Bericht vom DA-Camp auf dem Gelände der Kommune Lutter

Frustration hundert 16.04.2003 13:47
Anarchistische Kommune Lutter hat sich als emanzipatorisches Projekt disqualifiziert

Das Camp hatte noch nicht einmal angefangen. Von Samstag an bereiteten Leute den Start, organisierten die Küche, Materialien und Zelte. Schon am Sonntag kamen sehr viele Menschen an. Es versprach ein Camp zu werden mit vielen Workshops, nettem Wetter und vielen Möglichkeiten.
Das Camp war als ein offenes Camp gedacht, wo alle Menschen hinkommen können. Keine Verbote, Ausschlüsse oder sonstige Herrschaftsmaßnahmen sollten das Geschehen diktieren, sondern wenn es Konflikte gibt, dass sie auf kooperativer Ebene direkt versucht werden zu lösen. Bei dieser Art Campvorbereitung wurde aus vorangegangenen Camps, ihren Umgangsweisen mit Konflikten und der fehlenden Reflektion an eingesetzten Zwangsmitteln, gelernt und es war auch von der Orga-Struktur klar, dass es ein Gesamtplenum mit für Alle geltende Beschlüsse nicht geben wird und somit auch keine Machtmittel wie Ausgrenzung, Campverbot oder sonstige Sanktionen zum Zuge kämen.

Doch da wurde nicht mit der sogenannten anarchistischen Kommune Lutter gerechnet. 8 Menschen, die auf dem riesigen Gelände der Burg wohnen und separates Tagungshaus gegen Geld vermieten. Keine Person hat bei dem DA-Camp mitgemacht oder Interesse gezeigt. Da das Gelände sehr groß ist - nach ihren Angaben 4 Hektar - musste mensch nichteinmal ein Wort mit ihnen wechseln. Zudem haben sie ihren "Privatbereich", das sind alle Gebäude + Innenhof außer dem Tagungshaus, in den niemand rein darf/sollte. Diese Informationen sind wichtig, um die Rahmenbedingungen für den folgenden Vorfall einschätzen zu können.

Eine Person der Lutter-Gruppe verschickte 2 Tage vor Start des Camp eine Mail an eine Person mit dem Wortlaut: "Wir haben keinen Bock auf dich, nerv andere." Als die Person am Sonntag Abend das Gelände betrat kam sofort eine Person auf diese zu, dass sie innerhalb 2 Stunden verschwunden zu sein hat, sonst werden sie das mit Gewalt machen.
Das bekamen mehrere Menschen mit, die sich in der Nähe aufhielten. Ich sah den Konflikt auch und dachte, dass der unbedingt anders zu lösen sein muss, als dass ein paar Leute beschließen, "du und du musst gehen" und das nötigenfalls mit dem Machtmittel des Eigentumsrechts durchsetzen.

Nach zwei Stunden - die allermeisten saßen gerade am Feuer - kamen 3 Personen auf die Gruppe zu und drohte einer Person sie nun raus zu werfen, wenn sie nicht freiwillig gehe. Viele Menschen versuchten zu vermitteln, dass auf ihr Anliegen ja eingegangen werden soll, aber erstmal klar sein muss, dass nicht mit Gewalt hier zu erreichen ist. Ob wir nicht über die Gründe und Absichten sprechen können, die sie haben, fragten ein paar Leute.

Die Lutter-Leute wollten nichts dergleichen, nichteinmal begründen wieso sie diese Maßnahme ergreifen. "Wir erklären das euch nachher." bekamen nur Alle zu hören. Sie fingen an mit körperlicher Gewalt zu versuchen die Person hinaus zu befördern. Menschen stellten sich in den Weg und versuchten die ganze Zeit einen Dialog herzustellen: "Wieso wollt ihr einfach eine Person von dem DA-Camp bzw. dem Gelände prügeln?"

Während des Handgemenges - das 4 Stunden andauerte, die eine Person passiv auf dem Boden lag, die Brille mit dem Knie kaputt gemacht wurde und andere Kleidungsstücke zu Bruch gingen - kamen Äußerungen wie: "Ich putze hier und das mache ich nicht für diese Person", "Ich wohne hier und ich will die Person nicht sehen", "Die Begründung und das inhaltliche Auseinandersetzen gehen schon 15 Jahre und deshalb begründen wir hier Nichts", "Irgendwann reicht es", usw.

Zu dem Zeitpunkt versuchten so ziemlich alle anwesenden Personen - vielleicht zwei, drei, die dieses Vorgehen als legitim empfanden - diesen Gewaltdurchgriff zu verhindern. Es wurden viele Optionen aufgemacht, Alternativen der Auseinandersetzung vorgeschlagen: "Ich möchte doch euren (Lutter-Leute) Bedürfnissen nach gehen. Wie wäre es, wenn wir uns alle hinsetzen und anfangen zu überlegen, wie wir eurem Anliegen gerecht werden können und was Lösungen wären."
Nichts geschah, sie wollten nicht mit der Person reden, doch ohne sie lehnten sie es auch ab.

Nun brachten sie das Argument des Schutzraumes, den sie sich hier aufgebaut haben, hervor. Ein Begriff der aus feministischen Diskussionen entstand und ungeheuer wichtig für den Schutz der eigenen Person - vor allem Frauen - ist und nicht verweichlicht werden sollte. Dass persönliche Grenzen verletzt werden konnten in der Situation kann durchaus denkbar gewesen sein. Wenn es jemensch total wichtig ist eine Person nicht um sich zu haben, dann ist das Fakt und muss nachgegangen werden. Für dies wollte ich auch eintreten, um dafür eine Lösung zu finden.

Von der betroffenen Person ging keine Gefahr aus und das wurde auch von den drei Personen, die ihn rausprügeln wollten auch nie behauptet. Weder ein aggressives Auftreten der Person noch ein Vergewaltigungsvorwurf wurden erhoben. Eine Bedrohung wurde von keiner der drei Personen je formuliert. Sie haben die Absicht die Person hier jetzt raus zu werfen und das ist ihr "Schutzraum" - die 4 Hektar, die ihnen gehören.

