Wehrmachtsausstellung auf Rügen in Prora 2003

Klaus Ch. Kufner 09.02.2003 14:49 Themen: Antirassismus
Aus Angst vor rechtsextremen Ausschreitungen auf der Insel Rügen, wollen die Tourismusmanager des Fremdenverkehrsverband Rügen und die CDU des Landkreises die "Wehrmachtsausstellung" nach Peenemünde verlegen. Die Politik des Angst und Schreckens von Nazis darf die Wehrmachtsausstellung auf Rügen in Prora nicht verhindern!
„Reden wir doch einmal tacheles“



Offener Brief an die Frau Landrat Kerstin Kassner
Des Landkreises Rügen an der Ostsee




Sehr geehrte Frau Kassner,

gleich vorweg, ich möchte mit diesem Brief einen Appell an Sie richten und eine Analyse zur Kontroverse rund um die Ausstellung - „Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg“ auf der Insel Rügen - übersenden. Der Zwist um die „Wehrmachtsausstellung“ hat aber auch sein Gutes. Diese nun in weiten Teilen der Bevölkerung entstandene Auseinandersetzung mit der historischen Mitverantwortung der Insel Rügen für die Zeit des Nationalsozialismus, würde ohne die Kontroverse pro & contra über die Durchführung der „Wehrmachtsausstellung“ auf der Insel, zumindest nicht so intensiv geführt werden. Was ist denn nun wohl schädlicher für das touristische Image der Insel? Die „Wehrmachtsausstellung“ selbst oder die Diskussion über die „Wehrmachtsausstellung“ und der damit verbundenen Rolle der Insel Rügen im Dritten Reich, die ja keine rühmliche ist?!

Die „Wehrmachtsausstellung“ ist, so wie ich es immer wieder formuliere, eine der besten Ausstellungen der letzten 50 Jahre, die sich mit der Zeit des Dritten Reichs, dem Nationalsozialismus auseinandersetzt. Wenn man diese Ausstellung gesehen hat, dann weiß man, dass sie jene wichtige wie richtige Betroffenheit erzeugt, eine lebenslange Erinnerung, und damit zu einem Mahnmal im Kopf wird. Wohl der beste Schutz für Menschen, um nicht von Rassismen jeglichen Couleurs kontaminiert zu werden. Die „Wehrmachtsausstellung“ ermöglicht einen Augenblick des Innehaltens und der Trauerarbeit, die so unendlich wichtig ist, um die Vergangenheit wirklich verarbeiten zu können.

Auch Rügen wurde vom Geist des Nationalsozialismus nicht verschont1 . Die Entjudung der Ortschaft Vitte, deren jüdische Einwohner der „Blauen Scheune“ allesamt ermordet und - noch vor der Nürnberger Rassegesetzgebung! – durch die Orte Bergen und Binz getrieben wurden. Heute ist die „Blaue Scheune“ wieder touristischer Anziehungspunkt für die Besucher der Insel. Ursprünglich wurde die „Blaue Scheune“ durch Ausstellungen des Hiddenseer Künstlerinnenbundes in den 1920er Jahren bekannt. Eine der Gründerinnen des Bundes, die Malerin Henni Lehmann hatte das Haus erworben. Der von Frauen jüdischer Abstammung geführte Hiddenseer Künstlerinnenbund erlebte nach seiner Blütezeit in den 20er Jahren ein schlimmes Ende. Henni Lehmann wählte 1937 den Freitod. Das Leben der zweiten Gründerin des Bundes, Clara Arnheim, endete1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.
Das ebenfalls „arisierte“ Kurhotel in Binz, des Juden Bela Kaper-Klein, heute die Hochburg der Tourismuswirtschaft auf der Insel, ist ein weiteres Beispiel für den Rassismus der seinerzeit auf der Insel herrschte. War die Insel Rügen ja auch einer der wenigen Landkreise, die völlig „demokratisch“ der NSDAP per Wählervotum zur Macht verhalf.
Ich erinnere daran, dass ein Grossteil der Bevölkerung Rügens am Bau des KDF-Bades Prora mitbeteiligt war. Ich erinnere daran, dass es tausende Zwangsarbeiter, unter unerträglichen Bedingungen lebend, auf der Insel gab. Ich erinnere daran, dass Wehrmachtsverbände das Bild der Insel prägten und ich erinnere daran, dass neben dem KDF-Bad in Prora, auch noch weitere militärische Befestigungsanlagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vorhanden sind, die mit touristischem Kitsch garniert, vermarktet werden.
Und, ich will daran erinnern, dass auch die Figur des Ernst Moritz Arndt, einer der geistigen Wegbereiter des deutschen Antisemitismus, völlig unkritisch touristisch ausgeschlachtet wird. Aus dem Arsenal des Antisemitismus von Ernst Moritz Arndt bedienten sich die Nazis und versuchten damit die Ausrottung der Juden zu legitimieren2. Jedes Jahr pilgern Heerscharen an rechten Recken, seien es nun Burschenschafter oder Neonazis, zu ihrem Walhalla dem Ernst-Moritz-Arndt-Turm in Bergen, das nicht nur touristischer Klientel als „Ausflugsziel“ dient ……

