I want a riot of my own: Wer solche GenossInnen hat, braucht kein

Paul und Paula haben's satt 06.05.2003 20:21 Themen: Soziale Kämpfe
Szenekritik, obder...: Ein Beitrag zum Wachrütteln
I want a riot of my own: Wer solche GenossInnen hat, braucht keinen Klassenfeind

Was ist der Sinn politischer Aktivität? Die naheliegende Antwort: Man kämpft gegen die bestehenden Verhältnisse, weil man in ihnen nicht leben kann. Weil sie eineN selbst fertigmachen und/oder weil eineR gesehen hat, wie ungerecht sie sind und wieviel Leid anderen in ihnen und durch sie zugefügt wird. So unkonkret diese Diagnose ist, ist sie doch erstmal richtig, und sie lässt sich aus den Erfahrungen der Einzelnen heraus konkreter fassen.

Was aber folgt daraus? Wir kämpfen. Die ganze Politszene ist stark an "Events", Demos, Aktionen orientiert. Die "Events" sind symbolische Manifestationen der herrschenden Verhältnisse. Die sind scheinbar am besten (an)greifbar, wenn hinter verschlossenen Türen Staatsmänner (und vielleicht auch -frauen, aber das nur nebenbei) unter dem Label G7, NATO oder was auch immer zusammenkommen. Es handelt sich immer um Ausnahmesituationen, auf denen Protest (nach außen) und Selbstvergewisserung einer linksradikalen Identität (nach innen) konzentriert gelebt wird (viele AktivistInnen bewegen sich auch ständig oder zumindest jedes Wochenende in diesem Ausnahmezustand, aber das ändert nicht an dem Argument). Der Sinn einer solchen Demonstration der eigenen Ablehnung der herrschenden Verhältnisse steht natürlich außer Frage: Ein Zeichen setzen, das die "Herrschenden" und die "unpolitische" Rest-Gesellschaft nicht ignorieren können!

Well, is it? Was hält UNS davon ab, die Verhältnisse zuhause und im Alltag nicht nur wahrzunehmen, sondern auch dagegen vorzugehen und dort Bündnisse und Kollektive aufzubauen, wo sie UNS direkt betreffen? Warum ist Kampf für UNS nicht Normalität, sondern die Ausnahme des "Events"? Warum glauben wir, dass der symbolische "Kampf" an den Orten und zu den Terminen, die UNS die Gegenseite vorgibt, das effektivste Mittel ist, Widerstand zu artikulieren? Warum ist der Rest, der Alltag, die Normalität vor allem eine Sache des subkulturellen Lebensstils? "Das Private ist Politisch" - für uns heißt das, dass wir uns im alltäglichen Leben mit einer ganze Menge Dinge, die schieflaufen - den herrschenden Verhältnissen -, auseinandersetzen können und müssen und auch auf diese Dinge einwirken wollen. Und dann kommt ein "Genosse" und deutet an, dass das Private nur dann Politisch sei, wenn das ganze Leben seinem Verständnis von Politik entspricht. Wenn es nur noch aus Eventhopping und Aktionen, eben "Politik", besteht. Wer sich noch darum Gedanken machen muss, wie das tägliche Essen auf den Tisch kommt, hat den Idealzustand noch nicht erreicht.

WIR (Großbuchstaben=Kollektiv, wir in Kleinbuchstaben=Paul&Paula)WIR kämpfen also. Zusammen mit wem, mit welchen Mitteln, mit welchen Zielen? Fragen, die man sich stellen muss...und besser niemals stellt, denn sie machen eineN zweifeln. Beständige Selbstzweifel und Zweifel an der "Bewegung" oder "Szene" oder wie immer man das Kollektiv nennen mag, in dem man gelandet ist wären nicht so schlimm, gäbe es dort einen Platz für diese Zweifel. Gegenüber "Events", Aktionen, Demos wird Werkelei im Hintergrund oder im und am eigenen Alltag nicht so stark beachtet. Treffen, die ausschließlich der Reflexion und Diskussion dienen, gehen gerade noch so durch, aber auch da wird "Praxisorientierung" eingefordert. Wer an all dem nicht teilnimmt, wird Mühe haben, sich als vollwertiger Teil der Bewegung zu fühlen, oder jedenfalls häufig den inneren und äußeren Druck spüren, sich zu beteiligen. Dabei gibt es viele Gründe, nicht dabei sein zu können: Ein Arbeitsplatz, den eineR nicht verlieren darf, Verantwortung gegenüber Kindern, Angst vor Eskalation und Gewalt, körperliche Gründe. Und wer daran teilnimmt, und dann vor Ort feststellt, dass ihr die Überzeugung von "der Sache" fehlt, wäre besser gar nicht dort. Niemand wird bereit sein, gemeinsam den Sinn der ganzen Aktion zu hinterfragen.

