In Kontakt mit Bagdad - Update 40

--- 30.03.2003 16:05 Themen: 3. Golfkrieg Militarismus
Der Krieg wird zum Alltag - Während inzwischen von anglo-amerikaniscger Seite von "Wochen" für diesen Krieg geredet wird, bleibt die Stadt weiter ohne Wasser und ohne Lebensmittel - Die Angst vor Seuchen scheint die größte zu sein - In den Straßen und Gassen, die Kinder: wieviele starben, und wieviele leben, aber ohne Schulen und aus ihren Zusammenhängen herausgerissen, wie sie sind und wie sie mit dem Krieg umgehen.
In Kontakt mit Bagdad - Update 40

Stand: Sunday March 30, 2003 at 01:10 PM

 http://italy.indymedia.org/news/2003/03/237530.php

Die Kinder von Bagdad

Einen Krieg begreifst du, wenn du in die Augen der Kinder schaust, an der Art, wie sie dich anschauen wenn du vorbeigehst, während du mit der Kamera filmst, wenn du fotografierst, was passiert. Die Kinder in Bagdad sind ein Ozean in Bewegung, sie sind überall, sie gehen überall nach draußen, sie begleiten dich, sie laufen dir hinterher. Sie versuchen es gar nicht, zu reden, es reichen wenige Handbewegungen und die Gesichtsmimik, um dich in einer Sekunde verstehen zu lassen, was sie von dir wollen: ich habe Hunger, oder: kann ich dich durch die Stadt führen, oder: schenkst du mir deine Bauchtasche, die Sonnenbrille, den Edding, den du in der Tasche hast.

Wer mit mir spricht ist von den Kindern von Bagdad beeindruckt, die keine Schulen mehr haben, keine Gegenwart und keine Zukunft. Opfer unter den Opfern dieser Belagerung aus Bomben und Raketen, die Verwüsten, zerstören, verletzen, töten und sie ihren kleinen Lebenszusammenhängen und den familiären Beziehungen entreißen. Die Kinder von Bagdad sind keine Straßenkinder, aber jetzt sind sie Straßenkinder, die nicht darauf verzichten wollen, zu spielen, wegen dem ureigenen, unbezwingbaren, mutvollen Bedürfnis, das den Kindern der ganzen Welt eigen ist.

Aber die Jungs und die Mädchen von Bagdad sind heute wie kein anderer Junge und kein anderes Mädchen auf der Welt. Sie wissen nicht einmal wer Donald Rumsfeld ist, oder Colin Powell. Sie kennen die diplomatischen Saltos des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen nicht, sie empören sich nicht wegen der Unterlassungen und der Zensur der Presse, sie wissen nicht, dass aus einem Mittelmeerland mit einer Geschichte, die so alt wie die Mesopotamiens ist, Fallschirmspringer und Flugzeuge starten, di kommen werden, um sie zu bombardieren. Sie kennen die Solidarität von Hunderten Millionen Menschen in der ganzen Welt, die mit ihnen solidarisch sind und alle Tage in ihren Ländern auf die Straße gehen, um Nein! Den Bomben und Nein! dem Krieg zu schreien.

Die Kinder von Bagdad wissen nicht einmal, dass die palestinensischen Kinder so wie sind, belagert und unter dem Feuer der Waffen der Heere der Invasoren, der Besatzungsheere.

Über eine Million irakischer Kinder, und wer weiß wie viele die aus Bagdad waren, sind unter der Last eines Embargo gestorben, der ihnen die Lust zu spielen und mit den Fremden zu scherzen nicht genommen hat, aber sie an das Sterben gewöhnt hat.

Man sagt mir, dass die Jungen und Mädchen in Bagdad jeden kleinsten Winkel der Stadt kennen, jede Straße, jede Gasse. Dass sie inzwischen "Experten" für Bombardements geworden sind. Sie kennen jeden Ort, an dem eine Rakete eingeschlagen ist, jeden durch die Bomben entstandenen Krater. Sie helfen den unabhängigen Reportern kleine Teile der Sprengkörper zu sammeln, Batterien für die Aufnahmegeräte aufzutun, (die am Schwarzmarkt praktisch unauffindbar sind), sie zeigen Abkürzungswege auf und Verstecke zum Verweilen, wenn es wegen dem Bombenregen schwierig wird, sich zu bewegen.

Und sie wollen nichts, die Kinder, sie gucken dich mit ihren dunklen Augen an und lächeln.

Cholera, Typhus und Durchfall sind die anderen tückischen Feinde der Kinder. Die Angst vor Seuchen ist extrem groß, die Zahl der Verletzten unter ihnen ist außerordentlich hoch, mindestens zwanzig Jungen und Mädchen sind unter den Bombardements gestorben. Und von jedem einzelnen erzählen sie dir die Geschichte, wie der Tod gekommen ist, wie die kleinen hießen und welche Spitznamen sie hatten. Als lebten sie in einem Dorf, und nicht in einer Stadt mit 5.000.000 Einwohnern.

Der, der mit mir spricht, sagt, dass gerade gestern in der Nähe vom Hotel "Andalus" eine kleine Gruppe von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren war, die spielten und dabei den Krieg mimten, in dem sie mit kleinen Holzbrettern aufeinander schossen. Ab und zu stieß der älteste mit kehliger Stimme eine Geheul wie eine Luftalarmsirene aus, bevor er einen schweren Stein in ihre Richtung durch die Luft warf. Wie bei einer abstürzenden Bombe waren sie alle gezwungen, wegzulaufen, um den Stein nicht an den Kopf zu bekommen.

Kriegsspiele. Was wird aus ihnen werden? Fragt mich (rhetorisch) mein Kontakt.

