Wittstocker Bürgermeister ignoriert Osterproteste gegen Bombodrom

Svennie d. R. 24.04.2003 11:55 Themen: Militarismus
Noch am vergangenen Ostersonntag demonstrierten über 5000 Menschen aus der Kyritz Ruppiner Heide gegen Krieg und eine militärische Nutzung ihrer Region. In einem offenen Brief an den verteidigungsausschuss im Bundesrat und Verteidigungsminister
Peter Struck (SPD) sprach sich Wittstocks FDP-Bürgermeister Lutz Scheidemann gestern für den Betrieb des Wittstocker Bombodroms durch die Bundeswehr aus. Scheidemann forderte eine schnelle Entscheidung der Bundeswehr über die Nutzung der Liegenschaft.
Die Aktivitäten der Bürgerinitiative FREIe HEIDe entsprächen nicht der Meinung der breiten Öffentlichkeit.
Vor einigen Jahren wandte sich der Wittstocker Bürgermeister Scheidemann (FDP) noch gegen das Bombodrom, doch bereits 1999 argumentierte er wie folgt:
"Die 850 Wehrpflichtigen hätten manche Mark hier gelassen. Auch durch die Gelöbnisse hätte es einen gewissen Tourismus gegeben."

1999 wurde der ehemalige NVA-Offizier und jetzige Bundeswehr-Oberstleutnant Wolfgang Engel in den Kreistag, der als Übungsplatzspezialist und neuer Kommandant in die Ruppiner Heide geschickt wurde, gewählt. Die FREIe HEIDe-Aktivistim Annemarie Friedrich verlor damals ihr Mandat. Daraus schloß Scheidemann, daß die Stimmung in der Bevölkerung einen Umschwung erfahren hätte. Scheidemann argumentiert weiterhin damit, daß eine Sanierung des Geländes nur mit Hilfe der Bundeswehr möglich wäre. Jedoch läßt er dabei außer acht, daß die Bundeswehr das Gelände gar nicht ökologisch sanieren möchte. Auch die Hoffnung auf höhere Einnahmen der Region durch schlecht besoldete Wehrdienstleistende ist eher utopisch.

Der Truppenübungsplatz hat eine Ausdehnung von 126 Quadratkilometer.Die Kosten für die Nutzbarmachung: betragen rund 160 Mio. Euro. Davon entfallen für die Altlastenentsorgung ungefähr 5-10 Mio.Euro, auf die Entmunitionierung: 55-160 Mio. Euro, auf die Errichtung der Platzeinrichtungen: 27-33 Mio. Euro. Zwar entstünden über 300 gefährliche Arbeitsplätze für Munitionsräumungsarbeiten, doch wären diese zeitlich befristet.815 Soldaten, 150 zivile Arbeitskräfte, 25-30 zivile Wachleute sollen in der Ruppiner Heide stationiert werden. Investitionen für die Altlastenentsorgung belaufen sich auf 4 Mio. Euro, für die Truppenunterkunft auf 76 Mio. Euro. Die Baumaßnahmen würden zeitweise ungefähr 200 Arbeitsplätze schaffen.

In Wittstock engagiert sich auch eine CDU-nahe Bürgerinitiative klein- und mittelständiger Unternehmen
namens PRO Bundeswehr für die Schaffung eines Garnisionsstandortes in der Region.


Bericht über Ostermarsch und FREIe HEIDe / Freier Himmel auf Indy.de
 http://www.de.indymedia.org/2003/04/49383.shtml

Reportage über Ostermarsch in Fretzdorf
 http://www.de.indymedia.org/2003/04/49386.shtml


Quellen:
Vom Gegener zum Befürworter des Bombodroms, der Launenwechsel Scheidemanns
 http://schule.ostprignitz.de/heinrich_rau_schule/regional/fh/tagdana/freihei.htm

Bombodrom
 http://www.grundrechtekomitee.de/milit-07.htm

Kosten für das Bombodrom
 http://www.cafehinterhof.de/fr1.html
Ruppiner Anzeiger, 24.05.2002