Damit hat die Insel Rügen „an sich“ eine historische Biografie mit der sie sich grundsätzlich auseinandersetzen muss. Denn eine Verweigerungshaltung würde nur noch das Neonazi-Problem auf der Insel verstärken, ja gar befeuern. Denn die rechtsextreme Szene auf der Insel, und tun wir bitteschön nicht so als gäbe es sie nicht, diese Szene beobachtet das Verhalten des Landkreises Rügen sehr genau.

Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gibt es eine millionenschwere „arisierte“ Villa in Binz, als Treffpunkt der intellektuellen Rechten. Dieses Haus ist im Besitz der ehemaligen BDM-Führerin, Gertrud Herr, die eine zentrale Rolle bei der „Stillen Hilfe“(dem deutschen Zweig der ODESSA) einnimmt. Bereits zu ihrer Lebzeit vermachte sie diese Immobilie Jürgen Rieger, dem Anwalt der rechten Szene, häufigem Gast in Stralsund und auf der Insel Rügen. Jürgen Rieger gilt als der Spiritus Rector und Financier der eingeborenen Neonazis auf der Insel Rügen. Wie auch Jürgen Rieger ein Mandat seiner rechtsradikalen Klientel hat, in Mecklenburg-Vorpommern, für die „Bewegung“ Immobilien anzukaufen.
Diese „geachtete“ und „geehrte“ Bürgerin mit Zweitwohnsitz in Binz, half mit, dem gesuchten Massenmörder Alois Brunner, der seinerzeit auch an den Planspielen im Dritten Reich beteiligt war, die Insel Rügen zu einem einzigen Konzentrationslager, einem Getto für Juden, Roma und Sinti zu machen, zur Flucht nach Syrien und unterstützt ihn noch heute mit ihren schier unerschöpflichen finanziellen Mitteln.3

Vergessen wir nicht, dass erstmals am 17.November 1991, in Saßnitz, Jugendliche die Fenster einer Flüchtlingsunterkunft zertrümmerten.
Vergessen wir nicht, dass der Neonazi Kai Diesner mit seiner Truppe auf der Insel seine Wehrsportübungen abhielt.
Vergessen wir nicht, dass im vergangenen Jahr der „Club 18“ (steht die Zahl 1 für A und die Zahl 8 für H; Synonyme für Adolf Hitlers Initialen.) verboten und geschlossen wurde.
Vergessen wir nicht die NPD-Demonstration im letzten Jahr vor der Bundestagswahl.

Es wäre eine entsetzliche Niederlage der demokratischen und antirassistisch gesinnten Bevölkerung, wenn Rügen, wegen einer politisch bedenklichen Entscheidung, als „national befreite Zone“ gelten und die einheimische rechte Szene gleichsam damit aufgewertet würde. Dann wäre die „Politik“ der rechten Szene voll aufgegangen, nämlich, dass Angst und Schrecken zu verbreiten ausreicht, eine antirassistische Veranstaltung in dieser Größenordnung verhindern zu können.4

Die Sicherheitsbedenken - gerade wegen der befürchteten Demonstrationen aus dem rechten politischen Lager - sind ein sichtbares Symptom, einer noch immer nicht vom Geist des Nationalsozialismus befreiten Staates, der den Neonazis den Marsch durch das Brandenburger Tor erlaubte. Noch einmal: das Verlegen der „Wehrmachtsausstellung“ käme einem Nachgeben aus Angst vor den Rechten gleich. Eine Politik des Schreckens hätte einmal mehr in Deutschland gesiegt. Das Argument, dass das Land die „Wehrmachtsausstellung“ nicht durch Sicherheitskräfte schützen könne, ist unzulässig. Der deutsche Staat ist dazu verpflichtet diese Ausstellung zu schützen.

Denn: nicht die „Wehrmachtsausstellung“ ist ein Sicherheitsproblem, sondern die zu erwartenden Aufmärsche der rechtsextremen Szene.

