Oberbürgermeister Ude lässt aufmarschieren

Landplage 04.02.2003 12:33 Themen: Militarismus
OB Ude lässt aufmarschieren - für den ?deutschen Friedensweg?und gegen ?naiven Antikriegsfundamentalismus?

Letztes Jahr haben die Herren im Rathaus die Demonstration gegen die Nato-Sicherheitskonferenz als Störung der öffentlichen Ordnung definiert und sie verboten. Dementsprechend wurden die Akteure im schon traditionellen ?Münchner Kessel? zusammengetrieben, festgesetzt und kriminalisiert. Heute im Jahr 2003 gilt das alles scheinbar nicht mehr. OB Ude hält ein Versammlungsverbot nicht nur für nicht mehr nötig, er meint sogar, dass es gute Gründe gäbe, das Demonstrieren zu genehmigen:
Aus aktuellem Anlaß zur Sicherheitskonferenz:

OB Ude lässt aufmarschieren - für den ?deutschen Friedensweg?und gegen ?naiven Antikriegsfundamentalismus?

Letztes Jahr haben die Herren im Rathaus die Demonstration gegen die Nato-Sicherheitskonferenz als Störung der öffentlichen Ordnung definiert und sie verboten. Dementsprechend wurden die Akteure im schon traditionellen ?Münchner Kessel? zusammengetrieben, festgesetzt und kriminalisiert. Heute im Jahr 2003 gilt das alles scheinbar nicht mehr. OB Ude hält ein Versammlungsverbot nicht nur für nicht mehr nötig, er meint sogar, dass es gute Gründe gäbe, das Demonstrieren zu genehmigen:

?Auch und gerade wenn ein Krieg losbrechen würde, wäre mir das Demonstrationsrecht umso wichtiger.? (OB Ude, SZ v.9.12.02)

Was ist da eigentlich los, wenn der oberste Münchner die Erlaubnis zum Protestieren erteilt? Dient sich jetzt der OB dem Demonstrationsbündnis als geläuterter hoher Bündnispartner an? Will er die Demonstranten in Ruhe lassen? Hat er plötzlich was für ihre Kriegsgegnerschaft übrig? Von wegen! Seit Kanzler Schröder eine aktive Kriegsbeteiligung ausgeschlossen hat, weil der von den USA angestrebte Militärschlag deutsch-europäische Interessen schädigt, ist Kritik an der amerikanischen Regierung in dieser Nation auch wieder hoffähig - allerdings nur diejenige, die die Herrschenden in Berlin einem vorbuchstabieren. In diesem Sinne bekräftigt der Münchner Oberbürgermeister nochmals welchen Maßstäben die Demonstranten zu genügen haben und stellt definitiv klar, wann, wie und warum man gegen einen Krieg sein darf:

"Hier wird ein Krieg in die Wege geleitet unter bewusstem Verzicht, alle Möglichkeiten der Kontrolle, der Diplomatie und der Politik auszuschöpfen...? (OB Ude, AZ v. 19.01.03)

Einfach gegen jeden Krieg sein und die UNO-Inspektionen als Vorkriegsmaßnahmen kritisieren? Das gehört sich nicht!

?Die einzige Regierung in Europa, die jetzt bereits Nein zu einem Krieg im Irak sagt, sollte in dieser Haltung bestärkt und nicht zum Gaudium der Bellizisten aus gegensätzlichen Richtungen angegriffen werden.? (ebenda)