Diese Worte wurden dann schon bei mehr Leuten als eine Legitimation der Gewalt gesehen.
Doch es reichte nicht, um einen Mob zu erzeugen, der die Person selbst rauswirft. Dafür begaben sie sich nach vier Stunden schlussendlich auf die Ebene zu "begründen" weshalb sie das machen. Die lief ohne die "angeklagte" Person ab, die nebendran auf dem Boden lag.

Zwei Hauptargumente wurden genannt: Die Person war mal früher auf der Burg Lutter zu Besuch und hat danach in einem Buch eine Einschätzung über die Kommune abgegeben. Das zweite war, dass Menschen wegen seiner Person nicht zum DA-Camp kommen. Und da diese Personen nicht sprechen können, weil sie ja nicht anwesend sind, wollte das eine Person der Lutter-Gruppe übernehmen. Und sie sieht nur die Möglichkeit, will sie DIE Personen "hier" haben oder diese eine Person.
Das "Hier" ist für mich nicht so klar, denn wenn sie das DA-Camp meint, fände ich das komisch, denn sie wollte nicht bei dem Camp mitmachen und ihr war es sogar egal, dass Menschen formuliert haben dass das Camp, wenn sie weiter hier eine Person mit Zwang rauswirft in Frage steht, weil sehr viele dieses Mittel nicht akzeptieren werden und dann mit rausfliegen. Damit war auch klar, dass es eigentlich völlig egal war, ob Personen auf dem DA-Camp sein können oder dass es überhaupt stattfindet, denn die zahlreichen Personen, die mitgegangen sind, waren ihnen egal.
Hinzu wurde dann aufgelistet was sonst noch so gegen diese Person an Vorwürfen es irgendwo gegeben hat.

Naja, diese Argumentation hat ausgereicht, um vier bis sechs junge Antifa-Leute für das gewaltsame Rausprügeln und Rausschleifen zu gewinnen. Für die war damit das "Problem" gelöst.
Andere Leute, die versuchten den Gewaltdurchgriff zu verhindern und immerwieder Lösungsansätze vorgeschlagen haben, waren sehr schockiert, heulten teilweise und konnten es gar nicht begreifen, was da gerade passiert ist.

Mir ist schlagartig jegliche Lust auf Workshops, eine nette produktive Woche mit linksradikalen Leuten, viel Wissensvermittlung und der stückweisen Annäherung an eine herrschaftsfreie Utopie verloren gegangen. Die ganze Vorbereitung an Zeit, Geld und Hoffnungen wurden durch Linkes Eigentumsdenken, Antifa-Vollstreckungsgruppe und der Unfähigkeit gleichberechtigte, herrschaftsfreie Konfliktlösungen anzustreben, schlagartig zu Nichte gemacht.
Und die ganze Zeit kamen noch so Kommentare, wie "das ist Anarchie", "wir verteidigen die Herrschaftsfreiheit", usw.

Ich wollte nur noch weg von einem Ort, was sich als Freiraum bezeichnet und was als eines der vorzeige Anarcho-Kommune-Projekte gilt. Es gibt nicht viele Zusammenhänge, die sich explizit auf Herrschaftsfreiheit berufen und damit eigentlich zu den Strukturen für emanzipatorische Politik gehören. Doch dieses Bild muss ich mir ganz neu bilden.

Somit bin ich individuell abgefahren, aber auch einige andere, die für sich keine Möglichkeit mehr gesehen haben sich noch mal für politische Workshops auf dem Gelände der Kommune Lutter zu motivieren. Sicherlich ist es auch gut die Diskussionen, die nun dort aufgeworfen wurden auch zu führen und mit allen Beteiligten zu reden. Deshalb finde ich echt gut, dass noch Leute dort geblieben sind, das DA-Camp weiter machen und sich der Situation aussetzen. Ich konnte das für mich einfach nicht mehr und bin sehr froh von dort weg zu sein.
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Ergänzungen

heftig...

entsetzte 16.04.2003 - 14:49
Abgesehen von den inhaltlichen Auseinandersetzungen (die die Beteiligten noch nichtmal argumentativ dargelegt haben): So ein Umgang mit Konflikten, nämlich der krasse Rückgriff auf Gewalt zur undiskutierbaren Durchsetzung der eigenen Meinung hat wirklich nichts mit "anarchie" zu tun, sondern spiegelt den herrschenden Mainstream unverhüllt wieder.

Bitte diesen Text unbedingt auf die Hauptseite!!!

Und eine Bitte an die anderen, die anwesend waren: kommentiert, ergänzt! Ihr Lutter-Leute: nehmt Stellung! Und fangt an, euch konstruktiv mit Kritik auseinanderzusetzen!

richtig so

16.04.2003 - 15:08
Das Verhalten bei dieser Person von den Lutter-Leuten war absolut richtig! Zu bestimmten Leuten sollte mensch klare Grenzen ziehen. Und dass Ihr es richtig findet dass diese Person auf Eurem camp rumspringt und dafür so einige nicht hingehen spricht für Euch, aber sicher nicht gegen die Leute von Lutter.

Richtig so!!!

