Irland: Erfolg direkter Anti-Kriegs-Aktionen

Maja 01.03.2003 17:08 Themen: Militarismus
Der irische Flughafen Shannon an der Westküste Irlands ist - oder besser: war - einer wichtigsten Umschlagpunkte für die USA, um Soldaten und Material im Rahmen ihrer Kriegsvorbereitungen in den Nahen Osten zu fliegen.Mitlerweile haben drei der vier us-amerikanischen Fluggesellschaften, die diese Transporte fliegen, jeglichen Flugverkehr über Shannon aus Sicherheitsgründen eingestellt.Ein Erfolg der direkten Aktionen der irischen Anti-Kriegs-Bewegung, die zur Stunde einen weiteren Angriff auf das Flughafengelände versucht: Sie haben öffentlich dazu aufgerufen, den Sicherheitszaun einzureissen.indymedia-Irland berichtet darüber aktuell auf ihrer Startseite
Wir werden den Zaun einreissen

Heute ist in Shannon als direkte Aktion eine massenhafte Grenzüberschreitung geplant, an der zwei verschiedene Gruppen beteiligt sind. Diejenigen, die den weissen Fahnen folgen, werden eine Kette bilden und gemeinsam versuchen zum Sicherheitszaun zu gelangen und ihn niederzureissen. An den pinkfarbene Fahnen sammeln sich diejenigen, die die Aktion zwar unterstützen aber nicht direkt daran teilnehmen möchten.

Spaltung wegen Militanz?!?

Im Vorfeld wurde diese Aktion als gewalttätig diffamiert, den InitiatorInnen wurde vorgeworfen, Ausschreitungen zumindest billigend in Kauf zu nehmen und so die irische Friedensbewegung zu spalten. Die irische Labour Partei, die irischen Grünen, und auch Sinn Fein, die alle drei zur großen Demo am 15.2. mit aufgerufen hatten, haben diesmal dazu aufgrufen, an den heutigen Protesten in Shannon nicht teilzunehmen, sondern statt dessen zu einer friedlichen Mahnwache nach Dublin zu kommen.

Bisheriger Verlauf

Bisher haben sich an den heutigen Protesten in Shannon 800 - 900 Menschen beteiligt, einige hundert davon an der geplanten direkten Aktion.

Mehrere hundert Polizisten sind um den Flughafen Shannon im Einsatz, einige davon in riot-gear und mit Schusswaffen ausgrüstet. Es hat bereits die ersten Verhaftungen gegeben.


Die New York Times hat berichtet: Flughafen wird gemiedenZwei Fluggesellschaften, die das US-Militär chartert um seine Truppen nach Übersee zu fliegen, North American Airlines und Miami Airlines, haben auf Grund von Sicherheitsbedenken ihre Zwischenlandungs- und Auftankvereinbarungen mit dem Flughafen Shannon an Irlands Westküste in der Nähe von Limerick aufgekündigt. Zu drei verschiedenen Gelegenhaiten sind Demonstranten in das Flughafengelände und die Hangars eingedrungen um die Flugzeuge mit Farbe, Äxten und Hämmern anzugreifen, und haben dabei genügend Schaden angerichtet um die Flugzeuge flugunfähig zu machen. Eine weitere solche Fluggesellschaft, Worls Airline, hatte bereits im Januar seine Landungen in Shannon eingestellt. Nun ist nur noch ein us-amerikanischer Militärtransporter verblieben, der bereit ist in Shannon zu landen. [Brian Lavery, NYT]

Links zu den us-amerikanischen Fluggesellschaften, die sich aus Shannon zurückgezogen haben:

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Ergänzungen

Ziviler Ungehorsam

suse 01.03.2003 - 17:28
Klasse was die da so hinkriegen, in so einem kleinen Land. Passt doch zum Ziviler Ungehorsam Feature auf der Startseite, oder?

Aktueller Stand

Maja 01.03.2003 - 18:34
Die Webseite der Irish Times berichtet um 18:12:

Ten people have been arrested by Gardaí (irische Polizei) this afternoon at the anti-war demonstration at Shannon Airport. A number of those detained are understood to have been arrested following minor scuffles in the crowd.

The protesters are demonstrating at the continued use by American military forces of the facilities at Shannon Airport. The ten people arrested have been taken to Garda stations in Shannon and at Ennis.