Dann auch noch die Bundesregierung kritisieren! Das ist ja wohl das Allerletzte! Das ?Nein? zum Krieg der USA hat gefälligst einherzugehen mit einem bedingungslosem ?Ja? zur Politik der Bundesregierung. Weshalb sich das ?Demonstrationsbündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz? vorhalten lassen muss, dass ?..fundamentalistische Kritik an jedwede Militäraktion naiv ist...? (ebenda). Offensichtlich kennt ein Oberbürgermeister ziemlich gute Gründe fürs Kriegführen, nämlich solche, die Deutschland in der Konkurrenz der Nationen vorranbringen und nicht schädigen. Wer diesen Standpunkt nicht teilt, also nicht auf Regierungslinie ist, stört den Stadtfrieden, weil er mit seinen Protestaktionen, ?die Sicherheitskonferenz und die rot-grüne Bundesregierung diffamieren? will. (Maget, SZ v. 26.01.03.) Deshalb haben die Stadtoberen mit SPD, Grünen (Mehrheitsfraktion), DGB und Kirchen beschlossen, eine eigene Jubeldemonstration für Schröder, Fischer und Konsorten zu organisieren um diesen den Rücken zu stärken, damit sie den rücksichtslosen Amis erfolgreich klarmachen können, dass sich Alleingänge Washingtons nicht gehören und ?der europäische Weg der Konfliktregelung allemal die einzige Chance zur Friedenssicherung ist.? Dafür sollen die Leute als gute Deutsche sich freiwillig als Statisten auf dem Odeonsplatz aufstellen, um mit ihrer Herrschaft den nationalen Schulterschluss zelebrieren. Wenn das kein tolles Angebot für kritische Geister ist, sich mal so richtig mit ihrem Vaterland identifizieren zu können!

PS.:
Für die uneinsichtigen Demonstranten also die schlechten Deutschen, bleibt wie immer das übliche: Es wird das Recht auf Demonstrationsfreiheit durchgesetzt, d.h. ein in die Tausende gehendes Polizeiaufgebot nebst BGS und Verfassungsschützern sorgen so für Sicherheit und Ordnung in der Stadt, dass sich die Herren Politiker und Militärexperten in aller Ruhe auf der Sicherheitskonferenz über Vor - und Nachteile eines Militärschlags unterhalten können. Wem das nicht passt, dem wird dann ziemlich praktisch klargemacht, dass die Instanz, die einem die Erlaubnis zum Demonstrieren erteilt, nicht nur dessen Wie und Was vorschreibt, sondern bei Nichteinhaltung der vorgegebenen Regeln dazu übergeht, den eh nur geduldeten Protest zu kriminalisieren.

www.landplage.de
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

strategie ist zeichen für schwäche

04.02.2003 - 15:28
mit repression konneten sie der lage nicht herr werden, also versuchen sie es mit spaltung und "tödlicher umarmung". die spd ist eine kriegspartei, das frieden-predigen strategische heuchelei. lassen wir udes aktion zum flop werden - 10.000 bei der internationalen demo und 100 bei ihm. ausserdem bei ude flugies und transpies!

VORSICHT

ragga 04.02.2003 - 17:21
in dem neuen no-nato newsletter heisst es das
der demonstrationszug in einzelne erkennbare
blocks aufgeteilt werden soll aber warum????
um uns besser kontrollieren zu können??????
falls es evtl. zu "Ausschreitungen" kommt????
und wenn das so ist wieso kommt dann gerade
die no-nato seite auf so eine idee bzw. schreibt
es in ihrem newsletter wenn jemand was darüber
weiss schreibe doch bitte zurück !!!!!!!!!!!1

Doppelte Kontrolle

Kreativ-Widerständling 04.02.2003 - 18:31
Natürlich wollen alle das Demonstrationsrecht. Erstens die VertreterInnen des modernen demokratischen Regimes (Ude, Grüne & Co.), die genau wissen, daß Proteste in Form der reglementierten Demo übersichtlich und weniger gefährlich sind.
Zum zweiten die Eliten der Anti-NATO-Gruppen, die ebenfalls eine Demo besser kontrollieren und vor allem, das ist für sie wichtiger, für sich instrumentalisieren können. Die Schafe in der Demo geben die Bilder. Die intransparenten Pressemenschen sagen, warum dort demonstriert wird.
Die Blockbildung in der Demo ist nötig, weil es nochmal Eliten von Untereinheiten gibt, die dann nach außen sagen wollen, was "ihr" Block so zu sagen hat.

Kontrolle total also.

