Aufstand in Bolivien

indy-weltweit - 13.02.2003 02:48 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
update 19.2.:
Alle 18 Minister der Regierung Sanchez Llosada sind zurückgetreten - die Amtseinführung der neuen Regierung verzögert sich. Aber natürlich ist niemand für die vielen Todesopfer verantwortlich... Llosada selbst will nach wie vor nicht zurücktreten, und auch die Forderung nach seinem Rücktritt wird relativiert... Meldung bei "Lahaine.org" vom 18.2.03


In den letzten Monaten kam es immer wieder zu Aufständen und sozialen Unruhen in Bolivien.Steuererhöhungen, Rentenkürzungen und weitere neoliberale Massnahmen - auf Anordnung des IWF - waren der Auslöser für die jüngsten Ereignisse, bei denen mindestens 21 Menschen ums Leben kamen.
Durch die von Präsident Sanches de Lozadas angekündigte Steuererhöhung ist eine bürgerkriegsartige Situation entstanden. Auf Plaza Murillo, dem zentralen Platz in La Paz, gibt es Schusswechsel zwischen Polizei und Militär. Der Präsident ist geflohen, Regierungsgebäude werden gestürmt.
Die vor drei Tagen von der Regierung beschlossene Steuererhöhung wird vor allem die bereits armenSektoren der Gesellschaft hart treffen. Die verschiedenen sozialen Bewegungen des Landes kündigten daraufhin an am Donnerstag im ganzen Land zu protestieren. Am Montag trat außerdem die Elitepolizeieinheit GES überraschenderweise in den Streik. Im Laufe des Mittwoch Morgen traten diesem Streik dann weitere Polizeieinheiten bei. Um die Mittagszeit beschloss die Regierung das Militär gegen die rebellierenden Polizisten einzusetzen. Deren Sitz am Plaza Murillo ist jetzt zum Epizentrum der Kämpfe geworden.
Seit Mittwoch Morgen sind mindestens 16 Menschen getötet worden. Gegen Mittag begannen dieEinwohner der Stadt das Arbeitsministerium, den Amtssitz des Vizepräsidenten, den Sitz der MNR(Militär) und weitere Gebäude in Brand zu stecken. Für heute ist ein Generalstreik geplant - obwohl der Präsident die Vorhaben annulliert hat.
Im Januar waren vor allem die durch Evo Morales repräsentierten Kokabauern, im Protest gegen diezwangsweise Vernichtung ihrer Felder, auf die Strasse gegangen. Die Regierung schickte Truppen um die zahllosen mit Steinen und Bauern blockierten Strassen zu räumen. (Feature-Text von Indymedia.Argentinien in deutsch)

update 13.02.: Den ganzen Tag über legte der Generalstreik das Land lahm. Versuche der Regierung mit den Polizisten zu verhandeln scheiterten. Massendemonstrationen und Blockaden fanden statt, die Regierung setzt erneut das Miltär ein. Seit Mittwoch starben mindestens 21 Menschen. Fotos vom Donnerstag


Berichte der letzten Tage:
- Ein paar Eindruecke aus La Paz
- Bolivien: Bevoelkerung verlangt Ruecktritt des Praesidenten
- Übersetzungen zu Bolivien
- Fotos zu Bolivien

- Bolivien vor dem Buergerkrieg?
- bolivianischer präsient flieht...
- Bolivien explodiert
- Schuesse in La Paz, Bolivien

argentina.indymedia |bolivia.indymedia | Webseiten übersetzen
Berichte von Januar:
- Rebellisches Bolivien
- situation in bolivien
- strassenblockaden in bolivien flammen wieder auf
- blockaden in bolivien wurden beendet
- blockaden der cocaleros gehen weiter
- Fotos aus Bolivien
- bolpress- nachrichten aus bolivien

Auszug aus: situation in bolivien vom 24.Januar 2003:
"die bauernorganisationen des hochlandes, der taeler und des ostens boliviens sind bereit diese regierung zu stuerzen, die sich mit indigenem blut beschmutzt hat. die stunde ist gekommen schluss mit diesem regime zu machen, dass einzig und allein die interessen der usa wiederspiegelt", so Felipe Quispe.
er unterstrich das es an der zeit sei dass die bevoelkerung die macht uebernehme und durch seine eigenen organisationen regiere, das es die bevoelkerung sein muesse die die zukunft des landes bestimme, dass die zeiten des waffenstillstands, der demagogischen reden und des unterschreibens von vertraegen vorbei seien, das jetzt die zeit sei wo konkrete antworten gefunden werden muessen.
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Ergänzungen

Aktuellste Infos

13.02.2003 - 03:22
Die aktuellsten Informationen zur Situation finden sich bei Indymedia-Argentinien und bei www.bolpress.com.
Das Indymedia in Bolivien ist leider gerade erst im Aufbau und bietet daher nur wenige Informationen. Argentinische Indy-Aktivistas sind aber in La Paz und berichten rund um die Uhr. Von ihnen kam auch die traurige Nachricht, daß schon ein Journalist (aber nicht von Indy) getötet wurde.

Wir dürfen dann mal gespannt sein, wie die bürgerlichen Medien über den Zusammenbruch eines weiteren Landes nach erfolgter IWF-Kur berichten.
Falls es noch interessiert: Der Zeitunterschied ist 5 Stunden. Während ich das hier schreibe, ist es in Bolivien etwa 22.20.


Noch eine dicke Bitte an alle spanisch sprechenden Menschen: Übersetzt bitte Texte ins deutsche.