Clara 16.04.2003 - 15:54
Ich bin keine Freundin der Anarcho-Kommune-Lutter, aber das Verhalten der Leute war absolut richtig! Jörg B. hat in herrschaftsfreien Strukturen absolut nichts mehr zu suchen. Er hat mit dem VS zusammen gearbeitet und verteidigt dies auch noch. Beim letzten Castortransport nach Gorleben, hätte seine Anwesenheit in Lüneburg, die dortigen Zusammenhänge fast gesprengt. Wo Jörg B. ist, gibt es nur Streß und Spaltung. Also besser ohne ihn, das gringt nach Vorne.

herrschaftsfreiheit

a 16.04.2003 - 15:55
oder versuchte herrschaftsfreiheit heißt nicht konfliktfreiheit und unbedingte harmonie.

gruß

Was ist ein Rausschmiß?

etwa keine Herrschaft? 16.04.2003 - 16:08
wo soll man denn da anfangen...
die lutter-leute haben jemanden ohne diskussion mit Gewalt entfernt!!

eine emanzipative politik bedeutet aber in erster linie diskussion und auseinandersetzung mit inhalten/personen/etc. unter verzicht auf rohe körperliche gewalt, die das primitivste mittel von herrschaftsausübung ist.

eine diskussion oder verbale auseinandersetzung muss nicht harmonisch verlaufen, im gegenteil, sie ist absolut unharmonisch!

deine vorwürfe an die person finde ich ziemlich verleumderisch. hast du beweise? was nutzt die hetzerei? doch nur den herrschenden.

sollte die person echt mit dem vs zusammenarbeiten, dann kann man auch das lösen, ohne mit körperlicher gewalt in dieser form vorzugehen. warum wurde der vorwurf nicht unter den beteiligten geklärt?

die welt, die wir wollen, erscheint als vorausahnung in den handlungen, die wir heute vollziehen. unser verhalten sollte sich am maßstab der zukünftigen freiheit messen, und nicht an der engstirnigkeit und angstpanik der gegenwart. ich will eine welt ohne gewaltsame rausschmisse aus seminaren!
ich will eine welt ohne verleumdung anderer!

guckt mal so geht herrschaftsfreiheit

maus 16.04.2003 - 16:27
schaut mal so funktioniert herrschaftsfreiheit

 http://www.de.indymedia.org/2003/04/48867.shtml

so funktionierts

maus 16.04.2003 - 16:32
schaut doch mal, wie das mit der herrschaftsfreiheit wirklich funktioniert
 http://www.de.indymedia.org/2003/04/48867.shtml

hahaha... ihr seid arm...

timmi 16.04.2003 - 17:53
..ich les so den artikel durch + denke mir:
is doch eigentlich mal wieder an der zeit,dass auf dem lieben jörg rumgehackt wird.
und siehe da ! schon passiert .
diese "linken" sind so lächerlich + die hälfte der kommentare auch.
j. ist sicher nicht unstressig,aber ihn rausprügeln ?
geil !
und dann auch noch die immergleichen langweiligen lächerlichen vorwürfe.
niemand muss mit ihm aktionen planen + durchführen.
ein freies camp ist füer jeden mensch.auch für leute,die anstrengende kritik mitbringen.
ich denke mal,eines der hauptprobleme der meisten,die über ihn abkotzen ,ist , dass sie sich selbst schämen ,nicht so konsequent + zielstrebig zu leben wie er.


Ich glaub nicht, dass das richtig war!

blabla 16.04.2003 - 18:15
Immer wieder diese alte Masche „Der Jörg hat mit dem VS zusammengearbeitet und das sogar noch öffentlich zugegeben“ Wenn bekannt werden würde wer noch so alles mal mit jemanden vom VS telefoniert hat, dann würden sicherlich einige Gruppen dumm gucken. „Er hat in einem Buch über die Burg Lutter gesprochen.“ – Ah ja, sehr überzeugendes Argument, schließlich darf man ja nur Positives berichten. Und wer das nicht tut wird rausgeschmissen. Und das mit dem „Schutzraum“ ist ja noch alberner, als ob Jörg gewalttätig oder sexistisch wäre. Ich finde es einfach nur widerlich wie dort miteinander umgegangen wird. Klar, Jörg ist ein streitbarer Typ, aber wer sich solchen Dingen nicht stellen kann, der kann für sich auch nicht beanspruchen, einen alternativen Entwurf für eine freie und emanzipierte Gesellschaft zu vertreten. Da ich Jörg, aber nicht die Vorausgeschichte kenne, fände ich es cool, wenn die Leute von Burg Lutter mal ein bisschen genauer erzählen, was sie zu dieser Aktion veranlasst hat!

Übrigens finde ich es etwas umständlich, in dem Bericht nur die Formulierung "die Person" zu verwenden

Mal ne Frage an den Lynch-Mob

Deutsche Linke sind scheisse 16.04.2003 - 18:23
Könnt Ihr bitte Eure Anti-JB-Kampagne woanders machen und Indymedia damit verschonen? Das hier ist ne Nachrichtenseite. Warum gründet Ihr nicht Stalinmedia oder so. Da könnte Ihr dann Hetze gegen alles und jeden machen.

so ist das nunmal

pele 16.04.2003 - 19:39
wenn ich jemanden nicht dabe haben will und hm das frühzeitig verklickere, er dann aber trotzdem provokativ auftaucht, dem kann nict geholfen werden. sorry.

16.04.2003 - 19:50
oje, krieg in elfenland. ich glaub ich muss gleich heulen(vor lachen).

Lutter

Nicht Wichtig 16.04.2003 - 19:54
nomen est omen,wie schon die ollen niederlaener wussten.
die macker aus lutter haben doch gleich die theorie bewsiesen und kritik auf luther( lutter)anische unart und unweise aus der welt(dem eigenen kleinen mikrophonkosmos) entfernt.

" wo rohe kraefte sinnlos walten .."

KLar, alle außer den J.B.+ Jüngern sind doof

Lüneschnucke 16.04.2003 - 21:04
Ich hab' J.B. (und seine Jünger) in Lüneburg beim Castor kennegelernt.
Diese Leute tragen sozusagen eine Wolke von Streit und Nerv mit sich 'rum.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß sowohl mit Ihm "Is"?? als auch mit den nicht-Jüngern absolut keine Diskussion möglich war, daß sie es schafften "völlig herrschaftsfrei" jedes Plenum, an dem "sie" teilnahmen zu dominieren und anderen damit die möglichkeit der Artikulation nahmen.
Diese Leute sind Zeitdiebe, sie schaffen es, auf ihre Art wertvolle Plenums-Zeit, Das ist die Zeit von allen, Zeit die für gemeinsame Beschlußfindung erforderlich war! durch ihre unendlichen und ermüdenden Debattenbeiträge schlicht zu stehlen.
Ich habe vollstes Verständniss für die Lutter-Leute und zweifle die obige Darstellung des "Rauswurfes" in wesentliche Bereichen an.