Als Vater dreier jüdischer Kinder, die mich einmal fragten - „Was ist so schlimm daran, dass wir Juden sind?“ -, kenne ich diesen so gefährlichen wie weit verbreiteten grundsätzlichen Denkfehler:

nicht die Deutschen jüdischer Herkunft sind ein bundesweites Sicherheitsproblem, sondern der Antisemitismus und Rassismus nichtjüdischer Deutscher5.

Die Diskussion um die „Wehrmachtsausstellung“ auf Rügen entbrannte auch deswegen, da sie „ausgerechnet“ im ehemaligen KDF-Bad Prora gezeigt werden soll, dem Symbol der Gleichschaltung des zivilen gesellschaftlichen Lebens im Dritten Reich. Die Interessen rund um die Liegenschaft sind vor allem kommerzieller Natur. Da passt es einfach nicht, dass die „Wehrmachtsausstellung“ im ehemaligen KDF-Bad gezeigt werden soll. Es könnte dadurch ja die Verkaufsfähigkeit des Geländes eingeschränkt werden. Ein Gedenkort verkauft sich nun mal weit schwieriger, setzt eine Konzeption voraus, die mit mitfühlender Intelligenz erstellt wurde und nicht nur die reine kommerzielle Verwertbarkeit im Sinne hat. Wer kauft schon, ohne Nachdenken, eine so geschichtsmächtige Immobilie wie das KDF-Bad Prora?
.
Im so genannten NVA-Museum, untergebracht im ehemaligen KDF-Bad in Prora und ein vehementer Gegner der „Wehrmachtsausstellung“, entdeckte ich, daß man im dritten Stock des Gebäudes Hakenkreuzfahnen extra anfertigen ließ, zur Verzierung von Modellbauschiffen. Abgesehen davon, dass dem geübten Auge der Besucher der „Wehrmachtsausstellung“ dies sofort auffallen würde, ist das Zeigen von Insignien des NS-Regimes verboten und zu Recht verboten. Hinzu kommt, dass das NVA-Museum kaum einem durchschnittlichen internationalen Museumsstandard entspricht und einem Vergleich mit der hochkarätigen „Wehrmachtsausstellung“ nicht standhalten wird können Aber dies zeigt sehr deutlich, wie sehr Menschen sich einem dubiosen nationalen Patriotismus annähern können, wo die Grenze zum Nationalismus von Rechts nur verschwommen erkennbar ist. Da passt auch jenes Erlebnis hinein, das ich letztens hatte, wo mir ein hoher Funktionär der PDS ohne Bedenken erklärte, dass er „stolz sei ein Deutscher zu sein!“ Eine Losung, die schon die NPD in den sechziger Jahren prägte.

Viele Argumente gegen die „Wehrmachtsausstellung“ auf Rügen habe ich in den letzten Wochen gehört. Da überzeugt mich auch nicht, genauer, da hilft auch nicht die, von einer Werbeagentur gestaltete, Jugendveranstaltung „Prora 03“ gegen die „Wehrmachtsausstellung“ auszuspielen. Statt Arbeitsfront, Wehrmacht und Zwangsarbeitern, sollen nun jugendliche Touristen das Terrain Prora erobern, damit der vergangenheitsbelastete Landstrich eine Zukunft hat. Besser wäre es und vor allem ehrlicher, wenn man beides verbindet, den sanften Kulturtourismus mit dem Strandtourismus.

Wobei doch diese beiden Veranstaltungen so sehr miteinander kompatibel sind. Umso mehr Unverständnis ruft die jetzige Verweigerungshaltung der politischen Entscheidungsträger hervor, denn diese Argumentation wurde ja auch vom Landkreis im letzten Jahr vertreten. Die Stiftung „Neue Kultur“ wurde gebeten, die „Wehrmachtsausstellung“ um ein Jahr zu verschieben, damit eben beide Events zusammen stattfinden können!

