Pforzheimer "Weltuntergang" als Fata Morgana

Stadtblatt Pforzheim und www.Stadt-TV.de 23.02.2003 21:40 Themen: Antifa
Die Nacht der langen Gesichter bei friedlicher Antinazi-Demo

Auf der einen Seite war die heutige „Anti-Nazi-Demo“ ein Riesenerfolg. Zumindest für Pforzheimer Verhältnisse. Eine schier endlose Menschenmenge zog friedlich durch die Nordstadt zum Wartberg. Nicht nur junge Leute, sondern auch viele Familien und ältere Menschen aller Bevölkerungsschichten beteiligten sich am Protest gegen den alljährlichen Aufmarsch der Rechtsextremen am 23. Februar. Andererseits beklagten etliche Teilnehmer, dass die mutmaßlichen Neonazis von „Herz für Deutschland“ durch das immense Polizeiaufgebot auch noch geschützt wurden. Und dadurch den Zorn der Demonstranten nicht unmittelbar „zu spüren“ bekamen.
Teilnehmer aus Stuttgart bemängelten die „nicht sehr professionelle Organisation“ durch die Pforzheimer Antifa. So seien Informationen über den Aufenthaltsort der Rechtsextremen kaum zu den Demonstranten durchgedrungen. Schon um 20 Uhr war das „Katz und Maus“-Spielchen mehr oder weniger zu Ende. Die Polizei-Einsatzkräfte zogen mit mehreren Hundert Beamten, Pferdeeinheiten, scharfen Hunden und Hubschraubern wieder ab. Viele Bürgerinnen und Bürger hatten kein Verständnis für die „völlig überzogene Polizei-Präsenz“. Ein Teilnehmer meinte scherzhaft: „So grün war Pforzheim noch nie.“ Zu besonderen Vorfällen kam es nach unseren derzeitigen Informationen nicht.

Nun ist es an der Zeit für eine „Nachlese“. Sowohl auf der Seite der Pforzheimer Politik als auch bei den Organisatoren vom „Antifaschistischen Arbeitskeis“ (AFA). Die Verantwortlichen im Rathaus und allen voran Oberbürgermeisterin Christel Augenstein sollten sich fürs nächste Jahr ernsthafte Gedanken machen. Es kann nicht länger angehen, dass in unserer Stadt friedliche Demonstranten kriminalisiert und mutmaßliche Neonazis geduldet werden. Auch durch die Pforzheimer Tagespresse. Das makabre Schauspiel auf dem Wartberg muss endlich ein Ende haben. Denn der Imageverlust für unsere Stadt ist immens. Landes- und bundesweit besteht die Gefahr, dass Pforzheim in den Medien zur „Neonazi-Hochburg“ wird. Und auch finanziell ist der Mammuteinsatz der Polizei nicht mehr zu rechtfertigen. Schließlich entstehen dem Steuerzahler riesige Kosten. Und dem AFA wären ein paar Lehrstunden in professioneller Organisation und Kommunikation zu wünschen. Obwohl alle Teilnehmer unter dem Strich ein dickes Lob verdient haben: Durch ihre besonnene und friedliche Verhaltensweise straften sie die Schwarzmaler bei Polizei, Ordnungsamt und Presse Lügen. Das von diesen Kreisen im Vorfeld des 23. Februar angezettelte „Weltuntergangsszenario“ entpuppte sich als bloße Fata Morgana. fit
Videos von der Demo gibt es demnächst auf www.Stadt-TV.de
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Ergänzungen

das video tut nicht..

rotzbengel 24.02.2003 - 00:02
das video was auf eurer seite gerade reingestellt wurde ist ein dead link.

rotzbengel

Langsam, langsam

24.02.2003 - 00:59
Ganz so schnell geht's leider noch nicht.
Die Videos dürften aber in den nächsten Stunden zum größten Teil online sein. Mehr demnächst.

schwarzer peter 24.02.2003 - 16:30
Sind die Vids auch downloadbar verfügbar , wär cool ??

Solidarische Kritik

Demonstrant 24.02.2003 - 18:41
Hallo Leute
Zuerst mal möcht ich sagen, dass es mich gefreut hat mit doch überraschend vielen Leuten zu demonstrieren:

Zur Kritik:
Ich weiß wie schwer die Situation in PF ist, aber genau darum dreht sich auch ein Teil meiner Kritik! Ich will euch nicht runterputzen, sondern Verbesserungsvorschläge, bzw. Denkanstösse geben!

1. Kein EA oder jedenfalls keine Nummer durchgegeben:
- Das fand ich ziemlich schlimm, es war nämlich NICHT von vornherein klar, dass es zu keinen Verhaftungen kommen würde!

2. Konzept
Ma hat durch den Aufruf extrem viele Bullen auf den Plan gerufen, aber man hat kein schützendes Gegenkonzept entworfen

3. Kein Infofluss innerhalb der Demo
- Von uns wusste niemand, zu keiner Zeit, wie der Stand der Dinge war. Auf dem Berg hab ich selbst 6 verschiedene, völlig gegenläufige Gerüchte gehört - alle waren verwirrt, was denn jetzt letztlich Sache sei!

Ihr hättet viele dieser Probleme besser in den Griff bekommen können, wenn ihr euch an die umliegenden Städte und deren Strukturen gewendet hättet - aber nichts für Ungut, fürs nächste Mal,
Zusammen den Aufmarsch verhindern