Auf nach Mittenwald

Angreifbare Traditionspflege 09.05.2003 20:01
Die webside zu den Aktionen in Mittenwald Pfingsten 2003 ist fertig!! www.nadir.org/mittenwald

Seit 1952 konnten auf alljährlichen Pfingsttreffen des 'Kameradenkreises der Gebirgstruppe' in Mittenwald und Umgebung Veteranen der faschistischen Wehrmacht und aktive Bundeswehrangehörige ungestört gemeinsame Traditionspflege betreiben und ihrer Toten aus beiden Weltkriegen gedenken. Mit jeweils mehreren tausend Teilnehmern ist es das größte solche 'Traditionstreffen'
Von den Opfern der deutschen Besatzung während des zweiten Weltkriegs, z. B. in Griechenland und Italien, wie auch von den im Namen der Partisanenbekämpfung verübten Kriegsverbrechen wird dabei seit mehr als fünfzig Jahren geschwiegen. Wie auch schon im letzten Jahr sind für das kommende Pfingsten Aktionen und Demonstrationen geplant, die dieses Schweigen brechen sollen und den Kampf der Überlebenden und Angehörigen der Opfer um immer noch ausbleibende Entschädigung unterstützen.

Die Aktionen letztes Jahr (siehe Fotos & Aufruf) haben dabei sehr deutlich gezeigt, in welches Wespennest man sticht, wenn man Geschichts- und Lebenslügen und deutsche Idylle anpiekst.

Laßt uns dies Jahr noch kräftiger pieksen! Schluß mit der Geschichtsverdrehung im Namen von "Kameradschaft, Tradition, Völkerverständigung unter dem Edelweiß"! Schluß mit Schweinebraten, Blaskapellen und militaristischer Gefühlsduselei! Schluß mit altem und neuem Soldatentum!

Traditionspflege angreifen!

Hearing zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und den
Entschädigungsforderungen der Opfer

7.Juni 2003 Hearing in Mittenwald ab 9.30-18.00 im Veranstaltungssaal des
TSV,Obermarkt 54a



9.30 Uhr Karola Fings, Historikerin, Köln, Begrüßung und Vorstellung des
Programms 9.35 Uhr Ernst Grube, München, Überlebender von Thersienstadt,
VVN-BdA Grußwort

9.40 Uhr Peter Gingold, Frankfurt, Auschwitz-Komitee und VVN-BdA: Begrüßung
im Namen der VVN und Einleitung

10.10 Uhr AK Angreifbare Traditionspflege: Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und "Traditionspflege"
der Bundeswehr

10.40 Uhr Prof. Schminck-Gustavus, Universität Bremen, Verbrechen der
Gebirgsjäger in Griechenland, Schwerpunkt Lyngiades

11.10 Uhr Christina Dimou, Überlebende von Kommeno, Zeitzeugenbericht

11.40 Uhr Amos Pampaloni, Florenz, Überlebender von Kephallonia,
Zeitzeugenbericht

12.10 - 13.00 Uhr Mittagspause

13.00 Uhr Argyris N. Sfountouris, Überlebender von Distomo, Schriftsteller,
Zürich/Athen, das Massaker von Distomo und Stand des Entschädigungsverfahren
in Deutschland

13.30 Aristomenis Singelakis, Athen, Nationalrat für die
Entschädigungsforderungen Griechenlands gegenüber Deutschland, Athen,
Entschädigungsforderungen griechischer NS-Opfer

14.00 Uhr Ludwig Baumann, Bremen, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer
der NS-Militärjustiz, Wehrmachtsdeserteur, Soldat und Kriegsverbrechen:
Möglichkeiten individuellen Verhaltens

14.30 Uhr Prof. Dr. Ludwig Elm, Jena, "Geiselnahme und -tötung war rechtens!
" - Juristische Aufarbeitung der Wehrmachtsverbrechen

15.00 Uhr Beate Klarsfeld, Paris, (Nicht)-juristische Verfolgung von
Nazi-Tätern (angefragt)









Frankfurter Rundschau 3.5.2003

Für die Erinnerung an die Opfer ist bei der Soldatenfeier kein Platz

Das jährliche Traditionstreffen der Wehrmachts-Gebirgstruppe steht in der
Kritik / Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen

Die Gebirgstruppe der Wehrmacht hat sich im Zweiten Weltkrieg schwerster
Verbrechen schuldig gemacht. In zwei Fällen ermittelt wieder die
Staatsanwaltschaft. Dennoch feiern die Veteranen alljährlich zu Pfingsten
Wiedersehen im bayrischen Mittenwald - gemeinsam mit Gebirgsjägern der
Bundeswehr. Der Protest gegen den fragwürdigen Schulterschluss wächst.

