Die Zerstreuung der Gefangenen tötet

Ralf Streck 02.03.2003 14:36 Themen: Medien Repression Soziale Kämpfe
Erneut sind zwei Angehörige von baskischen politischen Gefangenen auf dem langen Weg zu einem Besuch ums Leben gekommen, als sie auf dem Weg in ein Hunderte Kilometer entferntes Gefängnis waren, um ihren Angehörigen zu besuchen. Mehr als Tausend Kilometer (einfache Strecke) hätten sie zurückzulegen gehabt, um einen kurzen Besuch von 20 Minuten zu absolvieren. Mehrere Tausend Menschen haben in ihrer Heimatstadt, Lasarte-Oria gegen die mörderische Zerstreuung demonstriert und der Toten gedacht, die einem unsinnigen Rachegedanken zum Opfer gefallen sind. Dem sind nicht nur immer stärker die Gefangenen selbst, sondern seit dem Beginn der Zerstreuung durch die sozialistische Regierung in den 80er Jahren immer stärker auch die Angehörigen ausgesetzt. Die Rache an den Gefangenen und ihren Angehörigen wird ausgeweitet. Die Organisation der Angehörigen (Etxerat/Nach Hause) kündigt Demonstrationen an.
Erneut sind zwei Angehörige von baskischen politischen Gefangenen auf dem langen Weg zu einem Besuch ums Leben gekommen Argi Iturralde Ormaextea (73 Jahre) und Iñaki Balerdi Iturralde (43 Jahre) kamen am Freitag Nacht bei einem Verkehrsunfall in Südspanien ums Leben, als sie auf dem Weg zum Gefängnis nach Almeria waren, um ihren Sohn bzw. Bruder Juan Karlos Balerdi zu besuchen. Bei dem Unfall wurde der Vater des baskischen Gefangenen, Joxe Balerdi Mintegi (74 Jahre) schwer verletzt. Mehr als Tausend Kilometer (einfache Strecke) hätten die Angehörigen des Gefangenen Basken zurückzulegen gehabt, um einen kurzen Besuch von 20 Minuten absolvieren zu können. Mehrere Tausend Menschen haben in ihrer Heimatstadt, Lasarte-Oria gegen die mörderische Zerstreuung demonstriert und der Toten gedacht, die einem unsinnigen Rachegedanken zum Opfer gefallen sind. Dem sind nicht nur immer stärker die Gefangenen selbst, sondern seit dem Beginn der Zerstreuung durch die sozialistische Regierung in den 80er Jahren immer stärker auch die Angehörigen ausgesetzt. Die Rache an den Gefangenen und ihren Angehörigen wird ausgeweitet.

Zwischen 1982 und heute haben durch die Doppelbestrafung, welche die Zerstreuung der Gefangenen bedeutet, insgesamt 13 Angehörige oder Freunde ihr Leben verloren, als sie auf dem Weg zu einem der Hunderte Kilometer entfernten Gefängnisse unterwegs waren, weil sich weder Frankreich noch Spanien an ihre eigenen Strafvorschriften halten. Danach sollen zur Wiedereingliederung die Gefangenen in der Nähe ihrer Heimat untergebracht werden.

Während Frankreich vor Weihnachten ankündigt hatte, die Situation baskischer Gefangener verbessern zu wollen, verschärft Spanien ständig die Situation. Der französische Staatsekretär, Pierre Bédier, hatte erklärt, die baskischen Gefangenen könnten in die Nähe des Baskenlandes verlegt werden. Die Entscheidung der Regierung, die korsischen Gefangenen auf die Insel zu verlegen, füge sich "perfekt in den republikanischen Gleichheitsgrundsatz" ein und sei keine Sonderbehandlung. Im Gefängnisneubau in Mont de Marsan, nahe des französischen Baskenlandes könnten verurteilte Basken die Strafe absitzen.

