München: Fotos und persönlicher Bericht

Nick 08.02.2003 22:31 Themen: Militarismus
Drei belanglose Fotos und ein für sich selbst sprechender Artikel
Ja, es ist schön, wenn über 20.000 Menschen auf einer dezidiert antikapitalistischen Demonstration gegen Krieg protestieren. Es ist schön, wenn junge Menschen auf der Straße tanzen und dem Repressionsapparat damit auf ihre Weise trotzen. Es ist gut, wenn Schnee nicht nur kalt macht, sondern auch den Bullen einheizt. Diese Demonstration war ein Erfolg.

Aber wirklich freuen kann ich mich trotzdem nicht. Zu sehr liegt mir das Stalin-Transparent im Magen, zu sehr klingt "Kindermörder Israel" und "Intifada!" nach, von den Palästina-Fahnen mal ganz abgesehen. Eine Linke, die das duldet, die keine Sensibilität für Stalins Verbrechen oder für das Lebensrecht unbeteiligter Israelis hat ich kann und will nicht mit ihr laufen.
"Das ist wie Karneval" habe ich heute öfter mal gehört von ZuschauerInnen. Gar nicht so verkehrt, aber es macht auch nachdenklich. Diese Demonstration war auch groß, vielleicht zu groß. Ist eine Botschaft hängen geblieben außer dem immergleichen "Nein zum Irak-Krieg"? Gab es gemeinsame Sprechchöre? Gemeinsame Entschlossenheit? Es gab vor allem Masse. Masse ist aber nicht alles.
Was mich bei alledem am meisten schockiert hat ist allerdings die Perfektion der Überwachung durch die Polizei. Ich habe noch nie bewußt so viele (zum Teil gut getarnte!) Zivilbullen in einer Demo gesehen. Ich habe nie ein solches Aufgebot einer Bullenarmee zu Gesicht bekommen. Wie damit umgehen? Es schnürt mir den Hals zu, überall auf diejenigen blicken zu müssen, die jede radikale Entwicklung im Keim ersticken. Sie nehmen der Bewegung einen wichtigen Teil ihres Atems. Noch habe ich keine schlüssige Antwort auf diese Bedrohung gehört und ihre Überwachung wird immer perfekter.

Hoffentlich haben wir radikale Gedanken gepflanzt aber wir sind nicht weiter als am Anfang des Anfangs. Oder?
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Noch ein paar Photos

koarlmoik 08.02.2003 - 23:37
Hier sind noch 4 Bilder
 http://photos.yahoo.com/bc/koarlmoik/lst?.dir=/msk2003
Früher war alles besser. Zur Konferenz 2002 war das Wetter schön, man musste nicht so weit rumlatschen, mehr Action und alles war so schön verboten.

Nochmal 28 Fotos von der Münchner SK Demo

chr 09.02.2003 - 01:02
gibts hier:
 http://traegerwelle.cwz.net/newsbericht.php?id=19

An Mods:
der Beitrag hier:
 http://de.indymedia.org/2003/02/40858.shtml
funzt doch! Jedoch leider nicht mit allen Browsern, schade für die guten Fotos,...

äh.....ja

hans 09.02.2003 - 01:06
Die Bullentaktik ist eine Sache. Dass diese zwar immer besser wird und zunehmend Zivi`s eingesetzt ist zwar eine beunruhigende Entwicklung (wie soll`s auch anders sein?),aber mein Hauptkritikpunkt ist die fehlend Entschlossenheit. Von den 20000 Menschen waren vieleicht 500-1000 fit, doch selbst von denen hat man nicht mehr als ein müdes schluchtzen gehört. Es wurden nur selten und leise von ein paar Leuten Parolen gerufen, mal gibt es Ketten mal nicht, jede provokation der Bullen wird hingenommen.Wir waren 20000 Leute (3.500 Bullen)und es ist nichts passiert!? Wir müssen wieder mehr Entschlossenheit zeigen, noch lauter sein und denen an Tagen wie heute mal richtig in den Arsch treten. No solution - revolution