Wer nicht Schaf sein will, macht was Eigenes und vermittelt das auch nach außen.

Nieder mit den Herrschenden. Nieder mit den eigenen Eliten.

04.02.2003 - 18:52
Jaja, diese "Demo-Elite" hat noch den "guten alten" autoritären DKP-Stil drauf. Aber mal nicht nur schimpfen. Sie stellen auch einiges auf die Beine.

Re: Doppelte Kontrolle / Vorsicht

04.02.2003 - 19:27
die Bloecken haben rein gar nix mit Eliten zu tun sondern dienen als Schutzfunktion gegen Bullenangriffe. Ist es so schwer zu kapieren das es Sinn machen kann wenn organisierte Gruppen / Menschen die sich untereinander kennen die Demospitze stellen ?

Haettet ihr den Newsletter genauer gelesen, waert ihr auf folgendes gestossen: der Rote Block (DKP, etc) laeuft hinter dem attac Block, d.h. in der hinteren Haelfte der Demo.

Was immer wieder als Eliten bezeichnit wird ist nix anderes als ein offenes Buendnis das sich aus den verschiedensten links(radikalen) Gruppen zusammensetzt (Bündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz)

Von kreativ-widerstaendlingen und hoppetosses ist nichts anderes zu erwarten als ihr rumgekotze, da sie sich langsam aufgrund ihrer unverantwortlichen Politik kaum noch wo blicken lassen koennen:
 http://www.de.indymedia.org/2002/07/26350.shtml

Re: Doppelte Kontrolle / Vorsicht

gendarstellung 04.02.2003 - 19:29
die Bloecken haben rein gar nix mit Eliten zu tun sondern dienen als Schutzfunktion gegen Bullenangriffe. Ist es so schwer zu kapieren das es Sinn machen kann wenn organisierte Gruppen / Menschen die sich untereinander kennen die Demospitze stellen ?

Haettet ihr den Newsletter genauer gelesen, waert ihr auf folgendes gestossen: der Rote Block (DKP, etc) laeuft hinter dem attac Block, d.h. in der hinteren Haelfte der Demo.

Was immer wieder als Eliten bezeichnit wird ist nix anderes als ein offenes Buendnis das sich aus den verschiedensten links(radikalen) Gruppen zusammensetzt (Bündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz)

Von kreativ-widerstaendlingen und hoppetosses ist nichts anderes zu erwarten als ihre unsolidarischen verbalatacken, da sie sich langsam aufgrund ihrer unverantwortlichen Politik kaum noch wo blicken lassen koennen:
 http://www.de.indymedia.org/2002/07/26350.shtml

Blöcke

Rambazamba 04.02.2003 - 19:59
Nix gegen eure Blöcke, aber ihr müßt schon verstehen, daß die Mehrheit der undogmatischen Demonstranten keinen Bock mehr auf derartige Sachen hat, schon gar nicht in irgendeiner Weise einen Führungsanspruch ("an der Demospitze") akzeptieren kann. Letztes Jahr wurde das autonome "Blöckchen" das die Demo zugegebenermaßen erst in Gang setzte, ziemlich schnell und als erstes eingekesselt. Ich finde es schon produktiver, sich taktisch von derartigen Gruppen abzusetzen. Es wäre traurig, wenn nach dem Einkassieren der Demospitze der Rest der Masse völlig kopflos wäre. Bei flexiblen Konzepten in Kleingruppentaktik sehe ich ziemlichen Nachholbedarf, was Erfahrungen und Koordination betrifft. Ideal wäre es, wenn die verschiedenen Ansätze sich hier ohne gegenseitiges Angepisse ergänzen können. Letztes Jahr fand ich den Verlauf einigermaßen gelungen, dies hat jedoch nur intuitiv geklappt.

@gegendarstellung & rambazamba

demonstrant 05.02.2003 - 00:13
wenn wichtigtuerei eine waffe wäre, hättet sicherlich IHR die stärkste armee. es soll ja aber noch leute geben, die auf eine anti-kriegsdemo gehen, weil sie gegen den krieg sind. also befriedigt eure strategiesucht und gefächtsdenken am pc oder beim gotcha!!