Soviel auch zur Wahrnehmung der "JBergis"

Nochmal die Lüneschnucke 16.04.2003 - 22:20
Der "Artikel" repräsentiert auch auf schöne Weise die Art, wie die "JBergis" die Welt warnehmen.
Stets von allen verfolgt und stark Ich-Zentriert und ohne den leisesten Hauch von Selbstkritik.
Das ist also der Bericht vom " Großen DA-Treffen".
Demanch ist außer der so häufigen Auseinandersetzung um "Die Person" nix weiter gewesen.
Ich empfehle mal einen Blick ins "Archiv" hier da findet sich ein verblüffend ähnlicher Artikel zu Lünburg und besonders die "LIgA" wärend der Castortage im Nov. 2002.
Noch weiter zurück zu den Aktionen um die Tagung der Atommafia in Stuttgart??.
Mit Hilfe dieses Artikels stehlen die hier übrigens schon wieder reichlich Zeit, weil sich so vieles um Sie drehen muß.

So geht's nicht!

eigentlichgelangweilter 17.04.2003 - 11:59
Au weia! Wirklich, wenn ich jedeN der mir in der linken Szene die Zeit stehlen würde, vor die Tür setzen würde, wäre es auf Dauer ganz schön einsam. Wir haben halt auch viele Anstrengende Leute dabei. Das ist halt so. Aber es ist kein Grund diese Leute gewaltsam zu entfernen. Ich muss mit diesen Leuten nicht eng zusammenarbeiten. Aber wenn alle nach dem Motto verfahren: Diese Nase passt mir nicht, die hat deshalb zu gehen, wo bleibt dann noch linke Politik? An allen möglichen Ecken kämpfen wir gegen Ausgrenzung. Das ist oft anstrengend, gerade auch weil die, mit denen und für die wir kämpfen sich anders verhalten, als wir es gewohnt sind. Nun ist es sicherlich kein Spezialgebiet der Linken für Polit-Nerds zu kämpfen, denen es schwer fällt sich in andere Menschen hinein zu versetzen. Trotzdem ist dies kein Grund das allgemeine gesellschaftliche Muster der Ausgrenzung zu reproduzieren.
Leute von einem Camp zu entfernen, weil einzelne gerne andere dort hätten, die wegen dieser Person nicht kommen mögen, weil sie halt einfach Antipathien haben, das geht nun wirklich zu weit. Das gehört diskutiert und ist nach meiner Einschätzung einfach nur zu verurteilen, weil es gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen reproduziert.
Dabei sei unbestritten, dass J. oft nervig und anstrengend sein kann und es ihm wirklich an einem einfühlungvermögen für andere mangelt. Damit ist er aber wirlich nicht alleine.

stellungnahme aus der lutter-gruppe

lutter-gruppe 17.04.2003 - 14:09
Stellungnahme einiger BewohnerInnen der Luttergruppe


Das einige bezieht sich darauf, daß nicht alle in der Luttergruppe Lust haben noch weiter Energie und Zeit in die Auseinandersetzungen mit und um Jörg Bergstedt zu stecken, es gibt echt Sachen, die mehr Spaß machen und erfolgversprechender sind. Das Grundsätzliche, sein Rausschmiß und die Begründung sowie die Vorgehensweise sind allerdings Gruppenkonsens und werden von allen getragen.

Ich will kurz auf die zeitlichen und formalen Abläufe der ganzen Geschichte eingehen...
Einige Tage vor dem DA-Camp erhielten wir die Information, daß Jörg hier her zum Camp kommen will. Wir informierten ihn per Mail, daß er hier nicht erwünscht ist. Zwei Tage später erscheint er trotzdem. Er hätte die Möglichkeit gehabt, sowohl mit uns, als auch mit den Camp-OrganisatorInnen vorher Kontakt aufzunehmen. (Später behauptete er, daß er hier seid Jahren Leute besuchen würde und er ganz erstaunt wäre über unsere Einstellung. Ich habe selten einen Menschen dreister lügen hören.) Wir sprachen ihn an und teilten ihm nochmal mündlich mit, daß er das Gelände zu verlassen habe. Er ließ uns wissen, daß er nicht gehen wird. Wir gaben ihm zwei Stunden Zeit. Aber auch jetzt ließ er es drauf ankommen.
Auf eine körperliche Auseinandersetzung hatten wir keinen Bock. Wir hatten uns auf Grund der Erfahrungen auf anderen Treffen, die sich dazu entschlossen hatten, ihn auszuschließen dazu entschlossen, Jörg erst zum Verlassen der Kommune zu veranlassen und haben in jeder Phase betont, daß wir dann auch eine inhaltlichen Auseinandersetzung führen. Wir haben deutlich gesagt, daß seid Jahren (nicht seid 15) verschiedene Gruppen/Einzelpersonen Auseinandersetzungen mit Jörg versuchen, daß die Entscheidung also nicht willkürlich vom Himmmel fällt, daß die Erfahrungen mit ihm zeigen, daß er inhaltliche Kritik entweder sofort von der politischen auf eine persönliche Ebene bringt, seine KritikerInnen also lediglich ein persönliches Problem mit ihm hätten. Oder es wird sofort Dominanz und Machtmißbrauch vorgeworfen, bzw. die Kritikpunkte als irrelevant herabgestuft. Etwas anderes war in seinen Reaktionen auf Kritik bisher weder zu hören, noch zu lesen. Wir sehen demnach eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihm inzwischen als ziemlich aussichtlos an.