Medien und Propagandalügen

HanZ 09.02.2003 - 02:22

Egal welchen TV-Sender ich einschaltete oder wleche Nachrchtenagentur ich im Netz besuchte: Gleichgeschaltete Propaganda für die Regierung. Die Zeiten der schlichten Hetze gegen Proteste sind vorbei. Es wird eleganter gelogen..... Letztes Jahr stellte sich heraus, daß diese Kriegstreiberkonferenz nicht von Protesten verschont werden konnte. 7000 kamen trotz Verbot.
Diesmal also andere Taktik: Die Regierung selbst meldet eine Demo an, modifiziert das Thema und die Medien als Handlanger
helfen beim Unterdrücken der Wahrheit.
Kein Wunder also, wenn nirgendwo berichtet wird, das die Proteste sich gegen die Nato, gegen Militarismus jeglicher Art und gegen die deutsche Regierung richtet. In sämtlichen staatstragenden Medien wird der Eindruck vermittelt, alle Demonstranten (ausser ein paar linke Störer) würden für die Politik der Bundesregierung auf die Straße gehen. Ude Propaganda-Kundgebung wird gar als "Hauptkundgebung" verkauft.
Wieder mal ein Grund mehr, alternative Medien wie Indymedia.org, Indynews.net, KanaB.de, ..... zu supporten und bekannter zu machen, bevor die Herrschenden das Internet auch völlig unter ihre Kontrolle bekommen.
Und ein Erfolg hat ja Indymedia schon zu verbuchen gehabt: neben der ausgezeichneten Berichterstattung, die während der
Aktionstage seriöser als als alle bürgerlichen Medien zusammen war, wurde zumindest in Schweizer Medien auf Indymedia.de zurückgegriffen:  http://www.news.ch/detail.asp?ID=131176

Entschlossen kämpfen

marco 09.02.2003 - 10:46
so groß und geil die demo auch war, wir hätten wirklich mehr druck machen müssen. gerade an der stelle mit dem wawe kurz vor dem bayerischen hof. andererseits standen überall usk-züge die sogar schon bei harmlosen schneeballwürfen ausgerastet sind. wenn die bullen wirklich angefangen hätte goßflächig zu prügeln hätten wir mit den schneebällen auch nicht viel anfangen können. vielleicht sollte man sich mal ne neue taktik im umgang mit den bullen überlegen. zB. entschlossen mit farbeiern zuerst die dokutrupps ausschalten. dispersionsfarbe auf der handycam der bullen kriegen die so schnell nicht mehr ab( auch von ihrem visier nicht--wurde woanders auch schon erfolgreich mit schlamm probiert).
beeindruckt hat mich schon die größe der demo 15000-20000 leute für münchen ist schon geil, aber auf die palästinenser mit intifada-intifada hätte ich auch verzichten können. nazis am rathaus haut man auf die fresse und leute die den heiligen krieg gegen das judentum und selbstmordattentäter verherrlichen werden auf einer linksradikalen demo geduldet. das finde ich von der demoleitung zum kotzen. oder wir haben alle ein nicht überdachtes und nicht kritisiertes und diskutiertes verhältnis zur nahost politik. gerade als linkradikale und globalisierungsgegner brauchen wir hier gruppenübergreifend klarheit und nen festen standpunkt.
aber alles in allem eine entschlossene großdemo wo auch der hintergrund( kapitalismus ausbeutung patriachat krieg) gut thematisiert worden ist.
no border no nation

und...

namenlos 09.02.2003 - 14:09
...Kieselsäure läßt Glas anlaufen und man kann Plexiglas auch milchig machen. Aber das ist hier nicht der Platz, wo solche Sachen stehen sollten. Das ist auf linken Nachrichtenplattform, die im übrigen wohl mehrheitlich von Leuten, die so etwas nicht mittragen wollen, wohl ein Unding. Ich schätze, daß das obige Posting bald auf der Presseseite der Münchner Polizei auftauchen wird.

an den über mir

ich 09.02.2003 - 15:04
indy ist keine "linke" medienplattform, sondern eine "emanzipatorische" oder eine "grassroots-...". eine rein linke nachrichtenplattform wäre linkesete.de oder nadir.org
aber warum sollte obiges posting auf der polizeiseite stehen? das wäre doch nicht gür die. "die linke als heterogene masse, die selbstkritisch..."... na das würde denen doch die ganze propaganda kaputtmachen.