Von Joachim F. Tornau (Kassel)


Historiker sprechen von "einem der abscheulichsten Kriegsverbrechen in der
Geschichte des Zweiten Weltkriegs": Am 13. September 1943 ermordeten Truppen
der 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht auf der griechischen Insel Kephalonia
mindestens 4000 italienische Kriegsgefangene - aus Rache dafür, dass der
vormalige Verbündete die Seiten gewechselt hatte.

Knapp einen Monat zuvor hatten die Gebirgsjäger das nordgriechische Dorf
Kommeno dem Erdboden gleichgemacht. Bei dem als "Sühnemaßnahme" für einen
Partisanenangriff deklarierten Massaker erschossen sie 317 wehrlose Männer,
Frauen und Kinder. Überlebende berichteten später, dass die Soldaten auch
Frauenleichen geschändet, einer Schwangeren den Bauch aufgeschnitten und
Kinder angezündet hätten.

Mehr als 50 Orte in Europa, an denen die Gebirgstruppe derartige Verbrechen
begangen hat, sind belegt. Doch bislang wurde keiner der Beteiligten zur
Rechenschaft gezogen. Das könnte sich ändern: In den Fällen Kephalonia und
Kommeno hat die Staatsanwaltschaft die in den sechziger Jahren eingestellten
Ermittlungen wieder aufgenommen. Recherchen von Journalisten und Historikern
hätten zu neuen Verdächtigen und Beweismitteln geführt, erklärt der
zuständige Dortmunder Oberstaatsanwalt Ulrich Maass. Doch weil Totschlag
lange verjährt ist, muss er den Veteranen Mord nachweisen: Das sei nicht
leicht. "Aber es erscheint immerhin möglich, dass man da herankommt."
Die ehemaligen Soldaten machen aus der Zugehörigkeit zur Elitetruppe indes
keinen Hehl. Jedes Jahr zu Pfingsten treffen sie sich mit Gebirgsjägern der
Bundeswehr in Mittenwald, um beim Ehrenmal auf dem Hohen Brendten der toten
Kameraden zu gedenken.

Für die Erinnerung an die Opfer ist dabei kein Platz. Organisiert wird die
größte soldatische Feier in Deutschland vom "Kameradenkreis der
Gebirgstruppe", einem Verband von Wehrmachtsveteranen und aktiven
Gebirgssoldaten. Zu dessen 8000 Mitgliedern gehört auch Bayerns
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).

Doch der Schulterschluss zwischen Alt und Jung ist in die Kritik geraten.
Beim letztjährigen Treffen hatte es erstmals Proteste von Demonstranten
gegeben. Weil österreichische Ex-Gebirgsjäger stolz ihre Hakenkreuzorden
trugen, schaltete sich die Staatsanwaltschaft ein. Die Ermittlungen wegen
des Zeigens verfassungswidriger Symbole wurden "wegen geringer Schuld"
eingestellt.

In diesem Jahr sind gleich mehrere Gegenveranstaltungen geplant. "Wir haben
vor, die Täter mit den Überlebenden zu konfrontieren", sagt Historiker
Stephan Stracke vom Arbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege". Zusammen
mit der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) richtet der
Arbeitskreis in Mittenwald ein Hearing mit Opfern der
nationalsozialistischen Gebirgsjäger aus.

Die Mahnwache auf dem Parkplatz am Hohen Brendten wird aber wohl ausfallen.
Das Grundstück gehört der Bundeswehr. Die will dort "keine politisch
motivierten Veranstaltungen" dulden. Für die Gedenkfeier des
Kameradenkreises scheint das indes nicht zu gelten. Deren Besucher dürfen
den Parkplatz seit eh und je nutzen.




Termine/ Veranstaltungen


9.Mai, ab 22:00: Alpenglühen. Soli-Party für die Fahrt nach Mittenwald
Sielwallhaus, Bremen
11.Mai, Hamburg ab 11 Uhr im Radio FSK-Frühstückmagazin
Sendung zum Pfingstreffen der Gebirsjäger und zum antifaschistischen Hearing
13.Mai Wuppertal AZ Wuppertal Markomannenstr. 3 20:00 Uhr
13.Mai Hamburg im B-Movie Brigittenstr. 5 um 20:30
Filmveranstaltung "Mord auf Kephalonia"
14.Mai Mobilisierungsveranstaltung in Frankfurt
awo, Eckenheimer-Landstrasse 93, 18 Uhr Film 'Mord auf Kephalonia', ab 19 Uhr Ulrich Sander vvn/bda
14.Mai Hamburg 19:30 Uhr in der Kneipe Planwirtschaft, Klausstr. 10, Ottensen
letztes Vorbereitungstreffen in Hamburg
21.Mai Köln Planet Antifa Alte Feuerwache
23.Mai, Bremen 20:00, Paradox, Bernhardstr.12
Vorbereitungsveranstaltung für Mitfahr-InteressentInnen Termine in Mittenwald
7.Juni.2003
9.30-18.00 Hearing, Veranstaltungssaal des TSV, Obermarkt 54a
ab 18 Uhr Demonstration am Dekan Karl-Platz

