Protest in München blieb brav und kontrollierbar

no_war 10.02.2003 16:43
Obwohl 30.000 in München demonstrierten, blieb das Medienecho fast aus. Es wird Zeit zu fragen, woran das liegt und wie sich die Strategie der Anti-Kriegs-Bewegung ändern muss.
Als ich am Montag die Zeitung aufgeschlagen hatte, traute ich meinen Augen kaum: Ich fand einfach NICHTS zu den Protesten gegen die NATO-Tagung.
Woran liegt es, dass 30.000 demonstrieren und niemand berichtet?
Ich denke, der Protest ist zu brav, zu angepaßt. Wenn die Massen demonstrieren, aber die herrschenden nichts zu befürchten haben, bringt das nichts.
Wenn hier jemand vom Münchner Bündnis mitliest: Warum habt ihr das so geplant? Warum gab es kein Konzept zur Blockade/Störung der Konferenz? Ihr schreibt "Es ist nicht Aufgabe einer Protestbewegung den Herrschenden und Mächtigen dieser Welt zu gefallen."
Aber Euer Handeln steht im krassen Gegensatz dazu. Ihr handelt mit der Polizei eine ewiglange Demoroute aus, die auch garantiert nicht in die nähe der Kriegstreibertagung kommt. Anschließend ist gleich für Programm gesorgt, so dass bloß niemand auf die Idee kommt, den Bayrischen Hof aufzusuchen.
Jeder Versuch eines Durchbruchs wurde vom Lautsprecherwagen sabotiert, ausrufe wie "beruhigt Euch, bleibt geschlossen" etc. taten ihr übriges.
Ihr seht Euch in der Tradition der Proteste von Seattle, Prag und Genua. Seattle war ein Erfolg, weil die WTO-Konferenz damals VERHINDERT wurde. In Prag gab es ein Konzept, bei dem über verschiedene Routen versucht wurde, zum Konferenzgebäude zu kommen.

Was ich hier am Münchner Bündnis kritisiere, trifft aber auf die gesamte Friedensbewegung zu. Blockaden, Aktionen zivilen Ungehorsams sind die Ausnahme. Die Kampagne resist ist ein vielversprechender Ansatz, leider kommen zu solchen Aktionen meist nur ein Bruchteil der Leute, wie zu Latschdemos.
Was wäre, wenn 30.000 versucht hätten, die NATO-Tagung zu verhindern? Was wäre, wenn Tausende Militärtransporte blockieren würden (Die Anti-Atom-Bewegung machts vor, siehe Castortransporte)? Was wäre, wenn in Bundeswehrkasernen kein Alltag mehr stattfinden könnte, weil Friedensaktivisten permanent den Alltagsbetrieb stören würden? Wenn Rüstungsfirmen nicht mehr arbeiten könnten, weil täglich Schichtwechselblockaden stattfinden?
Wir müssen der Kriegsmaschinerie entgegentreten, sie daran hindern, ihr mörderisches Alltagsgeschäft zu erledigen.

Für eine offensive, unkontrollierbare Anti-Kriegs-Bewegung!
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Ergänzungen

In TV und Radio war viel berichtet worden

Jo 10.02.2003 - 17:12
abver nur über die DGB/Ude-Demo, die verfälschenderweise als "Hauptdemo" bezeichnet wurde.
Bauen wir weiter an unabhängiger Berichterstattung und hoffen wir nicht weiter auf die staatstragenden Medien!

Da muß sich gar nichts ändern!

Claudia 10.02.2003 - 17:14
Das ist genau so richtig wie es derzeit ist, warum willst du immer in dr Zeitung lesen, was der Demonstranten Mob Angeblich immer für Hirnis sind, die Erstzweise, weil sie ihr Anliegen nicht anbringen können die Halbe Stadt zerlegen?
Willste Demonstrant oder Ramboo Rocker sein?
Wenn du dein Aua nicht Formgerecht übermitteln willst, dann solltes du besser zum Film gehen.

vielleicht

weist 10.02.2003 - 17:19
weil letztlich doch niemand so recht Lust hatte, sich mit Herrn Heckler und Herrn Koch anzulegen?
 http://www.krasse-zeiten.de/foto/munich2003/images/muc03_031.jpg

Mal angenommen, es GEHT ab, und wir würden die Absperrungen stürmen. Mal angenommen, wir KOMMEN bis zum Bayerischen Hof. Spätestens dann wird sich die Polizeitaktik von Pfefferspray in shoot-to-kill ändern. Laß die das auf der Zunge zergehen: to kill.
Was ist deine Strategie für den Fall, daß ein halbes Dutzend Leute vor dem Eingang des Hotels zusammengeschossen wird und krepierend im Schnee liegt?