Strategien

Rambazamba 05.02.2003 - 12:44
Die Leute, die lediglich gegen den Krieg sind und sich keine Gedanken über Strategien machen - sei es nun global oder die Demo selbst betreffend - versammeln sich allerdings woanders und lauschen den verlogenen Worten eines Oberbürgermeisters.
Zu überlegen, wie mensch möglichst glimpflich zwischen den knüppelbewehrten USKlern durchkommt, halte ich für äußerst sinnvoll. Oder glaubst du etwa, daß diese Jungs bloß die Bösen malträtieren?
Dein Posting steht allerdings nicht alleine da, das meinte ich mit Nachholbedarf. Viel zu viele Leute latschen auf der Demo einfach gedankenlos irgendwo hinterher - meistens in einen Polizeikessel.

so...

05.02.2003 - 16:54

@Rambazamba

Reisekader 05.02.2003 - 16:59
Am besten Du denkst Dir irgendein putziges Theatestückchen aus und machstn kleines Happening am Bahnhof oder so, stehste wenigstens nicht im Weg rum.

und leute...

demonstrant 05.02.2003 - 17:02
...die gegen die nato und das irrsinnige kapitalistische denken sind und aber keinen bock haben auf ein militär-analoges denken, die latschen nicht in blöcken und gehen doch zur demo um 12 uhr und lassen sich nicht vereinnahmen. und den mist mit polizeikessel und so kann ich nicht mehr hören und wenn das ganze hier wie eine schlacht geplant wird... schon mal was von self-fullfilling-prophecy gehört. und schon mal darüber nachgedacht, das mit solchen überlegungen die panikmache von beckstein katalysiert wird und am ende tausende dann doch daheim bleiben, weil sie keinen bock auf wegrennen haben????

Blöcke & Ketten bilden

bayer 05.02.2003 - 18:50
Zur Kette:

01. Wer in einer Kette neben einen Bekannten geht, geht sicher nicht neben einen Nazi oder einen Zivi.

02. Wer in einer Kette geht wird nicht so schnell verhaftet. (das es dazu keinen Grund in Bayern braucht wissen wir ja hoffentlich)

03. Wer in einer Kette in kurzen Abstand nach einer anderen Kette geht verhindert effektiv das Eindringen von Nicht-Demonstraten.


04. Wer in einer Kette geht verhindert Provokationen von Zivis (u.a. Steine schmeißen)

Zum Block:

Gleich und Gleich gesellt sich halt mal gern und Zusammen ist man ja auch Stärker.

Demonstration ohne Block gibts auch:

Lichterkreuz am Freitag um 23 Uhr am Marienplatz


@Reisekader

Rambazamba 05.02.2003 - 20:02
Wenn das alle täten, dann würdest du alleine mit deinem Mini-Block dastehen. Kannst du eigentlich weiter als 5 cm denken? Wenn du gegenüber anderen Ansätzen nix als Häme übrig hast, dann bist du es, der sich ein eigenes Plätzchen suchen sollte. Ich finde einen gut organisierten Block für gewisse Situationen sinnvoll. Diejenigen, denen andere dann allerdings "im Weg herumstehen" können mich mal am Arsche lecken. Da fehlt doch der politische Hintergrund, das ist doch lächerlich. Einen derartigen Weg der permanenten Selbstisolation wirst du alleine gehen müssen.

Klarheit geht vor Einheit

Marat&Kumpanei 05.02.2003 - 21:47
Mit SPD-Bonzen, Verdi-Kunkels & Joschkas gemeinsam für die "gute Sache" zu marschieren - im Interesse dieser Leute!
Klarheit geht vor Einheit - Keine Einheitsfront mit Rot/Grün-Reaktionären der "neuen Mitte"!

@Rambazamba 04.02.2003 19:59

frager 08.02.2003 - 19:33
von welcher demo letztes jahr redest du?