8.Juni.2003
9.30 Uhr Mahnwache gegen die Brendtenfeier Parkplatz Luttensee
Mobiles Leben
Es wird einen Bus aus Bremen geben. Hinfahrt: Freitag, den 6.6. abends - Rückfahrt: Sonntag, 8. 6. abends. Kosten 30 Euro, Erhältlich im Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10-12, geöffnet Mo, Mi, Fr, 16-19 Uhr, Telefon: 0421/700144 oder aber per e-mail (hier gibt's auch nähere Informationen):  alpengluehen2003@gmx.net
Für Übernachtungsplätze ist gesorgt.

Wuppertaler Bus nach Mittenwald 6.Juni 21:00 Uhr Köln; 22:00 Wuppertal; 1:00 Frankfurt Ankunft Mittenwald 8:00 Uhr
Busfahrkarten 25 Euro
Rückfahrt Montag 9.Juni 9:00 Uhr zurück um ca 18:00 Uhr Buchung über  angreifbare.tradition@freenet.de
Kontakt
AK Angreifbare Traditionspflege  angreifbare.tradition@freenet.de

c/o Antifaschismus-Referat Bergische Universität
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Ergänzungen

Danke Mods

11.05.2003 - 01:58
Jeder Pfurz rund um die Rigaer Str. wird aktuell in den newswire gesetzt, genauso wie jede noch so kleine Bambule Aktion. ( B + HH Dominanz )
Teilweise der letzte Quatsch.
Hauptsache irgendwer macht seine ersten Schreibversuche und berichtet über die Parkuhr an der Ecke.
Das Dogma die Berichterstattung über die Inhalte zu stellen ist meines Erachtens sehr fragwürdig.
Außerdem wenn zum Beispiel die KPD/RZ einen spaßigen Aufruf zum 1.Mai macht, bleibt das ein Aufruf (der bei euch im Newswire landet) und kein "selbstgeschriebener Bericht" von irgendeinem Ereigniss.
Dieser Beitrag ist nicht der x-te Aufruf zum 1.Mai sondern der Versuch bundesweit ein 60 Jahre totgeschwiegenes Thema
(NS Verbrechen der Gerbirgsjäger( zu thematisieren).
Ihr halte dies nicht für nötig das posting vom open posting in den newswire zu befördern.
Walser sei Dank.
Lieber Fun mit der KPD/RZ, als Ernst mit Altnazis, USK und Unterbringungsgewahrsam.

Außerdem wäre es bei ein wenig Zeitaufwand sehr einfach euch
zu belegen wie häufig Beliebigkeit eure Auswahl dominiert und ihr gegen die von euch selber aufgestellten Kriterien verstoßt.

Leider sind zudem die besseren (nach eu8rer Auswahl) Texte schwer wieder auffindbar, da eure Suchfunktionsüberarbeitung ja noch eine Ewigkeit dauert und ihr die in den Newswire gestellten Texte nicht extra kennzeichnet.
Sie verschwinden dann im schwer wiederauffindbaren indy Chaos
(Vorsclag: das Rückwärtsblättern nach Tagen mit einer Seite voll kleiner Überschriften wäre hilfreich )

Gibts eigentlich auch ein Special Archiv ?

Sorry, lieber Poster von 00:58

Pete 11.05.2003 - 04:53
Was ist daran so verkehrt, wenn es EIN (in Zahlen: 1) alternatives Nachrichten-Projekt im Netz gibt? Es gibt doch genügend linke Szene-Pools wie Nadir, Partisan oder LinkeSeite. All diese Portale werden tägliche ebenfalls viele tausendmal besucht.
Möchtest Du bestimmen, was wichtig ist und was nicht? Inhaltliche Moderation widerspricht nun mal dem Grundgedanken derer, die das globale Indynetz am Laufen halten.
Ich würde es begrüßen, wenn endlich ein Szene-Open-Posting-Projekt (Interim-Online? OpenPosting-Stressfaktor?) im Netz entstehen würde. Eine Vernetzung mit Indy wäre dann ja obligatorisch.

12.05.2003 - 18:12
Genau dieser Scene Kram, Rigaer hier und Rigaer da, ist Interim Niveau zu dem indy teilweise verkommt.

Mittenwald 2002 + 2003 auf indy

Dokumentation 20.05.2003 - 22:57

Deutsche PolizistInnen verhindern Schweigeminute
von kritische geschichtswissenschaft e.V. - 20.05.2002 18:00
 http://de.indymedia.org/2002/05/22370.shtml

Mittenwald-Vorbereitung
von AK gegen das Vergessen - 21.03.2003 12:09
 http://germany.indymedia.org/2003/03/45549.shtml