Literaturtip: US Army Field Manual 21-11 (First Aid for Soldiers), wenn du's WIRKLICH drauf ankommen lassen willst.

Wer ernsthaft vorschlägt, die Konferenz zu stürmen, muß auch einen Plan haben, wie man sich verhält, wenn es die ersten Toten gibt. Alles andere ist Maulheldentum von Leuten, die nix besseres zu tun haben.

Kein Medienecho!

Marat&Kumpanei 10.02.2003 - 17:28
Das es kein Medienecho gab, ist doch logisch: Die Medien - die Bezahl-Jornaile - sind in der Hand der Herrschenden von Staat & Wirtschaft - und die wollen mit dem US-Regime durch Blut und Schweiß und Tränen - natürlich das ihrer Opfer.
Was den Nutzen von Latschdemos betrifft - es wird doch nicht dabei bleiben: Wer den Hintern hochkriegt, ballt auch die Faust in der Tasche - und irgendwann holt er sie auch raus! Und wenn er dann merkt, das die Faust nichts hilft gegen das Gewehr....!

medienecho

weist 10.02.2003 - 18:16
Was erwartet ihr eigentlich?

Im Vorfeld wurde in den Mainstream-Medien implizit, aber ziemlich deutlich die 'gute Leute gehen zur Ude-Demo; ein paar Zecken gehen zur Marienplatz-Demo'-Schiene gefahren.

Glaubt ihr allen Ernstes, die Typen schreiben nachher 'sorry, Leute, wir haben euch angelogen, wir haben euch nix als Scheiße erzählt, es war ja ganz anders'?

Niemand macht so was. Auch wir würden es wahrscheinlich nicht machen (wenn man mal betrachtet, wie verbreitet die Realexistierendersozialismus-Apologien immer noch sind...).

Aber es gibt ja immer noch Mittel, zwar im Rahmen des Systems, aber es GIBT sie: Gegendarstellungen z.B. im Fall von Printmedien (und selbst nach Polizeiangaben waren wir ja weitaus mehr als die berüchtigten '7000').

Wer noch nicht mal diese Dinge nutzt, bracht sich gar nicht zu beschweren.

Direct Action 11.02.2003 - 00:00
>>> Aber es gibt ja immer noch Mittel, zwar im Rahmen des Systems, aber es GIBT sie <<<

Hui wie toll, im Rahmen des Systems *löl*

ach, halt die klappe

weist 11.02.2003 - 00:29
Kastrier dich weiter selbst; wenn du Sachen nicht machen willst, weil sie 'im Rahmen des Systems' sind, dann mach sie nicht, aber jaul nicht 'rum. Ich hab nirgendwo gesagt, daß das einschließen muß, das System als solches anzuerkennen; wenn das für dich schon da anfängt, dann frag ich dich mal ganz nebenbei, wer deine Schuhe hergestellt hat - im Rahmen des Systems; wer das Betriebssystem des Computers hergestellt hat, an dem du grade sitzt - im Rahmen des Systems; mit wem du in Urlaub fliegst, und den Treibhauseffekt weiter anheizt (von der Gier nach billigem Öl ganz zu schweigen) - im Rahmen des Systems.

Wo wart ihr eigentlich letztes Wochenende? Hab nicht gerade viel an direkter Aktion mitgekriegt in München. Oder war euch das auch zu sehr 'im Rahmen des Systems'?

ach ja, Direkte Aktion

weist 11.02.2003 - 00:35
'n Buchtip hab ich für dich auch noch: das 'White Aryan Resistance Manual'. Den Fascho-Dreck kannst du ungelesen in die elektronische Mülltonne kippen, aber die Bauanleitungen für transportable Mörser (mit Granaten!), Claymore-Antipersonenminen, Hotload-Muni und selbstgekochtes C4 sind ja glücklicherweise universell gültig.

Viel Spaß beim Kochen; ich meine es ausnahmsweise ernst. Tut mir leid, aber illegaler Widerstand kommt für mich dann in Frage, wenn legale Mittel ausgereizt sind. Und das sind sie einfach noch nicht.
Naja, muß halt jedeR selbst wissen.