Also: Wo ist der Platz für unsere Zweifel? Wir fuhren nach München, anlässlich der NATO-Sicherheitstagung, und fanden ihn nicht. Es waren Hunderte von Leuten da, alles welche von UNS, von "unserer" Szene, bewusst oder unbewusst von "der Sache" überzeugt - und wir? Uns ging von Minute zu Minute die Motivation flöten, und wann immer wir näher hinschauten, sah es so aus, als hätte dies alles ganz und gar nichts mit uns zu tun, wir fühlten uns einsam und allein und völlig fehl am Platz. Wir zweifelten daran, dass das alles einen Sinn hat, und darüber war nicht zu reden, während alle mit der Demo beschäftigt waren. Wir zweifelten zunächst daran, ob das für uns einen Sinn hat. Aber wenn nicht für uns, wie steht´s mit den anderen?

Vielleicht lautet die Antwort: Protest ist häufig (nicht immer) Teil der herrschenden Verhältnisse. Protest, der an sie anknüpft, der sie braucht und sie deswegen nicht in Frage stellen kann, Protest, der ritualisiert ist, Protest, der UNS zum Selbstzweck geworden ist, den WIR nicht kritisch hinterfragen, der UNSER eigentliches Ding ist, hinter dem Freundschaften und persönliche Probleme auch mal zurückstecken. Indem der Protest dem Ereignis, gegen das er sich richtet, diese Aufmerksamkeit zukommen lässt, erkennt er die Legitimität und die Wichtigkeit, die das Ereignis für sich in Anspruch nimmt, ein Stück weit an. "Austausch" mit der "Rest-Gesellschaft" funktioniert nur vermittelt über die Medien, die von der Demo berichten. Diskutiert wird unter UNS, auf Arbeit, beim Trampen und in der U-Bahn halten WIR besser das Maul, weil es voll nervig ist, mit den "Prolls, die eh nix gecheckt haben", ernsthaft über Politik zu reden. Was ist die Perspektiven solchen Protests?

Dieser "Widerstand" ist rein symbolisch, ritualisiert und vorhersehbar. Die Linke tut, was man von ihr erwarten kann, und sonst eigentlich nichts. Die NATO und G8 und die alle wissen, dass es die Demo geben wird, der Rest ist crowd control. Könnte Widerstand nicht kreativer sein? Wie demütigend wäre es für einen Staatsgast, wenn am Tag seines Besuchs nicht gegen ihn, sondern wegen etwas völlig anderem Tausende auf die Straße gingen? Und vor allem: Warum sich nicht da organisieren, wo die herrschenden Verhältnisse UNS unmittelbar gegenüberstehen, nicht symbolisiert durch Bullensperren, Wasserwerfer und die Mauern des Bayrischen Hofs, von denen WIR wissen, das dahinter ein paar wichtige Arschlöcher tagen? Darüber wird nicht erst seit Genua oder spätestens seitdem diskutiert, ohne dass es Antworten gäbe.
Nein: Protest kann wohl nicht anders sein. Weil's nicht attraktiv wäre. Weil es für viele politisch Aktive geil ist, sich an der Polizei abzuarbeiten, weil oft genug "was abgeht", und man fühlt sich dann richtig gut, weil man den Verhältnissen mal wieder so richtig gezeigt hat, dass man konsequent dagegen ist, und Tausende waren dabei, die Zeitungen haben´s geschrieben, und beim nächsten Mal gibt es richtig was zu erzählen.
Haben WIR Angst vor Neuem oder davor, was WIR machen kritisch zu hinterfragen? Besteht die Angst, dass sich Altes, Vertrautes auflösen könnte und sich statt dessen neues "breit" macht? Zitternd klammern WIR UNS an das, was WIR kennen, und stehen UNSERER Spontaneität häufig selbst im Weg.