In unserem persönlichen Gespräch am 13.Januar diesen Jahres, drückten Sie mir eine Liste aller Argumente die gegen eine Durchführung der „Wehrmachtsausstellung“ auf Rügen sprechen sollen, in die Hand, dessen Autor und dessen Motiv Ihnen, wie auch mir wohlbekannt ist. In Wahrheit ist in einer sachlichen wie auch fundierten Auseinandersetzung mit diesem Katalog der Verweigerung, wie ich dazu zu sagen pflege, nicht ein einziges Gegenargument haltbar; weder in bautechnischer noch in sicherheitstechnischer Hinsicht. Und, „touristische“ Gegenargumente haben wohl bei der Frage, „darf“ man ein paar Wochen eine Ausstellung zum Themenkomplexes des Dritten Reichs im Sommer auf der Insel Rügen zeigen oder nicht, zwar das Recht gehört zu werden, mitbedacht zu werden, aber sie dürfen nicht als Begründung herhalten, um sich der „Wehrmachtsausstellung“ zu verweigern.
Auch nach mehr als einem halben Jahrhundert nach dem Kriegsende hält sich der Mythos um angeblich gute Seiten des "Dritten Reiches". Prora macht Zusammenhänge deutlich, die diese Mythen entzaubern werden. Hier kann eine Lücke in der Erinnerungslandschaft der Bundesrepublik geschlossen werden.
Es wäre zu peinlich den internationalen Beobachtern6, mit wirtschaftlichen Argumenten, und aus einem zumindest missverständlichen Sicherheitsbedenken heraus (Angst vor der rechten Szene! die man freilich bestreitet), dies als Begründung für die Verlegung der „Wehrmachtsausstellung“ anzubieten. Da fragt sich jeder politisch denkende Mensch, wie auch die journalistische Branche, wie denn Rügen mit der Olympiade 2012 klar kommen will, einem der wohl größten multikulturellen Ereignisse die es gibt, wenn die Auseinandersetzung mit einer Zeit, die so ganz und gar nicht multikulturell war, nicht möglich ist. Ganz abgesehen von den Sicherheitsbedenken die da bei einer Olympiade auf die Insel zukommen werden, werden auch jüdische Menschen an den Spielen teilnehmen. Wenn man die Losung –Wehret den Anfängen! – ernst nimmt, dann sollte man dafür sorgen, dass die rechten Gegner der „Wehrmachtsausstellung“ nicht 2012 ein noch viel zahlreicheres Publikum vorfinden können.

Ich bitte Sie sehr herzlich, sich doch noch einmal dafür einzusetzen, mit aller Vehemenz, dass die „Wehrmachtsausstellung“ auf Rügen im Sommer 2003 gezeigt werden kann, auch im Sinne des PDS-Kreistagsbeschlusses, das ein eindeutiges Votum für die „Wehrmachtsausstellung“ auf Rügen ist.


Klaus Ch. Kufner
Sassnitz, am 2. Januar 2003

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1 Die Stadtverwaltung von Putbus gab im Herbst 1935 kund, "keine Juden mehr bedienen" zu wollen. Im selben Jahr wurde Pastor Köhler aus Zernin verhaftet, weil er Geld für Juden gesammelt hatte. Aber seine Haltung war fragwürdig. Hatte er doch in einer Predigt selbstgerecht getönt: "Die Juden sind wohl unsere Feinde, aber wir müssen ihnen vergeben." 1938 machte der Landrat von Wollin den Vorschlag, die pommerschen Juden auf der Insel Rügen zu konzentrieren oder Heringsdorf als "Judendorf" einzurichten. Während der Pogromnacht im November 1938 brannten in vielen Städten die Synagogen: in Alt-Strelitz, Güstrow, Neubrandenburg, Rostock und Schwerin. Jüdische Friedhöfe wurden geschändet, Geschäfte jüdischer Bürger beschädigt und geplündert, während die Juden selbst einer entwürdigenden und unmenschlichen Hetze ausgesetzt waren. Auch von den Mecklenburger Juden wurden viele in Auschwitz, Majdanek und Theresienstadt ermordet. Manche wählten den Freitod wie der Mathematiker Felix Hausdorff (1868-1942), der an der Universität Greifswald die Grundlage für Mengenlehre und Topologie geschaffen hatte. In jedem Ort spielten sich Tragödien ab, still und fast anonym.
2 Im Zeitalter eines "hoch aufschäumenden deutschen Nationalismus" gaben rassistische Volkstumslehren romantischer Agitatoren wie Ernst Moritz Arndt und "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn den Ton an. Die nationale Idee der deutschen Einheitsbewegung verband sich mit Doktrinen, die an die Stelle der traditionellen religiösen Judenfeindschaft eine biologisch begründete setzten. In einer wertmäßig abgestuften Hierarchie von Menschenrassen wurden einzelnen Völkern kollektive, unveränderliche Eigenschaften zugeschrieben. Jahn war überzeugt, dass es - so wie es "taube Nüsse" gibt - auch "taube Staaten und ohne Volkstum taube Völker" gebe, zu denen er unzweifelhaft die Juden rechnete. Und Arndt wollte die Juden von Deutschland fernhalten, damit sich der "germanische Stamm so sehr als möglich von fremdartigen Bestandteilen rein" erhalte.
3 Was das in der Praxis bedeutete, demonstriert die HNG (zusammen mit der „Stillen Hilfe“) mit ihrer Unterstützung für die "Kameraden aus dem nationalen Widerstand", wie die inhaftierten Neonazis bei ihnen heißen, die nach dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen 1992 festgenommen worden sind. Der Verein betreut ausdrücklich Häftlinge, die "Brandanschläge auf Asylantenunterkünfte, Körperverletzung und andere Straftaten aus ihrer politischen Überzeugung heraus begangen haben", wie der Verfassungsschutz Hamburg feststellt
4 Heute, am 2.Februar 2003, erhielt ich via Internet eine anonyme Morddrohung aus dem Umfeld des „Störtebeker-Neonazi-Netzes“, das in Stralsund beheimatet ist, im Zusammenhang mit der „Wehrmachtsausstellung“.
5 Es ist weit ungefährlicher mit einem Palästinensertuch um den Hals gewickelt durch die „teutschen“ Lande zu ziehen, das selbst Neonazis vor lauter antisemitischer Solidarität sich um den Hals hängen, als sich mit einer Kippa im öffentlichen Raum zu bewegen.
6Ein Beispiel der internationalen Beobachtung, die genau hinsieht was auf der Insel Rügen passiert: The Guardian East German developers say hi-di-heil Third Reich's Torremolinos finally earns a reprieve as an £80m tourist and leisure complex
From: Jeevan Vasagar, Berlin, Saturday November 23, 2002 (Der Autor zweifelt stark an der Sinnhaftigkeit des S.E.P.P.- Konzepts an diesem belasteten Ort.)
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Ergänzungen