Links und Adressen

Svennie der Reifenwechsler 13.02.2003 - 14:20
Neue Fotos vom 13. Februar 2003 auf Bolivia Indymedia
 http://bolivia.indymedia.org/es/2003/02/818.shtml
Fotos vom Plaza de Murillo in La Paz
 http://bolivia.indymedia.org/es/2003/02/783.shtml

Aktuelle Meldungen auf Bolpress
18 Tote und 83 Verletzte bei Ausschreitungen zwischen Polizei, Militär und Zivilbevölkerung
 http://www.bolpress.com/?Cod=2002062502
 http://www.bolpress.com/?Cod=2002062501
 http://www.bolpress.com/?Cod=2002062504

Chronologische Darstellung der Meldungen der letzten Tage
 http://www.bolpress.com/politica.php?Rama=1

Die Seite von Bolpress in deutscher Sprache ist leider noch under construction

Allgemeines

Landkarte von Bolivien
 http://www.bolivia.de/landkarte/index_landkarte.htm

offizielle Geschichte von Bolivien
 http://www.bolivia.de/geschichte/index_geschichte.htm

Schuldenerlaß von Bolivien
 http://www.bolivien-netzwerk.de/

Landeskunde
 http://www.dse.de/za/lis/boliv/homepage.htm

Botschaft der Republik
Bolivien
Wichmannstr. 6
D-10787 Berlin
Tel. 030 2639 15 0
Fax. 030 2639 15 15
 embajada.bolivia@berlin.de

felipe quispe & evo morales

ovejita 15.02.2003 - 04:41
felie quispe zu zitieren mag ja ganz schön klingen - vielleuicht sollte man/frau sich aber ein bißchen intensiver mit dem selbsternannten erlöser der aymará (pendant zu evo morales für die quechua) auseinandersetzen. beide sind in ihren bisherigen positionen als despotische und machtgierige führer aufgetreten. ihre kritik mag zwar berechtigt sein (meiner meinung nach nicht immer), aber konstruktive vorschläge habe ich von den beiden noch nie gehört; dafür propagieren sie massiv die blovkade der wichtigsten straßenverbindungen, stellen forderungen die schlicht und einfach nicht durchsetzbar sind (es ist nun leider einmal so, dass bolivien ein sauarmes land ist, und ändern können nur "wir" es, indem wir auf fair trade und schuldenerlass sowie einen zollfreien markt setzen) - und da bitte ich die lieben studis und selbsternannten revolutuionäre einfach darum, sich einmal ihre theorien durchzudenken und konstruktive ansätze zu bringen. an anderer stelle hab ich gelesen, dass gewisse perosnene wünschen dass kein gringuito mehr durhc latinoámrico trampt um sich das elend anzusehen. dem kann ich nur bedingt zustimmen: ich bin sher gegen diese touristen (meist studis) die sich am gringo trail 2-3 monate highl ife geben. andererseits gibt es auch viele europäerInnen die wesentlich mehr zeit in latinoámerica verbringen und oft auch als voluntäre in diversen staatlichen oder privaten institutionene arbeiten. und ich denke, dass diese voluntärInnnen eine enormen beitrag zu einem richtigen bild der region in europa beitragen können.
so, jetzt hab ich fast ausgeschrieben, aber was mir noch ziemlich auf die bnerven geht ist, dass kaum jemand von dem in bolivien seit jarhen schwelenden konflikt zwiwchen cambas (tieflandbewohner) und kollas (hochlandbewohner) spricht. hier gibt es ein enormes konfliktpotential , das leider sogar in den spanischsprachigen foren von indymedia kaum zur sprache kommt.
auf alle fälle hoffe ich, dass sich die dinge in bolivien dauerhaft zum besseren wende, lo cual quiere decir, ende der wirtschaftskrise, erlasssen der auslandsschuld, etc.
saludos
ovejita

gibt es irgendwo...

die lustige person 15.02.2003 - 11:26
... eine (oder mehrere) seiten, wo man mehr oder weniger überblicks-mäßig etwas über die situation in bolivien, argentinien etc. (wenn ich bei indy argentina die übersetzungen überfliege ist da auch von aufständen in paraguay usw. die rede) erfahren kann?
am besten wäre es wenn auch etwas über die situation in den letzen 10 jahren oder so dabei wäre.
danke im voraus wenn mir jemand da nen tipp geben kann.

Aktuelle Anmerkungen

El Mariachi 17.02.2003 - 17:25
"Steuererhöhungen" sind eigentlich nicht das Mittel des IWF. Der IWF hat sich einer liberalen Politik verschrieben, die letztendlich den Menschen gewisse, auch ökonomische Freiheiten bringen soll.

"Steuererhöhungen" sind eher traditionelle Mittel einer Politik, die staatslastig ist. Nicht zuletzt in Deutschland wird diese Zwangsmittel neuerdings wieder verschärft eingesetzt.

Im übrigen ist mir unklar, was unkommentierte Bilder von wutschnaubenden Menschen bringen sollen, die irgendwelche Möbel etc. in Brand stecken.

ARD?

faradway 19.02.2003 - 14:37
Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?

Denn gestern stand im ARD Videotext, dass die Bolivianische Regierung offiziel zurückgetreten ist. Mehr aber auch nicht.

antwort...

die lustige person 05.03.2003 - 18:04
... für mich selbst und wen es noch interessiert: was ich oben gesucht habe, also eine seite mit vielen und möglichst auch ein paar allgemeinen infos zu südamerika, habe ich hier gefunden:

www.ila-web.de

sieht auf den ersten blick ziemlich vernünftig aus.

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X 05.03.2003 - 18:26
Ja ila und poonal sind zwei sehr gute Nachrichenseiten, was Lateinamerika angeht.
Poonal:  http://www.npla.de/poonal/