In Spanien werden derweil neue Strafverschärfungen eingeführt. Verurteilte Mitglieder der baskischen Unabhängigkeitsbewegung sollen künftig Strafen bis zu 40 Jahren absitzen, und das bis zum letzten Tag. Bisher liegt die Grenze bei 30 Jahren. Vergünstigungen, wie Haftverschonung nach drei Vierteln der Strafe, sollen an ein Abschwören oder an einen aktiven Verrat geknüpft werden. Auffällig ist, dass diese Initiative vom Justizminister, José María Michavila, nach einer Präsidiumssitzung der PP verkündet wurde, die ausschließlich der Umweltkatastrophe zwischen den Jahren gewidmet war. Michavila erklärte, "die vollständige Verbüßung der Strafe" für baskische Gefangene sei nötig, damit sich die "Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht zur Wiedereingliederung in den Terrorismus entwickelt".

Auch die oppositionellen Sozialisten hatten das Ablenkungsmanöver bemerkt: "Diese voreilige Initiative zeigt, wie die Regierung versucht nach der Vertrauenskrise durch die Prestige wieder Luft zu schöpfen", sagte das Führungsmitglied der spanischen Sozialisten (PSOE), Fernando López Aguilar.

Trotzdem machen sie bei der Verschärfung der Rache erneut mit. Zwar hat die PSOE den Vorschlag der konservativen regierenden Volkspartei (PP) abgelehnt, im Baskenland gemeinsam zu den Wahlen im Mai anzutreten. Doch in ihrem sogenannten "Anti-Terror Pakt" haben sie sich geeinigt, die Höchststrafen für ETA-Mitglieder auf 40 Jahre heraufzusetzen. Dabei erkannte das Paktmitglied Aguilar an, dass damit faktisch eine lebenslängliche Strafe eingeführt wird. Hafterleichterungen soll es nur geben, wenn der Gefangene glaubhaft abschwört, sich von der ETA distanziert und die Opfer mit all seinem Hab und Gut entschädigt.

Mit einer weiteren Gesetzesinitiatve soll es Richtern nun auch schwerer gemacht werden, dass Gefangene aus der Untersuchungshaft auf Kaution entlassen. Mit dieser zweiten Strafverschärfung knüpfen die Postfaschisten der PP aber nicht nur an einer Baskenfeindlichkeit an, sondern auch an den allgemeinen Rassismus im spanischen Staat. So sollen nun auch Einwanderer ohne juristische Prüfung in ihre Heimat deportiert werden können, wenn sie eines Vergehens beschuldigt werden.

Letztlich sind die Strafverschärfungen ein Eingeständnis dafür, dass die Regierung weder mit der Ölpest, noch mit der steigenden Kriminalität (die sie mit der Einwanderung gleichsetzt) noch mit dem baskischen Konflikt umgehen kann. Statt Lösungen zu suchen, werden gesellschaftliche Konflikte nur weiter verschärft und perpetuiert. Zwar dürfen laut Verfassung Gesetze nicht rückwirkend angewandt werden, aber am Fall des unheilbar Kranken baskischen Gefangenen, Bautista Barandalla zeigt sich, dass die Gesetze schon rückwirkend angewendet werden, obwohl sie noch gar nicht verabschiedet sind. Das Ex-ETA Mitglied pendelt seit Monaten zwischen Krankenhaus und Knast, nachdem ihm bei etlichen Operationen fast der gesamte Darm entfernt wurde. Gerade hat die Richterin Isabel Huesa dem Gefangenen die Anwendung der Strafverschonung nach § 92 verweigert, weil er nicht abschwört. Ohnehin hatte sie sich mehr als fünf Monate Zeit für das Urteil gelassen. Es wird angesichts dieses Verhaltens immer unwahrscheinlicher, dass der Gefangene lebend den Knast verlässt.

Ohnehin versuchen die Mannen von Ministerpräsident, Jose Maria Aznar mit den dauernden Verschärfungen vom ihren dauernden Rechtsbrüchen abzulenken. Vergünstigungen für Gefangene der Unabhängigkeitsbewegung erhalten die nur in sehr selten Fällen gewährt werden. Die Aussetzung der Strafe nach Verbüßung von drei Vierteln, im Strafrecht vorgesehen, gibt es für diese Gefangenen quasi ebenso nicht wie die vorgesehene "heimatnahe Verbüßung" der Strafe oder Haftverschonung wegen schwerer Krankheiten.