Eine der besten Ausstellungen

der letzten 50 Jahre 10.02.2003 - 17:19
Naja vielleicht jetzt wo sie die meisten der offensichtlichen Fehlzuordnungen (zB Bild von Rotarmist der jemand erschieszt, Unterschrift: "mordender Wehrmachtssoldat") wohl rausgenommen haben...

Beifall von Rechts

Klaus Ch. Kufner 12.02.2003 - 17:19
„Reden wir doch einmal tacheles“ – Österreichischer Jude verlangt Durchführung von Wehrmachtsausstellung auf Rügen (11.02.03)

Unter der Überschrift „Reden wir doch einmal tacheles“ richtete dieser Tage der österreichische Journalist und ehemalige Grünen-Aktivist, jüdischer Herkunft, Klaus Kufner, der in Österreich als namhafter Linksextremist bekannt ist, einen Offenen Brief an die Rügener PDS-Landrätin Kerstin Kassner, indem er für eine Durchführung der bekannten Wehrmachtsausstellung in Prora plädiert. In seinem Schreiben suggeriert er eine angebliche „Auseinandersetzung mit der historischen Mitverantwortung der Insel Rügen für die Zeit des Nationalsozialismus“. Nur schlecht verhohlen droht er mit möglichen Schäden des Ansehens der Insel, sollte man sich dort dem Willen, der von ihm vertretenen Kreise nicht beugen.
(...)
Kufner läßt dann auch mit entsprechenden Beispielen nicht auf sich warten und zählt diverse Beispiele für Arisierungen jüdischer Immobilien und einige Fälle von Einweisungen von Juden ins KZ und Ähnliches vor. Gleichzeitig bleibt der Insel der Vorwurf nicht erspart, der NSDAP völlig ‚demokratisch’ zur Macht verholfen zu haben. Es folgt der obligatorische Hinweis auf den Bau des KdF-Bades Prora, ohne freilich zu erwähnen, daß eigentlichen Langzeitnutzer in Wirklichkeit NVA-Soldaten und FDGB-Urlauber waren, da die NS-Pläne für das Bad aufgrund des Krieges nicht beendet werden konnten. Was blieb war eigentlich nur ein Torso.

Doch nicht nur die NS-Vergangenheit wird von Kufner bewältigt, auch Rügens bedeutendster Sohn, Ernst Moritz Arndt bekommt sein Fett weg. So verleumdet er das literarische Werk des großen Rüganers durch die Bank weg als „Arsenal des Antisemitismus“ ohne auch nur eine einzige Quelle für seine Behauptung zu nennen. O-Ton Kufner: „...Aus dem Arsenal des Antisemitismus von Ernst Moritz Arndt bedienten sich die Nazis und versuchten damit die Ausrottung der Juden zu legitimieren. Jedes Jahr pilgern Heerscharen an rechten Recken, seien es nun Burschenschafter oder Neonazis, zu ihrem Walhalla dem Ernst-Moritz-Arndt-Turm in Bergen, das nicht nur touristischer Klientel als „Ausflugsziel“ dient“. Natürlich gab es auch im Leben Arndts einige judenfeindliche Äußerungen, doch machten diese, wie man leicht anhand seiner Werkausgaben erkennen kann, noch nicht einmal einen sichtbaren Bruchteil aus.