Ich konnte ihm darauf keine Antwort geben, aber ich habe ihm noch sagen können, dass mir gestern eine junge Frau aus Italien geschrieben hat, dass sie in Catania mit einer Gruppe Gymnasiasten und in Einvernehmen mit den Lehrern und dem Schulleiter ab Morgen den Unterricht mit einer Schweigeminute beginnen werden, und dass sie sich gemeinsam mit ihren Lehrern um alle scharen, die noch in der Stadt sind, und um die Reporter, Fotografen Filmemachern und Human Shields, die auf entscheidende Weise dazu beitragen, Informationen und Nachrichten frei von Zensur zu verbreiten.

Heute sind sie um 16.00 verabredet, um über folgendes zu entscheiden:

Besuche der zivilen Infrastruktur.Objekte

Was tun um die Mauer der Propaganda-Presse zu durchbrechen

Ein Treffen mit irakischen Kollegen

Initiativen zugunsten der Kinder von Bagdad zu schaffen

Bis später,

r.
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Ergänzungen

Cyber protest action continues

watcher 30.03.2003 - 16:46
A cyber protest against the White House and 10 Downing continues. Check out the tools available and lend a hand.

The electrohippies Iraq action continues. Check their website for details and protest tools you can use.

Also check the WarTools site at  http://www.kbiz.ca/wartools/ for another tool you can use in this and future online protests.

WarTools was recently launched and received over 2 million hits the first day. The following day brought a complaint from Free Republic (one of many sites on the WarTools "blacklist") that their server had received almost 12,000 search requests, or 25% of all searches that day.

 http://www.fraw.org.uk/ehippies/iraq/update.html

We stand for Peace

Chomsky u.a. sammeln Unterschriften 30.03.2003 - 19:32
Ich stehe ein für Demokratie und Autonomie. Ich glaube nicht, dass die USA oder irgendein anderes Land den Volkswillen ignorieren und internationales Recht verletzen oder schwächen sollte, indem es Stimmen des Sicherheitsrates durch Druck und Bestechung zu erlangen versucht.

Ich stehe ein für Internationalismus. Ich stelle mich jeder Nation entgegen, die ein sich immer weiter ausbreitendes Netzwerk militärischer Stützpunkte über die Welt ausbreitet und ein beispielloses Waffenarsenal produziert.

Ich stehe ein für Gleichheit. Ich glaube nicht dass die USA oder irgendein anderes Land ein Imperium anstreben sollten. Ich glaube nicht, dass die USA das Öl im Nahen Osten zugunsten von US- Firmen kontrollieren und es als Werkzeug benutzen sollte, um politische Kontrolle über andere Länder zu erlangen.

Ich stehe ein für Freiheit. Ich widersetze mich brutalen Regimes im Irak und sonstwo, aber ich widersetze mich auch der neuen Doktrin des "Präventivkriegs", welche permanenten und sehr gefährlichen Konflikt garantiert und der Grund dafür ist, warum die USA jetzt in vielen Teilen der Welt als die Hauptgefahr für den Frieden angesehen wird. Ich stehe für eine demokratische Außenpolitik, die aus dem Volk stammenden Widerstand gegen Imperialismus, Diktatur und politischen Fundamentalismus in all seinen Formen unterstützt. Ich stehe ein für Solidarität. Ich stehe ein für alle und mit allen Armen und Ausgegrenzten. Trotz massiver Desinformation setzen sich Millionen gegen ungerechten, illegalen und unmoralischen Krieg ein, und ich will meine Stimme den ihren hinzufügen. Ich stehe zusammen mit moralischen Führern aus der ganzen Welt, mit den Arbeitern der ganzen Welt, und der großen Mehrheit der Völker der Länder überall auf dieser Welt.

Ich stehe ein für Unterschiedlichkeit. Ich stehe ein für ein Ende des Rassismus, der sich gegen Immigranten und Menschen anderer Hautfarbe richtet. Ich stehe ein für ein Ende der Unterdrückung in meiner Heimat und anderswo.

Ich stehe ein für Frieden. Ich stelle mich gegen diesen Krieg und die Umstände, Geisteshaltungen und Institutionen, die Krieg und Ungerechtigkeit hervorbringen und nähren.

Ich stehe ein für Nachhaltigkeit. Ich stelle mich gegen die Zerstörung von Wäldern, Böden, Wasser, Umweltressourcen und Artenreichtum, von denen alles Leben abhängt.
Ich stehe ein für Gerechtigkeit. Ich stelle mich gegen wirtschaftliche, politische und kulturelle Institutionen, welche die gnadenlose Konkurrenzkampfmentalität vorantreiben, gewaltige ökonomische und Machtungleichheiten, Beherrschung durch Unternehmen bis hin zu Ausbeutung und Sklavenarbeit, Rassismus sowie Geschlechts- und sexuelle Hierarchien.

Ich stehe ein für eine Welt, deren politische, ökonomische und sozialen Institutionen Solidarität hegen, Gleichheit fördern, Partizipation maximieren, Unterschiedlichkeit feiern und volle Demokratie ermutigen.

Ich stehe ein für Frieden und Gerechtigkeit, und mehr noch, ich verpflichte mich, für Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten.

WE STAND FOR PEACE - Unterschriftensammlung gegen den Krieg:  http://www.zmag.org/wspj/index.cfm?language=ger

gute Idee!

f. 30.03.2003 - 19:53
Danke für die nachrichten!
Vielleicht könnte man die Idee der Schweigeminute in den Schulen/Unis übernehmen??..weltweit? ;-)

Möge die Nacht Ihnen leicht sein
Gruß F.

@we stand for peace

c.s. 31.03.2003 - 03:06
Sehr guter Aufruf! Unterschrieben.