Demo gegen WEF in Stuttgart

der wilde mob aus stuttgart 24.01.2003 20:30 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
neben vielen aktionen in ganz europa gab es auch in stuttgart eine demonstration gegen den wef.
gegen 17.00 versammelten sich in der stuttgarter innenstadt ungefähr 80-100 leute um lautstark gegen die global leaders des wef und ihren menschenverachtenden kapitalismus zu demonstrieren.die route verlief über den rotebühlplatz in die tübingerstraße, und endete auf dem rathausplatz.
es gab redebeiträge zum thema, und schöne transparente ->leider keine bilder :(

Wir wünschen allen aktivistInnen in davos & überall viel kraft
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Ergänzungen

Intellectual property

Bert 25.01.2003 - 00:29
Ich hoffe ihr reist auch zum Weltkongress der Patentanwälte nach Berlin und stört deren Veranstaltung, denn das ist der Bereich, bei dem jetzt die Strippen gezogen werden: itellectual property rights. sogar gegen ökonomische Interessen.

kannst du da mal mehr infos geben?

25.01.2003 - 01:37
vielleicht liesse sich was machen...

Mehr Infos?

icke 25.01.2003 - 14:16
Kannst Du dazu mehr Infos geben? Hab noch nichts gehört, würde aber was machen wollen.

Frauen, Globalisierung und Widerstand

zorr@ 26.01.2003 - 11:57
Mit diesem Redebeitrag von den Schwarzen Füxen anlässlich des WEF in Davos, möchten wir unseren Blick auf die Zusammenhänge zwischen Globalisierung und Patriarchat richten und den weltweiten, neoliberalen Kapitalismus aus Frauensicht kritisieren.
Denn im Zeitalter der Globalisierung ist es auch für Frauen notwendiger denn je, von ihren jeweiligen Regierungen nicht mehr nur Arbeitsplätze, bessere Löhne, mehr Sozialhilfe zu fordern. Oder sich auf die Forderung nach “Gleichstellung” zu beschränken. Denn “Gleichstellung” bedeutet lediglich einen größeren Teil vom Kuchen, der insgesamt auf Raub an der Natur, Zerstörung der Vielfalt, Gewalt gegen Frauen, Krieg und Neokolonialismus beruht.
Die Verantwortlichen die sich dieses Wochenende in Davos treffen werden – nebenbei gesagt: es sind überwiegend Vertreter des männlichen Geschlechts – sie tragen die Verantwortung für die immer größere Kluft zwischen arm und reich, für geschlechtshierarchische Ausbeutungsverhältnisse, für Gewalt gegen Frauen, Frauenhandel, Zwangsprostitution und Sexindustrie. Was nicht heißen soll, dass nicht auch EINIGE Frauen überall zu den GlobalisierungsgewinnerInnen gehören.
Es liegt aber auf der Hand, dass vor allem in den armen Ländern die Frauen, vor allem die der ärmsten Schichten, die Mehrzahl der Opfer der Globalisierung sind.
In einem globalen, kapitalistischen und patriarchalen Wirtschaftssystem, das nur die Werte von Profit und Konkurrenz kennt, muss der Protest deshalb über Forderungen nach Alternativen innerhalb des kapitalistischen Systems hinausgehen. Er muss eine revolutionäre Perspektive entwickeln und er muss global sein.
Die Voraussetzung ist aber eine Thematisierung dessen, was Globalisierung für Frauen überhaupt bedeutet und warum Frauen nicht nur Opfer, sondern die eigentlichen Stützen der konzerngesteuerten Globalisierung sind. Viele glauben immer noch den Versprechungen der Regierung und der EU, dass Frauendiskriminierung durch das globalisierte Kapital aufgehoben werden könne, dass die Politik des “Gender Mainstreaming” Chancengleichheit für Frauen schaffen werde.
Doch nicht nur in den armen Ländern sind vor allem Frauen von den negativen Folgen der Globalisierung betroffen. Auch in Europa und Amerika erfahren Frauen, dass der Sozialstaat zunehmend abgebaut wird, dass ihre Hoffnungen auf Gleichberechtigung nicht erfüllt werden, dass sie die ersten sind, die bei Kündigungen gefeuert werden, dass die Frauenarbeitslosigkeitsrate weit höher liegt als die der Männer, dass sie trotz hervorragender Ausbildung keine Aussicht mehr auf einen angemessenen und entsprechend bezahlten Arbeitsplatz haben und dass die Löhne und Renten von vielen Frauen keinesfalls existenzsichernd sind. Mehr und mehr Frauen landen bei der Sozialhilfe oder in der Prostitution und verarmen zunehmend.
Außerdem werden überall die Gelder für Frauenprojekte, die Feministinnen gegründet haben, gestrichen.
Es wird immer deutlicher, dass nicht nur die Polarisierung zwischen Oben und Unten auch in Deutschland zugenommen hat, sondern auch, dass hier, wie in anderen Ländern, die Armut vor allem weiblich ist.