Allerdings wäre Kufner kein echtes Reiser vom Stamme Abrahams und Isaaks, wenn er nicht auch noch geschäftliche Vorteile für seine Volksgenossen wittern würde. Objekt der Begierde eine angeblich millionenschwere Villa in Binz. Dazu heißt es:
„Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gibt es eine millionenschwere „arisierte“ Villa in Binz, als Treffpunkt der intellektuellen Rechten. Dieses Haus ist im Besitz der ehemaligen BDM-Führerin, Gertrud Herr, die eine zentrale Rolle bei der „Stillen Hilfe“(dem deutschen Zweig der ODESSA) einnimmt. Bereits zu ihrer Lebzeit vermachte sie diese Immobilie Jürgen Rieger, dem Anwalt der rechten Szene, häufigem Gast in Stralsund und auf der Insel Rügen. Jürgen Rieger gilt als der Spiritus Rector und Financier der eingeborenen Neonazis auf der Insel Rügen. Wie auch Jürgen Rieger ein Mandat seiner rechtsradikalen Klientel hat, in Mecklenburg-Vorpommern, für die „Bewegung“ Immobilien anzukaufen.“

Rieger als „Spiritus Rector“ der Rügener „Neonazi-Szene? Das ist ja echt einmal was Neues. Auf solche scharfsinnigen Entdeckungen kam ja bislang noch nicht einmal die regionale Antifa-Szene. Wir fürchten, hier ist mal wieder lediglich der Wunsch Vater des Gedankens, denn wäre besagter Anwalt tatsächlich das, für das ihn unser jüdischer Freund auszugeben sucht, dann wäre die Insel nicht der weiße Fleck auf der Karte des Nationalen Widerstands in Deutschland. Denn außer diversen Konzerten und einer NPD-Demonstration, über deren Erinnerung wir den Mantel christlicher Barmherzigkeit breiten wollen, ereignete sich hier bislang nichts, daß man ernsthaft als vorzeigbare politische Arbeit im nationalen Sinn abhandeln könnte. Mehr hat Freund Kufner nicht anzubieten, außer einem Hinweis auf 1991 zerbrochene Fensterscheiben, die Wehrsportübungen eines Kai Diesners und den inzwischen wegen allzu häufiger Lärmbelästigung, geschlossenen Club 18 in Sassnitz, von dem übrigens ebenfalls nie ein vorzeigbarer politischer Impuls ausgegangen ist.

Kein Grund jedoch für Kufner eine angeblich „entsetzliche Niederlage der demokratischen und antirassistisch gesinnten Bevölkerung“ an die Wand zu malen, die seiner Ansicht nach in die Schaffung einer „national befreiten Zone“ gipfeln würde.
(...)

In diesem Stil geht die Suada noch weiter und erpresserisch weist Kufner sogar weit in die Zukunft: „Es wäre zu peinlich den internationalen Beobachtern, mit wirtschaftlichen Argumenten, und aus einem zumindest missverständlichen Sicherheitsbedenken heraus (Angst vor der rechten Szene! die man freilich bestreitet), dies als Begründung für die Verlegung der „Wehrmachtsausstellung“ anzubieten. Da fragt sich jeder politisch denkende Mensch, wie auch die journalistische Branche, wie denn Rügen mit der Olympiade 2012 klar kommen will, einem der wohl größten multikulturellen Ereignisse die es gibt, wenn die Auseinandersetzung mit einer Zeit, die so ganz und gar nicht multikulturell war, nicht möglich ist. Ganz abgesehen von den Sicherheitsbedenken die da bei einer Olympiade auf die Insel zukommen werden, werden auch jüdische Menschen an den Spielen teilnehmen. Wenn man die Losung –Wehret den Anfängen! – ernst nimmt, dann sollte man dafür sorgen, dass die rechten Gegner der „Wehrmachtsausstellung“ nicht 2012 ein noch viel zahlreicheres Publikum vorfinden können.“ Sinnigerweise verzichtet Kufner bei all seiner aufgesetzten Reklame für die Wehrmachtsausstellung zu erwähnen, daß sie bereits schon einmal wegen allzu aufdringlicher Fälschungen geschlossen wurde und das ihre Nachfolge trotz intensiver Überarbeitung unterm Strich auch nicht viel anders geartet ist und statt historische Objektivität lediglich Ausdruck einseitiger linker Geschichtsbetrachtung ist.