@ HanZ

weist 09.02.2003 - 17:47
Was erwartest du: daß die Massenmedien sagen: sorry, Leute, wir haben Scheiße erzählt, es war ganz anders? Letztes Jahr kam ich von München, hab die Glotze angeknipst, die Berichte gesehen und nur noch geheult.
In den bürgerlichen Massenmedien wurde die Ude-Demo als DIE Gegenveranstaltung aufgebaut, deshalb wurde sie auch im Nachhinein als DIE Gegenveranstaltung aufgebauscht.

Danke, Spalterpack!

Aber da noch nicht mal WIR immer in der Lage sind, zuzugeben, wenn wir Mist erzählt haben, sollte man von der 'Gegen'seite das wohl nicht ernsthaft erwarten können. Was für diese Leute zählt, sind Einschaltquoten, und die reagieren auf die Wahrheit manchmal zu empfindlich.
Muß man halt schon in die Planung mit einbeziehen; nachher weinen geht immer, ist aber witzlos.

@ marco

municking 09.02.2003 - 18:03
Echt? Die Säue! ;-)
Im Ernst... ich hab mich von den Tpyen ferngehalten, wollte schließlich meinen Spaß haben. Aber ich finde, die Demoleitung hat auf dem Marienplatz klar genug gesagt, was Sache ist, und wenn dann in der Demo (die für die Leitung kaum zu überblicken war; auf den Ringstraßen bestand zeitweilig kein Kontakt mehr zwischen den einzelnen Demoteilen) die Fahnen hochgehen, die Reihen fest geschlossen werden (sorry, das mußte jetzt sein...), liegt es am Fußvolk, sich gegen solche Sachen zur Wehr zu setzen.

Man sollte den betreffenden Gruppen vielleicht klarmachen, daß die Antinat/Antinazi-Position der Demoleitung (die im Vorfeld ja wohl auch deutlich genug gemacht wurde, daß ALLE es mitbekommen haben sollten) nicht just for fun war!
Und wenn sie es nicht einsehen, sollte man sich überlegen, ob man die noch auf solchen Demos haben will - sollen sie ihre Fahnen woanders schwenken, wenn sie meinen, es zu müssen - aber München im Februar ist ein Ort, wo nazionalistische Ausbrüche keinen Platz haben, und wenn sie mitmachen wollen, haben sie es halt einzusehen, daß wir solche Fahnen und Parolen mehrheitlich nicht wollen, und daß wir diese Position gut und umfassend begründen können.

Das nennt sich auch 'Demokratie'.

Aber... das war die erste wirklich große Veranstaltung, wo schon im Vorfeld klargemacht wurde, welche Positionen nicht mit der Intention der Demo zu vereinbaren waren, und in anbetracht dessen hat es ja ganz gut funktioniert. Nicht perfekt, but there ist still Berlin 15/02, wo man die Erkenntnisse aus München praktisch umsetzen und die Strategie der Ausgrenzung gewaltverherrlichender, antisemitischer etc. 'Kriegsgegner' weiter perfektionieren kann.

Und ein oder zwei Spacken wirst du immer dabeihaben; die kriegst du nur duch knüppelharte Repression weg. Selbst die Antideutschen kriegen die geifernden Rassisten und Bellizisten von ihren Demos nicht komplett weg, obwohl der Mehrheit von ihnen mittlerweile klar ist, daß die Pro-Kriegs-Parolen zwar leicht gesagt, aber moralisch kaum zu vertreten sind, und die antideutsche Szene wegen ihrer größeren Uniformität und Durchideologisiertheit dazu eher in der lage sein sollte als eine so bunt-divers-anarchische Veranstaltung wie München!

kein stalin-transpie!!

wefse 09.02.2003 - 18:07
ich denke, dass du die leute meintest die sehr rot und mit irgendeiner fresse (á la che oder staliba) auf fahnen und transpies rumliefen.
die waren letztes jahr auch schon da; wer das ist hab ich grad vergessen (kurden??).
ist auch egal jedenfalls war das kein stalin, kein che sondern, .....
scheiße zugegeben, der beitrag bringts nicht so wirklich.
bin mir aber sicher, ausserdem wusste ich auch mal wer und was das ist.


egal & bis dann
wefse

Zusammenfassung des EA zum Wochenende

10.02.2003 - 07:13
Staatliche Repression bei den Protesten gegen die NATO- Sicherheit

Erklärung des Ermittlungsausschusses zur Repression gegen die Proteste anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz am 7. und 8. Februar

 http://www.de.indymedia.org/2003/02/40950.shtml