Anders sieht es bei den Mitgliedern der staatlichen Todesschwadrone aus, wie beim Ex-General der Guardia Civil, Enrique Rodriguez Galindo. Der durfte trotz bester Gesundheit Weihnachten und Neujahr in Freiheit mit seiner Familie verbringen. Dabei wurde er erst vor zwei Jahren wegen dem Mord und Folterung an zwei baskischen Jugendlichen zu 75 Jahren Haft verurteilt, weitere Verfahren stehen aus. Ausgerechnet der Verteidigungsminister hat die Vergünstigung gewährt, obwohl Galindo aus der Guardia Civil entlassen wurde und das Verteidigungsministerium nicht mehr zuständig ist. Von Abschwören oder aktiver Mithilfe zur Aufklärung der staatlichen Morde ist bei den Staatsterroristen natürlich keine Rede.

Galindo sitzt also weiter unter "Bewachung" seiner Kameraden in Militärhaft und die Regierung bastelt an seiner Begnadigung, wie sie zuvor fast alle seiner staatsterroristischen Kollegen begnadigt hat. Die Tatsache, dass sich kürzlich der Oberste Gerichtshof gegen die Begnadigung ausgesprochen hat, wird daran nichts ändern. Der General, der zwar im Auftrag der sozialistischen Vorgängerregierung auf Menschenjagd ging, weiß zu viel, auch über die Verwicklungen der konservativen Nachfolger. Außerdem hat erst kürzlich der PP-Gründer Fraga neue Aktionen der Todesschwadrone angekündigt; zuvor hatte der Ex-Polizeichef bestätigt, dass der "schmutzige Krieg" nie aufgehört hat. Die letzte Hürde, die Entschädigung seiner Opfer hat er hinter sich gebracht.