Zu unseren Gründen für den Rausschmiß:
Uns gegenüber äußerten einige Menschen, daß sie gern am Camp teilnehmen möchten, aber nicht kommen werden, weil Jörg da sein wird. Sie haben ihn während anderer Projekte erlebt und wollten sich seiner Ignoranz gegenüber gewissen Grenzen nicht mehr aussetzen. Da andere Formen, einen möglichen Umgang zu finden, sich als aussichtslos erwiesen, ist das für uns ein Grund, ihn von der Nutzung der Kommunestrukturen hier auszuschließen.
Außerdem gibt es auf Grund der oben erwähnten Erfahrungen mit Jörg nicht nur hier ein tiefes Mißtrauen über seinen Umgang mit Veröffentlichungen. Sein Umgang mit repressionsbedrohten Sachen ist eine Gefahr nicht nur für uns sondern auch für andere. Jörg wurde mehrmals mündlich von uns darauf angesprochen. Seine Reaktion ging in die Richtung, uns eine Art Zensur vorzuwerfen und er setzt die konkret kritisierte Praxis fort.
Zwei weitere Gründe sind seine Zusammenarbeit mit dem VS und sein Umgang mit den Sexismusvorwürfen. Auch hier null Reflektion des eigenen Verhaltens, inhaltliche Kritik wird als persönlicher Rachefeldzug diffamiert, Sexismusvorwürfe würden hauptsächlich zu Abrechnungen und Machtkämpfen mißbraucht. Ich kotze gleich und denke, daß wir viel zu höflich waren.

Auf einige Vorwürfe will ich noch genauer eingehen:
Wir haben zu keinem Zeitpunkt auf einem Recht als BesitzerInnen des Burggeländes beharrt. Wir definieren uns hier als Freiraum, um ein selbstbestimmtes, hierarchiefreies Gruppenleben zu versuchen. Jörgs Aufenthalt hier hätte dem aus oben genannten Gründen und Erfahrungen entgegengestanden. Wir haben mit Schutz und Freiraum argumentiert, nicht mit Privatbesitz. Das wir nicht wollen, daß andere Gebäude als das Tagungshaus betreten werden hat nicht den Hintergrund von Privatinteressen, sondern hängt an der Tatsache, daß hier immer noch einige Gebäudeteile vom Einsturz bedroht sind, andererseits ist auch das Wahren einer Privatsphäre legitim, wir leben hier schließlich nich in ner Art Zoo. Wenn was passiert, halten wir unseren Arsch hin, nicht ihr. Im übrigen steht für mich/uns ein geschützter Privatbereich in keinerlei Widerspruch zu einem herrschaftsfreiem Leben. Herrschaftsfreies Leben heißt u.a. einerseits, sich eigene Bedürfnisse bewußt zu machen und sie auch zu formulieren/äußern. Andererseits gehört auch dazu, die Bedürfnisse/Grenzen anderer zu achten.
Uns wurde vorgehalten, daß das Camp das TGH gemietet hätte und somit tun und lassen könne, was es will. Oh wie befreit, offen und vor allem revolutionär!
In diesem Zusammenhang ist uns auch bürgerliche Moral vorgeworfen worden. Aber alle möglichen Leute schreien nach Beweisen zu den Vorwürfen (gibts übrigens im Internet unter www. jörg-bergstedt. de/debatten) und spielen sich gleichzeitig als Richtergremium auf, weil das doch alles keine Gründe wären und wir würden uns doch in die Camp-Strukturen einmischen, wo wir doch gar nix damit zu tun hätten und noch nicht mal ein Interesse am Camp hätten. Im Grunde ist es egal, wieviel Interesse wir an dem Camp haben. Aber der Verweis darauf zeigt auch, wie ignorant mit unserer Mitarbeit und Unterstützung umgegangen wird, Logistik, Material, Infos, Räumlichkeiten, Zeit, Workshops, Diskussionen...
Andererseits werden wir als autonome Gestapo bezeichnet. Gibts da noch ne Steigerung???
Wir haben mehrmals nachgefragt, wie sich die Camp-OrganisatorInnen denn den Umgang mit solchen Konflikt-Situationen auf dem Camp vorgestellt haben. Sie können nicht davon ausgegangen sein, daß es keine Unterdrückungsstrukturen auf dem Camp geben wird, z.B. sexistisches od. rassistisches usw. Verhalten. Dazu kam nur, daß auf keinen Fall jemand ausgeschlossen wird und daß das Camp immer für alle offen sein soll. D.h. letztendlich nix anderes, als das in Kauf genommen wird, daß die gehen, die von diesem Verhalten betroffen sind oder es sich nicht mit angucken können bzw. wollen. Außerdem ist die Orga-Gruppe vor dem Camp mehrmals von außenstehenden darauf angesprochen worden, daß viele ein Problem damit haben, daß Jörg auf dem Camp sein wird. Warum wird das ignoriert? Die Mobilisierung lief über die Hompage der Projektwerkstatt, auf der auch einige Begründungen zu finden sind, warum er aus den verschiedensten Treffen ausgeschlossen wurde. Eh, hört euch doch mal um, die ganze Szene ist voll von Leuten, die total abgegessen sind von diesem Typen, davon, daß er viele Treffen sprengt, spaltet usw. usw. Das können doch nicht alles Hirngespinnste sein, die persönliche Rachefeld züge laufen haben. Da gibts echt netteren Spaß. Wie schafft es dieser Typ nur immer wieder? Wieso kriegt der soviel Raum?
Es ist illusorisch, zu fordern, daß er aus linken, emanzipatorischen Zusammenhängen ausgeschlossen wird. Leider!



no fun at all

Schmendi 17.04.2003 - 14:37
Ich hab' den Rauswurf selber nicht erlebt, da ich erst am Montag abend in Lutter angekommen bin. Aber ich fand nicht nur die Tatsache schlimm, das die Menschen von der Kommune Lutter scheinbar mit (wir mir scheint berechtigter...) Kritk nicht umgehen können. Viel ekeliger war die Art und Weise, auf die sich die anwesenden Antifanten (sorry, aber das war echt peinlich wie ihr euch verhalten habt) auf die Seite derer gestellt haben, die hier dominant und gewaltförmig ihre interessen durchgesetzt haben. Und die Art und Weise, wie Kritik an diesem Vorgehen lächerlich gemacht und jegliche Diskussion oder gar Reflexion abgelehnt und verhindert wurde. Und die Art und Weise, wie das Ganze hier bei Indymedia weitergeht.