Dazu trägt auch das übergroße Maß an Mißtrauen gegenüber neuen Leuten bei. Auf neue Leute wird nicht zugegangen, die Strukturen sind so unübersichtlich, dass sie erst nach Jahren der Zugehörigkeit überblickt werden können (wenn überhaupt). Wer es dann tatsächlich schafft in diese Strukturen hinein zu kommen, bekommt das Gefühl vermittelt, nicht willkommen, nicht akzeptiert zu sein. Warum ist das so? Weil Fremde, die nicht szenegerecht aussehen und nicht den Szenewortschatz mit all seinen Codes benutzen, um die Szeneüblichen Inhalte zu vertreten, Spitzel oder Nervensägen sein müssen. Nichts gegen Vorsicht und einen Blick für Polizeispitzel in den eigenen Reihen. Allerdings darf dies nicht soweit gehen das WIR vor lauter Mißtrauen nicht mehr miteinander reden können. Denn dann sind WIR genau da angekommen, wo man UNS haben wollte.
Linksradikalität als Teil der herrschenden Verhältnisse - da ich mich bisher nicht darum bemüht habe, zu erläutern, was ich mit diesen Verhältnissen meine, könnte der Eindruck entstanden sein, diese Aussage sei nichts als meine ganz persönliche Behauptung, entstanden aus einem Frust, der nun wirklich mein Problem ist. Diesen Eindruck halte ich für falsch, und ein paar Anmerkungen dazu sollten als Indizien genügen. Kapitalistische Verhältnisse sind im wesentlichen vermittelte Verhältnisse. Soll heißen: Warentausch, Ausbeutung der Arbeitskraft, Ausübung von Herrschaft geschehen nicht direkt, sondern durch eine vermittelnde Instanz, zum Beispiel Geld. Nirgends steht man also den herrschenden Verhältnissen unmittelbar und in konkreter Gestalt gegenüber, solange man immer noch ein bißchen Geld hat und an der Warengesellschaft teilnehmen kann. Protestformen, wie ich sie hier beschreibe, vollziehen genau diese Vermitteltheit unkritisch nach. Sie richten sich gegen irgendwas, das nach herrschenden Verhältnissen aussieht, in ihrer Sehnsucht nach einem konkreten Gegner wenden sie sich an konkrete Personen (Polizei, Regierende, Konzernchefs), die aber doch für etwas ganz und gar Abstraktes stehen. Und dabei gerät aus dem Blick, dass dieses abstrakte Ding Kapitalismus doch auch ganz konkrete Auswirkungen hat, doch sind das eben nicht in erster Linie Zusammenkünfte wichtiger Männer. Dieser Protest funktioniert also nach ähnlichen Prinzipien wie das, was er angeblich bekämpft. Nur noch ein paar weitere Anmerkungen zu den herrschenden Verhältnissen mitten in der radikalen Linken: Wieviele Menschen in deiner Politgruppe haben einen nicht deutschen Pass und eine nicht deutsche Herkunft? Wieviele Menschen sind nicht stark und gesund? Wieviele sind nicht ökonomisch zumindest halbwegs abgesicherte Mittelklassekids, sondern müssen erstmal für ihren Lebensunterhalt arbeiten, bevor sie Politkram machen? Wieviele haben ein kritisches Verhältnis zur Konsumgesellschaft, das mehr ist als bloße Attitüde? Vermutlich sind ungefähr die Hälfte Frauen, aber das heißt nicht, dass es nicht trotzdem eine geschlechtliche Arbeitsteilung gibt. Die Männer sind tendentiell für die Theorie und für die Randale zuständig, Frauen malen die Transpis, und wenn sie damit nicht zufrieden sind, müssen sie laut schreien und eklig sein. Unnötig, auch noch Antisemitismus in der Linken zu erwähnen.

