Nein zum Ausverkauf Patagoniens

indymedia 11.05.2003 00:57 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit

Mit einer großen Demonstration meldeten sich am 24. April in Buenos Aires die Mapuche, Ureinwohner Argentiniens, zu Wort. Sie fordern Selbstbestimmung über ihr Territorium, das durch multinationale Öl- und Holzfirmen ausgebeutet wird. Die Öl- und Gasförderung führte in der Provinz Neuquén zu einer verheerenden Umweltverschmutzung: Die Mapuches trugen durch mit Schwermetallen verseuchtes Grundwasser bleibende Schäden davon. Deshalb blockierten sie, wie auch die Piqueteros, 2001/02 mehrmals die Zugänge zu den Ölraffinerien. Auch durch die Vernichtung des ursprünglichen Andenwaldes und nachfolgende Aufforstung in Monokultur sind ihre Lebensgrundlagen bedroht.Mit dem gleichen Problem sind die Mapuche Chiles konfrontiert, die deshalb schon 1999 Protestaktionen durchführten.
Durch Kolonialisierung gestern und Freihandelsabkommen und Holzimport heute ist Europa direkt an der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen mitschuldig. Daher die kritische Frage an uns: "Wird es der europäischen Zivilgesellschaft egal sein? Müßte diese Gesellschaft dazu nicht auch etwas zu sagen haben? ..."

Demonstration der Mapuche nach Jahren des Schweigens

Mapuche (Araukaner) und Toba, die Ureinwohner Argentiniens demonstrierten am 24. April 03 gemeinsam mit zahlreichen argent. Volksbewegungen und Gruppierungen gegen den Ausverkauf Patagoniens an Ölgesellschaften und Holzindustrie und die starke Umweltverseuchung, dem die Mapuche ausgesetzt sind.

http://de.indymedia.org/2003/05/50206.shtml

Fotos: 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8

Repsol, der argentinische Staat und das Volk der Mapuche

Die Öl- und Erdgasvorkommen von Loma de la Lata in der argentinischen Provinz Neuquén, zugleich Heimat der Mapuche-Indios (Araukaner), werden von der spanischen Gesellschaft Repsol beherrscht, die auch in Perú, Brasilien und Bolivien aktiv ist.Extreme Umweltverseuchung in diesem Gebiet, vor allem des Grundwasserspiegels: der zugelassene Höchstwert wird um das 700-fache überschritten, die Umweltschäden wurden auf 925 Mill. USD beziffert.Die 1995 entdeckten Umweltschäden führten zu Zivilklagen gegen Rapsol. Das Gerichtsurteil fiel zwar in drei Instanzen positiv aus, aber die Provinz-Exekutive verhinderte seine Umsetzung. Die Mapuche erhielten nominell-juristisch das Kontrollrecht über die Tätigkeit der Firma, das ihnen de facto aber kaum etwas nützt.Im Sommer/Herbst 2001 forderten die Mapuche-Oberhäupter eigene politische Rechte über ihr Territorium, Einführung ihres traditionellen Rechtssystems, Bestimmung über die Artenvielfalt, Achtung ihrer Weltanschauung. Gleichzeitig blockierten sie die Zugänge zum Fördergebiet, was zu Repressionen durch die Provinzpolizei führte.Die Mapuche weigern sich trotz erwiesener Schädigung des Organismus, Regierungsplänen zur Umsiedlung zuzustimmen: "Wenn wir fortgehen, hören wir auf, Kaxipayin und Paynemil zu sein."

Artikel von Hernán Scandizzo in der Sonntagsbeilage von "Euskaldunon Egunkaria" vom 2.2.2003

Andenwald Patagoniens - schwere Schädigung des Ökosystems

Bereits 74% der ursprünglichen Waldbedeckung Argentiniens sind verschwunden. Das Ökosystem Bergwald der patagonischen Anden verschlechtert sich dramatisch. Grund dafür sind absichtlich angelegte Waldbrände und die nachfolgende Aufforstung mit exotischen Baumarten, vor allem Kiefern, durch Holz- und Ölfirmen wie Foyel S.A., Repsol/YPF und Benetton, oft auch Überweidung mit nachfolgender Desertifikation, Bodenveränderung durch höheren Wasserverbrauch u.a. Trotz gesetzlicher Verbote geht dieser Prozeß weiter, der sich durch die Wirtschaftskrise noch mehr verschärft: Die Provinzregierungen bessern ihre leeren Kassen durch Veräußerung staatlicher Ländereien an ausländische Investoren auf.