Organisers said they expected several thousand at the demonstration and blamed a turnout of about 500 people on adverse media coverage.

Seven checkpoints were mounted in the area and hundreds of extra gardai and members of the defence forces were drafted in to police the demonstration.

Several political parties withdrew support from the demonstration following media reports of the intentions of Anti-war group, the Grassroots Network Against War (GNAW) which called on people to take part in a "mass non-violent civil disobedience" and stage a "mass trespass."

Mr Chekhov Feeney, a Dublin member of GNAW, described it as "mass non-violent civil disobedience".

The Defence Forces erected a six-foot high razor wire fence yesterday evening inside the existing perimeter fence as part of a massive security operation to prevent protesters from breaching security.

Richard Boyd Barrett, director of the Irish Anti-War Movement, said the proposed breach of security by the Grassroots Network was a distraction from real issues of the protest. "I think it has been blown out of proportion," said Mr Boyd Barrett. "It is helping to detract attention from the real issues, including the fact that the government is supporting the US war effort by allowing planes to refuel at Shannon."

Political parties yesterday distanced themselves from the protest with the Labour Party, the Green Party, Sinn Féin and Trócaire (3. Welt Hilfsorganisation), deciding to stay away from the protest amid concerns about possible violent confrontations with the Gardaí and the Defence Forces.

Two of the main organisations involved in the anti-war movement have opted to stay away from this afternoon's protest at Shannon airport while the third, the Irish Anti-War Movement (IAWM), was to attend.

The Peace Alliance and the Peace and Neutrality Alliance (PANA) with around 100 people attended a prayer vigil outside the Department of Foreign Affairs in Dublin at 2 p.m. They, with Trócaire, organised the anti-war march in Dublin on February 15th, attended by an estimated 100,000 people.

Nato-Draht in Shannon

deirdre 01.03.2003 - 18:43
Irische Soldaten errichten einen Zaun aus Natodraht

Warum die irische Regierung "willig" ist

hintergrund 01.03.2003 - 19:21
Das Institute for Policy Studies in Washington D.C. hat einen Bericht veröffentlicht, in dem das Verhältnis zwischen den USA, den Staaten im UN-Sicherheitsrat, und denjenigen Staaten, die in Bush's Koalition außerhalb der UN sind, analysiert wird.
Ihre Analyse ist, dass in (fast) allen Fällen Erpressung und Bestechung die eigentlichen Hintergründe für die Pro-Kriegs-Haltung der Regierungen sind. Daher ist es auch eher angemessen, von einer "Koalition der Gezwungenen" zu sprechen.

Joe Higgins, socialist MP denounces war in Pa

soviet 01.03.2003 - 19:59
Last Wednesday and Thursday the Irish parliament (the Dáil) debated a motion on Iraq. The motion was instigated by Joe Higgins and signed by him and a number of independent TD's, Tony Gregory, Seamus Healy, Gerry Cowley and Finian McGrath. Joe Higgins is a TD (member of the Irish Parliament) for the Socialist Party in Southern Ireland. Joe Higgins, like all the public representatives of the CWI, stood for the general election defending a socialist program and the principle of a workers' MP living on a workers' wage. The Socialist Party is affiliated to the CWI.

One of the issues under discussion in the Dail debate was that the government breached its own regulations and turned a blind eye to weapons of war being brought through Shannon Airport by the US military. Representatives from the British and American embassies in Ireland followed the debate from the public gallery. Bertie Ahern, the Irish Prime Minister (or Taoiseach), found himself cornered by the interventions of Joe Higgins and other TD's.



 http://www.worldsocialist-cwi.org/index2.html?/eng/2003/02/04ireland.html

Video von der Aktion + Demo

maja 01.03.2003 - 22:33
Das halbstaatliche irische Fernsehen RTE hat in seiner Haupt-Nachrichtensendung relativ ausführlich über die heutigen Aktionen berichtet. Hinter dem Link steckt der Beitrag als realvideo.

world airways weicht auf frankfurt aus !

hurra deutschland 02.03.2003 - 12:20
und wohin verlagert world airways seine flugzeuge ? nach FRANKFURT ! hier gibts ja auch nix zu befürchten, die mit der polizei abgesprochenen, zeitlich begrenzten sitzblockaden haben eher symbolischen charakter und tun der kriegsmaschinerie nicht weh. ziviler ungehorsam ist gefragt ! ich weiß, woher soll denn ...

