Weltsozialforum beginnt mit Grossdemo
Am 23. Januar hat das dritte Weltsozialforum in Porto Alegre mit einer Demo von mindestens 50.000 Leuten begonnen, diesmal mit deutlich groesserer Polizeipraesenz als 2002.
Das dritte Weltsozialforum hat am Donnerstag (23.Januar) mit einer Demonstration von mindestens 50.000 Leuten begonnen. Auf der Strasse war die seltsame Mischung zu sehen, die sich seit 2001 jedes Jahr wieder in der suedbrasilianischen Stadt zusammenfindet: brasilianische PT-AnhaengerInnen, GewerkschafterInnen aus aller Welt, argentinische Piqueteros, K-Gruppen, Landlose, AnarchistInnen, ATTAC-Leute von Japan bis Deutschland (sinnigerweise mit deutschsprachigen Transpis), PalaestinafahnentraegerInnen, kirchliche EntwicklungshelferInnen. (ohne Anspruch auf Vollstaendigkeit!) Wesentliche Themen waren der bevorstehende Irakkrieg, der Widerstand gegen die geplante amerikaweite Freihandelszone ALCA, die Solidaritaet mit der Intifada und Kritik an der weltweiten Privatisierungspolitik (z.B. beim Thema Wasser). Wie schon im letzten Jahr war die Demo bunter, kreativer und einfach besser gelaunt als saemtliche Berliner 1.Mai Demos der letzten Jahre, und deswegen nicht weniger politisch. Ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied zum letzten Jahr war die z.T. massive Polizeipraesenz. Die Polícia Militar trat provokativ in Kampfmontur auf, mit Hunden und Pferden. Auch auf dem Jugendcamp sind immer wieder berittene und unberittene Polizeistreifen anzutreffen, deutlich mehr als im letzten Jahr. Aehnlich wie die Polizei in Deutschland untersteht die Polícia Militar in Brasilien den Bundesstaaten, und obwohl Lula inzwischen in Brasília regiert und der Buergermeister in Porto Alegre immer noch von der PT ist, wird die Regierung des Bundesstaats Rio Grande do Sul seit kurzem von einer rechten Partei gestellt. Das hat die Ausgangsbedingungen fuer das WSF und fuer viele teilnehmende Gruppen erschwert. Anders als im Jahr 2002 bekamen viele Gruppen dieses Jahr keinerlei Unterstuetzung vom Bundesstaat Rio Grande do Sul, um z.B. die 26stuendige Busreise von Rio de Janeiro zu bezahlen. Morgen vormittag beginnen die Workshops, Konferenzen und Seminare. Momentan herrscht noch grosses Chaos, da die Programme immer noch nicht in gedruckter Form vorliegen und niemand weiss was eigentlich wann wo stattfinden wird.
Hier noch ein kleiner Aufruf: es ist vollkommen illusorisch, einigermassen vernuenftig von so einem Riesenevent zu berichten, bei dem z.T. 50 Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und das ueber die gesamte Stadt verteilt ist. Deswegen - an alle, die auch hier sind - schreibt ueber eure Eindruecke, Erlebnisse, Perspektiven, macht Bilder und stellt sie ins Netz, beteiligt euch - ich glaube das wir nur so der Realitaet einer solchen Massenveranstaltung gerecht werden koennen.
alegra, Porto Alegre, 23.Januar
Hier noch ein kleiner Aufruf: es ist vollkommen illusorisch, einigermassen vernuenftig von so einem Riesenevent zu berichten, bei dem z.T. 50 Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und das ueber die gesamte Stadt verteilt ist. Deswegen - an alle, die auch hier sind - schreibt ueber eure Eindruecke, Erlebnisse, Perspektiven, macht Bilder und stellt sie ins Netz, beteiligt euch - ich glaube das wir nur so der Realitaet einer solchen Massenveranstaltung gerecht werden koennen.
alegra, Porto Alegre, 23.Januar
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Ergänzungen
Bilder von der Großdemo
Herrschaftsbrille aufsetzen!
- wer setzt welche Rahmen?
- können sich die Menschen selbst nach außen vermitteln oder wer sagt wo in welchem Rahmen, was die politischen Positionen sind?
- wer hat wo Zutritt?
- haben alle in Porto Alegra gleiche Möglichkeiten?
- welche Rolle spielt die brasilianische Regierungspartei in dem Ganzen?
Hintergrund ist nicht nur die sich ständig wiederholende Erfahrung, daß politische Events vor allem denen dienen, die exklusiv die Außenvermittlung organisieren und die die tanzenden Massen als ihr Hintergrundbild brauchen. Sondern auch, daß es bei WSF, ESF usw. bisher immer soziale Schranken gab, also keine offenen Presseplattformen und -konferenzen, keine offenen Kreise, wo die Endresolutionen verabschiedet wurden, dafür aber widerliche Kungeltreffen zwischen den Führer von PT und NGOs mit den sozialdemokratischen Medien dieser Welt. Junge Welt, ND, FR, taz und all diese widerliche Herrschaftsscheisse wird in Doitschland ein sehr einseitiges Bild des WSF verkünden, denn sie sind mit dabei, die Eliten von Bewegung abzusichern, die lobbyistisch handeln, während sie ihre "Basis" als telegenen Hintergrundbild brauchen.
Siehe z.B. zu Attac, WSF usw. über http://www.projektwerkstatt.de/debatte/struktur/attac.html
Bilder vom WEF...
Schöner kurzer Bericht...
Wie gespalten sind diese sozialen Bewegungen!?
Lassen sich Gewerkschaftarbeit, feministoischer Kampf, Kampf der Landlosen, Bewegungen der Theologie der Befreiung auf gemeinsame Nenner, wenn gar NICHT SYSTEM INMAMNNENTE Nenner vereinigen!?
Ich wäre auch sehr dankbar über jede inhaltliche Debatte/feedback aus den Workshops, Seminaren, etc, etc..., denn wie du schon sagtest: es sind soooo viele.
Es stimmt das Rio Grande do Sul (es gab Formen erweiterter Demokratie, wie z.b. der Beteiligungshaushalt ("Estado da participacao popular"), der eine Parteihochburg der Parteilinken innenhaln der PT ist und das die PT dort, leider, die letzten Wahlen verloren hat.
Wer darüber!? Was macht die Linke in der PT nun!? Was wurde aus dem Modell des partizipativen Haushalts!?