Übersetzung eines Artikels von Hernán Scandizzo

Europäische Mittäterschaft - Kolonialismus und freier Handel... I

Kolonialistische Siedlungspolitik Europas und Chiles auf den eroberten Mapuche-Territorien A. d. 20. Jh's - 95% des Landes gingen den Mapuche verloren - Freihandelsabkommen der EU und Kommerzialisierung des chilenischen Holzes wirken sich heute wiederum zum Schaden des Mapuche-Volkes aus - Kritik an der doppeldeutigen Menschenrechtspolitik Europas - Holzimporte der EU-Länder aus Chile

http://de.indymedia.org/2003/05/50998.shtml

Europäische Mittäterschaft - Kolonialismus und Freihandel .... II

Auswirkungen der Welthandelspolitik auf die Mapuche-Gemeinschaften und die Umwelt Chiles: Armut, Ausweitung von Territorialkonflikten, übermäßiger Einsatz chemischer Mittel und genetisch veränderter Arten in der Forstwirtschaft, zunehmende Wasserknappheit durch Monokulturen, Verlust des ursprünglichen Waldes - Kampagne zur Einführung des FSC-Forstzertifikats, dessen Kriterien die Situation der Mapuche zufriedenstellend berücksichtigen - kritische Fragen und Appell an die europäische Zivilgesellschaft.

Artikel von Alfredo Seguel in "Mapu Express" vom 6. Mai 2003

Argentinien: Blockade der Erdölraffinerien

Am 25.2.2002 werden die Zufahrten der Erdölraffinerien in ganz Argentinien von Piqueteros blockiert. Sie fordern Arbeitsplätze, Neuverteilung der Arbeitsstunden und Verstaatlichungen. 1999 verkaufte Argentinien das staatliche Erdölunternehmen YPF an den spanischen Konzern Repsol. Seitdem wurden 30.000 ArbeiterInnen entlassen. Repsol-YPF ist noch vor Shell und Esso der größte Erdölkonzern in Argentinien und dominiert sowohl den Export als auch den Vertrieb im Land

http://de.indymedia.org/2002/02/16691.shtml

Weitere Links:
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

links gehen noch nicht

LinksRhein 11.05.2003 - 17:51
liebe mods, könntet ihr noch die Links nach den abstracts anklickbar machen? tausend dank :-)

Gescheiterte Hausdurchsuchung

Übersetzer: Kh. (gepostet von LinksRhein) 14.05.2003 - 00:30
Gescheiterte Hausdurchsuchung des Mapuche-Zentrums Neuquén, Argentinien

12.05.2003, 21:26, von Kh.
von Mapuexpress - Saturday May 10, 2003 at 02:12 PM
 http://argentina.indymedia.org/news/2003/05/108794.php

Eine Information der Mapuche vom Mapuche-Territorium aus
 http://www.mapuexpress.net
 mapuche@mapuexpress.net

Wallmapu, Territorium Gulumau* (Chile), 10. Mai

Gescheiterte Hausdurchsuchung am Sitz der Mapuche-Organisation Newen Mapu Neuquén, Puelmapu* (Argentinien)

Am Freitag, dem 9. Mai 2003 versuchte die Polizei der Provinz Neuquén (Argentinien) am Sitz der Mapuche-Organisation Newen Mapu in Neuquén eine Hausdurchsuchung durchzuführen.
Auf Anordnung des Richters Gago erschien im Stadtteil Isdlas Malvinas ein eindrucksvolles Polizeiaufgebot, um das Büro der Mapuche-Vereinigung von Neuquén (Confederación Indígena Neuquina) zu durchsuchen.

Obwohl die drei Schwestern (Lamngen), die sich im Zentrum von Newen Mapu aufhielten, der Polizei mitteilten, daß dies nicht der Sitz der Confederación Indígena Neuquina sei, versuchte diese sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen, indem sie die Eingangstore aufzubrechen versuchte, was ihr aber nicht gelang. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen mußte sich die Polizei wieder zurückziehen. Unterdessen fanden sich die übrigen Mitglieder der Organisation und Vertreter der Medien ein.

Ziel der Polizeiaktion war laut Durchsuchungsbefehl, Akten der Versammlung der Mapuche-Vereinigung von Neuquén zu finden. Aber für die Mapuche-Organisation hat dies einen politischen Hintergrund. Deshalb kamen die solidarischen Gruppen heute nachmittag zu einem symbolischen Schulterschluß (abrazo) vor dem Ruka (Gebäude) Newen Mapu zusammen.

Dabei wurde folgende Erklärung verlesen:

Mari mari kom pu wenvy - Guten Tag allen unseren solidarischen Freunden!

Wieder einmal haben wir uns hier zusammengefunden, um der Verpflichtung, die wir am 11. Oktober hier in diesem Haus (ruka) eingegangen sind, Ausdruck zu geben. Damals versammelten wir uns, um unser neues Zentrum festlich einzuweihen, heute aber geht es darum, diese Politik der systematischen Verfolgung und Repression gegen die organisierten Gruppen anzuprangern.