Bericht von der Friedens-Demo in Shannon

deirdre 02.03.2003 - 13:15
Ein kurzer Bericht von der Friedens Demo in Shannon, nicht jedoch von der direkten Aktion am Sicherheitszaun

Es gab keine grossen Überraschungen....

deirdre 02.03.2003 - 13:30
Ein kurzer Bericht vom gestrigen Tag in Shannon und von der direkten Aktion am Sicherheitszaun

Bilder und Videos aus Shannon

maja 02.03.2003 - 14:03
Jede Menge Fotos und Videos von den Demos, den Aktionen und den Festnahmen am 1. März am Flughafen Shannon

@hurra deutschland

mensch von resist-vorbereitung 02.03.2003 - 19:12
Die Aktionen aus Irland und anderen Ländern sind richtig gut und wenn auch hier mehr laufen soll dann kritisiert nicht nur resist (zeitlich begrenzten sitzblockaden haben eher symbolischen charakter und tun der kriegsmaschinerie nicht weh) sondern helft, dass mehr daraus wird, denn auch bei resist gibt es viele Menschen die mehr tun wollen - nicht nur in Frankfurt. An vielen Stellen soll der Widerstand blühen. Ihr müßt es auch nicht unter dem Namen resist tun, aber werdet aktiv!

Denk ich auch

Maxx 02.03.2003 - 21:02
Es sollten nicht noch die wenigen Leute angemacht werden, die wenigstens irgendwas tun. Viel mehr sollten die Leute kritisiert werden, die gar nichts tun. Dazu zählen wohl auch etliche Indy-User (ansonsten hätten sich wohl 10.000 bei irgendwelchen Gleisblockaden gefunden). Ist einfach typisch für die deutsche Mentalität. Warum gehen wohl soviele Leute zu attac? Weils einfach bequem ist "Mitglied" zu sein, aber nicht aktiv zu sein.
An Resist: Macht weiter so und vielleicht wird mehr draus - von den Wendländern ist viel zu lernen :-)

attac

c'est moi 04.03.2003 - 19:22
mal 'n kleiner zwischeneinwurf, was die kritik an attac angeht. ich bin selbst dort mitglied, allerdings noch nicht allzu lange und bin der meinung, dass, bloß weil attac nicht unbedingt auch bei zaun-ausreiß-aktionen oder beim gleise- unterhöhlen dabei ist, es noch lange nicht heißt, dass die leute dort nix machen. bin der meinung, dass sie mehr auf anderer ebene handeln und vor allem andere themen bearbeiten. solche leute findest du dann eher bei der WTO-ministerkonferen, beim welt-sozialform usw. ich glaube, auch diese form der arbeit sollte anerkannt werden, selbstverständlich genauso wie die von den wendländern, und all den widerständlern, die sich am zivilen ungehorsam beteiligen. und maxx, du hast recht, im wendland hab ich wirklich 'ne menge von den leuten gelernt und sowieso: es gibt viel zu tun!
nie wieder krieg! nirgendwo!

attac und Formen des Widerstands

Sven 08.03.2003 - 14:19
Ich find es wichtig das attac auch auf anderen Ebenen arbeitet und bin selber zerrissen, auf welcher Ebene ich handeln soll. Aber wir sehen hier in Shannon hat diese Aktion Erfolg gehabt, andere Aktionsformen in Frankfurt haben dieses Ziel nicht erreicht.
Flugzeuge gegebenenfalls flugunfähig zu machen hat natürlich auch andere Konsequenzen als Sitzblockaden und viele oder die meisten Sitzblockierer würden bei mehr nicht mitmachen.
Ich hab auch Schiß vor gewissen Konsequenzen und nimm je nach Situation auch einiges hin. Allerdings haben mich auch einige Sachen aus Castor-Vergangenheit und anderem eingeholt, die mir jetzt häufig ein ziemlicher Klotz am Bein sind.
Weiß eigentlich jemand was die Menschen in Shannon erwartet die jetzt wirklich ein Flugzeug stark beschädigt haben?
To all people in Shannon, I wish you the best for your next actions.
An andere Aktive, ich bin in Berlin so weit weg von Frankfurt, gibt es hier auch direkte Aktionen oder sind teilweise gute Verbindungen nach Frankfurt organisiert.