Ich bin nun frühzeitig abgereist, weil ich keinen Bock mehr auf die Kommune Lutter habe (komisch eigentlich), einige andere Menschen sind gar nicht erst angereist. Und auch für die Zukunft werde ich es sicherlich niemanden mehr nahelegen, sich in Lutter einzumieten. (Davon das ich auf das, was sich "Szene" nennt, auch überhaupt keinen Bock mehr habe).

Who the fuck is lutter?

17.04.2003 - 22:06
ich bin gerade vom camp zurückgekommen. den vorfall selbst habe ich nicht mitgekriegt. dafür mit leuten beider "fraktionen" geredet. die bösen "antifa kids" hatten eine reflektiertere argumentation, waren empfänglicher für kritik und haben nicht gegen die "anderen" front gemacht. bei den unterstützerinnen von jörg war das leider anders. wenn leute anfangen sich über schutzräume lustig zu machen, dann fehlen mir einfach die worte. jörg hatte mehrmals die möglichkeit, eine auseinandersetzung anzuregen, zumindest innerhalb des camps. daß er die aufforderungen einfach ignoriert und die macht des faktischen (er war nun mal eben da) genutzt hat, kann ich nur als provokation verstehen.
schade, daß es immer wieder so eskalieren muß.

Weitere Stellungnahme eines Anwesenden

Paul Hirsch 18.04.2003 - 21:02
Ich werde mich in meiner Stellungnahme nur auf die Darstellung im Bericht von "frustration hundert" und die aus der Lutter-Gruppe beziehen, da die restlichen entweder bodenlos platt bis unverschämt sind oder inhaltlich zu wenig hergeben.

Auf dem DA-Camp auf Lutter war ich von Sonntag bis Mittwoch anwesend, habe also den kompletten Vorfall mitbekommen und mich anschließenden Diskussionen gestellt.

Zum Bericht von "frustration hundert": Der Bericht deckt sich zum größten Teil mit meiner eigenen Wahrnehmung und auch die Leute, die sich in den folgenden Tagen an Diskussionen beteiligt haben, werden den Vorfall, insofern sie dabei waren, so bestätigen. Allerdings gibt es noch einiges hinzuzufügen, dass die Kritik an dem Verhalten der Kommune und denjenigen Camp-TeilnehmerInnen, die sich auf ihre Seite stellten, verstärkt.

Das Verhalten der Lutteraner hat von Anfang an deutlich gezeigt, dass sie an keinerlei inhaltlichen Diskussion interessiert sind. Angefangen von der eMail, in der nicht einmal ein Wort zur Begründung der Ausladung einer Person, die aktiv an der Vorbereitung beteiligt war, verloren wird, über die erste Androhung "Du hast zwei Stunden Zeit, Dich zu verpissen" bis zur aktiven Gewaltausübung. Sie machten auch immer wieder ausdrücklich klar, dass sie nicht an einer inhaltlichen Diskussion mit Jörg interessiert sind. Von daher ist die Behauptung in der Stellungnahme, er habe die Möglichkeit "vorher Kontakt aufzunehmen" wohl nichts als leere Worthülsen.

Die Begründungen, die dann noch vor der Durchsetzung des Hausverbots geliefert wurde, weil der Druck der Camp-Teilnehmer, die sich nicht so leicht übergehen liesen, nicht nachlies, war dann auch noch äußerst dürftig. Wenn angeblich Menschen nicht kommen wollen, wenn Jörg anwesend ist, dann ist es weitaus konkreter, dass viele Camp-TeilnehmerInnen wegen dem Vorfall das Camp verlassen haben oder gar nicht erst gekommen sind. Auch bei vielen, die Geblieben sind, bleibt ein äußerst bitterer Nachgeschmack. Alleine deshalb erhebe ich den Vorwurf, dass die Kommune das Camp gesprengt oder gespaltet hat. Jörg hat es nur dadurch provoziert, dass er nicht "freiwillig" gegangen ist und diese Provokation und letztlich die Spaltung halte ich sogar für dringend notwendig, insofern dadurch offensichtlich wird, wie tief gesellschaftlich Verbreitete Verhaltensmuster auch unter Linksradikalen verwurzelt sind. Mit kritischen, nervigen, anstrengenden oder wie auch immer mißliebigen Menschen wird auch in der bürgerlichen nicht-selbstbestimmten Gesellschaft mit Ausgrenzung und Gewalt reagiert. Egal ob mit Kriminellen, Obdachlosen, Ausländern, alten Menschen, "anders Befähigten", usw. immer läuft es nach dem gleichen Muster. Sie werden in Altersheime, Behindertenheime, Gefängnisse gesteckt, am Arbeitsplatz gemobbt, gefeuert oder abgeschoben. Ein ganz normales Verhalten in der "normalen" Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, anders mit Situationen und Menschen umzugehen.

