der Auseinandersetzung der Regierung mit den Gewerkschaften im Moment. Eine Propaganda, die besonders tückisch ist, weil sie ohne ausreichende Thematisierung auch in der Psyche der Protagonisten einer Bewegung greift.
- Erschöpfung. Neben der geistigen Vorstellungskraft besitzt das Menschenwesen auch eine Physis und beides leidet in Phasen solchen Aufruhrs ungemein - schließlich gilt es ja, nebenher auch die ganzen normalen Aufgaben des Alltags mit zu bewältigen. Viele Leute hatten einfach für eine gewisse Zeit keinen Bock mehr, wollten mal wieder was für sich alleine tun.
- Eine Taktik der Polizei und Justiz, die hierzulande mit "Stasi-Methoden" tituliert wird und in ständigem Piesacken von Einzelpersonen, Vereinen und Aufzügen besteht.

Das greift dann ineinander. Du hast die ganzen Sektierer vor Augen, die jedes Plenum zur Plage machen und denkst an die Flut der Spiegel-Artikel über lächerliche Öko-Fundamentalisten. Die Artikel kennt auch der Chef und der ist eh' schon sauer, denn du bist schon zwei Mal Montags nicht gekommen, weil du im Gefängnis warst. Dazu waren auch noch zwei Kripobeamte bei ihm, dieselben, die neulich deine Mutter vollgequatscht haben, so daß sie jetzt alle zwei Tage besorgt bei dir anruft - sie liest den Spiegel. Irgendwann fährst du dann ein Jahr an den Strand in Spanien oder gehst zu den zerstörungswütigen Alleshassern. Es gibt in unserem Lande übrigens sowohl im Osten als auch im Westen Menschen in hohem Lebensalter, die schon seit ewigen Zeiten unter einem solchen Syndrom leiden müssen. Zum Beispiel werden wir gegenüber der antikommunistischen Propaganda in den 50ern, die alles unterpflügte, was anders war, heutzutage direkt geschont. Vor einiger Zeit sagte mir die Enkelin eines hiesigen Dachau-Opfers, daß sie nie gerne über ihren Großvater gesprochen habe, weil er Kommunist war - ein Verhalten, das auch die Stadtväter jahrelang pflegten. Und das obwohl laut Recherche in alten Quellen dieser Mann zu Lebzeiten wegen seiner Ehrlichkeit und Geradlinigkeit von allen sehr geschätzt wurde und seine Beerdigung eine der größten in der Friedhofsgeschichte war. Ein lebhaftes Beispiel, mit welcher brachialen Gewalt die zu Zentralorganen mutierten Informationsmedien spätestens seit den 50ern in unsere kleine Privatwelt eindringen.

Diese Anrisse machen eigentlich deutlich, das es wichtig wäre, sich nicht nur räumlich zu vernetzen, sondern auch zeitlich. Ein gut sortiertes Archiv in Form einer Datenbank, die indymedia-like funtioniert, wäre eine tolle Sache. Anläßlich der Startbahn-Bilder blätterte ich in einer Doku über die Blockadetage '86 in der Oberpfalz herum, die in einer 2000er-Auflage erschienen ist und sich eigentlich komplett digitalisiert gehört, so interessant ist das. Über die Startbahn kenne ich aus alten Tagen etliche gute Bücher, die man heute nirgens oder nur sehr teuer bekommen kann. Und wenn es nicht eine Clique gibt, die das in die Hand nimmt, sollte mensch mal über ein Gründungstreffen nachdenken.

Nachtrag

AR 19.05.2003 - 16:56
Hab auch eins meiner Teile mal schnell mit der Digicam geknipst:

 http://www.germany.indymedia.org/2003/05/51778.shtml

Überrollt??

Warhead 19.05.2003 - 20:56
Überrollt wurde Günther Sare vom Wasserwerfer,das war drei Jahre später.Erschossen des Nachts wurde Karry,der Wirtschaftsminister der sich für die Startbahn stark gemacht hat.Ansonsten wurden beim Sonntagsspaziergang beim Üblichen Scharmützel zwei Bullen erschossen,etwas unüblich.
"Scharfschützen,Feuer frei"........

zum zweiten Bild

b# 20.05.2003 - 19:07
Dieses trägt die Unterschrift: "Und schweres Gerät..."
Das Ding was der Bulle da in der Hand hat etwa ein Mity Mite, eine Weiterentwicklung einer Waffe aus dem Vietnamkrieg, mit dem Gas vernebelt wird.
Die US Armee hat damit damals Die Vietcong in Ihren Tunneln vergast. Zeitgleich wurden damit bei den Protesten in Berkeley gegen diesen Krieg Menschen von der Nationalgarde ermordet.

Die deutsche Bullizei bestritt jahre lang immer sowas zu besitzen.
Bin echt froh darüber ein Bild zu sehen, hast Du zufällig auch welche über den Einsatz davon ?

Beschreibung dieser Waffe unter:  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/sanis/archiv/cs/kap_13.htm

Mighty Mite...

Warhead 20.05.2003 - 22:13
...netter Name,hab die Dinger ein paarmal in Aktion gesehen.Der Bringer waren sie nicht,haben im Umkreis von Fünfzig Metern alles eingenebelt,wahlweise mit CN,aber auch mit weissem oder schwarzen Nebel hinter dem die Bullen sich dann absetzten...oder Angriffe starteten.

Das CN-Monstergerät nannte sich Pepper Fog

NapoleonWilson 24.05.2003 - 02:03
Das überdimensionale CN-Sprühgerät, welches die Cops auf den Bildern in den Händen halten, nannte sich "Pepper Fog" und war eigens für die Startbahn-Einsätze konzipiert worden. Mit dem Gerät konnten die Cops im Gegensatz zu den üblichen Chemical Maces auch große Waldflächen u.a. völlig mit Gas einnebeln. Is aber nach Startbahn-Zeiten nie wieder zum Einsatz gekommen.