Gerüchte über Nutzung des Bombodroms ab Ende April 2003
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/brandenburg/233398.html

Wer ist Annemarie Friedrich?
 http://schule.ostprignitz.de/heinrich_rau_schule/regional/fh/mutter/annfr.htm
 http://schule.ostprignitz.de/heinrich_rau_schule/regional/fh/mutter/annfr.htm
"Bürgermeister will Bombodrom" in Berliner Zeitung Nr. 95, Donnerstag 24. April 2003, S.24, Nachrichten Brandenburg

Informationen zu PRO Bundeswehr
 http://www.friedensweg.de/hinterg/pressekyritz.htm
 http://www.friedenskooperative.de/themen/witt-003.htm
 http://denk-stein.com/tilt/news/berlinbb/berlinbb.htm
 http://www.illoyal.kampagne.de/nr16/seite23.html
 http://www.linkeseite.de/Texte/diverses/1111.htm
 http://www.friedenskooperative.de/themen/witt-021.htm

Presse Feedback über Ostermarsch
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/brandenburg/238795.html
 http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel2458.php
 http://www.moz.de/showDDP.php?OPENNAV=ddp&SUBNAV=xbg&SUBID=xbg&ID=50245
 http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/15.04.2003/528491.asp

Bürgerinitiativen FREIe HEIDe und FREIER HIMMEL
 http://www.freieheide-nb.de
 http://www.freieheide.de
 http://www.freier-himmel.de
 http://www.inforiot.de/news.php?article_id=1712

Kontakt:
Helmut Schönberg,
Tannenstraße 12
16909 Schweinrich
Telefon: 033966 60246
Telefax: 033966 60248

oder Roland Brinckmann:
030 48098942
 kontakt@freieheide-nb.de

Spendenkonto:
Empfängername: FREIe HEIDe
Kreditinstitut: Sparkasse Ostprignitz-Ruppin
BLZ: 16050202
Kontonummer: 162 101 20 22

Freier Himmel
 mail@freier-himmel.de

Homepage:  http://www.freieheide-nb.de
Adresse: Berlin-Fretzdorf
Telefon: 033931-2338

Sonntagskolumne auf Deutschlandfunk als PDF-File
 http://www.freieheide.de/DLF.pdf
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Ergänzungen

danke für die erinnerung

marleen 25.04.2003 - 10:52
was so alles noch passiert,..

es ist so schrecklich, mit welcher gewalt das militaristische durchgesetzt wird, unglaublich.

einerseits fördert das die aufklärung der bevölkerung über das wahre gesicht ihrer regierenden, andererseits wird gegen folgen dieser aufklärung (schritte zur selbstorganisation) mit weiteren machtmitteln entgegengewirkt.

beispie hierfür ist eine bürgerbewegung gegen überhöhte gebühren (müll, abwasser, hintergrund sind die viel zu groß dimensionierten ablagen, die sie den ost-komunen verkauft haben), die angeblich vom verfassungsschutzu überwacht wird,..

und das schreckliche:
man weiß nicht, ob es wahr ist, oder nicht,..
aber:
man hält es für möglich,..


Wo sind hier die Linken?

zornig 25.04.2003 - 17:21
Schade, dass sich niemand aus dem radikalen Spektrum nur annäherungsweise mit diesem Thema auseinandersetzt. Wir lassen die Leute schlicht allein dort. Die Geschichte ist so haarstreubend herrschaftsorientierte Scheiße, dass mensch gut zeigen könnte, was der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie ist: In der Demokratie wird demokratisch gebomt und diktatorisches Unrecht demokratisch legitimiert. Echt toll!!! Viel Solidarität der BürgerInnenini und habt Kraft auch auf andere Aktionsformen umzusatteln. Wie wär es mal mit einem wöchentlichen "Bombenbesuch" beim Bürgermeister, damit dieser bei den schönen Lärm nicht mehr zum schlafen kommt... oder sperrt doch mal die Autobahn... Dabei ist das echt ne schöne Ecke Natur.