Heute klagt das Mapuche-Volk gemeinsam mit Ihnen wieder einmal einen Akt der Gewalt an. Angesichts der heute gewaltsam versuchten Hausdurchsuchung am Sitz der Mapuche-Organisation Newen Mapu wollen wir eine öffentliche Erklärung abgeben, denn diese Tat ist nicht zufällig und offenbart das Verhältnis, das der Staat gegenüber dem Mapuche-Volk zu unterhalten gedenkt.

Der Grund für die Verfolgung, die der Staat durch seine Institutionen gegen die Mapuche-Organisation betreibt, ist darin zu suchen, daß die Regierung Sobisch die wesentlichsten der von ihr beabsichtigten Wirtschaftsprojekte, die sie in der Schublade bereithält, in den Mapuche-Territorien verwirklichen will. Diese Pläne bedeuten Ausbeutung der Ressourcen: Wasser, Erdöl, Bergbau, Tourismus und Forstwirtschaft. Für dieses Projekt muß sie sich das Einverständnis der betroffenen Gemeinschaften, denen diese Naturgüter gehören, sichern. Dies ist der Grund,weshalb
sie die Rechtspersönlichkeiten in diesen von ihren Plänen betroffenen Gemeinschaften negiert, indem sie sie totaler Schutzlosigkeit preisgibt, um durch die Ausschaltung der Mapuche-Opposition diese Ausbeutung garantieren zu können.

Sie benutzt die Führung dieser Gremien(Personerías Jurídicas) als Unterdrückungsapparat gegen alle unsere Gemeinschaften, indem sie sie mit Reglementierungen eindeckt, denen unsere Gemeinschaften, die sich im Zustand
wachsender Armut befinden, unmöglich nachkommen können.

Obwohl wir laut Dekret 4811 die Anerkennung unserer Satzungen auf nationaler Ebene gerichtlich bestätigen lassen mußten, weigert sich die Provinz, diese als gültig anzuerkennen, wodurch nun die Gemeinschaften gezwungen sind, von einer Instanz zur nächsten zu laufen.

Die Unternehmen der Tourismusindustrie, die Ölgesellschaften und Forstwirtschaftsunternehmen haben ihren Dank für diese Politik der Schutzlosigkeit ausgesprochen, die diesen Wirtschaftskreisen erlaubt, mit völliger Rückendeckung durch die Justiz in unsere Territorien einzudringen, trotz des immensen Schadens, den sie im Leben und im Territorium der Mapuche verursachen. Die einzige Abwehrkraft in diesem alarmierenden Klima der Gewaltakte ist die Mapuche-Organisation auf ihren verschiedenen Ebenen: den (örtlichen)Gemeinschaften, der Mapuche-Vereinigung, dem Koordinierungskomitee der Mapuche-Organisationen oder der Organisation Newen Mapu.

Wir glauben, daß ab heute eine Welle der Verfolgung beginnt, der wir begegnen müssen.

Die Richter dürfen nicht Teil dieser politischen Manipulation sein. Es ist völlig unlogisch, daß das Verfahren gegen einen Gouverneur eingestellt wird, der bei einer Schmiergeldaffäre (? - mientras coimeaba) gefilmt wurde, während unser Zentrum, ein Ort wo unsere Kinder durch den von unseren Cilkatufe (Erziehern) erteilten Mapuche-Unterricht Tag für Tag stärker werden und wo wir uns organisieren, um ein neues Verhältnis zur Gesellschaft von Neuquén zu etablieren, das auf den Prinzipien der interkulturellen Verständigung beruht, durch die gewalttätige Präsenz der Polizei befleckt wird, auf Anordnung einer Person, die (eigentlich) über das Recht zu wachen hat.

Trotz dieser Bedrohung erreichen sie damit nur einen größeren Zusammenhalt und daß unsere Anklage überall bekannt wird. Sie erreichen, daß wir stärker im Geiste werden; stärker werden auch die Beweggründe, die uns in unserem Kampf stützen. Sie zeigen uns, daß das einzige Argument, auf das sich die Regierung berufen kann, in Gewalt und Repression besteht.

Vor unseren solidarischen Freunden, vor den kämpfenden Organisationen, vor der lokalen, nationalen und internationalen Gesellschaft
- verurteilen wir deshalb zehnfach* die Verfolgung und die Drohungen!!
- werden wir unsere heimgesuchten Territorien zehnfach verteidigen!!
- werden wir zehnfach Anerkennung und Gerechtigkeit einfordern!!

Jorge Nahuel, Werken (Sprecher); Elías Maripan, Lonko (Gemeinschaftsoberhaupt)
Coordinadora de Organizaciones Mapuche Neuquén

MARICI WEU!! MARICI WEU!! (Zehnfach werden wir siegen!)


* Gulumau - chilenischer Teil des Mapuche-Territoriums
Puelmapu - argentinischer Teil
Wallmapu - "das Land ringsum" = Araukarien
** marici = zehnmal (auf Mapudungu, Sprache der Mapuche)

----

Übersetzungskoodination auf  http://www.free.de/Zope/linksrhein/imc/index_html