Kurzer Abriss der Geschichte der Zerstreuung

Schon kurz nach der Pseudoamnestie 1977 nach dem Ende der Diktatur, die keine war, weil nicht alle Gefangene aus dem Knast kamen, einige ins Zwangsexil geschickt wurden und die Strafen der amnestierten nicht aus dem Register gestrichen wurden, füllten sich die Gefängnisse sehr schnell wieder. Sie wurden sehr bald immer weiter entfernt vom Baskenland fort inhaftiert. Unter den Sozialisten wurden die Gefangenen allerdings anfänglich wenigstens noch in wenigen Knästen konzentriert.
Doch nachdem die Todesschwadrone ihr Ziel erreicht hatten und Frankreich mit den Auslieferungen begann, bricht für die baskischen politischen Gefangenen in Frankreich und Spanien eine neue Zeit an. Nachdem es in 10 Jahren der spanischen Demokratur nicht gelungen war, das Band der Solidarität zwischen den Gefangenen und ihren Angehörigen und Freunden zu zerschneiden, beginnt am 22. Januar 1987 die Zerstreuung. Die Gefangenen, die bisher in großen Gruppen wie in Herrera de la Mancha zusammen gelebt und gekämpft hatten, wurden nun schrittweise von einander isoliert. Sie wurden in kleinen Gruppen in Knäste über ganz Spanien verteilt. Die Pressestelle des Justizministeriums wollte dies anfänglich als Mittel darstellen, um der Überbelegung in Herrera zu begegnen. Doch es wurde eingeräumt, dass Gefangene verlegt würden, die eine "harte Linie" verfolgten und die "es schaffen, die Gruppe zusammen zu halten".
Deutlicher kann kaum gesagt werden, dass die Maßnahme primär auf die Zerschlagung des Kollektivs zielte. Die Entfernung vom Baskenland erfolgte meistens, aber nicht immer, entsprechend der vorgenommenen Einteilung in sogenannte "harte" oder "weiche" Gefangene. Gemäß dieser Abstufung wurden die "Hardliner" zum Teil in Gefängnisse der nordafrikanischen Kolonien oder den Kanarischen Inseln verlegt. Auf den über 3.000 km entfernten Inseln und den Exklaven in Afrika Ceuta und Melilla saßen bis Ende des Jahrtausends mehr baskische Gefangene als im Baskenland. Das waren ohnehin meist nur die Gefangenen, die kurz vor ihrer Entlassung standen.
Getrennt werden sollten die Gefangenen nicht nur voneinander, sondern auch von ihren Angehörigen. Die Besuche wurden durch die langen Anfahrtswege und die kurzen Besuchszeiten von 2 mal 20 Minuten wöchentlich erschwert. Für die Angehörigen ist das eine ungeheure finanzielle und zeitliche Belastung. Die finanzielle kann durch die Spenden, die Gestoras pro Amnistia bekommt, gelindert werden. Der zeitliche Aufwand nicht und der ist nicht selten umsonst, weil den Besuchern oft erst am Knast mitgeteilt wird, dass der Gefangene gerade wieder einmal verlegt worden ist. Wohin, wird oft nicht mitgeteilt. Denn Teil des neuen Systems der Zerstreuung ist die ständige Rotation, damit sich die Gefangenen nicht einleben können. Die Fahrten von Knast zu Knast sind besonders gefürchtet, dann sind die Gefangenen allein und werden oft misshandelt. Aber auch die Angehörigen sind bis heute Ziele der Angriffe. Zum System gehört eben auch deren Erniedrigung und Bestrafung. Es gibt neben den fast regulären Beschimpfungen und Bedrohungen auch massive Attacken gegen sie: ihre Autos werden demoliert, ihnen wird Geld gestohlen.
Zusätzlich zur Peitsche der Zerstreuung wurde auch ein Zuckerbrot installiert. Das "Programm zur Wiedereingliederung" wurde erneut aufgelegt. Die Gefangenen, die öffentlich dem bewaffneten Kampf abschwören oder ihre Genossen denunzieren, sollen Hafterleichterungen erhalten. Das Programm zur Wiedereingliederung ist eine dauerhafte Erpressung sowohl für die Gefangenen, als auch für die Exilanten. Persönliche Ereignisse, wie die Trauer um den Tod von Freunden oder Angehörigen, Streit oder divergierende politische Diskussionen unter den Gefangenen oder den Flüchtlingen, sollen so ausgenutzt werden. Aus den Gefängnissen sickern immer wieder einzelne Zitate aus mitgelesenen Briefen an Zeitungen durch, mit denen das Kollektiv beeinflusst und Spaltungen provoziert werden sollen.
Fast jeder Knast verfügt bis heute über eine Gruppe von Psychologen und Sozialarbeitern, die das Verhalten jedes einzelnen Gefangenen beobachten und analysieren. Mit den Verlegungen werden die sozialen Konstellationen immer neu gemischt, um die Bedingungen herzustellen, die für die Zerstörung der Beziehungen und das Weichkochen der Gefangenen am günstigsten erscheinen. Den Inhaftierten werden elementare Rechte vorenthalten und nur bei Wohlverhalten gewährt. Wenn die "Spezialisten" aus ihren Beobachtungen zu der Auffassung kommen, der Augenblick sei günstig, bieten sie Einzelnen Vergünstigungen an. Dazu gehören Freigang, Verlegung in die Nähe des Baskenlandes oder auch dringend notwendige medizinische Behandlung, sowie finanzielle Hilfe zur "sozialen Wiedereingliederung". Die angegriffene Gesundheit vieler wird als Waffe gegen sie angewendet. Wie oben schon angesprochen hat sich an dieser Situation der Rache kaum noch was geändert. Der Rachegedanke wird mit dem Regierungsantritt der PP und weiterer Duldung der PSOE seit Jahren immer mehr zugespitzt.
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Ergänzungen

nieder mit den fascho-enkelkinder von franco

....!!!zipayo muere,stop bushit ...!!! 02.03.2003 - 15:27

Solidariedade cos presos politicos!!!