Trotzdem glauben viele, dass sie alle Lügen durchschaut haben und alles, alles geschnallt haben, und halten sich für was besseres. Es wird solange behauptet es gäbe keine Dogmen, bis jemand kommt und aneckt. Dann zählt nur die eigene Position, ohne dass dabei bedacht würde, dass sie sich im Laufe der Zeit ändern kann.
Hierarchien existieren auch, wenn WIR sie ignorieren. Das Wort von "Genosse" A zählt mehr als das Wort von "Genossin" B, und sei es nur, weil er sich hochgestochener ausdrücken kann. Vielleicht auch, weil er tatsächlich in diesem Fall mehr weiß, aber nicht bereit ist dieses Wissen weiterzugeben. Und wer legt eigentlich fest welches Wissen wichtig ist, welche Fähigkeiten gebraucht werden? Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass - wie es im Moment für uns aussieht - das Gerede von Hierarchiefreiheit Selbstbetrug ist.

Was für die Soziologie "Ausdifferenzierung von Lebensstilen" heißt, ist in der Praxis die ausgefeilte Form des Schubladendenkens. Über diese Schubladen definieren WIR UNS und nehmen andere wahr. Was zu deren unbewussten Abwertung führt. Haben WIR UNS einmal in UNSERER Szeneschublade bequem eingerichtet, fällt es UNS extrem schwer, UNS in "Andere" hineinzuversetzen und auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Zu den "Anderen" gehören nicht nur Yuppies Spießer Normalos Bankangestellte, sondern zum Beispiel auch die Kinder von Szeneleuten. Denn die "schreien, kosten Geld, und halten mit ihren dauernden Sonderwünschen vor allem von der politischen Arbeit ab."

Was ist der Sinn politischer Aktivität? Wir können es nicht sagen, haben ihn aus den Augen verloren, und das sagen wir vielleicht nur, um nicht an den Punkt zu kommen, dass das, was WIR in den letzten Jahren zusammen gemacht haben, alles für'n Arsch war. Weil sich die herrschenden Verhältnisse nicht bekämpfen lassen, wenn man selbst Teil von ihnen ist, das jedoch nicht wahrhaben will. Die Zweifel und Fragen müssten ihren Platz haben, müssten zu einer gleichwertigen anderen politischen Praxis neben Eventhopping und Demos führen, die die Ritualisierung vermeidet. Sonst droht die subkulturelle Nische zur Falle zu werden: Zuerst entfremden WIR UNS von "den anderen", und als nächstes von den "eigenen" Leuten. An dem Punkt hilft nur noch auswandern oder vorn Zug springen, und tatsächlich hat es auch solche Fälle schon gegeben. Womit klar wäre, was scheinbar immer wieder erwähnt werden muss: Eine "linksradikale Szene" ist weder außerhalb der Gesellschaft noch besser als die Gesellschaft, und ihre Selbstmarginalisierung und Selbstbezogenheit ist zum kotzen.

Und nun?
Dieses Papier zu verfassen ist eine Sache - um danach zu handeln, sind viele weitere Schritte zu gehen. Wir behaupten von uns nicht, so weit zu sein, aber wir haben den Anspruch, uns darum zu bemühen und immer wieder unser eigenes Verhalten zu reflektieren. Wir behaupten nicht, ein Patentrezept zu haben, aber wir denken darüber nach, was sich verändern muss und wie dies erreicht werden kann. Es geht um eine politische Praxis, die die Konfrontation da sucht, wo die Konflikte auftreten, wo sie uns betreffen. Linke Strukturen, die diesen Konflikten aus dem Weg gehen und nur symbolische und ritualisierte Auseinandersetzung führt, sind dafür nicht geeignet. Vielleicht kann eine andere Praxis trotzdem innerhalb dieser Strukturen entstehen. Aber vielleicht scheißen wir da drauf und bauen wieder mal neue eigene Strukturen daneben auf. "I want a riot of my own", sangen The Clash...




Paul und Paula haben´s satt!
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Ergänzungen

Ihr Heulsusen!