Und natürlich haben auch die Lutteraner mit ihrem Eigentum Eigentum argumentiert, wenn auch verklausuliert in Sätzen wie "ich putze nicht für Jörg B." oder der Heranziehung des Schutzraumbegriffs. Nachdem sie Jörg rausgeworfen hatten, interessierte es sie natürlich nicht, dass er Nachts nicht mehr nach Hause kommt und es saukalt war. Es wurde von einigen Campern dann noch organisiert, dass eines der Zelte vor den Zaun getragen wurde, damit er und diejenigen die gleich mit ihm gegangen sind, dort schlafen können. Angeblich bekam Jörg am nächsten Morgen zu hören, dass der Teil außerhalb des Zauns immer noch zu IHREM Gelände gehört und er sich endlich zu verpissen habe. Ich persönlich finde es nicht verwunderlich, dass eine Kommune, die nicht in der Lage ist, sich marktunabhängig zu organisieren, also ihre Gebäude und ihr Gelände vermietet, sowie sonstige Produkte und Dienstleistungen verkauft, den Eigentumgedanken soweit verinnerlicht hat, dass sie sogar zu Hausverboten und Gewalt bereit sind. Ich weiß auch, wie schwierig es ist, sich anders zu organisieren und verinnerlichte Prinzipien zu erkennen und sich zu verändern, aber mit ihrem Verhalten fallen die Lutteraner sogar unter bürgerliche Standards, da dort wenigstens bestimmte Verfahren normiert sind. Immer wieder betonten sie, dass sie sich ein selbstbestimmtes Leben aufgebaut haben und deshalb das Recht haben, zu bestimmen, wer sich auf IHREM Gelände aufhält und wer nicht. Dem Anspruch, den eine anarchistische Kommune an sich im Allgemeinen stellt, nämlich wenigstens den Versuch zur tatsächlichen Emanzipation, werden die Lutteraner offensichtlich nicht gerecht, wenn sie ihr Leben auch noch als selbstbestimmt empfinden oder "verkaufen". So eine Kritik ist hart, da sie das Leben anderer in Frage stellt und dementsprechend reagieren in der Regel die Kritisierten. Es würde mich daher nicht wundern, der nächste zu sein, der mit Gewalt von der Gelände, mit dem die Lutteraner jedenfalls so umgehen, als sei es ihr Eigentum, entfernt werde.

Was mich zusätzlich, vielleicht sogar noch mehr gestört hat, war das Verhalten derjeniger, die den Rausschmiss befürwortet haben. Die Argumente derer reichten von "es scheint ja gute Gründe zu geben" bis "wir müssen das Problem ja irgendwie lösen". Interessant war zu beobachten, dass es insbesondere schwarzgekleidete Personen aus dem Antifaumfeld waren, die zur einfachen Problemlösung neigten, was mich persönlich stark an eine Uniformierung erinnerte. Sehr bedeutungsschwanger fand ich eine Aussage von einer derjenigen Personen, die an Jörg herumzerrte: "ich fühl mich wie ein Bulle". Ok, soetwas muss nicht überbewertet werden, aber da verwundert es mich auch nicht, dass Jörg in seiner Position Vergleiche zu BGS und anderen Verteidigern eines Staates zieht. Die üblichen gruppendynamischen Prozesse und die Tatsache, dass sich Menschen, offenbar auch Linksradikalen, von Gerüchten und Diffamierungen überzeugen lassen, führte dazu, dass die Lutteraner ihr Ziel erreichten. Vielleicht hat mich das Verhalten der anderen deshalb mehr gestört, weil ich mit einer Gruppe von ein paar Einsiedlern, die sich in einer Burg verstecken, durchaus leben kann, mich aber die Einsicht, dass selbstrefektiertes Handeln auch unter Linken nicht wirklich verbreitet ist, einfach nur enttäuscht hat.

Ich muss dazu sagen, dass ich andere Erfahrungen hinter mir habe, als wohl die meisten Linksradikalen, bzw. solche, die sich so nennen. Ich habe eine Ausbildung zum Polizeikommissar hinter mir und habe davon unter anderem viel Erfahrung mit Gruppendynamiken, Machtausübung und Hierarchien mitgenommen. Was ich an dem Sonntagabend erlebt habe, hat mich sehr an diese Erfahrungen erinnert. In diesem Kontext fand dann leider am nächsten Tag auch noch ein Tonfa (Schlagstock) - Workshop statt. Dabei Menschen zu beobachten, die mit dem gleichen Lachen die gleichen Schläge in Luft oder in Richtung Boden machten, wie ich es in der Bullenausbildung erlebt habe, hat mich einfach nur noch gegrußelt. Tonfas eignen sich auch hervorragend dazu, Leute zu transportieren und vielleicht werden sie dann demnächst auch gegen Jörg oder sonstwen von Linken eingesetzt. Wenn er sich dann auch noch wehrt, kann damit auch gleich geschlagen werden. An einem anderen Tag hätte ich einen solchen Workshop bestimmt mit einem anderen Auge betrachtet.

Konsequent wäre eigentlich gewesen, das Gelände sofort zu verlassen und das Camp entweder zu beenden oder einen anderen Ort zu finden. Ich kann verstehen, dass viele dazu nicht bereit waren, weil auch viel Energie in die Organisation investiert wurde und viele Teilnehmer später noch kamen und mit der Sache nicht direkt konfrontiert waren. Ich für meinen Teil werde so konsequent bleiben und meinen Fuß nicht mehr auf einen Teil des Geländes setzen, dass der Lutterkommune GEHÖRT. Positiv empfand ich, dass viele noch an einer intensiven Diskussion interessiert waren und eine Person sogar soweit ging, ihre Beteiligung an dem Rauswurf für einen Fehler zu halten, während die überwiegende Mehrheit der aktiv Beteiligten entweder keine Lust auf die Diskusion hatten. Abschließend möchte ich Jörg ausdrücklich danken, dass es ihm mit seiner provokativen Art gelungen ist, die pseudohierachiefreien Strukturen als solche zu entlarven. Allerdings würde ich mir wünschen, dass er von seiner Provo-Art wieder schneller auf eine konstruktive Ebene runterkommt, auch wenn ich wohl nie ein JörgJünger werde.

