Kritik an der Demo NIE WIEDER KRIEG FASCHISMUS in Hamburg 30.01.

Holger Halfmann 01.02.2003 00:43 Themen: Militarismus
Aus Anlaß des 70 Jahrestages der Machtübernahme durch Hitler demonstrierten in Schillstadt (Hamburg) gestern zeitweise über 2000 Menschen gegen Faschismus, Schill, Bush und Husein.

Als sich der Zug vom GESTAPO-Gebäude, in dem heute die Baubehörde Ihr Unwesen statuiert, in Bewegung setzte, stellte sich heraus, das man nur 10 % der tatsächlich erschienen Menschenmasse bei der Versammlungsbehörde angemeldet hatte...

NIE WIEDER FASCHISMUS - NIE WIEDER KRIEG !

Die Demo an sich war geil

dennoch hab ich 2 Kritiken zum Anfang und Ende
Ich kam als 3. oder 4.
Der vor mir kam sagte ich solle das Rad doch unterstellen was ich dankend annahm und meine Sachen auspackte. Just in dem Moment wo ich das Transparent NO WAR mit handgemalter Friedenstaube auslegen wollte um darauf ein paar meiner Sachen zu legen, kamen die, die als letztes kamen (von den Ständen) und stellten Ihren Tisch vor mich mit dem Argument "Wir ziehen nicht wieder um!" Aber ich sollte das obgleich ich zu erst da war...

Da es sich bei dem Stand um den des Hamburger Forum handelte akzeptierte ich innerlich etwas zerknirscht darauf einen Stand zu machen - aber die feine englische Art war das garantiert nicht, sondern das typische gegeneinanderarbeiten, das ich ja auch schon aus der Bambule-Bewegung kenne.

In Berlin hatte ich das umgekehrt am 13.10. Ich baute auf und die hinter mir meinten ich könne mich doch nicht einfach vor sie stellen. Mit dem kleinen Unterschied, das ich umzog an einen Platz wo es am wichtigsten war, das die Toiletten in voller Pracht zu sehen waren.. Treistigkeit siegt. Vom Hamburger Forum hätt ich mir anderes erwartet!

Dazu passte das ich wie eigentlich immer seit einigen Monaten mit ....... zusammenrasselte, da sie dankenderweise die Flugblätter für den 15.02. verteilte. Ich wollte Ihr nur in einem Satz mitteilen, das ich Busfahrkarten dabei hätte und sie bitten den Leuten beim Verteilen mitzuteilen, das sie diese bei dem Mensch mit den Buttens kriegen können. Leider lies sie mich nicht zu Wort kommen, da sie dachte ich wolle IHR EINE Busfahrkarte "andrehen". Darum ging es aber gar nicht.

Und selbstredend gelang es den Leuten am Stand offenbar nicht 4 Personen zu finden, die das Antikriegstransparent tragen. Ich glaub es einfach nicht, wofür viele zu ner Demo gehen, wenn es zu viel Arbeit ist ein Transparent 2 Stunden zu tragen. Man könnte sich ja auch abwechseln. Nachdem dies nun nach der Glasmoordemo an Sylvester schon die 2. Demo ist, wo ich dieses Verhalten beobachten mußte, werde ich mit Sicherheit nie mehr ein Transparent malen und mitbringen! Danke an das "Stand-Personal"! Auch erlebte ich das am Stand Leute nach Busfahrkarten fragten und unverrichteter Dinge weggeschickt wurden. Tolle Planung und Koordination. Stell Dir vor WSV mit von vorne herein leerem Wühltisch! Und stellt Euch vor der kommerzielle Busreisenveranstalter Berbig (Lange Reihe 36, Buchung bis 15.02. 6:15 am ZOB möglich!!) kriegt 5 Busse zu 20 € voll und wir nur 4 mit 12..

Abschluß

Peinlich war der im Vergleich zum Leid im Irak klägliche Haufen der zum Schluß auf die Lifeübertragung wartete. Der Bericht war Spitze und der Reporter toll. Lühr´s erste Einschätzung auch. Nicht ganz so toll (man kann dies von verschiedenen Standpunkten sehen) war das rumgestotter zwischendrin und bei der Frage nach dem Themenbereich "Demo für die Regierung" die fehlende Antwort: Lühr hätte nach dem Ja - ein klares ABER folgen lassen sollen wie etwa "nach außen demonstriert die Bundesregierung aus taktischen Erwägungen gegen den Krieg, aber durch die Gewährung von Überflugrechten und die Erlaubnis die Rhein-Main-Air-Base und andere militärische Einrichtungen zu nutzen beteiligen wir uns illegaler weise an einem Angriffskrieg, der im Grundgesetz und Artikel 53 der Charta der Vereinten Nationen verboten ist. Durch die Bewachung amerikanischer Einrichtungen durch die Deutsche Armee werden amerikanische Soldaten für den Krieg freigestellt!"

Möglicherweise gewinnt die Friedensbewegung neue Demonstranten durch dieses Interview. Ich vermute aber eher das linke Kräfte sich von der Friedensbewegung als Regierungskonformer Fiedensengel abwenden. In stärkerem Ausmaß ggf wie neue lieberale dazu kommen..
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Ergänzungen

Nanu?

Berliner 01.02.2003 - 03:08
2000 Leute und noch kein Bericht auf Indy - Hamburgers, was los? Bittebitte eine Zusammenfassung der Demo!
Holger: So ist das leider üebrall, jeder hat erst mal Seines im Kopf und dann erst die anderen.

Stellungnahme nach einem klärenden Gespräch

Holger Halfmann 02.02.2003 - 12:03
Stellungnahme nach einem klärenden Gespräch mit Luehr Henken.