Anna und Arthur 06.05.2003 - 21:21
Euer Problem liegt eben genau darin: Daß ihr die “Linke” (hier verteten durch das Über-ich “WIR”) als autoritäre Bezugsgruppe, anerkennt. Euer Brief an die Szene ist Kafkas Brief an den Vater. Es geht hier um eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung, um einen langweiligen Familienroman.
Mit einem wesentlichen Unterschied. Die leiblichen Eltern sind Schicksal, eure linke Ersatzfamilie (das “WIR”) habt ihr euch selbst ausgesucht.

Was habt ihr euch davon erwartet?

Habt ihr jemals geglaubt, man könne die Welt verbessern, indem man ein ideales WIR konstruiert, das anschließend nur noch über den Erdball ausgebreitet werden muß?

Warum vergeßt ihr nicht einfach die Linke, wie sie bisher existiert? Warum fangt ihr nicht einfach an, einmal etwas nützliches zu tun? Mit solchen Appellen wie diesem hier werdet ihr in 100 Jahren nichts erreichen. Die Leute, die sich hier angesprochen fühlen sollen, werden sich niemals ändern.
Habt ihr euch klargemacht, daß die Platzhirsche des linken WIR den von euch schmerzlich vermißten “Austausch der Linken mit der Gesellschaft” schon deshalb nicht zulassen können, weil sie dann ihre eigene persönlich-politische Position verlieren würden? Weil sich dann schnell herausstellen würde, daß sie in Wirklichkeit nichts können, nichts wissen und der Gesamtgesellschaft gar nichts zu sagen haben?

Wenn ihr etwas ändern wollt, dann dürft ihr nicht darauf warten, daß die anderen sich und ihr Verhalten ändern.
Ihr müßt selbst etwas tun. Gründet eine professionelle, schlagkräftige Organisation. So wie Greenpeace, Attac oder amnesty international, nur eben noch viel besser. Wählt euch das Thema aus, das euch am dringendsten zu sein scheint.
Dann sucht euch kompetente Fachleute (Studenten und Absolventen, auch als Praktikanten?!) und überlegt euch, wie ihr für Öffentlichkeit sorgen könnt. Irgendwelche Journalisten werdet ihr ja wohl kennen. Eröffnet ein Spendenkonto. Führt ein paar Musterprozesse. Organisiert Vorträge und Veranstaltungen. Verklagt ein paar Politiker und sorgt für Öffentlichkeit. Produziert eine CD.

Wenn der Erfolg erst einmal da ist, werden sich genug Leute dranhängen.

Wie ihr selbst so schön gesagt habt, wäre es die größte Demütigung für einen Politiker, wenn man ihn gar nicht zur Kenntnis nimmt. Das gleiche gilt aber auch für die Szene-Gurus. Anstatt mit euren Ersatz-Eltern zu Hadern, solltet ihr lieber mal selbst erwachsen werden.

Es gibt viel zu tun, boykottieren wir ESSO...

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r. 06.05.2003 - 22:21
...mir haben der offene brief sowie der erste kommentar sichtweisen nahe gebracht die auch wohl für mich wichtig sind ( wenn ich mal die agro-parts aus dem kommentar für mich beiseite packe ) ... tja, erkentnis ist immer wichtig, selbstreflektion etc. und da wir halt das produkt unserer eltern und der gesellschaft sind tragen wir immer den mist mit gegen den wir uns streuben, das eine oder andere meinen wir gar elementar für unser leben zu brauchen und sind dann das bewusste unbewusste schwein (die sau nicht zu vergessen ;) ) ...für mich hängt die linke/anarchistische option die welt zu ändern mit der bedingung zusammen auch tiefenpsycologisch an mich heranzugehen soweit ich es vermag oder erkenne - bloß um dies tun zu können brauche ich erkentnis, solche wie mir aufgezeigt werden sowie die mit dem alter und damit verbundenen durch erignissen gewonnen erfahrungen...

...so habts doch nicht satt, sondern kotzt euch aus - raus mit dem scheiss und ein neues rezept gemacht das ihr dann ja verteilen könnt oder mal zum essen einladen könnt...