luis 03.03.2003 - 02:15
es ist ermutigend zu sehen, dass auch leute im ausland die augen öffnen und sich nicht vom müll beeinflussen lassen, welche die so unabhängigen mainstream medien, ob sie nun aus spanien oder von sonst irgendwelchen ländern stammen, die durch ihre zensur automatisch kollaborieren, von sich geben.

obwohl zum beispiel amnesty international, die europäische menschenrechts- oder die uno-menschenrechtskommission schon mehrmals auf die situation der politischen gefangenen und damit verbunden auch die torturen, die diese menschen erleiden müssen, hingewiesen hat, welche im postfaschistischen spanien noch gang und gebe sind, so werden diese im ausland kaum registriert. im spanischen staat selber könnte man sogar das gefühl haben, diese dokumente existieren überhaupt nicht.

die königliche oligarchie zusammen mit den neo-faschisten auf deren seite versuchen um jeden preis die versplitterung eines reiches zu verhindern, das nie wirklich „einfach“ spanisch war. die tatsache, dass basken, galizier oder katalanen eine eigene kultur und damit eine eigene identität hatten, haben und alles darum geben werden, diese zu schützen und bewahren, zeigt, dass es aus spanischer sicht ein aussichtsloser kampf sein muss. spanien verbirgt hinter der bedrohung des bösen terrorismus ein problem, das weitaus grösser ist, nämlich die nationale identität des volkes. ob es nun andalucia, galiza, euskal herria oder auch paisos catalans ist/ sind, die in spanien nach francos tod einen besonderen autonomiestatus erhielten, überall findet man immer mehr aktive gruppierungen und organisationen, die je nach gesinnung mehr oder weniger radikal nach unabhängigkeit rufen. übrigens nicht zuletzt an den methoden wie man die unabhängigkeit erringen kann, scheiden sich innerhalb der minderheiten auf der iberischen halbinsel die geister. „das problem“ also ist nicht einfach nur der spanische staat. liberalistische parteien wie die pnv in euskadi oder gerade die CiU in catalunya waren und sind wohl leider weiterhin durchaus bereit beispielsweise mit den neo-faschisten der PP oder sonst mit irgendwelchen pro-spanischen parteien zu regieren. für mich persönlich ist die position der bng, die nationalistische partei galiziens, tragisch insofern, dass sie sich nicht klar von der PP trennt und sogar bei der abstimmung um die verbannung der linksgerichteten baskischen partei batasuna, ein prozedere das ohnehin gegen jegliche demokratische und pluralistische ideen verstösst, und die demokratie in spanien so schon in frage stellt, nicht klar position nahm und sich einfach enthielt anstatt klar dagegen zu stimmen – es hätte ja nicht mal ein ja für batasuna sein müssen, aber sicher ein ja für die demokratie.

erwähnenswert in bezug auf die torturen sind übrigens auch die neuesten verhaftungen im falle von egunkaria, der einzigen zeitung die vollständig in euskara erschien (momentan erscheint sie noch unter dem namen egunero) – aus offiziellen kreisen als ein akt gegen den terrorismus beschrieben; aus sicht eines jeden frei denkenden menschen der neueste angriff seit der zensur im falle prestige in galiza auf die pressefreiheit, und aus sicht der basken ein weiterer angriff gegen die euskaltzales. der direktor hat nämlich behauptet, dass sie von der guardia civil gefoltert sein sollen und so wörtlich „wie ratten behandelt wurden“. übrigens diese misshandlungen müssen nicht nur basken erdulden, sowohl galizier, katalanen, spanische querulanten wie auch emmigranten sind diesen methoden ausgesetzt.

vergessen wir nicht auch alle andersdenkende spanier zu erwähnen, die sobald sie sich solidarisch für eine jener erwähnten linksgerichteten organisationen „outen“, gleich als terroristen bezeichnet werden – ich bin zwar galego musste aber diese erfahrung mit spaniern (eigentlich sogar galegos – oder wie sie sich auf spanisch nennen gallegos) immer wieder erfahren.