Offensichtlich kann sich Kufner seine politischen Gegner nur in der Rolle einer Art Pawlowschen Hunde vorstellen, die nichts besseres zu tun wissen, als irgendwelche kulturelle oder sportliche Höhepunkte zu begeifern, nur weil sie mal in den Medien als „multikulturell“ bezeichnet werden. Ob nun ein paar Juden im Jahre 2012 nach Rügen kommen oder nicht dürfte nicht nur den meisten Rüganern egal sein. Kommen sie nicht, ist auch gut und vielleicht sogar noch besser. Denn wenn diese Gäste vom selben Schlag sind wie unser spezieller Freund aus Österreich, dann ist es besser sie verbringen ihren Urlaub auf den Golan-Höhen. Hier – und daß sei in aller Deutlichkeit mal gesagt – vermißt sie niemand, noch nicht einmal die offizielle Presse, denn die schreiben ihre philosemitischen Traktate auch nur für Geld und aus Furcht um ihren Job. Das Herr Kufner sollten Sie immer im Auge behalten, wenn Sie über die hiesigen Verhältnisse schreiben, denn Sie und ihresgleichen* sind hier so überflüssig wie ein Kropf und wenn ihnen die Gegend hier nicht gefällt, dann scheren sie sich zum Teufel oder westwärts nach Übersee, was ungefähr aufs Selbe hinauslaufen dürfte.


So weit ein paar Gedanken zu Kufners Offenem Brief. Wer ihm persönlich etwas ausrichten möchte – aber bitte ohne Morddrohungen aus unserem Umfeld - der wende sich an Klaus Ch. Kufner

Demokratur in Mecklenburg-Vorpommern

Klaus Ch. Kufner 15.02.2003 - 04:57
Ich sehe mich leider gezwungen diesen Brief an Dich, mit einigen Ergänzungen, Deinen 15.000 Jugendlichen nicht vorzuenthalten, wie auch den Jugendlichen von Mecklenburg-Vorpommern ein bisschen transparent zu machen, was so hinter den Kulissen von „Prora03“ & der „Wehrmachtsausstellung“ passiert. Ganz im Sinne von Willy Brandt, der da einmal formulierte: „Mehr Demokratie wagen“. Trauen wir uns doch mal die Jugendlichen selbst zu fragen, was sie denn von dem Ganzen denkt!

Emailbrief vom 14.02.2003

An
Ingo Schlüter
Vorsitzender der DGB-Jugend Deutschland-Nord
Mitglied im Vorstand des Verein „Prora03“


Lieber Ingo,

ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Jeden Tag Neues an Grauslichkeit in dieser causa. Was ich eben erfuhr macht mich fassungslos, traurig und wütend, aber auch verzweifelt, ich war hilflos für einen Moment:

Eben habe ich erfahren, dass die Halle um die es in Prora geht, wo das antirassistische Projekt „Tanzende Rollen“/Bunt statt Braun,diese Halle blockiert, ein Herr Momade R.U. aus Mosambik der Leiter dieses Projektes ist.

Das ist wohl der Gipfel der Schamlosigkeit, einen Menschen aus Afrika diese Rolle zuzuweisen, ohne ihn darüber zu informieren, dass er in die Rolle gerät, die „Wehrmachtsausstellung“ damit zu verhindern. (Wo doch beide Veranstaltungen Platz haben auf der Fläche von ca. 2700qm !)
Ein antirassistisches Projekt, das ich übrigens sehr schätze(!), soll die Wehrmachtsausstellung verhindern. Ich bin zutiefst beschämt, wie man mit Herr Momade R.U. verfährt, der von diesen Vorgängen bis heute keine Kenntnis hatte !!!
Deutschland hielt schon vor Zeiten Menschen anderer Hautfarbe als Sklaven in seinen Kolonien. Einen Menschen wieder zum „Neger“ machen zu wollen, ist für mich eine rohe Gemeinheit ersten Ranges und ein Sittenbild der Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern.
Ganz nach dem Motto: der Mohr hat seine Schuldigkeit getan …

Diese Vorgangsweise ist symbolisch für das Land, wie es offensichtlich gedenkt mit solch geschichtsmächtigen Orten in Zukunft umzugehen. Ich dachte bisher, daß dies das Faible von Revisionisten ist.

Es geht, um es auf eine kurze Formel zu bringen: Für was steht das ehemalige KdF-Bad Prora?

Es geht doch um die Deutungshoheit, oder anders rum: Was ist KdF? Was bedeutet es? Kraft durch Freude – in Verbindung mit einem militärisch anmutenden Gebäude, dem ehemaligen KdF-Bad in Prora, das zwar 1937 den Preis der Weltausstellung gewonnen hat, aber auch in so manch anderer Hinsicht litten zahlreiche Menschen in Europa, in politischer wie in kultureller Hinsicht, wenn es um die NS-Kultur ging, an „Geschmacksverwirrung“. Oder findest Du diese NS-Architektur als einen wertvollen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte, das man jetzt glaubt Prora zur Spass-Parade, umdeuten zu können?