Es geht mir nicht darum ihn und sein ehrenwertes Engagement zu diskreditieren. Ich habe bewust im Artikel nur die (wenigen) negativen Sachen beschrieben, da das (überwiegende) positive zwar wichtig ist, aber meiner Ansicht nach, eine Selbstbeweihräucherung der Friedensbewegung, zwar nett ist, aber nicht weiter führt. Nimmt man eine Kritik hingegen an, und nimmt sie sich zu Herzen, so hilft dies weiter.

Luehr wuste vor dem Interview im NDR (Hamburger Journal) das wir nur 4 Minuten zur Verfügung haben und kannte die Punkte des Gesprächs. Wissend das der Reporter die Macht über das Mikrofon hat. Da er wichtige Punkte (Tag X, Webseite des Forums) einbringen wollte (und konnte) wollte er bei der Glatteisfrage "Auf Seite der Regierung" nicht zu weit ausholen. Einerseits kann ich natürlich verstehen, das er auf die Frage nicht vorbereitet war, andererseits kann man den im Artikel aufgezeigten Zusammenhang aber auch aus dem Stehgreif und auch kurz poentieren. Die von mir aufgezeigte Argumentationskette ist ein Argument das ich bei Discussionen IMMER anführe, wenn das Stichwort "SPD" fällt. Luehr hat diese Zusammenhänge dann ja auch kurz und treffend im taz-Artikel am 31.01.03 (Seite 21,  http://www.taz.de/pt/2003/01/31/a0251.nf/text -siehe Anhang)
dargelegt.

Sicher, das mit dem Angriffskrieg pp hätt ich im Interview besser formuliert, dafür wäre ICH bei der ersten Frage nach Einschätzung der Demo ins stocken oder die "Einsilbigkeit" geraten. Meine Kritik ist nicht so persönlich gemeint, wie sie Lühr aufgefasst hat, sondern sie ergab die Chance diese Zusammenhänge auch auf indy mal wieder aufzuzeigen. Kein Mensch ist perfekt. Auch ich nicht:

Vieleicht in diesem Zusammenhang auch noch ein paar Worte zur Kritik an meiner Person aus selbstkritischer Sicht: Einige (wie der Atack-Flugi-Verteiler in der Innenstadt gestern oder die mit ..... im Artikel erwähnte Frau mit Hut, die alle aktiven in HH kennen) kommen mit meiner Vereinnehmenden Art nicht klar und verweigern daher jedes Gespräch. Ich kann dies einerseits verstehen, aber andererseits verletzt es mich auch, wenn Flugis gegen den Krieg verteilt werden und aus persönlichen Gründen werden einzelne Aktivisten (ich zum Beispiel) mißachtet - obgleich eine ZUSAMMENARBEIT konstruktiver wäre. Beispielsweise wenn man in räumlicher Nähe Flugblätter zum gleichen Thema (Demo 15.02. Berlin 12:00 Zoo + Alex) verteilt und einer hat die zur Anreise notwendigen Bustickets dabei. Dann ist es einfach kontraproduktiv potentielle Fahrkartenkäufer zum DGB oder nach Hause zu schicken nur weil man aus Gründen der Antipathie nicht kommunizieren konnte. Könnte man dies, könnte man potentielle Käufer entweder an mich verweisen oder eben einige Karten selber in Kommission nehmen.

Auch stößt es einigen übel auf, das ich mich in der Bewegung (seit 1986) mit dem Vertrieb politischer Materialien über Wasser halte. Ich glaube was Euch stört ist, daß bei mir dadurch die Finanzierung anscheinend im Vordergrund steht. Klar, wenn ich normal Arbeite brauch ich mir bei einer politischen Aktion um das Thema Finanzierung keine Gedanken machen, da ich das ja den ganzen Tag am Arbeitsplatz gemacht hab. Für mich hingegegen ist Politik, die Arbeit, wodurch automatisch die Finanzierung gleichbedeutend mit dem politischen Inhalt im Vordergrund steht. Ihr lebt vom "normalen" Job (der die Kriegsmaschienerie mit STEUERN wieder finanziert), der Rente oder der Staatsknete. Ich hingegen lebe möglichst von den Einnahmen, die meine politische Arbeit mit sich bringt. Überlegt im Stillen mal was politisch sinnvoller ist.

ANHANG: taz-Artikel
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2000 gegen Krieg auf der Straße
Gegen einen Angriffskrieg im Irak haben gestern Abend 2000 HamburgerInnen demonstriert. Trotz Schneetreibens und Kälte zogen sie aus Anlass des 70. Jahrestages der Machtübernahme durch den Hitlerfaschismus vom ehemaligen Gestapo-Hauptquartier an der Stadthausbrücke durch die City. Auf Transparenten forderten sie: "Lasst uns in Frieden - wir machen Krieg nicht mit!"

"Ein Eroberungskrieg gegen den Irak verstößt gegen die UNO-Charta", sagte Lühr Henken vom Hamburger Forum und verwies auf die wirtschaftlichen Öl-Interessen der USA in der Region. Henken begrüßte zwar das Nein der Bundesregierung zum Krieg, nannte deren Haltung aber inkonsequent. Konsequenterweise müssten den USA und Briten die Nutzung ihrer Stützpunkte in Deutschland sowie die Überflugsrechte für ihre Kampfjets verboten werden. Denn: "Bush will Krieg um jeden Preis, Irak hat Öl, das macht ihn heiß."
"kva/Foto: HS

taz Hamburg Nr. 6968 vom 31.1.2003, Seite 21, 33 Zeilen (TAZ-Bericht), kva, Foto-Text