es ist nicht ein kampf gegen spaniern – ich glaube an den internationalismus – es ist ein kampf gegen ein autokratisches regime, das sich speziell im falle von euskal herria gegen die mehrheit des volkes einsetzt und alle linksgerichteten progressiven demokratischen bewegungen im keim ersticken lässt und sich dabei immer wieder gerne auf „unsere“ konstitution beruft, die für viele basken (und nicht nur basken!) nicht legitim ist – jede verfassung aber hat keine bedeutung, solange sie vom volk nicht akzeptiert wird. nicht die regierung sondern das volk muss es annehmen.

man kann keinen frieden auf politischer basis erwarten, wenn man die institutionen, welche diese andersdenkenden meinungen vertreten, einfach verbietet. ich bin zwar nicht dafür, aber man darf nicht überrascht sein, wenn EUSKADI TA ASKATASUNA so aufwind bekommt. man lässt einem auf politischer bühne ja kein platz mehr, der freie Meinungsaustausch wird behindert, politische uns somit persönliche FREIHEIT nicht geduldet!

in diesem sinne GALIZA CEIVE!!!

GORA EUSKAL HERRIA AURRERA!!!

LLIBERTAT PARA OS PAISOS CATALANS!!!

SOLIEDARIDADE COM OS PRESOS POTILICOS!!!!


...

clandestino 03.03.2003 - 11:26
... ob der Gedanke bei der Zerstreuung ernsthaft war, auf Verkehrsunfälle der Angehörigen zu spekulieren? Mit Verkehrsunfällen hat doch die Zerstreuung nichts zu tun, eher mit Pech. Hört sich alles ein wenig sehr konstruiert an. Da könnte man hier auch das Verkehrsministerium wegen der jährlichen Opfer der Autobahn anklagen.

Danke

Ralf 03.03.2003 - 11:29
Danke für die Anmerkungen. Grüße aus Euskal Herria nach Galicia

@clandestino

anarres 03.03.2003 - 13:18
ich glaube, du hast da einen falschen denkansatz. sicherlich werden die gefangenen nicht deshalb zerstreut, damit möglichst viele angehörige duch verkehrsunfälle sterben.

aber der spanische staat hat gründe, warum die gefangenen zerstreut und möglichst weit von ihrem lebensumfeld weggeschafft werden.
von der gesetzeslage her ist es so, daß die gefangenen da eingeknastet werden müssen, wo sie gelebt haben. dass bei den politischen gefangenen dieses gesetz missachtet wird, ist hintergrund einer bewußten entscheidung, das dürfte auch dir klar sein. der grund dafür ist auch klar: die gefangenen nicht nur einsperren sondern ihnen das leben so schwer wie möglich zu machen. wenn die gefangenen über 1000 km weit von zuhause weg sind, bedeutet das, daß kontakte nach außen unerwünscht sind. es ist nicht nur eine zeit- und geldfrage, ob mensch es in kauf nimmt, für 20 minuten besuchszeit 2000 km (hin und zurück) zurückzulegen. bei eltern, großeltern, kleinen kindern ist es auch ein unglaublicher kraftakt. dass es immer wieder zu unfällen bei der anreise kommt, ist in diesem sinne ein fakt, der seitens des spanischen staates bewußt in kauf genommen wird und in nicht wenigen abteilungen der repressionsorgane mit sicherheit immer wieder mit freude zur kenntnis genommen wird.
das menschenverachtende zerstreuungssystem in diesem sinne als mörderisch zu bezeichnen und jeden todesfall, der vor dem hintergrund dieser wahnsinnigen entfernungen passiert, politisch als mord zu bezeichnen, finde ich völlig richtig.

ja, schon klar...

clandestino 03.03.2003 - 20:06
Es wirkt nur etwas befremdlich, wie hier Verkehrsunfälle als Ansatz genommen werden, auf die Zerstreuung von Gefangenen hinzuweisen, mir scheint dieser Umstand eher ein unerfreulicher Nebenaspekt. Die Reihenfolge kommt mir einfach komisch vor.
... diese Streuung von politischen Gefangenen ist ein beliebtes Mittel der Schikane, weltweit.

ueberschrift

thobi 03.03.2003 - 22:21
an ralf:

wenn du was schreibst w¨re es cool, wenn in der ueberschrift ein konkrekter hinweis ueber deinen artikel gibt...dann muss man nicht alles durchsuchne
cheers

Manchmal frag ich mich

Ralf 03.03.2003 - 23:11
Also Titel?