Die Wehrmachtsausstellung in Prora durchzuführen ist keinesfalls der falsche Ort, um die „Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 1945“ zu zeigen. Dein Verein, der ja schon durch seine Namensgebung „Prora03“ diesen geschichtsmächtigen Ort vereinnahmen will, will ein Spektakel veranstalten, das direkt an den Geist von KdF (Kraft durch Freude) anknüpft. Denn anders kann ich ja diese absurden Ideen, wie etwa eine „Prora-Hymne“ komponieren zu wollen – einen Lobgesang für was? – nicht interpretieren. Oder auch zu glauben, daß man mit Abtanzen den „bösen Geist“ von Prora vertreiben kann, wobei dieser „böse Geist“ nicht näher definiert wird; sowie durch ein 5km langes Graffiti - dem längsten Graffiti der Welt, laut Prospekt(!), damit nahtlos an dem Größenwahn dieser NS-Architektur anschließen wird.

Aber das kommt dabei raus, wenn man eine Werbeagentur damit beschäftigt, eine künstliche, von oben verordnete Jugendbewegung mit Marketingtricks auf die Beine zu stellen, ohne kompetente Historiker zum Themenkomplex „Prora“ als Berater hinzuzuziehen.

Wie Du den Geschichtslehrern dieses Landes, wie auch bundesweit klarmachen willst, dass es besonders pädagogisch wertvoll ist, den Jugendlichen aus Mecklenburg-Vorpommern die „Wehrmachtsausstellung vorzuenthalten und den Rassisten wegen deren angedrohten Demonstrationen (sic!) nachzugeben, würde mich doch sehr interessieren.

Warum wurde eigentlich Prora für diesen Jugendevent als Ort ausgewählt? Und nicht Peenemünde? Ich glaube, nicht die Wehrmachtsausstellung ist am falschen Platz, sondern Dein Jugendevent, damit Prora eben nicht zum „geilen“ Ort für die Spaßgesellschaft mutieren soll, wobei Vielen schon jetzt das Lachen im Hals stecken bleibt, wenn man ihnen klarmacht, was da vorbereitet wird.

Auch Dein Angebot, für den deutsch-israelischen Jugendaustausch, den ich doch bittschön in den Jugendevent der 15.000 mit Titel "Prora03" einbringen sollte, für die 26 israelischen Jugendlichen einen Shuttelbus nach Peenemünde einrichten zu wollen, als ob man Juden, einmal mehr, eine "Sonderbehandlung" zugestehen müsse in Deutschland, lehne ich hiermit ein für allemal ab. -(Wenn schon, dann Shuttelbusse für alle 15.000)- Und ich hoffe, Du verstehst, warum jeder anständige Mensch ein solches Angebot auch nur ablehnen kann.

Eigentlich sollte im Landtag ein Untersuchungsausschuss über diese Vorgänge eingerichtet werden.

Ich bin aber auch von Dir menschlich enttäuscht; ich habe nicht gedacht, dass ein Vorsitzender der DGB-Jugend von Deutschland Nord, eine solche Politik mitmachen würde.

m.f.G.

Klaus

Klaus Ch. Kufner
Journalist

14.02.2003

Klaus Kufner ein EIGEEN Unartiger Kandidat

Raimar Schildt 18.02.2003 - 09:48
Auf der Insel Rügen hatten wir leider schon zu viele "gutmeinende Ratschläger" wie Herrn Klaus Kufner.
Schaut ein wenig kann auf der folgenden Internetadresse nachgelesen werden.  http://www.arminia.at/spitzel.htm
Es sollte viel mehr mit beherztem Selbstbewustsein von uns über uns zustehende Fragen entschieden werden.

Quellenangaben ???

19.02.2003 - 15:14
gute Zusammenstellung von vielen interessanten Informationen
aber wie wärs mal mit Quellenangaben !?

schon vergessen !?
 http://www.idgr.de/texte-1/editorials/eig-0203.html

Neo Nazi Demo 2. August

19.02.2003 - 15:15
Worch hat schon für den 2.8. ne Demo angekündigt
Sonnabend, 2. August 2003, PEENEMÜNDE
Demonstration gegen die Anti-Wehrmachts-Ausstellung
Einzelheiten folgen noch
Christian Worch
Edwin-Scharff-Ring 62
22309 Hamburg
Telefon: 040 - 633 11027
Telefax: 040 - 78 98 578