Mit der Stellungnahme aus der Lutter-Gruppe setze ich mich vielleicht später noch einmal im Detail auseinander, im Moment gibt es echt Sachen, die mehr Spaß machen und erfolgsversprechender sind.

an die wannkopfstr.

a.ganz 19.04.2003 - 19:02
liebe verfasserinnen des artikels,ich entfinde es als absurd der lutter kommune vorzuwerfen sie hätten sich nicht der auseinandersetzung gestellt.jörg wusste das er unerwünscht ist, hat sich aber darüber hinweggesetzt und ist in den raum eingedrungen. wahrscheinlich auch mit der, berechtigten wohlüberlegten hoffnung, von euch geschützt zu werden. das in diesem moment die zeit für eine inhaltliche debatte schon vorbei ist und die menschen von lutter diese erstmal nicht führen wollten, weder mit jörg noch mit euch, sondern ihr hauptanliegen, die abreise von jörg war, finde ich verständlich.
die debatte um jörg ist alt,lang, in vielen zusammhängen geführt, auch und gerade in marburg und ihr in der wannkopfstr.( besetztes haus in marburg)wisst darum. soll heissen: die menschen von lutter hätten gerade euch nicht viel neues erzählen können, die argumente sind klar, für euch wird es zeit sich damit auseinanderzusetzen und eine position zu erarbeiten anstatt gruppen, die das über lange zeit getan haben und ihre position umsetzen,die verabschiedung von emanzipatoricher politik vorzuwerfen.
bis dahin

Hallo da oben?

hier unten 24.04.2003 - 14:34
Moment mal, jetzt wirds hier aber elitär.
"liebe Wannkopfstrasse", dass ich nicht lache.
Für alle die linker Hetzpropaganda noch nicht ganz auf den Leim gegangen sind:
1. Die W13 ist ein offenes Projekt.
2. In der W13 war Jörg genau zwei mal zu Besuch.
3. Es besteht zwar Austausch einiger Personen zu alternativen Projekten wie Saaßen oder Gießen oder Kassel, aber 1. sind alle PErsonen die da wohnen (siehe 1 ) nicht auf einer Linie, vom Künstler, Studentin, Arbeiter, Schüli ist alles anwesend und geanuso schillernd sind auch die Einstellungen, anders als in manchen Denkmusteruniformierten Antifas. Hier werden Sachen bis zum Ende diskutiert und zwar nicht zu knapp. Außerdem gönnen sich die W13 Leute den Luxus mit politisch absolut unbedarften Leuten Kontakte zu Pflegen und sogar (man höre und staune) mit ihnen zu diskutiern, ein Phänomen, das in der Linken nicht so häufig ist, wie man denken möchte.
4. Der Ausdruck Bergstedt jünger (alternativ BErgstedt Soldaten) ist eigtentlich eine Frechheit den Leuten gegenüber. Ja mensch, die können denken!!! Da aber einige nicht mit ihnen diskutieren wollen finden sie das nicht heraus.
Kritik an der Linken zu haben darf niemals aufhören, genauso wie der innerlinke Diskurs.
5. J.B. sollte als PErson, die auch wandlungsfähig ist betrachtet werden. 15 JAhre Sünden aufzurechnen ist ziemlich daneben, angesichts der Tatsache, dass die meisten J.B. nicht kennen, aber in irgendwelchen zusammenhängen mal von ihm und seinen VS vorwürfen gehört haben. Und wenn so viel drüber geredet wird muss ja was falsch sein.
Übrigens gut möglich, dass er gerade zuhause sitzt und sich einen Ast lacht über alles was hier gesagt wird.
Ich möchte daher vorschlagen, Provokationen von seiner Seite aus zu ignorieren, die üblichen: Ich komme nicht weil-Ausreden in den Wind zu schießen und wirklich die Zeit besser zu nutzen, also quasi Schwamm drüber...
1. Ist es Blödsin sich so auf eine PErson zu fixieren, wo der wahre Feind RECHTS !!!!!!! steht und 2. in Allen anderen Personen die mit ihm zu tun haben seine unmündigen Gedankenklone zu sehen und 3. Auf Linke Demoausreden zu hören wie "ich komme nicht weil der und der oder weil da mal einer oder weil eine Oma von einem oder weil der Hund von der Zecke mal einem Freund einer TAnte auf einem Anarchatreffen wo die zufällig war mal ins recthe Ohr gebissen haben soll" Meistens schreiben diese Leute grade an einer Diplomarbeit und denken sich eine blöde Ausrede(die niemand verlangt und nur der eigenen Gewissensbefrfiedigung dient) aus.
5. Diese Personen, die wegen Jörg BErgstedt nicht kommen wollen halte ich für schädlicher als das Verhalten der Luttis oder J.B., da sie eine Problematik bewusst an andere weitergegeben haben im vollen Vertrauen auf die alte linnke Solidarität in Sachen Schutzraum.
Durch einen Anruf eine Exekutive zu ernennen, die eine PErson fernhalten soll ist absolut jämmerlich. Entweder man geht da hin weil da schlaue Leute sind und dann kann man mit denen auch was machen obwohl J.B. fünf Zelte weiter eine Diskussion leitet (!) oder man lässts von vorneherein bleiben, weil da ja dann sowieso alle so willenlos sind, dass sie beim Auftreten J.B. von dessen "Aura aus Stress und Zank" so fasziniert werden, dass sie ihm zu Füßen liegen und Hare Bergstedt rufen. Oder man macht seine Gottverdammten Privatkriege unter sich aus, anstatt kindisch immer "mamamama, der hat mir aua gemacht" zu rufen (alternativ: den lad ich nicht zu meinem Geburtstag ein, weil der hat der moni den Sandlaster geklaut als die ihm das Feuerwehrauto weggenommen hat...).
Irgendwie peinlich alles.
Aufhören!!!!
Bitte.
Und lesen...