Gesteinsstruktur

saul 06.05.2003 - 23:34
Wer ist wer?, wer hat wem was zu sagen? Wer bestimmt was abgeht? Und vor allem, wer gehört dazu, wer bestimmt wer dazugehören darf?. Wer einige Zeit draußen war und die neuen Strukturen nicht kennt, brauchts gar nicht erst zu versuchen. Dem läuft ne Demo überm Weg und statt mitzulatschen, stehst daneben und fragst dich, was du damit noch zu tun hast. Zwar hast keine schwarze Lederjacke, hat ich noch nie, würdst aber noch unauffällig reinpassen. Oder man is doch erstmal dabei. Autonome Knastdemo, nicht ganz so black wie die Autonomen und Hasskappe hast auch nicht. Etwas eng, seh zu das ich Abstand gewinne und mit die Ständige Klopperei der Autonomen mit den Bullen aus sicheren Abstand betrachten kann, zumal mich in den Reihen nicht jeder haben will, als wenn ich fotografiert hätte, ne schon lange nicht mehr. Aber da sind wir uns einig. Gut nu hab ichs live gesehen, nur was tu ich hier? Im Nordend schaut ne Bekannte aus dem Fenster und ne gute Gelegenheit fürn Besuch, schon kann mich die Demo mal. Was dran witzig sein soll? Das ist mittlerweile 14 Jahre her. Wenn ich heut da hingeh ist eins sicher, ich steh da allein rum. Von denen die ich kenne ist eh keiner dabei, also was willst da? Solang das ne Jugendgeschichte bleibt, fallen die automatisch raus die eben keine 20 mehr sind. Man siehts doch am 1. Mai in Xberg. Gibt auch n Generationenwechsel und die Altautonomen die auch mit 35 noch taten, als seien sie unverzichtbarer Bestandteil der Scene halten sich raus. Wer sich mit 45 in einer Reihe zu steinewerfenden Kidds stellt, macht sich irgendwann zwangsläufig zur wandelnden Karrikatur.
Etliche Jahre später wieder ne Demo. Weswegen? Habs vergessen, nur aus Neugier mal nebenhergelatscht. Etwas zu jung die die Leut. Zwar winkt mich einer rein, denk aber nicht dran. Ne, ich gehör echt nicht dazu.
Und da ich auch ID mäßig nicht mehr damit befasst bin, hör auf dir das Graue Papier reinzupfeifen und die Kloppereien einer Scene ernstzunehmen, die eh nur noch mit sich selbst beschäftigt ist, die drüber jammert, das die alten Strukturen zerfallen sind, es keine Aktionen mehr gibt, weil eh keiner mehr kommt oder die zum Xten mal ihre Hassparolen gehen das Patriarchat im Allgemeinen und die eigenen Männer im Besonderen in unlesbare Bleiwüsten gießt. Oder die "MigtantInnen" entdeckt hat und deren Strukturen solang ignoriert bis Ausländerjugendliche an der Uni Frauen bedrohten und in Folge, 1. Im Studentenhaus n Pförtnerdienst eingeführt wird, 2. Auf Unifeten Türsteher wie vor jeder naormalen Disco kontrollieren. Was gehts mich an? Was in deren Kleinblätter debattiert wird, ist in meinen Bekanntenkreis eh kein Thema und das sind keine Bildlesenden Verkäuferinnen oder BWLer die außer Kariere nix kratzt, alles Leut die bei vielen Sachen dabei waren. Wenn nichtmal die sich für die neusten Gendertheorien interessieren, wer dann? N Insiderhaufen der glaubt, was sie grad zu diskutieren haben, sind die wichtigsten Menschheitsfragen und nicht merken, wie klein und bedeutungslos sie geworden sind.
PS: Was auf Politiker zutrifft, wenn sie inoriert werden, das trifft genauso auf die Scene zu die sich für den Mittelpunkt der welt bzw für die avantgarde hält. Auf ignore setzen *g*, auf den letzten Friedensdemos wollt ich nichtmal deren Flugis haben. War nicht allein damit, hatten echt Probleme die Zettel bei den "eigenen" Leuten loszuwerden.
PS 2: Mit Indy ists auch nicht viel besser, frag ich in irgendwelchen Chatrooms, von dieser Seite hat niemand was gehört.