Warum ist das so?
Frauen sind nicht nur weltweit die OPFER der Globalisierung. Sie waren und sind vielmehr absolut notwendig, um die Globalisierung der Wirtschaft durchzusetzen und weiter aufrecht zu erhalten.
In Thailand, Bangladesh, Mexiko, China und vielen Ländern der sogenannten „Dritten Welt” sucht das westliche Kapital die billigsten, die gefügigsten und gehorsamsten Arbeitskräfte.
Die Regierungen dort haben ihre jungen Frauen dem internationalen Kapital wie ein Zuhälter angeboten und waren bereit, sog. “Freihandelszonen” oder “Freie Produktionszonen”- in Polen nennt man sie heute “Sonderwirtschaftszonen”- einzurichten, in denen das Kapital jegliche Freiheit hat. Die ausländischen Firmen brauchen keine Arbeits- oder Arbeitsschutzgesetze zu beachten. Sie brauchen sich um Umweltschäden nicht zu kümmern, sie können ihren Gewinn zu 100% aus dem Land heraus transferieren. An der mexikanischen Grenze zum Beispiel heißen diese Sonderwirtschaftszonen Macquiladoras. Die Arbeitskräfte in diesen Maquiladoras sind bis zu 90 Prozent junge, unverheiratete Frauen. Es dürfen keine Gewerkschaften existieren, es gibt keinen Minimallohn. Die Arbeitszeit kann bis zu 14 Stunden am Tag dauern, mit Schichtarbeit bis zwei Uhr nachts. Unbezahlte Überstunden sind die Regel. Die Arbeiterinnen haben kaum Zeit zum Klo zu gehen. Manchmal werden sie sogar eingesperrt, bis sie ein bestimmtes Quantum an Produkten fertiggestellt haben. Sexuelle Belästigung und Gewalt durch die männlichen Aufseher sind an der Tagesordnung. Es kamen schon viele Frauen aufgrund dieser Verhältnisse zu Tode.
Es ist klar, warum die transnationalen Großkonzerne fast nur junge, unverheiratete Frauen anheuern. Sie brauchen dann keinen Mutterschaftsurlaub zu zahlen, die jungen Frauen kennen ihre Rechte noch nicht, sie haben “geschickte Finger” und sind “gefügsam”. Wenn sie heiraten, werden sie entlassen und durch neue ersetzt. Sie sind zufrieden mit Löhnen, die Männer nie akzeptieren würden. All dies sind jedoch keine eigentlich weiblichen Eigenschaften, sondern Zuschreibungen, die diesen Frauen aufgezwungen werden.
Die Vorliebe des internationalen Kapitals für junge Frauen aus dem Süden und Osten liegt daran, dass Frauen weltweit zu Hausfrauen definiert worden sind. Eine Hausfrau zu sein heißt, einen männlichen “Ernährer” zu haben, der einen Lohn oder ein Gehalt verdient. Der Verdienst einer Frau gilt darum überall als ZUSÄTZLICH zum Lohn des “Ernährers”. Er ist darum nirgendwo dem Männerlohn gleich.
All dies kann man strukturelle Gewalt gegen Frauen nennen.
Doch die Globalisierung hat auch die direkte Gewalt gegen Frauen allgemein erhöht. Das bedeutet nicht nur die Zunahme von Vergewaltigungen, sexuellen Übergriffen, Morden und Kindesentführungen im Süden und Osten sowie in unseren sogenannten “zivilisierten” Gesellschaften, sondern auch die direkte Vermarktung dieser Gewalt. Sie erfolgt nicht nur durch die Porno-und Sexindustrie, sondern auch durch die Spielzeugindustrie, die Medien und die Werbung. Gewalt gegen Frauen ist heute wirtschaftsfördernd.
Es besteht eine typische Kombination aus kapitalistischer und patriarchaler Gewalt.

Doch es gibt noch einen anderen, direkteren Zusammenhang zwischen globalisierter Wirtschaft und Gewalt gegen Frauen.
Das ist der Zusammenhang zwischen der Durchsetzung neoliberaler Wirtschaftspolitik und den daraus entstehenden Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bevölkerungsgruppen, die vorher mehr oder weniger friedlich zusammengelebt haben.
Alle diese Kriege werden mit rassistischen, ethnischen oder religiös-kulturellen Argumenten begründet und sie haben immer eine spezielle Gewalt gegen Frauen zur Folge.
Im Bosnienkrieg haben wir schon gelernt, dass Vergewaltigungen bewusst als Kriegswaffe eingesetzt wurden, um den “Feind” zu demütigen. Frauen gelten also auch heute noch nicht und nirgendwo als eigenständige, autonome Wesen, sondern als “Eigentum” von Männern. Wer “Herr” über ein Land sein will, vergewaltigt also die Frauen dieses Landes. Denn es herrscht immer noch die alte patriarchale Krieger-Logik: Wer das Land besitzt, besitzt die Frauen des Landes.
Wenn wir aber verstehen, dass diese Konflikte nicht durch jeweilige kulturelle, religiöse oder ethnische Verschiedenheiten bedingt sind, sondern letztlich durch ein Wirtschaftssystem, das alle zu Feinden von allen macht, ein System, das nur einen Wert kennt, den Profit und sein Wachstum, dann wird deutlich wie wichtig und notwendig unser Widerstand heute ist!
Deshalb lasst uns gemeinsam gegen Ausbeutung und die Politik des WEF kämpfen!
Kapitalismus und Patriarchat abschaffen!