Steht da nicht "Zerstreuung tötet"?

Auch beim Rest der Diskussion scheint mir: Entweder ich hab mich total behempelt ausgedrückt oder einige Leute lesen nicht so richtig.
Dass Verkehrsunfällt quasi provoziert werden sollen habe ich nicht gesagt. Aber es ist im Land der Massaker auf den Straßen nur ne Frage der Wahrscheinlichkeit, bis bei den Strecken die Angehörige zurücklegen müssen, es immer wieder zu toten kommt. Deshalb ist richtig, dass die Zerstreuung tötet. Im übrigen habe ich doch deutlich geschrieben, was das eigentliche Ziel der Zerstreung ist.

Ciao Ralf

Ich glaube, schlecht gelesen

irgendjemand 04.03.2003 - 01:05
Einige Leute überfliegen die Texte bei Indy nur. Von den 10.000 täglichen usern dürfte das wohl besonders bei den maximal 20 rund-um-die-Uhr-Diskutanten so sein. Für die ist Indy eine art virtueller Disko-Treffpunkt. Da werden Texte nur grob überflogen und dann kommt sowas raus.

Der Text beschreibt ganz klar eine Folge der Zerstreuung. Daß Clandestino hier Ursache-Wirkung verdrehen will, ist schon reichlich absurd. Das ist mir auch schon bei anderen Texten aufgefallen. Wenn gechrieben wird, daß in der 3.Welt die Billigarbeiter nicht älter als 20 werden, kommt echt manchmal die Antwort "Quatsch. Nike schafft diese Arbeitsverhältnisse doch nicht vorsätzlich, um die Arbeiter früh sterben zu lassen" ... *autsch*

Ich würds nicht weiter ernst nehmen. Indy ist saubekannt, da tummelt sich alles mögliche und will was ablassen. Die Bereitschaft, offen zu sein und zu lernen ist aber im Internet kaum vorhanden. Viele leben immer mehr in ihrer eigenen Realität und nehmen Reize nur noch als Reflex auf. Indymedia gehts aber eigentlich noch ganz gut. Telepolis wird ja streckenweise von Nazis und CSU-Mtgliedern dominiert.

Es ist zum heulen lagunok

Annette 04.03.2003 - 14:42
Ich weis nicht worann es liegt! Liegt es an der augenblicklichen weltpolitischen Situation oder an den Bildern der Prestige, die ich so im Kopf habe...
Auf alle Fälle hat mich Dein Bericht sehr bewegt und sogar zum heulen gebracht, als ich doch als ich mir wärend des Lesens eine Zigarette anzündete, die Aufschrift auf meinem Feuerzeug erblickte.
EUSKADI PRESOAK EUSKADI HERRIRA steht da geschrieben.
Und ich erinnere mich an den freundlichen Basken der es mir auf der Fiesta in Leketio zusteckte.
Wie gerne hätte er mir noch mehr erzählt von seinem Bruder - oder war es sein Schwager ? - egal...
Ich hatte versucht zu begreifen welches Unrecht an den baskischen Gefangenen geschieht.
Ich konnte es kaum realisieren, dass die Bilder von gefolterten und misshandelten jungen Leuten die dort in den Kneipen an den Wänden hängen aus dem 20.Jahrhundert stammen...
Was kann man tun?
Wie kann man helfen?
Ich weis es nicht ! ! !
Die Handvoll Kleingeld warf ich in eine Sammelbüchse mit der Aufschrift: Gestoras pro Amnesia.
Ich Gedanken bin ich bei den Angehörigen.
In diesem Sinne
GORA EUSKADI